Die Roland CR-8000 CompuRhythm aus dem Jahr 1980 ist eine der wenigen alten analogen Drum Machines, die noch erschwinglich sind. Wer also auf analoge Beats steht, sollte sich diese Maschine unbedingt genauer anschauen! In unserem Vintage Drum Machine Feature nehmen wir die CR-8000 deshalb genau unter die Lupe. Am Ende des Specials bieten wir außerdem ein Sample-Pack mit Samples und Loops der alten Drum Machine zum Download an.
Warum die analogen Roland TR-808 und TR-909 Rhythm Composer trotz ihres betagten Alters heute (Stand 2015) mehr kosten als damals frisch aus dem Laden, ist nicht unbedingt nachvollziehbar. Samples, Klone wie der Acidlabs Miami oder der Roland-eigene TR-8 Rhythm Performer bieten eigentlich sowohl Sounds als auch Beatprogrammierung zu erschwinglichen Preisen. Ist es nur der innere Nerd, der nach dem Original verlangt? Neben den Ikonen der TR-Serie, zu denen auch die TR-606 Drumatix und die samplebasierte TR-707 gehören, hat Roland eine weitere Serie gebaut, die für Beatfrickler nicht minder interessant ist: Die „CompuRhythm“ CR-Serie!
Roland CR-8000 – Mitglied der CR-Serie
Die Drumcomputer der Roland CR-Serie wurden ursprünglich für Alleinunterhalter entwickelt und sind daher mit Preset-Rhythmen ausgestattet. Das wohl bekannteste Modell ist die Roland CR-78, die man von Phil Collins’ „In the Air Tonight“ oder Blondies „Heart of Glass“ und vielen anderen Klassikern her kennt. Der Clou dieses Drum Computers war, dass er neben Tango, Walzer & Co. auch einen Speicher für eigene Rhythmen bot. Leider ist der CR-78 mittlerweile fast so begehrt und teuer wie eine TR-808! Muss man jetzt also entweder horrende Preise zahlen oder frustriert ganz aufgeben? Nein, liebe Beat-Nerds – zumindest NOCH nicht. Denn es gibt ja noch die weniger bekannte Roland CR-8000! Klanglich irgendwo zwischen TR-808 und CR-78 angesiedelt, bietet sie ebenfalls Preset-Rhythmen, einen Speicher für Eigenkreationen, den „Roland-Swing“ sowie Synchronisation über DIN-Sync. Zunächst ein Beispielbeat zur Einstimmung – am Ende des Artikels kann man ihn übrigens als Beat Construction Kit herunterladen.
Details
Roland CR-8000 – ein Relikt ihrer Zeit
Ein Grund für die geringere Beliebtheit der Roland CR-8000 könnte ihr Äußeres sein: Mit ihrem Desktop-Gehäuse aus beigem, leicht vergilbtem Kunststoff wirkt sie nicht sehr wertig und hat durchaus etwas von einer Heimorgel. Immerhin erinnern die bunten Knöpfe an einen Juno-60 und die Drehregler an eine TR-808. Die Klangerzeugung soll übrigens technisch verwandt sein – was man beim Anspielen der Sounds auch sofort glaubt.
Für dich ausgesucht
Audiobeispiele Roland CR-8000
Roland CR-8000: Arranger
Das Bedienfeld ist in zwei Bereiche unterteilt. Im oberen Panel werden die programmierbaren Sounds ausgewählt, der Abspielmodus umgeschaltet sowie Mix und Lautstärke eingestellt. Das untere Panel beginnt links mit zwei Tastern zur Programmierung der Beats (mit Doppelfunktion „Register“ und „Crash“). Daneben befindet sich eine Reihe von Buttons, die es in sich haben. Diese „Arranger“ genannte Sektion ermöglicht es, die Rhythmen auf einfachste Weise zu verändern: Der Rock Beat ist gut, aber es fehlt eine offene Hi-Hat? Der Disco-Beat braucht Percussion? Ein Clap unter der Snare wäre schön? Einfach die gewünschte Taste drücken – fertig. Natürlich lassen sie sich auch alle miteinander kombinieren. Den Abschluss bildet schließlich der „Groove-Button“ für den Roland-Shuffle. Allein diese Funktionen sorgen für jede Menge Abwechslung!
