Waren die Themen der vergangenen Folgen noch eher auf das einstimmige Spiel bezogen, möchte ich euch heute ein paar Tricks und Kniffe an die Hand geben, wie ihr im Blues wunderbar mit zweistimmigen Elementen und Double Stops neue Akzente setzen könnt. Im zweiten Abschnitt des Workshops werde ich euch dann noch einige typische Blues-Endings zeigen.
Natürlich gibt es eine Fülle von Double Stops, die man über jeden Akkord zum Einsatz bringen kann, aber ein paar ganz besondere Intervalle haben sich herauskristallisiert, die man immer wieder hört. Allen voran wären da die Sexten, dicht gefolgt von Terzen und gelegentlich von Quarten. Aber warum ausgerechnet diese Intervalle? Ein Intervall steht meistens repräsentativ für einen Akkord und deshalb findend wir sie ganz einfach, wenn wir aus einem Durdreiklang zwei beliebige Töne herausgreifen. Betrachten wir uns zum Beispiel einen A7, dann haben wir zwischen a und c# eine Terz, zwischen e und c# darüber eine Sexte, zwischen e und a eine Quarte. Natürlich gibt es auch Quinten, aber deren Sound findet sich im Solo eher seltener – möglicherweise wegen ihrem sehr statischen Klang.
Die eingesetzten Intervalle können wir demnach entweder aus unseren Griffbildern herleiten oder wir nehmen ein Intervall und schieben es durch die jeweilige mixolydische Tonleiter (siehe auch Workshop: Blues Solo Improvisation – Die wichtigsten Blues Scales).
Das bedeutet, dass wir einen näheren Blick auf die Tonleitern A, D und E mixolydisch werfen sollten, da sie das Tonmaterial für die Double Stops liefern.
Das kann so aussehen – hier ein Beispiel mit Sexten durch A-mixolydisch:
Insider-Trick: An Stellen, an denen beide Töne einen Ganztonabstand haben, kommt es supercool, wenn man das Intervall chromatisch auffüllt:
Hier möchte ich euch ein paar typische Double Stops an die Hand geben, bezogen auf A7, die ihr natürlich auf D7 und E7 übertragen solltet:
Für dich ausgesucht
Ein kleines Beispiel meinerseits, wie ein “Double Stop Blues” klingen kann:
Und hier euer Playback zum Jammen:
Viel Spaß mit den Double Stops!
ENDINGS
Da wir uns dem Ende unseres Blues-Crashkurses nähern, möchte ich noch ein Thema mit euch behandeln, dass untrennbar mit dem Bluesvokabular verbunden ist, nämlich der Einsatz von “Klischees”. Wie jede Stilrichtung hat auch der Blues ganz arttypische Licks und Wendungen, die jeder Bluesmusiker kennt und die sowohl von Musiker- als auch von Zuhörerseite schon fast erwartet werden. Das hat dann nichts mit “Lickspielen” oder “kopieren und klauen” zu tun, sondern vielmehr mit der Verwendung einer gemeinsamen Sprache, die erkennen lässt, dass man sich mit dem Blues beschäftigt hat.
Besonders stark kommen diese Klischees in den letzten beiden Takten als sogenannter “Turnaround” zum Einsatz, da es hier ja wieder zum Formanfang zurückgehen muss. Übrigens, da beim Blues das Ende ja quasi auch den Anfang des neuen Chorusses darstellt, sind diese Schlusswendungen auch prima als Intro geeignet.
Hier ein paar gängige Schlusswendungen, die ihr schon fast wie Vokabeln lernen solltet:
Übrigens liegen vielen dieser chromatischen Licks eine bestimmte Akkordfolge, bestehend aus der Tonika und verminderten Akkorden zu Grunde, wie z.B.
|| A/C# | C0 | B0 (oder Bm) | A ||
Spiele ich das nun in Akkorden aus, erhalte ich bereits den Sound der Schlusswendung. Nun kann ich aber einfach ein Intervall nach Belieben aus diesen Akkordbildern herausgreifen und schon lande ich bei den typischen Klischees:
Ein paar dieser Intros eignen sich übrigens rückwärts gespielt auch sehr gut, um von A nach D zu gelangen, wie z.B. in Takt 4 auf Takt 5. Ihr müsste lediglich mit einem D Dur Akkord, oder einem passenden Double Stop auflösen:
Auch wenn es heute etwas weniger Solistisches gab, möchte ich dennoch einladen, zu unserem A Blues-Jamtrack zu solieren und an den entsprechenden Stellen das eine oder andere Klischee einzusetzen. Versucht darauf zu achten, dass ihr logisch in die Wendungen hineinfindet:
Und nun viel Spaß mit den Blues-Endings!
Thomas sagt:
#1 - 05.10.2016 um 10:59 Uhr
Der ganze Bluesworkshop ist super cool und total hilfreich. Danke!! Ich habe eine Frage zum Spielen bzw. Greifen von Doublestops, welche eine Leersaite dazwischen haben. Bsp.: Prime&Sexte, wie hier auch in den Beispielen. Wie schlage ich an oder soll greifen ohne das die Leersaite dazwischen klingt ? Gruß Tom
Haiko Heinz sagt:
#1.1 - 05.10.2016 um 19:43 Uhr
Hi Thomas, ich würde das normal anschlagen aber mit dem Finger, der die tiefere Saite greift, die darüberliegende muten.
Antwort auf #1 von Thomas
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