Ein Klangteppich soll in der Regel im Hintergrund eine angenehme Atmosphäre erzeugen, nicht auffallen, und dafür sorgen, dass sich die Gesangslinie frei entfalten kann. Normalerweise sind es die Keyboarder, von denen ein solcher verlangt wird, aber in unserer heutigen Folge werden wir versuchen, diesen Part mit unserer Gitarre zu übernehmen.
Das Basteln eines Klangteppichs wird meist bei langsamen Stücken zum Thema, und gibt es keinen Keyboarder, dann muss die Gitarre ran. Dass in solchen Fällen nicht unbedingt ein komplett übersteuerter Amp gewünscht ist, der per Feedback die Saiten am Schwingen hält, versteht sich von selbst. So sind einige Standard-Tricks von vornherein passé und ein tieferer Griff in den Zauberkasten wird nötig. Mit speziellen Reverb- und Delay-Typen allerdings kommt man dezenter ans Ziel, und davon werde ich euch in dieser Folge drei vorstellen.
Gitarrenpart
Hier ist ein typisches Beispiel für einen Song, bei dem die Akkorde zwei Takte gehalten werden. Die Vorgabe ist, dass die Gitarre im ersten Takt spielen darf, dann sollten keine Anschläge mehr erfolgen, damit der Gesang oder das Melodie-Instrument besonders in Erscheinung treten kann. Unter dem imaginären Gesangspart sollte aber schon noch ein Akkord-Teppich vorhanden sein, am besten eine geschmeidige Wolke, die den Künstler angenehm umhüllt … Das Problem ist nur, dass es mit dem Sustain bei einer Singlecoil-Gitarre nicht so gut bestellt ist. Hier ist erst mal der trockene Gitarrenpart ohne Zusatzstoffe, einmal allein und dann mit Drums und Bass.
Particle Verb
Erster Vorschlag für den Teppich ist ein Reverb-Modus aus dem Line 6 M9, der sich Particle Verb nennt. Ein Hall-Preset, das im Stable Mode einen diffusen Klang mit leichtem Pitch-Shifting erzeugt. Es kommt leicht Synth-Chor-mäßig daher, wenn man mal einen vagen klanglichen Vergleich ziehen möchte. Auf jeden Fall kann ich mit diesem Effekt einen schönen Klangwechsel innerhalb eines Akkordes vollziehen. Zuerst kommt der Gitarrenanschlag, dann übernimmt der Effekt das Ruder. Hierbei ist es natürlich wichtig, dass der Sound nicht zu lange klingt, sonst gibt es Überschneidungen beim Akkordwechsel.
Für dich ausgesucht
Gitarre | Reverb | Amp |
---|---|---|
Stratocaster | Dwell: 60% | Clean eingestellt |
Steg & mittlerer Pickup | Gain: 70% | Bass: 12 |
Volume: 10 | Mode: Stable | Middle: 12 |
Tone: 10 | Mix: 50% | Treble: 12 |
Presence: 12 |
Analog Delay
Der nächste Kandidat ist ein gemodeltes Analogdelay mit Modulationseffekt, der Memory Man von Electro Harmonix stand hier Pate. Um den Sound lange klingen zu lassen, habe ich die Echowiederholungen weit aufgedreht. Hier kommen drei interessante Farben ans Tageslicht. Einmal wird der Gitarrensound mit etwas Modulation versehen und “weitergetragen”, zum anderen kommt durch die aufschaukelnden Echowiederholungen eine Portion Dreck hinzu. Dann sind da noch die Echowiederholungen in Achtelnoten, die einen dezenten Groove erzeugen.
Gitarre | Delay | Amp |
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Stratocaster | Time: Achtelnoten | Clean eingestellt |
Steg & mittlerer Pickup | Feedback: 80% | Bass: 12 |
Volume: 10 | Mod. Speed: 20% | Middle: 12 |
Tone: 10 | Depth: 50% | Treble: 12 |
Mix: 40% | Presence: 12 |
Digital Delay
Es könnte natürlich sein, dass der etwas schmutzigere Sound des Analogdelays nicht so ganz den Vorstellungen des Produzenten oder Sängers entspricht. Dann wäre die Option des sauberen Digital Delays eine Überlegung wert, ebenfalls mit einer Prise Modulation. Um den Groove etwas auszubremsen, habe ich nun Viertelnoten in der Verzögerungszeit eingestellt, ansonsten sind die Settings relativ identisch.
Gitarre | Delay | Amp |
---|---|---|
Stratocaster | Time: Viertelnoten | Clean eingestellt |
Steg & mittlerer Pickup | Feedback: 80% | Bass: 12 |
Volume: 10 | Mod Speed: 20% | Middle: 12 |
Tone: 10 | Depth: 50% | Treble: 12 |
Mix: 50% | Presence: 12 |
Mit einem Expression-Pedal lassen sich die Effekte noch etwas feiner steuern, aber das wird in einer anderen Folge erörtert.
Ich wünsche Euch erst mal viel Spaß beim Teppichverlegen.