Wenn ein Video gedreht wird, stehen Bild und Handlung im Vordergrund. Motiv und Ausschnitt, Belichtung und Stimmung bestimmen Kameraleute. Im Schnitt kommt dann das große Problem: der Ton.
Nun sollte man sich verdeutlichen, dass es “audiovisuell” heisst. Und in diesem Wort steht der Ton sogar am Anfang! Für den Zuschauer ist ein Video ohne Ton unvollständig und ein guter Grund, nicht hinzugucken. Besonders dann, wenn ein Protagonist interviewt wird.
Seit vielen Jahren drehe ich Dokumentarfilme, Videoclips, Reportagen und Imagefilme in allen möglichen Bereichen. Ich bin in Wüsten und auf dem Wasser unterwegs, scheue kein schlechtes Wetter und liebe Sonnenuntergänge. Und jedes Mal, wenn ich eine Sequenz gedreht habe, beschleicht mich anschließend die Frage: “War der Ton auch in Ordnung?” Stimmt, ich denke immer zuletzt daran. Ich bin eben Kameramann und nicht Tonmeister!
Wie oft habe ich dann im Schnitt gesessen und mich geärgert. Hier stimmt die Pegelung nicht, dort sind im Hintergrund zu viele Geräusche und der Protagonist ist nicht zu verstehen. Es muss beim Dreh oft schnell gehen, sodass wenig Zeit bleibt, um sich einem guten Ton während der Aufnahme zu widmen. Das gilt insbesondere wenn man ohne zusätzlichen Ton-Mann dreht…
Es ist an der Zeit, Mikrofone für den harten Einsatz zu testen. Die mir das Gefühl geben, ich brauche mir um den Ton weniger Sorgen zu machen. Dazu habe ich mir eine Alltagssituation zum Testen aufgebaut. Ein Raum, der hallig ist, im Hintergrund Stimmen mit 70 dB und verschiedene Abstände zu dem Test-Mikrofon. So kann jedes Mikrofon mal zeigen, was es kann!
Also ganz einfach: Die Kamera kommt auf das Stativ, das Mikrofon auf den Ständer, davor auf dem Boden wird eine Linie gezogen. fünf Markierungen darauf gesetzt und die manuelle Toneinstellung der Kamera aktiviert.
Jeder Kamerahersteller hat da andere oder keine Möglichkeiten. Logischerweise will ich für den Test kein Autogain verwenden. Nur manuelle Aussteuerungen mit gleichem Wert kann ich später im Schnitt vergleichen.
Meine Wahl fiel auf die Panasonic HPX250 mit vier Audiospuren. Davon sind zwei mit XLR-Eingängen mit einer Line/Mic-Umschaltung und 48V-Phantomspeisung ausgestattet. Die beiden anderen Kanäle werden von einem internen Mikrofon bedient.
Spur eins wurde mit dem Testmikrofon belegt, Spur zwei blieb frei und die Spuren drei und vier waren Atmo.
Im Test ist nur die Spur eins in Mono zu hören.
Testaufbau
In zunehmenden Maße werden heute DSLR-Kameras für die Filmproduktion genutzt. Sie sind günstiger als normale TV-Kameras. Die DSLRs haben keine XLR-Eingänge, sondern nur eine 3,5mm-Klinkenbuchse für die Tonkanäle. Hier werden die Mikrofone entweder direkt gesteckt oder über einen Adapter von 3,5mm-Klinke auf XLR angeschlossen.
Der Pegel der Tonaufnahme kann bei einigen DSLRs manuell eingestellt werden.
Meine Wahl für den Test fiel auf die Sony A7s. Der Ton wurde im Menu manuell auf den Skala-Wert 20 eingestellt. Im Test ist nur Kanal eins in Mono zu hören.
