Genelec zählt zu den bekanntesten Herstellern von Studiomonitoren und ist deshalb schon häufig in bonedo-Tests vertreten gewesen, beispielsweise mit der 8330, der 8030, der 8040, der 8010 und der M40.
Die Genelec 8351A gehört hingegen zu den größeren Vertretern und verfügt damit auch über die weiterentwickelte Variante des koaxialen Mittel/-Hochtöners, welche bereits vom Topmodell her bekannt ist, der 8260.
Das digitale Innenleben mit seiner DSP-Steuerung und die eingebaute Raumkorrektur wird vom Prinzip auch in der 8260 verwendet, allerdings hat Genelec das GLM-System jüngst überarbeitet, weshalb dieser Test ganz besonders das „Genelec Loudspeaker Management 2.0“ zum Inhalthaben wird.
Details
Aktiv und Digital
Die Genelec 8351A ist ein aktiver digitaler Drei-Wege-Nahfeldmonitor mit einer integrierten DSP-basierten Raumkorrekturfunktion. Die nach dem „Acoustically Concealed Woofers“-Patent im robusten Alu-Gehäuse versteckten, ovalen und 215 x 100 mm großen Woofer atmen durch jeweils einen Spalt oben und unten im Gehäuse. Der Bassport befindet sich wiederum rückseitig. Die mittleren und hohen Frequenzen werden hingegen durch den koaxial konstruierten Mittel- und Hochtöner übertragen. Dessen Einzeltreiber sind dabei 130 mm und 19 mm groß, wobei der Mitteltöner eine Art Neopren-Auflage besitzt und somit mit dem Hochtöner auf der Front bündig abschließt.
Als aktiver Lautsprecher bringt dieser Speaker selbstverständlich integrierte Endstufen mit, die sich im Signalfluss nach der DSP-Trennung befinden. Getrennt wird bei 490 Hz und 2,6 kHz. Die Verstärkung erfolgt dann mit jeweils 150 Watt, 120 Watt und 90 Watt, wodurch bis zu 110 dB Peak SPL pro Paar in einem Meter Abstand mit Musikmaterial erreicht werden kann. Was das Leistungsvermögen anbelangt, gehört dieser Speaker also mit zu den potenteren Modellen. Der Übertragungsverlauf ist dank des digitalen Filterings ziemlich glatt und innerhalb der ± 1,5 dB Marken mit 38 Hz bis 21 kHz beziffert. Berücksichtigt man die -6dB-Messpunkte, kann man sogar von 32 Hz bis 35 kHz ausgehen.
Äußerlichkeiten
Auch wenn das Aluminium-Druckgussgehäuse weiterhin an ein Metall-Ei erinnert, zeigt sich das neue Genelec-Design mit den nicht sichtbaren Basstreibern und der zentralen Koax-Einheit noch futuristischer und sogar ein wenig martialisch. Viele Designelemente sind aber trotzdem geblieben und so sollen auch hier an den runden Gehäusekanten weniger Turbulenzen und Reflexionen entstehen können, was weiterhin mit MDE bezeichnet wird und für „Minimum Diffraction Enclosure“ steht.
Die große, einheitlich flache Vertiefung um die Mittel/Hochton-Einheit dient wiederum der optimierten Schallabstrahlung und wird allgemein als Waveguide bezeichnet. Dadurch kann der Koax besser an das Gehäuse ankoppeln. Bei Genelec wird das Ganze nun als MaxDCW-Features abgekürzt, was für „Maximal Directivity Control Waveguide“ steht. Versteckt unter der Gehäusefront befinden sich dann noch die beiden ovalen Tieftöner (Acoustically Concealed Woofers (ACW)), deren Schall jeweils durch eine der beiden Spaltöffnung an den horizontalen Enden des Lautsprechers nach außen dringt.
Mit Maßen von 452 x 287 x 287 mm (BxHxT) und einem stolzen Gewicht von 19 kg zählt dieser Nahfeld-Monitor also definitiv zur oberen Gewichtsklasse, wenn er dafür auch immer noch recht kompakt daherkommt. Auch dieses Riesenei steht auf einem Gummifuß. Dieser nennt sich ISO-Pod und sorgt für eine detaillierte Ausrichtung des Speakers im Neigungswinkel sowie für eine gute Entkopplung vom Untergrund.
Weitere Ausstattungsmerkmale
Der Fuß kann außerdem an die Seite geschraubt werden, so dass die Speaker auch horizontal ausgerichtet werden können, was vor allem für Leute mit Surround-Ambitionen interessant sein dürfte. Zusätzlich gibt es weitere Spezialstative und Wandhalterungen zu erstehen, wovon jedoch die meisten vom renommierten Hersteller K&M stammen.
Wie auch die 8260 und die meisten anderen digitalen Speaker im Genelec-Portfolio besitzt die 8351 keinen frontseitigen Volume-Regler oder gar einen Ausschalter. Auf der Front findet man somit nur noch eine grüne Power-LED, welche im Übersteuerungsfall warnend rot leuchtet. Bezüglich des fehlenden vorderseitigen Ausschalters sei allerdings auf dem Umstand verwiesen, dass Genelec eine Abschaltautomatik verbaut hat, welche auf die Abkürzung ISS hört. Das steht für „Intelligent Signal Sensing“ und ermöglicht konkret eine automatische Abschaltung, welche von fünf Minuten bis hin zu vier Stunden Signal-Inaktivität reichen kann.
