Rotary-Effekt Videoclip
Die Box besteht aus zwei drehenden Hochton-Hörnern und einer drehenden „Bass-Schaufel“ – einer Trommel mit Öffnungen, die sich um einen feststehenden Basslautsprecher dreht. Selbstverständlich funktioniert das Ganze mechanisch mit Riemenantrieb und Motor. Der charakteristische Modulationseffekt entsteht durch die zeitverzögert beim Zuhörer ankommenden Schallwellen. Die einzige Einstellmöglichkeit hierbei ist, dass der Rotor zwischen einer langsamen und schnellen Geschwindigkeit umgeschaltet werden kann. Allerdings dauert es einen Augenblick bis die andere Geschwindigkeit erreicht wird – logisch, denn das Ganze funktioniert eben mechanisch. Das Beschleunigen und Abbremsen des Rotors trägt zum charakteristischen Klang dieses Lautsprechersystems bei. Zu hören ist der Sound bei den Aufnahmen der Bands aus den 60er und 70ern, die einen Organisten (damals hießen die Jungs noch nicht Keyboarder) in der Band hatten. Zu nennen wären unter anderem The Doors, Deep Purple und Booker T. And The MG´s. Der bekannteste Song mit dem prägnanten Orgel-Sound ist wohl „A Whiter Shade Of Pale“ von Procul Harum. Aber auch die Gitarristen schlossen ihre Instrumente an die Box mit den drehenden Lautsprechern an. Jimi Hendrix, Stevie Ray Vaughan oder Richie Sambora (Bon Jovi) benutzten (und benutzen) den Sound auf der Bühne und bei Aufnahmen.
Ihr könnt euch allerdings vorstellen, dass ein System mit drehenden Hochtönern und Bass-Lautsprechern nicht gerade klein ist, vom Gewicht brauchen wir erst gar nicht zu sprechen. Die Teile hatten die Größe einer Kühl-Gefrierschrank Kombination und benötigten ein großes Transportfahrzeug sowie mindestens zwei Personen, die es schleppten. Viel Spaß, wenn zur Bühne ein längerer Weg mit Stufen zurückgelegt werden musste. Mitte der 60er Jahre wurde zwar von Fender der Vibratone-Amp, eine etwas kleinere Version des Leslie Cabinets gebaut. Um es praktisch nennen zu können, war das Gerät allerdings immer noch viel zu groß.
1969 startete der erste Versuch, den Sound einer Leslie-Box durch ein kleines Effektgerät zu simulieren. Die Firma Univox präsentierte das Uni-Vibe, eine Mischung aus Phasing, Pitch-Shifting und Leslie. Der Effekt klang zwar sehr gut, kam aber an den typischen Klang der rotierenden Speaker nicht ran. Dennoch wurde der Effekt von zahllosen Gitarristen verwendet und ist heute absoluter Kult. Zwar gab es auch noch andere Firmen, die im Laufe der Jahre versucht haben, den Rotary-Effekt mehr oder weniger erfolgreich zu simulieren. Jedoch sollte es bis Ende der 1990er Jahre dauern, bis die deutsche Firma Hughes&Kettner mit dem Rotosphere endlich eine wirklich erstklassige Simulation des legendären Effekts zur Serienreife brachte. Die Roadies und Mitmusiker atmeten auf – man konnte den Sound nun auch ohne zwangsläufigen Bandscheibenvorfall genießen. Ein weiteres Pedal, das den Rotary-Sound in wirklich guter Qualität liefert, ist das RT-20 von Boss.
WAS KANN EINGESTELLT WERDEN?
Wie bei allen in dieser Serie vorgestellten Effekten, kann es auch beim Rotary von Gerät zu Gerät unterschiedliche Einstell-Möglichkeiten geben. Im Folgenden haben wir euch die üblichsten Vertreter aufgelistet:
Speed Select
Man wählt eine der beiden Geschwindigkeiten des (simulierten) rotierenden Lautsprechers aus.
Rate (Slow)
Einstellen der langsamen Geschwindigkeit.
Rate (Fast)
Einstellen der schnellen Geschwindigkeit.
Rise Time
Regelt die Zeitspanne, bis die (simulierten) rotierenden Lautsprecher nach dem Umschalten das schnelle Tempo erreicht haben.
Fall Time
Regelt die Zeitspanne, bis die (simulierten) rotierenden Lautsprecher nach dem Umschalten das langsame Tempo erreicht haben
Depth / Level
Regelt die Lautstärke des Rotary-Effekts.
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WIE KLINGT DER EFFEKT?
Bei allen Hörbeispielen wurde das Hughes&Kettner Rotosphere benutzt.
WO IST DER EFFEKT ZU HÖREN?
Der Rotary-Sound ist recht selten bei Aufnahmen eingesetzt worden. Auf der Bühne ist das Hughes&Kettner Rotosphere mittlerweile bei Oasis öfters zu hören. Auch andere Gitarristen wie zum Beispiel Richie Sambora (Bon Jovi) arbeiten Live mit dem Rotary-Effekt. Hier ein paar Anspiel-Tipps von Songs, wo der Effekt bei Studio-Aufnahmen zum Einsatz kam. Always – Bon JoviCold Shot – Stevie Ray VaughanLittle Wing – Jimi Hendrix (Intro)
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