Beginnen wir mit einem Klassiker und Oldie:
Für dich ausgesucht
Sennheiser MKH416-P48
Bereits Mitte der 70er Jahre wurde von Sennheiser diese Kondensatormikrofon-Serie aufgelegt. Unser Testmikrofon ist Baujahr 1990. Sennheiser kann mit Fug und Recht behaupten, mit der MKH-Serie einen Meilenstein gesetzt zu haben. Fast jedes TV-Team nach EBU(“European Broadcast Union”)-Standard hat dieses Mikrofon im Dauereinsatz. Das Mikrofon ist ein Richtmikrofon mit hervorragenden Eigenschaften. Es klingt warm und weich. Es muss von Kamera oder Mischer mit 48V-Phantomspeisung versorgt werden, kann also nur an Kameras mit XLR-Buchsen und Speisespannung verwendet werden. DSLR-Kameras scheiden also zunächst aus. Die Charaktaristik wird von Sennheiser als Keule angeben. Mit niedrigem Eigenrauschen und einer hohen Empfindlichkeit begeistert es jeden Tonmann unter schwersten Bedingungen und Klimaverhältnissen. Es überträgt einen Bereich von 40 bis 20000 Hz in seinem Ganzmetallgehäuse und verträgt einen Grenzschalldruck von 130 dB (SPL). Es ist einfach robust und universell einsetzbar unter allen Bedingungen. Das Mikrofon liegt im oberen Preissegment und ist im Schnitt für 1000 Euro zu erwerben. Da lohnt sich schon mal eine Recherche auf dem Gebrauchtmarkt. Unser Testmikrofon habe ich mehr als 25 Jahre in Betrieb. Es ist immer gut gepflegt worden und ist in meinem Bestand immer noch das Beste, was ich an Mikrofonen habe. Für den DSLR-Betrieb nutze ich einen Wendt X2-Mischer. An dem kann ich meinen echten Schatz, ein MKH416T verwenden. Das T steht für eine 12V-Tonader-Speisung, die Kombination von Mischer und Mikro ist allerdings zu teuer, um hier verglichen zu werden.
Aus diesem Grunde gibt es den MKH416-P48-Test:
Sennheiser AVX-835
Im Zeitalter der Remote-Control haben natürlich Funkstrecken eine rosige Zukunft. Nachdem nun endlich die Frequenzverteilung in Europa zuverlässig gestaltet worden ist, drängen immer mehr Hersteller auf den Markt “Mikrofon ohne Kabel”. Sennheiser hat das AVX-835-Set veröffentlicht. Es vereint die praktische Kombination von Handmikrofon mit integriertem Sender und Mini-Empfänger mit XLR-Stecker, ein sogenannter digitaler PlugOn-Empfänger. Die Funkstrecke arbeitet in der Übertragung im 1,9-GHz-Bereich und ist extrem übertragungssicher. Der Empfänger lässt sich an XLR-Buchsen direkt anschließen. Er kann ein- und ausgeschalten werden. Mit Tastendruck kann man den Pegel des Ausgangssignals am Empfängers in vier Varianten einstellen. Neben dem Taster zum Verkoppeln mit dem Mikro (Dieses Pairing muss man nur ein einziges Mal machen.) kann man noch den abnehmbaren Akku bequem per USB 2.0 Mini-B Stecker laden. Dieser hält satte vier Stunden. Das Ganze ist auch noch drehbar am XLR-Stecker angebracht und dürfte somit an jedem Gerät verwendbar sein. Das Set ist anmelde- und gebührenfrei in Europa.
Das Handmikrofon vom Typ SKM AVX-835 ist ein klobiges Teil, welches es in sich hat. Die Technik mit automatischer Kanalwahl überzeugt jeden Ahnungslosen. Das dynamischen Mikrofon mit Nierencharakteristik unterdrückt seitlich einfallenden Geräusche selbst für Reportagen in lauter Umgebung ausreichend gut. Zudem ist es ein Leichtgewicht. Der Akku, der bis zu 15 Stunden halten soll, kann ebenfalls per USB geladen werden. Ein passendes Netzteil mit entsprechendem Kabel wird mitgeliefert. Ein Nachteil: Vorsicht mit den Handgeräuschen! Da muss man schon aufpassen und das Mikrofon nicht zu sehr in der Hand bewegen. So etwas kennt man von Sennheiser normalerweise nicht. Im Set werden alle notwendigen Anschlüsse für mit XLR und Miniklinke ausgestattete Geräte mitgeliefert. Sennheiser hat den neuen Kundenkreis also erkannt.