Intro / Fill In & Tempo Sektion der CR-8000
Wie es sich für eine Preset-Rhythmusmaschine gehört, dürfen Fill-ins in der Roland CR-8000 natürlich nicht fehlen. Diese kann man entweder per Fußschalter oder automatisch in einstellbaren Intervallen auslösen. Der obere Drehregler dient zur Auswahl eines von 12 möglichen Fills (Platz 9 bis 12 sind programmierbar). Der untere Regler bestimmt, ob ein Fill automatisch gar nicht, alle 2/4/8/12 oder 16 Takte kommt. Zuletzt in dieser Sektion befindet sich noch ein Schalter zum manuellen Auslösen von Fills. Über die daneben liegende Tempo-Sektion mit ihrer großen dreistelligen Anzeige (Beats per Minute), dem Einstellrad und dem Start/Stop-Taster muss man wohl nicht viele Worte verlieren.
Roalnd CR-8000 – die Patternwahl
Links unten am Rand der Roland CR-8000 Bedienoberfläche wählt man eine der drei Preset-Bänke aus. Über den 16 Tasten sind zudem die Namen der Presets aufgedruckt. Die 24 Rhythmen sind dabei grob nach Stilrichtungen sortiert: In der ersten Bank finden sich Standards wie Walzer, Swing oder Tango – in der zweiten Bank die damals „modernen“ Rhythmen von Rock über Disco bis Foxtrott. In der 3. Bank lädt dann Lateinamerika mit Samba, Rhumba und Bossanova zum Tanzen ein. Die Auswahl eines Presets erfolgt immer per Bankselektor und einem der acht farbigen Taster – die untere weiße Reihe ist ausschließlich den programmierbaren Rhythmen vorbehalten. Wer auf eine Step-Programmierung à la TR-808 hofft: Leider Fehlanzeige! Obwohl eigentlich genügend Taster und LEDs vorhanden wären, sind nur die beiden Taster oben links für die Programmierung nutzbar. Dazu aber später mehr.
Die Anschlüsse der Roland CR-8000
Über den DIN-Sync-Anschluss lässt sich die Roland CR-8000 problemlos mit anderen Roland-Geräten dieser Zeit synchronisieren. Mit einem MIDI/DIN-Adapter wie dem Doepfer MSY2 oder auch der aktuellen Roland SBX-1 Sync Box kann man die CR-8000 auch in ein MIDI-Setup integrieren (ich verwende einen Kenton Pro-2000). Daneben gibt es einen Triggerausgang, der zwischen 8“, 16“ und dem Accent umschaltbar ist. Mehrere Anschlüsse ermöglichen dabei die Steuerung von Register, Intro/Fill-In, Restart und Start/Stop per Fußschalter. Schließlich gibt es noch einen Summenausgang für das Audio. Genau: Es gibt leider nur einen Mono-Ausgang – keine Einzelausgänge. Das ist ein Manko dieser Maschine, das sich aber mit einer Modifikation beheben ließe. Mich hat das aber nie wirklich gestört – im Praxisteil zeige ich warum.
Praxis
Da man bei einer Preset-Maschine sofort aus dem Vollen schöpfen kann, muss man eigentlich nur den Einschalter finden, einen Rhythmus wählen und auf Start drücken. Bei der CR geht es übrigens viel mehr ums direkte Spielen als bei einer rein programmierbaren Maschine.
Die Presets der CR-8000
24 Presets von Walzer bis Disco stehen in der Roland CR-8000 zur Verfügung – acht weitere Speicherplätze können zusätzlich mit eigenen Kreationen gefüllt werden. Die Presets sind dabei in drei Bänke aufgeteilt: Bank 1 bietet Tanzschul-Klassiker von Walzer über Swing bis Tango, Bank 2 hält sechs „moderne“ Rock-Rhythmen, Disco und Foxtrott bereit und Bank 3 präsentiert die Welt des Latin von Samba über Mambo bis Bossanova. Hier die Presets zum Anhören (außer Preset 8, das nur aus einer Viertelkick-Drum besteht).
