Wer sein Equipment für Live-Einsätze als Keyboarder*in so kompakt wie möglich halten möchte, findet mit dem iPad inzwischen eine attraktive Minimal-Lösung. Es muss nicht das neueste Tablet sein. Für dieses Feature dient uns ein älteres Apple iPad Pro mit iOS 14. Es funktioniert aber praktisch jedes iPad (oder iPhone) ab iOS 11 und 1,4 GB Speicher, wenn du in den Genuss von Korg Module Pro oder anderer Anwendungen kommen möchtest.
Unter etlichen Musik-Apps des Marktangebots ragt Korg Module heraus, deren Fokus eindeutig auf Keyboarder*innen liegt und diese mit schmackhaften Sounds unterschiedlicher Genres ausstattet. Inzwischen stehen zwei Versionen der Software zur Wahl: „Korg Module Pro“ sowie „Korg Module“ (ehemals „LE“-Version), die kostenfrei zum Probieren von Piano- und Keyboardsounds installiert werden kann. Die App lässt sich auch auf einem iPhone nutzen, hier muss man jedoch auf einige Features wie Playback-Import oder Aufnahme-Modus verzichten.
Was braucht man alles?
Neben dem Tablet-PC und der App selbst benötigt man noch ein Audio/MIDI-Interface sowie ein Controller-Keyboard. Das Korg plugKEY ist sehr praktisch, weil es Audio- und MIDI-Verbindungen in einem kleinen Kästchen verbindet. Günstig und empfehlenswert ist ebenso das USB-Audio-Interface Presonus AudioBox iOne. Etwas teurer aber sehr flexibel ist das iRig Pro Duo I/O von IK Multimedia. Mit dem „Lightning auf USB-Kamera-Adapter“ von Apple (Kostenpunkt rund 45 Euro) lassen sich alle gängigen USB-Audio/MIDI-Interfaces anschließen. Das ist die flexibelste und gleichzeitig die professionellste Lösung.
Das alles kann die App Korg Module Pro
Schauen wir uns Korg Module Pro (regulär 43,99 Euro) in der Version 4 kurz an. Wie der Produktname schon verrät, haben wir es mit einem mobilen Soundmodul zu tun, das wiederum aus mehreren einzelnen Modulen besteht: „Acoustic Piano“, „Electric Piano“, „Clavinet“, „Organ“, „Multi“ (ein Sample-Player) sowie ab Version 4 die Sound Engine „Hybrid“. Zur Darstellung dieser Module kannst du zwischen 2D (gut fürs Spiel über die interne Klaviatur) und 3D (fotorealistische Darstellung des Instruments) wechseln.
Für dich ausgesucht
Natürlich steht immer eine zweifache Effektsektion aus Modulation und Ambience bereit. Die Sounds lassen sich dank verschiedener Dynamikkurven sensibel ans Masterkeyboard anpassen. Du kannst deine Keyboard-Parts als Audio-Datei aufnehmen und auch einen MIDI-File-Player verwenden. Im Bereich „Set List“ fühlen sich Live-Keyboarder*innen wohl. Es lassen sich Sounds in einer bestimmten Abfolge organisieren und jeweils auch Texte, Fotos und PDFs für Leadsheets oder andere Hinweise hinzufügen. Dank AUv3-Unterstützung lässt sich Korg Module Pro auch innerhalb anderer Apps wie etwa innerhalb von GarageBand oder einer anderen iDAW verwenden.
Die App bietet zwar viele spielfertige Klangprogramme, du musst dich aber damit nicht begnügen. Korg Module Pro bietet bei den Sound Engines und Erweiterungen mehrere Parameter (Sound und Effekt) an, die sich direkt auf dem Touchscreen bearbeiten lassen. Wenn du gern Sounds live kontrollierst, kannst du in den Settings per MIDI Learn-Funktion vielen Klang- und Effektparametern einen physikalischen Controller zuweisen. Wie das folgende Video anhand der Erweiterung „LoFi House“ zeigt, lassen sich mit Korg Module Pro auch Sequencer-Phrasen und viele andere elektronische Sounds designen. Korg Module Pro bietet definitiv mehr als ein Klavier oder Synthpads.
Nehmen wir nun einzelne Erweiterungen ins Visier, die als In-App-Kauf über die Seite „Store“ erworben werden können. Du musst dabei nicht die „Katze im Sack“ kaufen. Alle Packs bzw. Extensions können für sieben Tage kostenfrei getestet werden. Übrigens sind alle folgenden Demos live eingespielt und nicht nachbearbeitet worden. Du erhältst also ein ziemlich realistisches Bild davon, wie einzelne Programs von Korg Module Pro direkt per Tastatur angespielt klingen.