Mit über 800 Euro liegt das Set allerdings auch im oberen Preissegment. Aufgrund des Fehlen eines Kabels ist es natürlich unglaublich praktisch. Funkstrecken hatten immer das Risiko einer Empfangsschwäche, doch mit der neuen digitalen Übertragungstechnologie ist das verschwunden – das hat aber auch seinen Preis.
Beyerdynamic MCE 85 BA
Man muss dieses Mikrofon gleich im Anschluss testen: Es wird in einem Kit ausgeliefert, welches das Herz eines jeden Videojournalisten höher schlagen lässt. In dem Plastikkoffer befindet sich alles, um einen guten Ton zu machen. So finden sich dort Befestigungen für DSLR-Blitzschuh, Windschutz gegen unliebsame Windgeräusche, eine Möglichkeit, alles an eine Tonangel zu bauen, ein Adapter von XLR auf 3,5mm-Klinke und ein Poppschutz. Das Set kostet weit unter 400 Euro.
Es ist ein ideales Richtrohr-Kondensatormikrofon für alle Typen von Kameras. Die 1,5V-Batterie sorgt für die Spannungsversorgung, die aber auch per Phantomspeisung von 11 bis 52 V bewerkstelligt werden kann. Die Supernieren-/Keulen-Charakteristik hat einen Frequenzgang von 34 bis 19000 Hz, verträgt einen Schalldruck von 115 dB SPL und kann ein Hochpassfilter von 120 Hz manuell dazu schalten. Auch kann die Spannungsversorgung abgeschaltet werden, wenn sie aufgrund einer Phantomspeisung nicht benötigt wird. Die Betriebslaufzeit der Batterie liegt bei nur 160 Stunden.
Für mich ist dieses Mikrofonset eine Empfehlung wert. Es hat einen schönen weichen und angenehmen Sound. Dies mag an den hohen Dynamikumfang von 95 dB liegen, es ist robust und bietet viel Möglichkeitem durch die mitgelieferten Adapter für DSLR. Gleich nach meinen Test haben es zwei Kollegen erworben und sind völlig zufrieden mit derQualität und dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Aber hört selbst!
Beyerdynamic MCE-85 PV
DPA 4017 B
Es ist unbestritten: Der DPA-Schmiede gelingen tolle Mikrofone. Auch hier findet man ein Set, welches den Tonmann begeistert. Das Mikrofon ist klein und leicht, einen Windkorb gibt es dazu. Und der Sound des 4017 B kann es locker mit Sennheiser aufnehmen.
Das Kondensator-Richtrohrmikrofon hat eine Supernieren-Chrakteristik und nimmt einen Frequenzbereich von 70 bis 20000 Hz auf. Es besitzt einen schaltbaren Bass-Roll-Off, der bei 50 Hz einsetzt. Ein schaltbarer High Boost bringt bei 8000 Hz eine Anhebung von 4 dB. Das ist, wenn man es richtig anwendet, eine hervoragende Hilfe bei Tonaufnahmen. Leider kann man es aufgrund der 48V-Versorgung nur an XLR-Buchsen verwenden. Im DSLR-Bereich erfordert es teure Adapter, die einem Erwerb dieses Mikrofones einfach mit zusätzlichen Kosten belasten. Ein derartiges Set liegt bei 1700 Euro und überzeugt mit Qualität und Ingenieur-Wissen. Für mich ist es zu teuer und zu umständlich. Besitzen würde ich es schon gerne, aber das Budget…
the t.bone EM 9600
Dieses Kondensator-Richtmikrofon ist für mich eine Überraschung. Es soll ideal für Video, Sprache, Overhead und Chor sein. Da denkt man doch sofort: “Toll!” Allerdings liegt es mit einem Frequenzgang von 60 bis 18000 Hz schon in einem deutlich engeren Bereich als alle anderen Testmodelle. Das Modell wird 45 Euro samt 6-Meter-XLR-Kabel, Windschutz und Hardbox angeboten. Als ich dieses Mikrofon zum ersten Mal sah, hatte ich meine Zweifel – heute habe ich drei Stück davon im Einsatz. Es gehört zu meinen Lieblings-Backup-Mikrofonen. Allerdings darf man gleich vor dem ersten Gebrauch eine mechanische Korrektur ansetzen. Öffnet das Batteriefach und umwicklt den silbernen Teil mit einer Lage Tesafilm. Sonst habt ihr Klappergeräusche in der Aufnahme! Vielleicht liest das ja mal jemand von t.bone…
Ach – und der Windschutz: Es muss unglaublich schwierig sein, den Innendurchmesser des Windschutzes an den Aussendurchmesser des Mikrofons anzugleichen. Einfach ein wenig enger hergestelltund der Windschutz säße fest. Oder hat der Hersteller ein Abkommen mit den Krankenkassen? Die vielen Kniebeugen zum Aufheben des Windschutz sind bestimmt sehr gesundheitsfördernd.
