Ohne zu übertreiben, gehören Metal und seine stilistischen Verwandten wohl zu jenen Richtungen, die seit jeher auf uns Schlagzeuger eine enorme Faszination ausüben. Neben der musikalischen Aggressivität, den oft kritisch-eindeutigen Texten und entsprechenden Band-Images sind es besonders der spielerische Druck und die souveräne Geschwindigkeit, durch die sich Trommler wie Dave Lombardo, Ray Luzier, George Kollias und Gene Hoglan von der Masse abheben. Kommen dann noch aberwitzig komplexe Songstrukturen und Groove-Konstruktionen wie bei Meshuggah-Trommler Tomas Haake dazu, fragt man sich, warum Metal von vielen Musikern immer noch als eindimensionaler Stil bezeichnet wird. Auch wenn es sich hier im bonedo Crash-Kurs nicht um vertrackte Arrangements dreht, gibt’s trotzdem ordentlich was auf die Mütze.
Dass manche Metal-Trommler ihre Übungseinheiten als Workouts oder Training bezeichnen, kommt nicht von ungefähr…
Abgesehen davon, dass es in kaum einer anderen Musikrichtung so viele verschiedene Strömungen gibt wie im Metal, müsst ihr euch im Klaren darüber sein, dass keine andere Musikrichtung eine derart konstante Power erfordert, ohne dabei die notwendige Präzision zu vernachlässigen. Dass manche Metal-Trommler ihre Übungseinheiten als Workouts oder Training bezeichnen, kommt nicht von ungefähr. Denn es gibt kaum einen Stil, in dem Instrumentenbeherrschung und körperliche Fitness so sehr ineinander greifen. Metal-Uhrwerk Gene Hoglan (Death, Strapping Young Lad) schnallt sich im Alltag – laut eigener Aussage – Bleigewichte an seine Doc Martens, um schneller und kraftvoller spielen zu können.
Aber keine Angst, eine derartige Spezialvorbereitung braucht ihr für unser Play-Along nicht. Hier handelt es sich um eine moderat schnelle Mischung aus Hardrock und Metal, die auch für diejenigen von euch zu bewältigen sein wird, die noch nicht so lange dabei sind. Und selbstverständlich könnt ihr euch auch auf eurem Doppelpedal (oder zwei Bassdrums!) austoben!
Der Song
Von den drei Teilen unseres Hardrock/Metal-Play-Alongs beinhaltet der erste einen zweitaktigen Groove, den ich mit Viertelnoten auf der halboffenen Hi-Hat begleite. Die Snare spiele ich wie üblich auf der „Zwei“ und „Vier“, während die Bassdrum im ersten Takt den Gitarrenpart auf den Zählzeiten „Eins“, „Zwei und“, „Drei“, „Drei und“ sowie „Vier und“ unterstützt. Im zweiten Takt „fehlt“ die Eins, stattdessen landet die Bassdrum hier auf der „Eins und“.
Im zweiten Part verwende ich einen klassischen Four-Beat-Snare-Groove, um dem veränderten Gitarrenlauf Schmackes zu verleihen. Statt der Hi-Hat spiele ich jetzt Achtelnoten auf dem Ride-Becken, während es sich die Bassdrum auf der „Eins“, der „Drei und“ sowie der „Vier und“ gemütlich macht. Die Zählzeit „Eins“ betone ich abwechselnd mit einem Crash und einem gelöcherten O-Zone Crash.
Diese beiden Parts wiederholen sich zweimal, wobei ich das Ende in der zweiten Wiederholung variiere. Während die erste Hälfte des Four-Beat-Snare-Grooves erhalten bleibt, spiele ich in der zweiten Hälfte drei Crash-Becken-Abschläge, die wieder der Gitarre folgen. Sie passieren auf „Drei“, „Drei de“ sowie „Vier und“.
