Die Marleaux Consat-Bässe gibt es bereits seit den frühen 90er-Jahren, quasi also den Anfangstagen der Firma. Entsprechend ausgereift zählen sie heute zu den Top-Sellern der Company aus dem Harz. Die Custom-Reihe der Consat-Bässe entsteht zu 100% nach Kundenwunsch bezüglich Holzauswahl und Bauweise (wie zum Beispiel der Wahl zwischen geschraubtem oder durchgehendem Hals). Wir konnten ein fünfsaitiges Exemplar dieser begehrten Objekte für unseren Test ergattern und wollen herausfinden, was der Marleaux Consat Custom 5 im Jahr 2015 zu bieten hat.
Wir haben es ja schon oft erwähnt und lobend betont: Deutschland ist ein Mekka für Bassisten, wohlversorgt mit Bassbauern der Güteklasse A. Natürlich macht auch Gerald Marleaux aus Clausthal-Zellerfeld hierbei keine Ausnahme. Im zarten Alter von 14 Jahren fertigte er bereits seinen ersten eigenen Bass und hat seitdem nie aufgehört zu bauen und weiter zu forschen. Einerseits natürlich entspringen seine Instrumente einem traditionellen Handwerk, andererseits kratzen sie auch stets an der Pforte zur Zukunft, was die Bereiche Design und Technologie angeht. Ein Beispiel dafür ist ein von ihm initiiertes Hochschulforschungsprojekt zu Imprägnierverfahren bei heimischen Klanghölzern, um Eigenschaften von Ebenholz zu simulieren. Man sieht: Der Drang zum Lernen hört nie auf!
Details
Der Marleaux Consat Custom 5 wird in einem Gigbag der seit 1981 existierenden polnischen Marke Canto ausgeliefert. Die Tasche trägt den gestickten Marleaux-Schriftzug und ist eine Mischung aus Gigbag und Softcase, da die Seitenwände versteift sind und die gesamte Tasche in sich sehr stabil wirkt. Das einzige was fehlt, ist ein kleiner Stützblock im Sattelbereich, der die Kopfplatte auf etwas Abstand zum Boden hält und so vermeidet, dass sich die Mechaniken verstellen. Zwar ist an dieser Stelle ein Fixierband angebracht, das den Hals am Verrutschen und Wackeln hindern soll, doch die Kopfplatte liegt dennoch auf. Das könnte man allerdings selbst mittels eines kleinen, eingeklemmten Schaumstoffblocks schnell korrigieren. Ansonsten macht bereits die “Verpackung” des Marleaux-Zöglings einen sehr guten Eindruck!
Beiliegend findet sich ein Hersteller-Zertifikat, quasi der “Waschzettel”, mit allen Details über die einzelnen Komponenten, die für den Bau dieses Basses verwendet wurden. Dazu eine vorbildliche Bedienungsanleitung zur Verwendung der Elektronik sowie diverse Broschüren und Aufkleber. Das Herz des Erstkäufers wird sich umgehend wohlig warm, gut umsorgt und nicht alleine gelassen fühlen, denn auch eine Visitenkarte des Herstellers Gerald Marleaux liegt dem Instrument bei – es wird klar, dass der persönliche Kontakt zum Schöpfer dieses Instrumentes jederzeit möglich ist, etwa wenn einmal Probleme auftauchen.
In einem kleinen Microfaserbeutel finden sich das Stellschlüsselzubehör und ein Paar Straplocks zur Befestigung am Gitarrengurt, damit das wertvolle Instrument nicht eines Tages ungewollt vom Gurt springt und Opfer der Gravitation wird. Aber selbst die Gravitationskräfte können dem Marleaux Consat Custom 5 lediglich 3,2 kg abringen, denn der Sumpfesche-Korpus wurde bewusst schlank gehalten.
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Das Deckenholz des galant wirkenden Consat besteht aus in “Aquamarin” gebeiztem und wunderschön gemaserten Ahorn, das in Verbindung zur blauen Färbung ein wenig wie eine wellige Meeresoberfläche wirkt. Zwischen dieser Decke und der gleichfarbigen “matching headstock”-Kopfplatte befindet sich, quasi als sandfarbener Dünenstrich, ein Vogelaugenahorn-Griffbrett, garniert mit großen, ovalförmigen Perlmutteinlagen. Auch diese Einlagen setzen sich von der Norm ab, denn sie haben in sich selbst noch einmal eine ovale Aussparung, durch die wieder das Ahorngriffbrett durchtritt. Das nenne ich optische Finesse in exquisiter Detailarbeit!