Das Mikrofon hat eine 1,5V-Batterie-Versorgung und ist deshalb im XLR- und DSLR-Bereich ohne 48V-Versorgung einsetzbar. Zudem hat es eine Keulen- und eine Nieren-Schaltung – was es sehr bequem macht. Die Keule hat eine sehr enge Ausrichtung, die Niere ist wunderbar für direkte Interviews.
Meist setze ich dieses Mikrofon als Back-Up ein. Audiokanal eins nutze ich dann für die Funkstrecke oder das O-Ton-Mikro, das ME 9600 läuft bei mir oft auf Audiokanal zwei in automatischer Austeuerung und wird an der Kamera befestigt. Meist nutze ich die Einstellung Keulen. So habe ich bei O-Tönen immer zwei Tonspuren und wenn ich mal keine Zeit hatte, das Mikrofon auf Tonkanal eins einzuschalten, dann liefert mir das ME 9600 immer ein sehr brauchbares Ergebnis.
Wenn ich unterwegs bin, habe ich immer zwei ME 9600 dabei. Wird eines defekt, muss ich mir keine Sorgen machen: Der Preis liegt bei sagenhaften 45 Euro. Oft habe ich mir schon Freunde im Ausland gemacht, wenn ich ihnen das EM 9600 als kleines Gastgeschenk überlassen habe.
Rode NTG2
Dieses Mikrofon ist mittlerweile ein Klassiker. Es hat längst seinen Platz im Videojournalismus gefunden und sich bewährt. Das Supernierenmikro hat einen professionellen XLR-Anschluß und kann mittels einfachen Adapters ohne Weiteres auch an 3,5mm-Klinkenbuchsen angeschlossen werden. In diesem Fall ist sogar die hohe Ausgangsimpedanz von 350 Ohm von Vorteil. Der Frequenzgang von 20 bis 20000 Hz ist professionell genug, das Mikrofon verträgt einen Schalldruck von 131 dB SPL. Die einsetbare 1,5-Volt-Batterie sorgt beim DSLR-Filmen für die Spannungsversorgung, hat aber leider eine geringe Betriebsdauer von etwa 100 Stunden. Das Gehäuse ist aus robustem Metall verträgt auch ruppige Behandlung. Der mitgelieferte Windschutz ist nicht zu beanstanden.
Im Preis liegt es um die 200 Euro. Man kann nichts Schlechtes über dieses Produkt feststellen: Das Teil hält was aus, für mich ist der Sound nicht so schön. Ich bevorzuge für O-Töne einen weichen und warmen Sound. Rode ist mir zu spitz und betont mehr die Höhen. Die Qualität erfüllt EBU-Ansprüche (ist also voll TV-tauglich) und überzeugt durch Wertbeständigkeit. Wer dieses Mikrofon einmal hat, der gibt es auch nicht weg.