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Der Doublebass Breakdown Part
Zugegeben, so ganz einfach ist unser Doublebass-Teil nicht, aber wenn ihr ihn gemeistert habt, seid ihr für viele weitere charakteristische Anwendungen gerüstet. Und so funktioniert unser Part: während sich die Snaredrum ganz konventionell auf der „Zwei“ und der „Vier“ einsortiert, läuft das Ride einfach auf den Achteln weiter, genau wie im Part vorher. Spannend wird es jetzt bei den Bassdrums, deren Figur folgende Zählzeiten besetzt: „Eins“, „Eins e“ sowie „Eins und“. Es folgt, direkt nach der Snare, die „Zwei e“ und danach vier zusammen hängende Kicks auf den Zählzeiten „Zwei de“, „Drei“, „Drei e“ sowie auf „Drei und“. Als Rechtsfüßer verteile ich die Bassdrums nach dem folgenden Schema: RLR – R – LRLR. Die Tatsache, dass der rechte Fuß fast immer auf den Vierteln landet, fühlt sich für mich gut an, ihr dürft aber trotzdem gerne experimentieren, denn manchmal funktionieren auch zunächst unlogisch wirkende Fußsätze erstaunlich gut.
Und so hört sich das Ganze bei mir an:
Beginner-Tipp
Metal lebt vom präzisen Ineinandergreifen aller Instrumente, und der Garant dafür ist ein stabiler Puls. Macht also nicht den Fehler, euer Doppelpedal als Zentrum eures Spiels zu betrachten, sondern konzentriert euch immer zuerst auf eure „Führhand“, also Hi-Hat- und Ride-Arbeit. Wenn es dort „wackelt“, wird zwangsläufig auch euer Bassdrum-Spiel unsauber klingen. Spielt daher zu allen Bassdrum-Übungen einen Puls mit den Händen, damit ihr eure Ergebnisse auch in der Band anwenden könnt. Wie bei allen Play-Alongs gilt auch hier: vereinfacht euer Spiel, wenn die Dinge noch nicht so klappen wie gewünscht. Kommt euch der Doublebass-Teil noch zu schwer vor, spielt den Track zunächst mit durchgehender 16tel-Bassdrum und übt den Originalpart schön langsam ohne Musik.
Profi-Tipp
Wenn ihr euch im Ablauf sicher fühlt, solltet ihr euch zum Ziel setzen, so präzise wie nur irgend möglich zu spielen. Insbesondere die Bassdrum-Schläge sollten den Gitarrenlauf möglichst „maskieren“, also exakt drauf sitzen. Sicherlich wisst ihr, dass ein Großteil heutiger Metal-Produktionen nachträglich „begradigt“ wird, um eine, vom Publikum heutzutage erwartete, maschinenähnliche Soundästhetik zu erzielen. Nehmt das aber nicht zum Anlass, euch zurück zu lehnen nach dem Motto „muss ich nicht so genau üben, wird im Studio ja sowieso gerade gerückt“. Wenn ihr die Parts im Griff habt, könnt ihr unser Play-Along natürlich auch mit Fills verzieren.
Verwendetes Equipment
Ich behaupte, dass man mit jedem Set Metal spielen kann, auch wenn man meistens große Kits mit vielen Toms, zwei Bassdrums und massenhaft Becken sieht. Es hilft bei schneller und gleichzeitig druckvoller Spielweise natürlich, mehr als ein Crash sein Eigen zu nennen, weil es die Wege verkürzt und größere Sound-Vielfalt schafft. Dass man Metal aber auch mit kleinen vierteiligen Sets spielen kann, beweist nicht zuletzt Billy Rymer von Dillinger Escape Plan.
Mein für das Play-Along verwendete Kit ist sogar noch kleiner, denn ich habe auf Tom-Fills verzichtet. Ebenso wurde nichts begradigt oder geschnitten, auch habe ich keine Trigger verwendet. Ihr könnt euch also drauf verlassen, dass der Sound rein akustisch zustande gekommen ist. An Trommeln hört ihr eine Wahan Buche Bassdrum in 20×17 Zoll und eine Noble & Cooley Snare, dazu eine alte Sabian Hand Hammered Hi-Hat in 14 Zoll, ein Bosphorus Black Pearl Crash in 19 Zoll, ein Sabian HHX O-Zone Crash in 18 sowie ein Armoni Ride in 20 Zoll.
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Das Metal Play-Along zum Mitspielen
Jetzt könnt ihr euch selbst am Play-Along austoben. In der ersten Version hört ihr den Click nur als Einzähler, in der zweiten läuft er komplett mit.
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