Mit dem Artis SE stellte Kurzweil pünktlich zur Musikmesse 2015 den kleinen Bruder des Artis Stagepianos vor. Mit einem leicht reduzierten Funktionsumfang und einem etwas schlichteren Design richtet sich das Instrument an ambitionierte Einsteiger und Profis, die ein solides Piano für Bühne und Studio suchen. Klanglich soll das SE dem Artis-Topmodell in nichts nachstehen. Wie es sich in der Praxis schlägt, soll dieser Test zeigen.
Kurzweil hat in den letzten Jahren eine umfangreiche Palette an Stagepianos für fast jeden Anwendungsbereich und in unterschiedlichen Preisklassen auf den Markt gebracht. Einsteiger werden mit dem SP5 bedient, am oberen Ende der Skala rangiert das Spitzenmodell Forte. Dazwischen gibt es seit eineinhalb Jahren das Artis, das auch als „Artis 7“ mit 76 halbgewichteten Tasten und nun eben als Artis SE erhältlich ist. Im Großen und Ganzen ist die Verwandtschaft zum Artis unverkennbar, daher empfehle ich auch die Lektüre unseres Kurzweil Artis Tests. Ein paar Besonderheiten gibt es beim „SE“ aber doch, und damit meine ich nicht nur den um etwa 500 Euro geringeren Preis.
Details
Gehäuse und Anschlüsse
Kurzweil ist beim Design eher Traditionalist. Auch das Artis SE wirkt so, als wäre es keiner schnelllebigen Mode unterworfen. Optisch steht das Instrument mit seiner gradlinigen Ästhetik für nobles Understatement, auch die Haptik vermittelt ein angenehmes, solides Gefühl. Die Verarbeitung des dunkelgrauen Metallgehäuses ist Kurzweil-typisch auf hohem Niveau, und mit 17,5 kg Gesamtgewicht ist das Instrument ebenso transportabel wie stabil. In meinen Augen ist Kurzweil so etwas wie der Volvo unter den Stagepianos. Die werden auch in den nächsten zehn Jahren noch einen guten Eindruck machen.
Zum Lieferumfang gehören neben dem Netzteil ein Sustainpedal mit Halbpedal-Erkennung, ein USB-Kabel, symmetrische Stereoklinken, ein USB-Kabel und eine Kurzanleitung. Das vollständige Handbuch gibt es nur als PDF-Datei und ausschließlich auf Englisch. Optional erhältlich ist ein Notenständer, der an das Gehäuse gehängt werden kann.
Die Anschlüsse bieten keinen Grund zur Überraschung: Neben dem symmetrischen 6,3mm-Stereo-Klinkenausgang finden wir einen Audioeingang als Mini-Klinke, dessen Signal sinnvollerweise auch auf den Stereoausgängen anliegt. So kann man beispielsweise ein weiteres Keyboard einschleifen und spart sich einen Mixer. Darüber hinaus gibt es MIDI In und Out, drei Pedalanschlüsse, eine USB-Verbindung für den Anschluss an den Computer und einen Slot für USB-Sticks zur Datensicherung. Der Kopfhörerausgang befindet sich ebenfalls hinten, was nicht besonders praktisch, aber auch kein Drama ist. Wirklich schade ist aber, dass gegenüber dem großen Bruder auf das integrierte Netzteil verzichtet wurde, also wird das Piano nicht über ein Kaltgerätekabel, sondern über einen 15-Volt-Adapter mit Strom versorgt. Das trübt den ansonsten professionellen Eindruck leider ein wenig.
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Bedienoberfläche
Das Artis SE hat gegenüber seinem großen Bruder einen architektonischen Vorteil: Pitchbend- und Modulationsrad wurden oberhalb der Tastatur angeordnet statt links davon. Dadurch ist das Piano nicht ganz so breit und wirkt deutlich handlicher. Ansonsten hat man beim LE vor allem bei den Controllern und dem Display den Rotstift angesetzt. Statt neun Fader gibt es lediglich vier, die parametrischen Mitten des EQ wurden eingespart, das Display muss sich mit 2x 20 Zeichen begnügen und zur Soundauswahl bzw. zum Editieren gibt es sehr viel weniger Buttons. Irgendwo muss der Preisunterschied ja auch herkommen.
Geblieben sind vor allem die Übersichtlichkeit und die sinnvoll strukturierte Anordnung der Bedienelemente auf der leicht angewinkelten Oberfläche. Die bereits erwähnten Räder für Pitchbend und Modulation sind leicht gummiert und wirken sehr stabil, auch die drei Potis mit Mittenrasterung für den schaltbaren EQ vertragen offenbar beherztes Zupacken. Der Volume-Fader und die vier Fader mit den sogenannten Zone-Buttons und dem Filter-FX-Button komplettieren die Controller-Palette. Gleich rechts daneben sind die Buttons für die Betriebsmodi (Multi/Program) und Funktionen wie Split/Layer, Transpose, Storage und globale Settings angeordnet.
Für die Soundauswahl gibt es acht doppelt belegte Taster, die mit den Instrumenten-Kategorien beschriftet sind. Für jede Kategorie gibt es acht Variationen. Die Auswahl wird noch mal durch die Aufteilung in Bank A und Bank B verdoppelt.
Ein schönes Feature, das bereits aus dem Artis bekannt ist, sind die Favorites-Buttons, die man flink mit den am häufigsten benutzten Sounds belegen kann.
Das Display in der Mitte erstrahlt in Kurzweil-typischem Blau und wirkt nicht gerade opulent. 2x 20 Zeichen sind knapp bemessen, wenn es um die Darstellung komplexer Editierschritte geht. Die Buttons rechts neben dem Display sind der Navigation vorbehalten, den Abschluss bildet ein großzügig dimensioniertes, gerastertes Rad, das die Soundauswahl und die Editierung unterstützt.
Christopher Arndt sagt:
#1 - 14.12.2015 um 11:26 Uhr
Sehr schöne Audiobeispiele! Welche teure Workstation hat denn bessere Orchestersounds als Kurzweil? Ich kenne keine, aber das ist natürlich auch Geschmackssache.