Die Yamaha RX21 Drum Machine erschien im Jahr 1986 als Einstiegsmodell in die damalige RX-Serie. Mit den Sample-basierten Drumcomputern rund um das Spitzenmodell RX5 machte Yamaha seinerzeit der Roland TR-707-Familie Konkurrenz. Die neue Sampling-Technik war in aller Munde und versprach zudem realistischere Sounds, als man es von analogen Drum Machines gewohnt war. Der Funktionsumfang der RX21 ist im Vergleich zur großen RX5 auch drastisch reduziert – ein echtes Einsteigermodell eben.
Dafür hat sie aber einige Sounds von ihren großen Schwestern geerbt und ist heute zum Schnäppchenpreis zu haben. Wenn man so will, ist die RX21 Yamahas direkte Konkurrentin der Roland TR-505, die wiederum eine stark abgespeckte Verwandte der TR-707 war. In unserem Vintage Drum Machine Special stellen wir die kleine Yamaha RX21 Drum Machine einmal genauer vor.
Details
Das Gehäuse der Yamaha RX21
Die Yamaha RX21 steckt in einem flachen, schwarzen Pultgehäuse, dem man seine Herkunft aus den Achtzigern bereits von Weitem ansieht. Aus heutiger Sicht verstörend unsexy, damals aber modern. Obwohl sie direkte Konkurrenten waren, wirkt das Gerät allerdings solider gebaut als die Roland TR-505. Das Gehäuse besteht teilweise aus Metall und auch die gummierten Taster machen zumindest oberflächlich einen haltbareren Eindruck als die klapprigen Knöpfe der TR-505.
RX21 Anschlüsse
Die Klinkenbuchsen des Stereoausgangs (L/MONO – R) und des Kopfhörerausgangs sind zudem ordentlich mit dem Gehäuse verschraubt – wo (außer bei Nord und Kurzweil) gibt es das heute noch? Yamaha legte damals offenbar auch bei Einsteigergeräten Wert auf eine solide Konstruktion. Auf der Rückseite befinden sich ein Anschluss für das Netzteil, eine spezielle 8-polige DIN-Buchse für das Tape-Interface zur externen Sicherung von Einstellungen sowie MIDI In und Out. Einzelne Ausgänge gibt es leider nicht. Auch auf einen Fußschalteranschluss für Start/Stop, wie er bei vielen anderen Drumcomputern zu finden ist, muss man hier verzichten – aus heutiger Sicht wohl auch entbehrlich.
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Das Bedienfeld der Yamaha RX21
Auf der linken Seite der Bedienoberfläche befindet sich ein kleines, einzeiliges LC-Display, das leider bei weitem nicht so komfortabel ist wie die Displays der Roland TR-Serie. Es zeigt den Modus und das ausgewählte Pattern oder den Song an. Zusätzlich geben ein kleiner Laufbalken und eine „Punktleiste“ Auskunft darüber, wo man sich beim Programmieren im Pattern gerade befindet und welche Steps gesetzt sind. Mit dem Komfort einer Rasterdarstellung kann dies allerdings nicht mithalten.
Taster für die Handhabung
Die Bedienung erfolgt dabei ausschließlich über Taster, was übrigens auch für die Gesamtlautstärke gilt. Rechts neben dem Display befinden sich noch zwei Reihen mit kleinen und großen Tastern. Die kleinen, oberen Buttons rufen die verschiedenen Abspiel- und Programmiermodi auf, außerdem findet man hier Funktionen wie Clear, Repeat, Insert und Delete. Auch ein Ziffernblock hat hier seinen Platz gefunden, über den die Nummer des gewünschten Patterns direkt eingegeben werden kann. Die roten Taster „-1 / NO“ und „+1 / YES“ dienen zum Durchblättern der Patterns bzw. der einzelnen Schritte eines Patterns. Außerdem werden damit Werte wie beispielsweise Lautstärken eingegeben oder Rückfragen der Maschine beantwortet (Löschen – ja oder nein?).