Lieferumfang
Die Speaker sind zum Testzeitpunkt nur einzeln erhältlich. Das GLM 2.0 Room Kit mit dem Messmikro sowie eventuell auch der kabelgebundene Lautstärkeregler müssen separat erworben werden und sind somit nicht Teil des Lieferumfangs unseres Testobjekts. Dieser bietet in unserem Fall somit nur die Box, den Gummifuß, das Stromkabel und das Handbuch – aber natürlich zum Test in doppelter Ausführung. Neben der Farbe Anthrazit gibt es die Box für einen Aufpreis von EUR 230,- auch in edlem Weiß.
Anschlüsse
Schauen wir uns nun noch die Rückseite an: Hier findet sich zunächst ein IEC-Kaltgeräteanschluss sowie der Hauptschalter. Zudem gibt es einen analogen Audioeingang auf symmetrischer XLR-Basis sowie zwei XLR-Anschlüsse für den AES/EBU Digitaleingang. Die weibliche Buchse ist für die Signalzuführung gedacht, die männliche Buchse jeweils für den Loop-Thru zur rechten oder linken Box (AES SingleWire). Die RJ45-Anschlüsse dienen wiederum der Verkabelung mit dem optionalen GLM 2.0 Room Kit, wodurch die Kalibrierung bzw. Einmessung der Speaker auf den Raum vorgenommen werden kann. Im Gegensatz zur 8330 bietet die 8351 allerdings auch die Möglichkeit einige ausgewählte, „starre“ Filter direkt an der Rückseite zu aktivieren – ohne Automatik, versteht sich. Abgerundet wir das Ganze von zwei Reihen „Dip-Switches“, die weitere Einstellungsmöglichkeiten bieten.
Viele Filter
Zu den Filtern, die über die erste Switch-Bank aktiviert werden können, gehört unter anderem ein Bass-Roll-Off, der über zwei addierbare Dip-Switches (einmal -2 dB und einmal -4 dB) verfügt und kumulativ mit -6 dB arbeitet. Ein Bass-Tilt-Filter mit identischen Schaltern liefert Shelf-Absenkungen unter 800 Hz (-2 dB, -4 dB und -6 dB). Das Desktop-Filter kann wiederum bei 160 Hz glockenförmig mit -4 dB absenken. Letzteres ist vor allen bei Platzierungen auf dem Schreibtisch oder der Meterbridge sinnvoll, da es den Druckstau von Tischplatte oder Console kompensiert.
Das Treble Tilt bietet einen +2 dB und -4 dB Dip-Switch, die zusammen aktiviert -2 dB Absenkung liefern. Das Treble-Filter arbeitet dabei als High-Shelf ab 5 kHz. Genelec empfiehlt in der Bedienungsanleitung jedoch ausdrücklich, die GLM-Software zu bevorzugen, da diese eben viel detailliertere Einstellungen zulässt und selbige automatisch vornehmen kann.
Weitere, rückseitige Bedienmöglichten
Die zweite Mäuseklaviatur lässt mit dem ersten Dip-Switch zwischen durch die GLM-Software generierten und dem manuellen Filter-Setting wählen. Mit dem zweiten und dritten Schalter werden die AES/EBU Zuweisungen konfiguriert. Desweiteren gibt es für das Troubleshooting ein Driver-Mute für den Woofer sowie ein Mute für den Tweeter. Ferner kommen zwei System-Level-Switches hinzu, die den Ausgangspegel der Monitore um -10 dB und -20 dB (gemeinsam -30 dB) senken können. Abgerundet wird das Ganze von einem einzelnem Poti, welches feinere Level-Anpassungen bietet. Einen Anschluss für eine 12V-Remote für das Fernschalten der Speaker, wie es die dicke 8260 bietet, gibt es hier allerdings nicht.
Spezielle Software und optionale Hardware
Die GLM 2.0 Software ist grundsätzlich kostenlos, doch um sie zu nutzen zu können braucht man natürlich noch das optionale, proprietäre Hardwareterminal. Dieses wird mit einem Netzwerkkabel seriell (in Reihe) mit allen anderen Speakern und den Subwoofern verbunden, die man gedenkt steuern zu wollen. Das erklärt damit die zweite Netzwerkbuchse an der Box: Hier wird also die nächste Box, ebenfalls mit einem Netzwerkkabel (Cat-5), angeschlossen. Eine Terminierung der letzten Box ist übrigens glücklicherweise nicht nötig.
In Verbindung mit der GLM 2.0 Software kann man nun bis zu 25 Speaker sowie fünf Subwoofer verwalten, was vor allen bei größeren Surround-Setups Sinn macht. Auch die Definition von L/R erfolgt hier entsprechend. Weiterhin kann man mit einem (ebenfalls optional erhältlichen) kleinen kabelgebundenen Drehregler alle Lautsprecher gemeinsam digital in ihre Lautstärke regeln. Dieser wird mittels Miniklinke an das GLM-Terminal angeschlossen und regelt die Lautstärke digital. Das Audiosignal läuft also nicht durch das dünne Kabel der Remote. Von der Form her erinnert der Drehregler übrigens an den kleinsten Subwoofer von Genelec. Süß.
An das GLM-Terminal wird natürlich auch das proprietäre Messmikro angeschlossen, wodurch die Speaker eingemessen werden. Dies bedeutet, dass die internen digitalen Filter automatisch so eingestellt werden, dass sich der Klang am Messpunkt linearisiert. Schön dabei ist, dass man sich nicht allein auf die Software verlassen muss, sondern auch noch zusätzlich händisch korrigieren kann. Es ist nämlich meist keine gute Idee, einen akustisch schwierigen Raum auf Biegen und Brechen mit Filtern geraderücken zu wollen. Ferner ist die Software in der Lage, Laufzeitunterschiede auszugleichen, sollte man die Boxen nicht alle gleich weit weg vom Hörpunkt aufstellen können. Was die Software noch so alles kann, dass schauen wir uns aber dann wieder lieber im Praxis-Teil an!