Dreht man den satinmatt lackierten Korpus um, entpuppt sich auf der Rückseite weiterhin deutliche Liebe zum Detail. Während viele Hersteller hochpreisiger Instrumente auf Kunststoffabdeckungen von Elektronikfächern setzen, wird man beim Marleaux Consat Custom 5 vergeblich nach Plastik suchen. Sowohl das separate 9V-Batteriefach, als auch die Klappe zum Elektronikfach bestehen aus Ahorn. Da die Deckel hell und naturbelassen sind, setzen sie sich optisch reizvoll vom gebeizten Korpus ab. Beide werden von Kreuzschlitzschrauben gehalten, die in eingelassen Messinghülsen sitzen: zwei sind es für die Batteriefachabdeckung, vier Schrauben beim Elektronikfach.
Sechs in zwei Dreierreihen angeordnete Schrauben sind es, die den dreistreifigen und mit zwei zusätzlichen schmalen Wenge-Streifen gesperrten Longscale-Ahornhals bombenfest an den Korpus binden. Der ebenfalls matt lackierte Hals besitzt ein flaches und sich zur G-Saite hin leicht asymmetrisch verjüngendes Profil. Trotz seiner (den fünf Saiten geschuldeten) Breite gestattet dieser Hals ein sehr komfortables Spielgefühl. Die Einsparung an Gewicht durch die geringere Halsmasse und die kleine, leicht angewinkelte Kopfplatte mit geschlossenen Schaller-Mechaniken, äußert sich in Verbindung mit dem lang gezogenen oberen Korpushorn durch vollkommene Abwesenheit jeglicher Kopflast.
24 relativ schmale Bünde plus Nullbund hinter dem schwarzen Ebenholzsattel runden das Gesamtbild ab, wobei auch noch der 24. Bund problemlos bespielbar ist, da das Griffbrett nahezu am Korpusansatz endet. Die Halsstabilität ist dabei dennoch gewährleistet, da die verschraubte Halslasche bis zum Halstonabnehmer in den Korpus hineinreicht. Um komfortablen Zugang zur korpusseitig liegenden Halsstellschraube zu gewährleisten, befindet sich an dieser Stelle eine großzügige Fräsung in der am Korpus verschraubten Halslasche. Die Halskrümmung bekommt man entsprechend schnell und ohne Entfernen jeglicher Abdeckplatten oder Saiten justiert – absolut vorbildlich!
Das Gleiche gilt für die ETS Tuning Fork Bridge, die ein schnelles Saitenaufspannen gestattet und eine kleine und Gewicht sparende 3D-Lösung darstellt. Die Saiten können mithilfe von in individuellen Blockführungen sitzenden Böckchen und darin sitzenden Stegen dreidimensional verstellt und arretiert werden. Sofern Saitentyp und -stärke nicht geändert werden, wird man es bei dieser Bridge äußerst selten mit Einstellarbeiten zu tun bekommen. Die Ballends der Saiten werden lediglich zeitsparend in Ösen eingehängt. Die Saitenwechsel sind bei diesem Bass also äußerst schnell und komfortabel erledigt.
Zur Tonabnahme stehen zwei nebengeräuschfreie Delano SBC HE 4S Soapbar-Tonabnehmer (vierspulige Humbucker) mit aktiver BC3-Dreibandklangregelung plus Volumen- und Balanceregler zur Verfügung. Zusätzlich gibt es noch einen kleinen Kippschalter (Toggleswitch) für das Umschalten zwischen Aktiv- und Passivbetrieb. Die Frequenzbänder der aktiven Elektronik lauten:
Höhen: 8kHz +/- 14dB
Mitten: 500Hz +/- 12dB
Bass: 40Hz +/-14dB
Alle fünf Potis hat man bei Marleaux mit kleinen Chromknöpfen versehen, die ein wenig an umgestülpte Gläser erinnern. Mit Ausnahme des Volumenreglers besitzen sämtliche Potis eine Mittelraste zur Orientierung.
Die Klinkenbuchse wurde frontseitig montiert, erlaubt also auch durchaus ein bequemes Lümmeln auf dem Sofa während des Übens. Winkelstecker sind hier nur bedingt zu empfehlen, da sich der Stecker dann am Toggleswitch der Elektronik reibt, sobald man das Kabel (wie allgemein üblich) hinter den Gurt führt. Den Schalter ein paar Millimeter weiter in den Korpus hinein zu versetzen, würde ihn schon deutlich aus der Gefahrenzone bringen.