Einen ganz besonderen Leckerbissen offeriert G&L derzeit den Bassisten: eine Limited Edition mit weltweit nur 250 Exemplaren des G&L ASAT Savannah Collection Basses. Leo Fender gründete die Firma G&L bekanntlich im Jahr 1980 gemeinsam mit seinem Partner George Fullerton. Die Initialen “G” und “L” stehen dabei für die Vornamen “George” und “Leo”. Leo Fender hätte in den 80ern wahrlich keine weitere Firma mehr benötigt, um Geschichte zu schreiben, denn das war bis zu diesem Zeitpunkt mit seinen Marken Fender und Music Man längst geschehen. Doch Stillstand stand nicht auf Leo Fenders Agenda, und so sollten die Bässe der neuen Firma G&L die Erkenntnisse und Erfahrungen aus 30 Jahren Entwicklung und Herstellung von E-Bässen (und E-Gitarren) bündeln. Dazu zählten vor allem damals neu entwickelte Humbucker-Tonabnehmer, eine aktive Elektronik sowie eine neu entwickelte Bridge.
Auch lange nach Leo Fenders Tod gewinnen seine G&L-Bässe immer noch zahlreiche neue Liebhaber – ein Zeichen dafür, dass man in den kalifornischen Produktionsstätten das stolze Erbe sehr ernst nimmt. Wir haben für euch ein Exemplar des G&L ASAT Savannah Collection-Basses in die Mangel genommen…
Details
Der G&L-Bass in limitierter Auflage wird in einem tolexbeschichteten schwarzen Hardcase ausgeliefert. Zum Lieferumfang zählt neben dem erforderlichen Einstellwerkzeug ein Briefumschlag mit handsignierten Zertifikaten, denen man genau entnehmen kann, welche G&L-Mitarbeiter an der Fertigung des Instrumentes beteiligt waren. Man wird quasi von Anfang an darauf eingestimmt, dass dieser Bass kein Instrument von der Stange ist!
Die Korpusform des ASAT, den es seit den 80er-Jahren auf dem Markt gibt, erinnert an eine langgezogene Telecaster-Gitarre. Einer der bekanntesten User ist der Aerosmith-Bassist Tom Hamilton, dessen Name bei G&L mittlerweile auch ein eigenes Signature-Modell schmückt. Der Korpus ist am Bridgeende gerade und symmetrisch abgeschlossen. Hier wurden in Breite der Bridge gleich zwei Gurtpins angebracht, durch die der Bass erstens mit sicherem Stand an eine Wand gelehnt werden kann und zweitens sehr schnell zwischen zwei unterschiedlichen Gurtlängen variiert werden kann. Je nachdem, welchen der beiden Pins man zur Aufhängung verwendet, hängt der Bass entsprechend höher oder tiefer am Körper, ohne dass man dabei die eigentliche Gurtlänge verändern müsste. Dieses Konzept ist zwar nicht neu, aber vergleichsweise selten – und stellt sich als äußerst praktisch heraus!
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Das Besondere am G&L ASAT Savannah Collection sind die Holzauswahl und die Kombination eines Halbresonanzkorpus mit einer darüberliegenden geschlossenen Decke. Ein schützendes Pickguard wird man vergeblich suchen, die wunderschöne Decke kommt dadurch natürlich noch besser zur Geltung. Das Korpusholz besteht aus Okoume mit einer Decke aus Korina – gebeizt in Tobacco Sunburst. Wie schon erwähnt ist der Bass eine Halbakustik-Kreation mit geschlossener Decke über einem verborgenen F-Loch. Es gibt also nicht sichtbare Hohlräume im Korpus, was das Gesamtgewicht auf angenehme 3,6 kg reduziert. Davon abgesehen wirken sich die Hohlräume aber natürlich auch klanglich aus, wie wir hören werden.
Der sehr schlanke Longscale-Hals mit C-Profil wurde (wie bei G&L üblich) sechsfach mit dem Body verschraubt und besteht aus einem Stück hochglanzlackierten “quartersawn maple”, also Ahorn mit stehenden Jahresringen. Quartersawn-Holz ist aufwändiger in der Fertigung und deshalb teurer, gilt aber aufgrund der Lage der Maserung bzw. Faserrichtung als stabilste Variante für einteilige Hälse. Das mit weißen Perlmutt-Punkteinlagen bestückte Griffbrett ist aus Pau Ferro, auch Santos-Palisander genannt, welches seit geraumer Zeit gerne anstelle des mittlerweile unter Artenschutz stehenden Rio-Palisanders verwendet wird.
21 Medium Jumbo-Bünde wurden mithilfe einer PLEK-Maschine peinlich genau abgerichtet. Dahinter verbirgt sich ein computer- und maschinengesteuertes Bundbearbeitungsverfahren aus deutschen Landen, dessen Ursprung bis in die 80er-Jahre zurückreicht und hinter dem die Berliner Gerd Anke und Michael Dubach stehen. Mittlerweile ist das patentierte PLEK-Verfahren weltweit zum Qualitätsstandard geworden, der (wie im Fall von G&L) sogar bei eher traditionell ausgerichteten Firmen Einzug gehalten hat.