Drumpads und weitere Bedienelemente der Yamaha RX21
Die größeren Buttons darunter sind die neun schwarzen Drumpads für die neun Sounds der RX21. Im REAL TIME WRITE Modus kann man mit diesen Pads Rhythmen „eintrommeln“. Ein grüner Taster aktiviert den Akzent. Hält man ihn gedrückt und spielt dann ein Drumpad, so erklingt der Sound mit Akzent bzw. wird mit einem Akzent programmiert. Auf der linken Seite befindet sich ein Taster für das Tempo, das man dann mit den Plus/Minus-Tastern einstellt, und ein Taster für LEVEL. Drückt man einmal auf LEVEL, befindet man sich im Modus TOTAL LEVEL und kann dann die Gesamtlautstärke eingeben. Ein zweiter Tastendruck ruft ferner den INSTRUMENT LEVEL Modus auf, in dem die Lautstärken der einzelnen Instrumente eingestellt werden können. Übrigens kann man jedem Instrument einen individuellen Akzent-Level zuweisen, was viele Konkurrenzmaschinen damals nicht konnten. Jetzt fehlen nur noch die beiden Taster für START und STOP/CONTINUE ganz rechts.
Praxis
Wie klingt die Yamaha RX21?
Der Yamaha RX21 bietet insgesamt neun gesampelte Drumsounds, die auf denen der „großen“ RX-Maschinen basieren: Bassdrum, Snaredrum, drei Toms, geschlossene und offene Hi-Hat, Clap und (Crash-)Becken. Ein Ride-Becken fehlt leider ebenso wie ein Rimshot- oder Side-Stick-Sound. Die Sounds sind zudem nicht veränderbar und klingen – selbst für eine frühe Sample Drum Machine – leider recht enttäuschend. Die Bassdrum hat wenig Durchsetzungskraft, die Snare klingt ziemlich pappig. Auch der müde Clap lässt die knackige Brillanz vermissen, die ein Clap eigentlich haben sollte. Und über das schreckliche Crash-Becken verliere ich lieber kein Wort. Am besten gefallen mir noch die knochentrockenen, kurzen Toms und die Hi-Hat. Aber aus heutiger Sicht erscheint mir keiner der Sounds der RX21 wirklich brauchbar, abgesehen von einem gewissen Nostalgiefaktor. Da kann man mit der RX5 und den anderen großen Geschwistern schon wesentlich mehr anfangen. Nachfolgend die Sounds der Yamaha RX21.
Audiobeispiele Yamaha RX21
Patterns programmieren mit der Yamaha RX21
Die Yamaha RX21 Drum Machine bietet 100 Pattern-Speicherplätze, von denen allerdings die Plätze 56-99 mit nicht überschreibbaren Presets belegt sind. Die eigentlichen Preset-Rhythmen beginnen erst ab Speicherplatz 60. Die Speicherplätze 56-59 enthalten schließlich leere Breaks unterschiedlicher Länge, die bei der Song-Programmierung nützlich sein können. Insgesamt verbleiben also 56 Speicherplätze für selbst programmierte Patterns mit den Nummern 00 bis 55. Praktischerweise lassen sich Patterns auch auf andere Speicherplätze kopieren, sodass man die Preset-Rhythmen als Basis für eigene Kreationen verwenden kann. Die Länge eines Patterns kann maximal einen 4/4 Takt betragen, längere Patterns sind leider nicht möglich. Allerdings ist die Länge flexibler wählbar als bei vielen anderen Maschinen dieser Zeit: Von 1/16 bis 16/16 ist alles möglich, sodass sich fast jede „krumme“ Taktart realisieren lässt. Als Quantisierungsraster stehen 1/12, 1/16, 1/24 und 1/32 zur Verfügung, sodass man auch triolische Rhythmen realisieren kann.
Echtzeit- und Step-Programmierung
Für die Programmierung der Yamaha RX21 stehen die beiden üblichen Modi REAL TIME WRITE und STEP WRITE zur Verfügung. Im Real-Time-Modus werden die Beats über die neun Drumpads eingespielt, das Löschen erfolgt dabei durch gleichzeitiges Drücken von CLEAR und dem jeweiligen Pad. Ein in der Lautstärke regelbares Metronom ist ebenfalls integriert. Im STEP WRITE-Modus werden die Instrumente einzeln per Step-Programmierung eingegeben. Die Punktdarstellung im Display ist zwar rudimentär, aber dennoch hilfreich, denn sie zeigt jeweils die Spur des zuletzt gespielten Instruments an. Mit den Plus/Minus-Tasten kann man sich dann durch das Pattern bewegen und Pausen eingeben. Um ein Instrument auf einem bestimmten Step zu löschen, navigiert man mit den Tastern an die gewünschte Stelle und drückt CLEAR und das entsprechende Instrumenten-Pad.