Die Korg Module Performance Extension
Die Performance Extension ist die teuerste Erweiterung (32,99 Euro) und bringt 62 Programs zum Bauen von Split- und Layer-Kreationen mit. Dazu gehst du am besten in die Set List, erstellst eine neue Vorlage (auf ‚+‘ Symbol tippen) und wählst zwischen den drei Modi Single, Layer und Split (auf Keyboard-Symbol tippen). Die beiden Layer-Sounds lassen sich in Lautstärke, Oktavlage und Sustain-Pedal unterschiedlich einstellen und sogar (auf Global tippen) verschiedenen MIDI-Kanälen zuweisen.
Auf der Set List-Seite lassen sich über „Open“ einige wenige Vorlagen laden. Leider ist das mitgelieferte Aufgebot an Layer und Splits eher mager, wie das zweite Video demonstriert. Halb so tragisch, denn es macht sowieso viel mehr Spaß, seine eigenen Combi-Sounds zu erstellen. Dabei kannst du praktisch die installierten Klangprogramme aller Packs beliebig miteinander kombinieren – nicht nur die Elemente der Performance Extension.
Flügel, E-Pianos und Orgeln
Im Bereich klassischer Keyboard-Sounds zeigt sich Korg Module Pro souverän. Diese Erweiterungen kommen in Frage.
Ivory Mobile Grand
Ivory ist ein Konzertflügel, der ursprünglich vom US-Anbieter stammt. Es gibt ihn in einigen Soundvarianten und es macht viel Spaß, diese Extension zu spielen. Eine Variante ist die Extension „Ivory American“.
- Angespielte Programs: Ivory Solo Piano, Ivory Grand & Syn Pad 1, Glass Harmonica.
Classic EP-88M
Für Rhodes-Liebhaber eine klare Empfehlung sind die Sounds von Scarbee, die im Pack „Classic EP-88M“ angeboten werden.
- Angespielte Programs: Crispy Tremolo EP, Phaser EP, Auto Wah EP
80s EP
Bei 80s EP sind die glockigen Rhodes-Sounds vom FM-Synth und Fender Rhodes angeboten.
- Angespielte Programs: FM EP + Synth Pad, Legendary Dino EP, Dark FM E.Piano
Organ & Clav
Für Live-Keyboarder*innen ebenfalls sinnvoll ist die Extension „Organ&Clav“, die – von clean bis röhrend – viele beliebte Orgelregister und Clav-Sounds bietet.
- Angespielte Programs: Jazz 888 Organ, Dist Full Organ, Auto Wah Clav
Was gibt es sonst noch? Die Extension „Mellow“ bietet Mellotron-Sounds (Chöre, Streicher, Flöte) und „Wurley“ konzentriert sich auf das Wurlitzer-Piano. Damit ist die Sparte der „Keyboards“ insgesamt sehr gut repräsentiert.
Synthesizer- und Trend-Sounds
Korg Module Pro lässt sich auch mit so einigen trendigen Synthesizerklängen aufrüsten. Diese Packs solltest du auf dem Schirm haben.
80s Dance Pop
Für die allermeisten Keyboarder*innen ein Volltreffer ist die Extension „80s Dance Pop“ – Kaufpflicht! Die meisten dieser Sounds haben viel Präsenz.
- Angespielte Programs: Digital Keys, Power Synth, Power Lead
Neo Soul
Diese Extension enthält coole Keys und Synths für aktuelle soulige Musik – tasty!
- Angespielte Programs: Cherisher, Fire Leadz, Truth Drops
Lo-Fi House
Simple und trendige Analog- und FM-Sounds sind in „LoFi House“ zu finden. Das Pack kann überzeugen, ist aber weniger für Live-Gigs zu empfehlen.
- Angespielte Programs: Poly Ratio Seq Tight, Flutters – Chords Vary 1, String Machine Soft
Dreamy Synths
So verträumt muss es nicht immer sind, das Pack bietet jedenfalls die fetten Sounds analoger Flaggschiffe und ist ein Tipp für Keyboarder,*innen die das Band-Arrangement mit satten Flächen oder Brass-Sounds auffüllen wollen.
- Angespielte Programs: KApro Obey Eight Strings, KApro I.T.A. Pad, KApro Hard Too Brass
Zusätzlich bietet das Sortiment noch „Hybrid Synth 2“ mit prägnanten Sounds und „Triton Best“ mit 100 Programs der Synthesizer-Workstation aus den 1990ern. Eher für die Produktion elektronischer Musik zeigt sich „Synth Drums“ als schöner Bonus.