Rode VideoMic Pro
Dieses Kondesator-Richtmikrofon zur Montage an einem Blitzschuh verspricht eine starke Richtcharakteristik und soll Aufnahme in Broadcastqualität ermöglichen. Es nimmt einen Frequenzbereich von 40 bis 20000 Hertz auf, der Grenzschalldruckpegel ist mit 134 dB SPL recht hoch. In erster Linie besticht es jedoch mit seinem Aussehen und einer ausgeklügelten Körperschallentkopplung. In dem leichten und kompakten Gehäuse befindet sich eine 9-V-Batterie, die es auf eine Betriebszeit von 70 Stunden bringen soll. Hier ist das Mikrofon ein klarer Verlierer gegenüber allen anderen Testmodellen. Am Gehäuse befinden sich zwei Schalter für eine Vordämpfung von 10 dB und -20 dB und für einen Pegel-Boost von 20 dB für leise Schallquellen. Zudem kann man mit einem schaltbaren Hochpassfilter von 80 Hz tieffrequente Storquellen eliminieren. Neben den Ein- /Aus-Schalter befindet sich noch eine zusätzliche Kontroll-LED. Die erste Handhabung brachte mich zur Verzweifelung, da das Einlegen der Batterie mit vielen Hürden verbunden war. Kaum war die Batterie montiert, verlor das Mikrofon erheblich an Leichtigkeit. Das VideoMic Pro ist ein hippes Mikrofon, von dem aber ohne Zweifel abgeraten werden kann: Sehr viele Schaltfunktionen verwirren den Einsteiger (Wind ein/aus, -20 dB, -10dB, 0db). Ich habe es an die Sony A7s angeschlossen und alles durchprobiert. Und ganz ehrlich: Ob das Rode dran ist oder nicht – es klingt alles ziemlich gleich. Im Test konnte ich mit diesem Mikrofon keine Verbesserung gegenüber dem eingebauten Mikro der Kamera erzielen. Und unter den Testbedingungen hat es einfach das schlechteste Ergebnis geliefert – bis auf die Tatsache, dass der Windschutz fest am Mikrofon saß. Das VideoMic Pro kostet um die 240 Euro.
sE Electronics ProMic Laser
Bei diesem Kondensator-Richtmikrofon handelt es sich um das erste von sE gebaute Aufsteckmikrofon mit 3,5mm-Klinkenstecker. Die Stromversorgung wird durch eine 1,5V-AAA-Batterie für immerhin 200 Stunden gewährleistet. Aber nur die Hälfte davon konnte im Test bestätigt werden. Der Frequenzgang des Laser beginnt bei 20 und endet bei 20000 Hertz. Mit einem Gewicht von 73 Gramm ist es ein absolutes Leichtgewicht, allerdings zu Lasten der mechanischen Stabilität: Die Verarbeitung ist schlicht und dürfte keine schweren Belastungen aushalten. Immerhin dachten die Konstrukteure an die mechanische Entkoppelung, um zusätzliche Geräusche von der Kamera zu vermeiden und spendierten dem Mikrofon eine Aufhängung mit Gummibändern und ein Spiralkabel. Bei der Bemessung des gut dimensionierten Poppschutzes spielt nicht nur das Branding eine Rolle. Leider muss man den Poppschutz erst einmal selber festkleben – ansonsten sorgt die bekannte physikalische Erdanziehungskraft für den blitzschnellen Verlust. Die Durchmesser stimmen nicht überein, somit hat der Poppschutz keinen Halt am Mikrofon. Immerhin konnte die gesamte Aufhängung ohne Mühe an dem Blitzschuh unserer DSLR-Testkamera angeschlossen werden. Auf dem Mikrofon befinden sich im unteren Drittel zwei Schalter. Einer dient der 10dB-Dämpfung und erfüllt damit sicherlich ein wichtiges Instrumentarium beim Filmen von Konzerten beispielsweise. Der zweite Schalter ist ein Aus-/Bass-/Einschalter und dient nicht nur zum Batteriesparen, sondern bietet auch eine Möglichkeit, Windgeräusche mit einem Bass-Cut zu bekämpfen. Der maximale Schalldruckpegel auf das Mikrofon ist mit nur 120 dB angegeben. Grosszügigerweise hat sE dem Käufer auch noch eine kleine Aufbewahrungstasche spendiert, die an Billigkeit kaum zu übertrumpfen ist und sogar den Poppschutz beim Einstecken aufreibt. Gehandelt wird das Mikrofon je nach Anbieter unterhalb von 150 Euro.