Audiobeispiele Yamaha RX21
Yamaha RX21 Song-Modus
Die Yamaha RX21 kann insgesamt vier Songs speichern. Dafür steht eine Kapazität von 512 Takten zur Verfügung, die flexibel auf die vier Songs verteilt werden können. Die Programmierung ist denkbar einfach. Man wählt den gewünschten Song aus und drückt SONG WRITE. Dann gibt man das gewünschte Pattern für den ersten Takt ein, die Maschine springt zu Takt 2 und so weiter. Auch das Einfügen und Löschen von Takten ist möglich. Mit der Repeat-Funktion können dann beliebige Abschnitte eines Songs bis zu 100 Mal wiederholt werden. Jede Wiederholung belegt dabei einen Taktspeicherplatz innerhalb des Songs. Da die Funktion in einem Song beliebig oft verwendet werden kann, kann man mit „Repeat“ auch Takte sparen. Anstatt das gleiche Pattern für die Strophe achtmal hintereinander zu programmieren, kann man es einmal einfügen und achtmal wiederholen. Dadurch werden am Ende schließlich nur drei statt acht Takte belegt – also Wiederholungszeichen Anfang, Pattern, Wiederholungszeichen Ende.
MIDI-Funktionen der RX21
Über MIDI-Clock lässt sich die Yamaha RX21 mit anderen Geräten synchronisieren und kann sie kann auch als Master fungieren. Die Sounds der RX21 können auch extern über MIDI getriggert werden, wobei die Maschine sogar die Anschlagsstärke erkennt. Der eingebaute Sequenzer sendet allerdings keine MIDI-Daten. Per Sys-Ex-Dump kann man überdies den Speicherinhalt extern sichern und wiederherstellen.
Fazit
Die Yamaha RX21 Drum Machine ist das kleinste und einfachste Mitglied der Yamaha RX-Serie. Ihre neun gesampelten Sounds sind nicht veränderbar und klingen zudem wenig druckvoll. Jenseits aller Nostalgie erscheinen sie aus heutiger Sicht nicht wirklich brauchbar, es sei denn, man sucht genau diesen Sound. Kleine Pluspunkte sind die flexibel einstellbaren Patternlängen und -auflösungen sowie die für jedes Instrument separat einstellbare Akzentstärke. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die RX21 einen stark eingeschränkten Funktionsumfang hat und insgesamt recht pappig klingt. Als günstiges Flohmarktinstrument erscheint sie daher wenig attraktiv. Mit einer der „größeren“ RX Drum Machines ist man letztlich deutlich besser bedient.
Yamaha RX21 Samples zum Download
Hier bieten wir unser Sample-Set zur Yamaha RX21 zum Download. Unser RX21 Sample-Paket enthält die Einzelsounds als WAV-Files und alle 40 Preset-Patterns in den Formaten WAV, REX (RX2) und Apple Loops (CAF).
Pro
- Accent Level pro Instrument einstellbar
- flexible Pattern-Länge und Auflösung
- Kopierfunktion für Patterns
- Songmodus mit Wiederholungsfunktion
Contra
- Klanglich recht einseitig, Sounds nicht editierbar
- Keine Einzelausgänge
- Rudimentäres Display
- Kein Ride-Becken
Features
- Erscheinungsjahr: 1986
- Klangerzeugung: Samples
- 9 Sounds: Bassdrum, Snaredrum, 3x Tom, Hi-Hat closed und open, Crash Cymbal, Clap
- programmierbarer Akzent, Stärke pro Instrument einzeln regelbar
- 56 Speicherplätze für User-Patterns
- 44 nicht überschreibbare Preset Patterns, darunter 4 leere Breaks
- 4 Songs, 512 Takte insgesamt
- Anschlüsse: Stereo Out (L/MONO – R), Kopfhörer, Tape In/Out (8-pol DIN), MIDI In/Out, Netzteil