Audiobeispiele Roland CR-8000
Zusätzlich gibt es Fill-Ins, von denen acht vorprogrammiert und die Plätze 9 bis 12 frei programmierbar sind. Die Fill-Ins beginnen sofort, wenn die entsprechende Taste gedrückt wird, und dauern so lange an, wie man die Taste gedrückt hält. Startet man die Wiedergabe mit der Intro/Fill-In-Taste, wechselt der Rhythmus automatisch zum gewünschten Preset. Das klingt dann zum Beispiel so.
Roland CR-8000: Einsatz des Arrangers
Songketten bietet die Roland CR-8000 leider nicht. Wählt man ein neues Pattern aus, wird nahtlos an der jeweiligen Taktposition weitergespielt. Trotzdem ergeben sich allein durch die Kombination von Intro/Fill-in und Rhythmus eine Menge Variationen. Dann kommt die Arranger-Sektion ins Spiel: Hier können Instrumente hinzugefügt oder die im Preset vorhandenen verändert werden. Und wer es wirklich wissen will, drückt alle Knöpfe gleichzeitig.
- Becken in Viertel- oder Achtel-Figuren
- Hihat als Viertel, 16tel und Open Hihat auf dem Off-Beat
- eine Conga-Figur
- Hand Clap auf 2 und 4
Damit kann man aus den vorprogrammierten Presets des CR-8000 noch eine Menge herausholen! Wendet man die Arranger-Funktionen dann nacheinander auf Rock 3 an, klingt das Ganze so.
Audiobeispiele Roland CR-8000
Mit dem Shuffle-Button wird der Shuffle-Modus aktiviert, der auf alle Rhythmen angewendet werden kann. Am Beispiel von Rock 3 klingt das so.
Roland CR-8000 – Doppelpatterns: Kombi-Beats
Programmieren kann man die Umschaltungen bei der Roland CR-8000 nicht, man drückt die Taste und es passiert unmittelbar. Allerdings kann man über die „Register“-Funktion Arrangersettings mit einem Pattern verknüpfen und dann per Tastendruck umschalten, ohne die Arrangersettings neu machen zu müssen. Das ist allerdings nicht sehr intuitiv. Man kann auch zwei Pattern einer Bank gleichzeitig anwählen (oder eine Eigenkreation aktivieren). Damit sind Experimente wie Enka-Swing oder Slow-Rock-Tango möglich.
Audiobeispiele Roland CR-8000
Allein mit diesen Funktionen kann man schon viel Spaß haben. Und wenn man die Maschine synchronisiert, lassen sich die Presets leicht mit anderen Beats kombinieren. Wie hier, wo ich den Beguine der Roland CR-8000 mit einem technoiden Beat aus der TR-8 kombiniert habe. Frame-genaues Sample-Lock darf man allerdings nicht erwarten: Die DIN-Synchronisation ist nicht so tight, wie man es heute gewohnt ist.
Programmieren eigener Beats mit der CR-8000
Wer die Roland-typische Programmierung wie bei einer TR-X0X erwartet, wird enttäuscht: Es funktioniert eher wie bei einer Boss DR-55 oder einer Roland CR-78: Per Drehrad wählt man den gewünschten Sound und steppt sich dann durch die 32 Schritte eines Patterns. Die linke Taste mit der Note steht für einen Ton, die rechte mit der Pause entsprechend für Stille. Man spielt also Mäuseklavier: Note – Pause – Pause – Pause – Note – Pause – Pause – Note – etc. Und das war erst die Hälfte. Danach den nächsten Sound wählen und weiter geht’s. Immerhin hört man beim Durchsteppen zur Orientierung bereits programmierte Sounds. Der Speicher ist übrigens batteriegepuffert, die Rhythmen bleiben somit nach dem Ausschalten erhalten. Das Hauptproblem: die Tasten der CR-8000 sind anfällig für Doppeltrigger. Um einen Rhythmus sauber zu programmieren, braucht es Geduld. So intuitiv der Preset-Bereich ist, so nervig ist das Programmieren! Das hier brauchte ein paar Anläufe.