Die Kopfplatte hat man mit offenen G&L Lightweight-Mechaniken versehen, wobei die D- und G-Saite mittels eines runden Stringtrees an der Kopfplatte fester in den Knochensattel gepresst werden. Die E- und A-Saite kommen ohne einen Saitenniederhalter aus, da der Winkel durch die kürzere Distanz zwischen Sattel und Mechanik von Natur aus bereits für einen guten Druckauf den Sattel ausreicht. Oberhalb des Sattels befindet sich der Zugang zur Halsstellschiene, die beim ASAT bidirektional verstellbar ist. Bei dieser sogenannten “Double Action Truss Rod” kann man den Hals sowohl konvex (Griffbrett wölbt sich) als auch konkav (Griffbrett höhlt sich) einstellen. Dies hat den Vorteil, dass der Hersteller die Hälse ohne jegliche Vorspannung bauen kann. Darüber hinaus kann die Einstellung der Halskrümmung auch nach vielen Jahren noch sehr kinderleicht und problemlos erfolgen.
Auf der Rückseite der Kopfplatte hat man unterhalb der Mechaniken eine Platte aus gebürstetem Aluminium angebracht. Diese trägt neben dem G&L-Logo die Seriennummer sowie die Aufschrift “Made in Fullerton, California, USA – The Birthplace of Bolt-On” – sozusagen eine kleine Gedenkplakette an die Heimat des geschraubten Halses.
Die Bridge ist eine G&L-Eigenkonstruktion, die mit sechs Schrauben am Korpus befestigt wurde. Die Stegreiter der klassischen 2D-Brücke sitzen in einem massiven Chromblock, durch den gleichzeitig die Saiten durch Ösen gezogen werden. Diese Konstruktion ist zwar einfach, aber sehr effektiv. Die Reiterchen sitzen relativ locker im Rahmen, um eine hakelfreie Einstellung zu ermöglichen. Sind diese erst einmal korrekt eingestellt, kann man eine Schraube anziehen, welche am unteren Ende der Bridge sitzt und einen Kunststoffstift gegen das Reiterchen der G-Saite drückt. Da alle Reiterchen sich berühren, werden sie vom Stift zusammengedrückt und hindern sich somit gegenseitig am Verschieben und Rasseln. Führungsschienen werden dadurch überflüssig.
Die Höhe der individuellen Stegreiter wird mittels zweier Inbusschrauben eingestellt, die Oktavreinheit via Standard-Kreuzschlitzschraube.
Neben dem handwerklich makellos gefertigten Bass, bildet natürlich die Klangzentrale das Herzstück dessen, was am Verstärker ankommt. Bei unserem Testbass finden wir zwei Humbucker, sogenannte “Magnetic Field Design”-Tonabnehmer (MFD). Diese sind in ihrer Gesamtheit in Höhe und Winkel verstellbar. Jeder Humbucker verfügt über acht Polepieces, die sich individuell in der Höhe justieren lassen. Man erreicht also volle Flexibilität in der Feinabstimmung der Saitenlautstärke – und sogar der einzelnen Spulen. Das wird umso maßgeblicher, je dichter man den Tonabnehmer an die Saiten bringt. Der Testbass erscheint mir diesbezüglich übrigens bereits perfekt voreingestellt!
Ergänzend zu den Tonabnehmern finden wir die typische aktive “Tri-Tone”-Elektronik. Drei kleine Toggle-Schalter teilen sich den Platz oberhalb dreier geriffelter und verchromter Flattop-Potiknöpfe, die für Lautstärke, Höhen und Bässe zuständig sind. Mithilfe der Schalter hat man Zugriff auf folgende Funktionen:
– passiv, aktiv, aktiv mit Trebleboost
– Tonabnehmer Spulen parallel oder in Reihe
– Tonabnehmerwahl: Bridge solo, beide Pickups, Hals solo
Passiv kann der Bass natürlich auch ohne Batterie betrieben werden. Ungewöhnlich dabei ist, dass die Bass- und die Höhenblende weiter funktionieren – wenn auch naturgemäß im Cut-Only-Betrieb. Passive Höhenblenden ist man ja durchaus gewohnt, passive Bassblenden jedoch eher weniger. Dass unser G&L aber über beides verfügt, darf als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Tonabnehmer bereits von sich aus (also ohne elektronische Unterstützung) bereits einen enorm potenten Sound liefern.
Die Batterie sitzt in einer Aussparung des Elektronikfachs, das von einer Kunststoffplatte mit sechs Schrauben abgedeckt ist. Leider ist die Batterie nicht über ein separates Fach zugänglich. Das ist der einzige Minuspunkt, den ich entdecke. Um an die Batterie zu gelangen, müssen also zunächst alle sechs Schrauben gelöst werden, dann muss die Batterie aus dem Fach herausgefummelt und von der billigen Batterieklemme abgezogen werden. Mal ehrlich: Das kann man doch mittlerweile galanter lösen, ohne dabei den Pfad der Tradition verlassen zu müssen!