Von der Verarbeitung her ließ mich das ProMic Laser schon sehr skeptisch werden. Im Einsatz draußen hatte ich mir mehr versprochen. Ich habe es an der Sony A7s im Einsatz gehabt und war enttäuscht.
Ergebnis: Der Pegel ist schwach, die Richtwirkung minimal und der Sound ist dünn. Es fehlen Höhen und Tiefen, der maximale Wert bei der Pegelung war wirkungslos. Wirklich empfehlen kann ich dieses Mikrofon nicht.
Sennheiser MKE 400
Bei diesem Mikrofon handelt es sich um eine Blitzschuh-Aufsteckmikrofon mit einem Spiralanschlußkabel mit 3,5mm-Stereoklinken . Das Mikrofon mit einer Richtcharakteristik zwischen Superniere und Keule ist für Kameras mit Blitzschuh und externem Mikrofoneingang gedacht. Es soll eine maximale Dämpfung von seitlich einfallenden Geräuschen bewirken, was ihm nur mittelmäßig gelingt. Das Mikrofon in einem robusten Ganzmetallgehäuse wird von einer eigenen 1,5V-AAA-Batterie versorgt und soll laut Sennheiser damit eine Betriebsdauer von 300 Stunden leisten. Das Wechseln der Batterie ist mit Kniffeligkeiten verbunden. Der Batteriekasten ist schwer zugänglich und die Klappe nicht sehr einfach zu öffnen gewesen. Wer allerdings ein beendetes Ingenieursstudium hinter sich hat, wird einen Batteriewechsel ohne Aufregung hinter sich bringen.
Das Mikrofon wird mit einem billig angeklebten Schaumstoff-Pop-Schutz geliefert, der unsererseits erst einmal richtig fixiert werden musste. Nur 60 Gramm wiegt das Mikrofon ohne Batterie und bewältigt einen Frequenzgang von 40 bis 20000 Hertz. Damit liegt es in einem für DSLR-Filmer absolut ausreichenden Bereich.
An der linken Seite des Mikrofones befinden sich zwei nicht sehr robust wirkend Schiebeschalter und eine Leuchtdiode. Der linke Schalter sorgt mit den Schaltstellungen für eine Pegeländerung, von plus/minus 20 dB. Im Test wurden somit auch die Hintergrundgeräusche um das gleiche Level angehoben oder gesenkt, was zu keiner Verbesserung führte. Ohne Hintergrundgeräusche ist dieser Schalter nutzbar, denn er lässt den Protagonisten deutlicher im Ton werden. In der Mitte zwischen den Schaltern befindet sich eine rote LED, die als Betriebsanzeige genutzt wird und somit vor unnötigem Batterieverbrauch warnt oder die Funktion des Mikros signalisiert. Rechts neben der Diode liegt der Aus/-Cut/Ein-Schalter. Ebenso konnte der Popschutz keine Wirkung zeigen. Da er aber wesentlicher Bestandteil des Design ist und nur unzureichend befestigt ist, gibt es ihn mittlerweile schon als separates Ersatzteil zu Preis von knapp 10 Euro zu kaufen. Das Mikrofon ist mechanisch nicht von der Kamera entkoppelt. Geräusche vom Kabel oder Berührungen während der Aufnahme führen zu starken Tonstörungen. Der Preis liegt zwischen 220 und 150 Euro.
Wer glaubt, mit einem guten Namen seine Audioqualität bei der DSLR mit einem Markennamen zu verbessern, dessen Begeisterung wird sich auch hier in Grenzen halten. Dazu muss man sagen, dass es sicherlich auch technisch gesehen sehr schwer sein muss, die Audioqualität bei DSLR-Kameras zu verbessern. Ihre technische Ausrichtung ist mehr auf Foto und Film gerichtet, die Aufnahmetechnik für Ton hält sich sehr in Grenzen. Sicher ist das MKE400 ein schickes Teil. Nur liefert es marginale Verbesserung des Audio an einer DSLR-Kamera.