Roland CR-8000 – Integration in DAW-Setups und Multi-Channel-Aufnahmen
Wie oben beschrieben, kann man die Roland CR-8000 über DIN-Sync in ein MIDI-Netzwerk einbinden. Einzelausgänge lassen sich per Mod nachrüsten, aber auch mit dem Monoausgang kann man problemlos Multichannel-Aufnahmen machen. Man dreht dazu bei der CR-8000 einfach alle Kanäle bis auf einen herunter und nimmt die Einzelsounds nacheinander auf. Dieses Beispiel (mit mehreren Hihat-Variationen und zusätzlichem Schlagzeug) ist in Einzelspuren in unserem CR-8000-Download-Paket am Ende des Artikels enthalten, sodass es für eigene Produktionen verwendet werden kann.
Audiobeispiel Roland CR-8000
Video: Roland CompuRhythm CR-8000
Fazit
Die Roland CompuRhythm CR-8000 ist (noch) ein echter Geheimtipp für alle, die einen klassischen analogen Drumcomputer von Roland suchen und nicht bereit sind, Unsummen zu bezahlen. Vor allem Snare, HiHat und Clap sind klasse. Die Bassdrum hat nicht den Wumms einer 808, ist aber nicht schlecht. Toms und Percussionsounds klingen so, wie man es erwartet. Die klassische 808 Cowbell und Percussion wie Claves und Conga sind auch nicht zu verachten. Die Presets sind natürlich sehr retro – House, HipHop oder Techno sollte man nicht vermuten. Aber hier kommen die acht Speicherplätze für eigene Rhythmen ins Spiel. Vor allem dann, wenn man die Presets mit Beats anderer Maschinen als „analoge Percussion“ kombiniert, bringt die CR-8000 interessante Farben in die Tracks. Sind alle Kanäle voll aufgedreht, rauscht die Maschine allerdings etwas. Einziges echtes Problem: Die Tasten, die gerne Doppeltrigger auslösen – und leider nicht mehr neu zu beschaffen sind. Im Internet gibt es zudem ein paar Tipps zum Reinigen – ich habe es allerdings noch nicht selbst probiert. Es lohnt sich auf jeden Fall, diesen alten Beat-Boliden einmal anzutesten!
Tipp: Für alle, die die CR-8000 virtuell ausprobieren wollen, gibt es hier eine Roland CR-8000 Emulation für NI Kontakt.
Roland CR-8000 Sample-Pack zum Downloaden
Hier steht unser Roland CR-8000 Sample Pack zum Download bereit. Es enthält die Einzelsounds im WAV-Format, die Preset-Rhythmen in den Formaten WAV, Apple Loops (CAF) und REX sowie das Beat Construction Kit in den gleichen Formaten.
Pro
- Sound
- Shuffle
- Programmierbar und Preset-Rhythmen
- Mixer für die Sounds
- Arrangerfunktion für Varianten
- Synchronisierbar (DIN)
Contra
- Sounds ohne Mod nicht editierbar
- Programmierung eigener Rhythmen frickelig
- Taster sind anfällig und nicht mehr zu bekommen
- Keine Einzelausgänge
- Rauschen einiger Kanäle
Features
- Erscheinungsjahr: 1981
- Klangerzeugung: analog
- Polyphonie: 10
- 13 Sounds: Kick, Snare, Rim, Hi Tom, Lo Tom, Clsd HiHat, Open HiHat, Cymbal, Cowbell, Mid Conga, Lo Conga, Claves, Hand Clap
- Programmierbarer Akzent, im Anteil regelbar
- Speicher: 24 Presetrhythmen, 8 Preset Fills – 8 programmierbare Pattern, 4 Fill-Ins
- 16 Steps pro Pattern / 12 Steps bei Aktivierung von Shuffle
- Synchronisation: DIN-Sync In & Out (24 ppqn), Trigger Out (Impuls pro 8″, 16″ oder Accent)
- Monoausgang
- Stromversorgung: Netzteilanschluss, Memory-Backup über 3x 1,5 Volt AA Batterien