Spiel mal was Vernünftiges, was zum Tanzen“. Ich glaub kaum ein Spruch ist abgenudelter, als dieser. Oder wartet mal, vielleicht noch: „Habt ihr auch noch andere Musik?“ oder „Mein Freund hat Geburtstag, kannst du mal das hier spielen?“… Ich glaube, so ziemlich jeder, der im „Konservenmusik-Dienstleistergewerbe“ tätig ist oder sich mal dran versucht hat, kennt solche Situationen. Man legt sich einen guten Leitfaden für das musikalische Programm zurecht – sprich Playlisten – und lässt am Abend Routine, Intuition und seine Beobachtungsgabe einfließen, um das Haus zu rocken. Doch einige Gäste wissen es einfach besser und können ihrem Verlangen, dem DJ ein wenig „unter die Arme greifen zu wollen“, kaum widerstehen.
Das kann den Damen und Herren hinter dem DJ-Pult schon mal auf den Wecker gehen, schließlich rennen sie auch nicht in Scharen in die Verkaufshäuser und belehren bei Verkaufsverhandlungen oder wollen dem Friseur die Schere aus der Hand nehmen, um selbst nach eigenem Gutdünken dem Kunden die Haare zu schneiden.
Okay, vielleicht hinkt der Vergleich ein wenig und ja, so manchem Schwätzchen ist man auch in ruhiger Minute mitunter nicht abgeneigt. Aber im Gegensatz zum Gast ist der DJ auf der Veranstaltung halt „bei der Arbeit“ und in der Regel dann auch ein Profi, der wissen sollte, was er tut. Hier mal eine Sammlung nerviger Sprüche, die kein DJ hören will.
1. Kann ich meine Jacke hierhin legen?
Gibt´s auch mal in Abwandlung mit Tasche, Rucksack, etc. Dafür gibt es Garderoben (oder den Kofferraum des Autos), zumal die Sachen dort sicherer sind, als auf dem Boden der DJ-Booth, weil der DJ garantiert keine Zeit hat, die Wertgegenstände im Auge zu behalten, während er sich auf die Beschallung konzentrieren muss. Mixer, Decks und Dancefloor erfordern nämlich einiges an Konzentration und je mehr man selbst in die Musik eingreift, umso weniger bekommt man in diesem Moment vom Umfeld mit.
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2. Cooles Lied, kannst du das später noch einmal spielen?
Eine goldene Regel lautet: Keine Wiederholungen am selben Abend. Manchmal erkundigen sich auch die nachfolgenden DJs, was der Vorgänger bereits gespielt hat. „Noch einmal“ ist immer schlecht, denn viele Leute verlassen den Dancefloor schlagartig, wenn ein Lied zum zweiten Mal aus den Boxen scheppert.
3. Kannst du mir mal aufschreiben, was da gerade läuft?
Ehrlich gesagt, erscheint mir dies als ziemlich falscher Zeitpunkt, den DJ vermutlich gegen Mitte oder Ende des gerade gehörten Titels (Der Track musste ja für gut befunden werden, daher wohl auch eine Zeit lang gelaufen sein) dazu aufzufordern, Papier und Stift aus der Gigbag zu kramen, um Artists, Track, Label und gegebenenfalls auch noch Remix auf einen Zettel zu schreiben, während auf dem anderen Deck schon der nächste Track darauf wartet, reingemixt zu werden. Vielleicht einfach mal den Nebenmann fragen…
4. Ich geb dir einen aus, wenn du das hier auflegst.
Wenn es gut ist und in den musikalischen Rahmen passt, stehen die Chancen, dass es ohnehin im Laufe des Abends läuft, vieleicht gar nicht so schlecht. Wenn es jedoch schlecht ist, hilft auch kein „Bestechungsversuch“, zumal der DJ in der Regel ja Freigetränke bekommt. Und nebenbei bemerkt – im Gegensatz zum Publikum – arbeiten muss, weshalb er sich auch nicht in einem fort Jägermeister, Wodka oder Bierchen reinziehen kann. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
5. Den Namen des Titel kenne ich nicht, aber hör mal, ich sing´s dir einfach kurz vor…
Autsch, ganz harte Nummer. Zum einen, weil es auf den meisten Veranstaltungen ziemlich laut ist und wenn man bedenkt, dass diese Lautstärke noch übertönt werden muss und das in unmittelbarer Nähe zum Gehörgang, dann kann man sich sicher vorstellen, wie scharf der DJ darauf ist. Aus eigener Erfahrung kann ich davon berichten, dass Party-People auch gern mal zu einem kommen und nach einem Track wie diesem fragen (Imitation eines Basslaufs oder einer Hookline):
„Tätt Tätt Tätt, Tärättätett, Tätt Tätt Tätt, Tärättätett, Tätt Tätt Tätt, Tärättätett“.
„Dadada-dadadadi dadada-dadadadi tschk, dadada-dadadadi dadada-dadadadi, tschk“
Nur manchmal ist es tatsächlich gelungen, den Titel eindeutig zu Identifizieren.
6. Kannst du die Songs nicht mal in voller Länge ausspielen?
Nehmen wir mal die Dance-, EDM- und allgemein elektronische Tanzmusik. Wozu gibt es dort oftmals ziemlich minimalistische Intros und Outros, die „mal Hand aufs Herz“ zum Teil ziemlich langatmig sind. Zum Mixen, korrekt. Von der Hip-Hop-Warte aus: Ausspielen und dann auf scratchen und mixen verzichten? Hhhm, ich weiß nicht?
7. Wo kann man denn hier was zum… kaufen?
Drinks gibt’s wie überall an der Bar, Zigaretten am Automaten. Für alle anderen Dinge einfach mal beim freundlichen Personal, beim Tresenchef, beim Türsteher oder beim Geschäftsführer nachfragen. Mal sehen, was passiert. Kommen wir nun zu meinem persönlichen Highlight. Das ist heute definitiv:
8. Kann ich mal hinters Deck kommen für ein Selfie-Foto mit dir/ von mir als DJ?
Ohne Worte oder? Okay, das „Selfie mit DJ“ ist ja nun nichts sonderlich Neues. Am besten, man dreht sich als Plattenreiter selbst ab und zu um, macht Selfies mit Crowd im Hintergrund und postet diese dann im eigenen Social Media Profil. Aber den Kopfhörer aufsetzen, ans Pult stellen und „faken wollen“, mitten im Geschehen, das ist schon ein echt schräger Ansatz.
Soweit die nervigen Sprüche, die kein DJ hören will. Ich hoffe ihr seht das Ganze mit ein wenig Humor, denn wie sagt man so schön: Skills kann man lernen, aber Musik war und ist schon immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. In diesem Sinne bis zum nächsten Mal …