Fazit
Wenn mich jemand nach Rat fragt, welches Mikrofon er denn für seine Videoproduktion erwerben soll, dann frage ich ihn als erstes zurück, wie hoch sein Budget ist. Ton ist wichtig, denn ohne ihn ist ein Bild meist wertlos. Und das erfordert dann doch eine kleine Investition. Generell kann ich von den auf den Blitzschuh aufsteckbaren Klein-Mikrofonen abraten. Sie sind nur an DSLR-Kameras einsetzbar und liefern kaum wesentliche Verbesserungen unter schwierigen Umständen. In einem stillen Raum ohne Geräusche schaffen sie ein besseres Niveau, sobald sie in O-Ton-Situationen ein lautes Umfeld haben, versagen fast alle.
Wer will, der soll sich ruhig die Upper-Class-Mics kaufen. Sie werden immer ein hervorragendes Ergebnis bei richtiger Anwendung liefern. Hochwertiges Material liefert immer gute Ergebnisse, wenn es richtig angewandt wird. Also eine Frage des Budgets?
Das denke ich nicht, denn für mich gab es eine Überraschung: Wer keine Zeit hat, die richtige Anwendung schnell einzustellen, dem empfehle ich das Beyerdynamic MCE 85 BA im Videojournalistenset für knapp 300 Euro. Damit ist man in jeder Situation als Filmer gewappnet und ärgert sich nicht im Schnitt über schlechten Ton. Klar: Übersteuert ist übersteuert, da ist nichts zu machen. Aber wer mit ein wenig Aufmerksamkeit arbeitet (O-Ton-Kanal an der Kamera mit Kopfhörer abhören!), dem gelingen hervorragende Ergebnisse. Und man muss nichts zusätzlich kaufen.
Wer das Budget nicht hat, der sollte sich einmal ein t.bone EM 9600 gönnen. Der Fünfziger ist gut angelegt, nachdem man den kleinen oben beschriebenen Mechanikfehler beseitigt hat. Und ich gehe jede Wette ein, dass das Mikrofon sehr lange im Einsatz sein wird.
Noch ein Tipp, gerade für die DSLR-Filmer: Benutzt eine Fremdaufzeichnung für den Ton, wenigstens bei den O-Tönen. Hier kann man die gängigen Audio-Aufzeichnungsgeräte für kleines Geld erwerben, die mit XLR- und 3,5mm-Klinkeneingängen ausgestattet sind. Hier kann man jedes hochwertige Mikrofon anschließen. Wer dann bei der Aufnahme am Anfang eine Art Filmklappe schlägt, der hat später beim Synchronisieren mit dem Kameraton keine Probleme und ein professionelles Ergebnis.
Ich drücke Euch die Daumen für die nächste Ton-Aufnahme!
Kleine Checkliste für den Mikrofon-Kauf:
1. Welche Anschlüsse habe ich an der Kamera?
Hier gibt es zwei Arten: XLR-Buchse oder 3,5mm-Klinken-Buchse. Generell gibt es einfache Adapter für Klinkenbuchsen auf XLR-Buchsen. Die Möglichkeit zur 48V-Phantomspeisung entfällt in diesem Fall, das Mikrofon muss dann mit einer eigenen Batterie versorgt werden.
2. Was soll das Mikrofon leisten?
Im Vordergrund steht meist die Sprachaufnahme eines Protagonisten. Dazu eignen sich im Nahbereich Mikrofone mit einer Nieren-Charakteristik. Steht der Protagonist weiter entfernt, werden Keulen-Charakteristiken bevorzugt. Am besten ein Mikrofon mit umschaltbarer Charakteristik wählen.
3. Wie hoch sollte das Budget sein?
Eine sinnvolle Investition für ein langlebiges Mikrofon mit nötigem Zubehör beginnt bei etwa 300 Euro.