Orchester- und Filmmusik
Natürlich deckt Korg Module Pro auch den Bedarf an cinematischen, ambienten und orchestralen Klängen. Diese Erweiterungen warten mit den entsprechenden Sounds auf.
Orchestral Dreams
Bei „Orchestral Dreams“ von KApro gefallen neben der Kirchenorgel (z. B. in Kombination mit Chören) auch die Streicher in verschiedenen Artikulationen.
- Angespielte Programs: KApro Organ & Strings 1, KApro Marcato Strings 1, KApro Legato Strings 1, KApro Spiccato Strings 4
Monumental Choir Dreams
Überwiegend warme Flächenklänge, aber auch einige jazzige Vocals sind in „Monumental Chor Dreams enthalten.
- Angespielte Programs: KApro Magna Voce, KApro Jazzy Dooh-Doot!, KApro Staccato Ensemble
Cinematic
Cinematic liefert eine ansprechende Mischung aus elektronischen Sounds mit inspirierenden Sphären und Rhythmen für kreative Live-Keyboarder*innen.
- Angespielte Programs: Sqr Impact – Verb Hit, Hold Reverse – Noise Key, 8-Step – Drama
Far North
Apart ist das Pack „Far North“. Es begeistert mit modernen warmen Soundkreationen für die kühle Jahreszeit.
- Angespielte Programs: Analog Winter – Harmonium, Analog Winter – Pizz, Snowfall Cabin – Icicler
Soweit zum Soundangebot von Korg Module Pro. Natürlich gibt es noch weitere Apps, die Live-Keyboarder*innen mit Klangmaterial versorgen und sich gut über ein Controller-Keyboard anspielen lassen.
Zum Schluss
Nur Mut! Klangqualität und Spielbarkeit können überzeugen. Mit Korg Module Pro sind Live-Keyboarder*innen für viele Standardsituationen gut gewappnet. Für Pianisten*innen oder Keyboarder*innen, die ein zusätzliches Keyboard für Splits/Layer und ein paar speziellere Sounds benötigen, ist das Aufgebot aus iPad mit Korg Module Pro, Controller-Keyboard und Audio/MIDI-Interface schon verlockend, auch wenn man die möglichst stabile Stromversorgung und zusätzliche Kabel im Blick haben muss. Zumindest sollte Korg Module einmal ausgiebig probiert werden. Richtig günstig wird es, wenn App und Erweiterungen bei der nächsten Sonderaktion von Korg ergattert werden können. Für Proben und kleinere Auftritte ist diese mobile Pauschallösung wirklich klasse. Wir freuen uns jedenfalls, wenn Korg diese tolle App weiterentwickelt und neben weiteren Sound Engines auch eine simple Integration anderer Instrumenten-Apps ermöglichen würde.
Frank sagt:
#1 - 08.06.2021 um 10:42 Uhr
Wenn man schon gendert dann auch richtig. Es muss heißen: Keyboarder*innensounds, Controller*innen - Keyboard, Keyboarder*innen-Parts, Us-Anbieter*in, Rhodes-Liebhaber*innen.
Nikos sagt:
#1.1 - 18.07.2022 um 09:57 Uhr
👏🏻👍🏻
Antwort auf #1 von Frank
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenTim Tijuca sagt:
#2 - 08.06.2021 um 14:00 Uhr
KORG Module ist ne wirklich gut durchdachte App. Auch die Möglichkeit, Fotos, PDFs etc. z.B. mit Noten/Chords mit abzuspeichern macht absolut Sinn. Die "teuren" SoundLibraries (Scarbee Rhodes, Ivory Grand) sind definitiv den Kauf wert. Die anderen Libraries (80ies Sounds, Melodic Techno) sind Crap. Gut, dass KORG jetzt auch ne "7-day-trail" Option anbietet, damit man eben nicht die Katze im Sack kauft. Z.B. statt dem 80ies Soundset lädt man lieber direkt die (inzwischen kostenlosen) Apps von MOOG runter (Minimoog Model D, Animoog und Model 15).
Nikos sagt:
#3 - 18.07.2022 um 09:56 Uhr
Eure ideologisch und politisch motivierte Verhunzung der Sprache durch das unsinnige Gendern ist zum Kotzen und ein Grund, die Seite nie wieder aufzurufen, Bäh! 👎🏻 Pfui Deibel.