Welche sind die besten Keyboards für jeden Einsatzzweck? Wir präsentieren die besten Tasteninstrumente für bestimmte Szenarien.
Keyboards beschreiben im eigentlichen Sinne unterschiedliche Konzepte von elektronischen Tasteninstrumenten, die sich für verschiedenen Zwecke eignen. Als Spieler solcher Instrumente in der Band wird man schnell zum Spezialisten für Klänge und Effekte, die ein musikalisches Arrangement ergänzen und gestalten. Als Solo-Künstler vertraut man auf besondere Ausführungen von Keyboards, die dem eigenen Anforderungsprofil nahekommen. Keyboards gibt es in vielen Ausführungen für die unterschiedlichsten Zwecke. Wir helfen bei der Wahl des passenden Instruments.
Keyboarder und ihre Arbeitsmittel
Was sind eigentlich ‚Keyboarder‘, und welche Tätigkeiten werden von ihnen abgedeckt? Diese Fragen sind nicht ganz so einfach zu beantworten. Sicher ist, dass man als Keyboarder ein wirklich breites musikalisches Spektrum abdecken muss. Sowohl stilistisch als auch in puncto Klanggestaltung. Ums Klavierspielen alleine geht es hier schon lange nicht mehr. Das merkt man schon alleine an den vielen Kategorien dieser Instrumenten-Klasse: Nirgendwo sonst sind so viele unterschiedliche musikalische Herausforderungen zu meistern wie im Bereich der Keyboard-spielenden Fraktion.
Egal ob als Alleinunterhalter, als Musiker in kleinen sowie großen Ensembles und nicht zuletzt als Produzent – jeder Bereich erfordert ganz spezifische Anforderungen. Spielarten, Klänge und damit eine entsprechende Auswahl an Instrumenten. In diesem Punkt hat man als Keyboarder heutzutage vor allem die Qual der Wahl. Der vielschichtige Markt mit seinen unzähligen Möglichkeiten macht die Suche nach dem passenden Instrument recht beschwerlich. Auch die Vielzahl an Instrumentenkategorien kann verwirren. Was ist eine Workstation, was ist ein Stagepiano, wofür verwendet man Arranger– und Masterkeyboards? und was leisten moderne Synthesizer überhaupt?
Streng genommen gibt es immer mehrere Lösungen, die zum Ziel führen. Zum Glück sind die meisten aktuellen Keyboards sehr vielseitig einsetzbar und machen eine klassische Keyboard-Burg obsolet. Trotzdem gibt es kaum ein Keyboard, dass man als Eier legende Wollmilchsau bezeichnen könnte. In vielen musikalischen Szenarien kommt man schon alleine deshalb besser mit zwei Keyboards aus. In diesem Artikel stellen wir diverse musikalische Szenarien vor, in denen verschiedene Keyboards und mögliche Kombinationen zum Einsatz kommen. Dazu gibt es Beispiele, die dabei helfen sollen, das passende Equipment für den eigenen Einsatzzweck zu finden. Dabei beleuchten wir das Thema von beiden Seiten. Die Sicht des Musikers, der vor verschiedenen Herausforderungen steht und die Seite der Instrumente.
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GRUNDLEGENDE GEDANKEN
Die Vielzahl verfügbarer elektronischer Keyboards auf dem Markt macht es zu einer echten Herausforderung, einen Überblick über die vielen unterschiedlichen Modelle zu erhalten. Dabei kann man der Sache eigentlich ganz entspannt entgegensehen. Die meisten Modelle halten sich bereits über viele Jahre auf dem Markt und es besteht kein Grund zur Sorge, wenn es um die Funktionstüchtigkeit der Keys über einen längeren Zeitraum geht. Getreu dem Motto „Finders Keepers“ kann man getrost davon ausgehen, dass die meisten Instrumente durch eine konsequente Update-Philosophie der Hersteller nicht schnell veralten. Viel wichtiger ist also, dass man mit genügend Geduld den Markt durchsucht, um das Gerät zu finden, mit dem man wirklich „warm“ wird. Dazu gehören neben technischer Finesse der Instrumente selbst die eigene Bereitschaft, sich mit der Handhabung des Geräts vertraut zu machen. Wer das schafft, der wird an seinem Instrument sehr lange sehr viel Freude finden!
A) WICHTIGE FRAGEN VOR DER SUCHE NACH EINEM GEEIGNETEN INSTRUMENT
Eigene Überlegungen können dabei helfen, die Suche nach dem passenden Keyboard für den eigenen Zweck zu erleichtern. Dazu sollte man sich einmal diese Fragen stellen:
- Welche Hauptaufgabe soll das Instrument erfüllen?
- Reicht ein Keyboard für meinen Zweck aus?
- Benötige ich ein großes Keyboard mit vielen Features, oder teile ich die Aufgaben auf mehrere Instrumente auf?
Wer viele Sounds benötigt, der wird sicherlich bei letzter Frage darüber nachdenken, ob ggf. eine klassische Workstation oder eine Kombination unterschiedlicher Keyboards (Synthesizer, Stagepiano, Stagekeyboard oder Entertainer-Keyboard) mit Fokus auf verschiedene Schwerpunkte in die nähere Wahl kommen. Dabei sollte man den Aspekt der Tastatur und der darauf zu spielenden Klänge nicht aus den Augen verlieren.
B) EINZELNES INSTRUMENT ODER KEYBOARD-KOMBINATIONEN?
Gerade die Frage nach der Anzahl der Keyboards ist besonders interessant. Immerhin gibt es von der Keyboard-Burg bis hin zur „All-In-One-Lösung“ eigentlich alle denkbaren Varianten für ein modernes Keyboard-Setup. Ende der 1990er Jahre zeigte der Keyboarder Jordan Rudess beispielsweise, wie eindrucksvoll man mit nur einer Workstation – damals war es die Kurzweil K2600X – alle Klänge und musikalischen Herausforderungen in der sehr anspruchsvollen Band Dream Theater meistern konnte. In der heutigen Zeit geht der Trend wiederum eher zum Zweit- und Drittkeyboard. Zum Glück kommt man heute auch schon deutlich günstiger in den Genuss einer vernünftigen Workstation – zahlreiche Hersteller bieten mittlerweile abgespeckte und kostengünstigere Versionen ihrer großen Flaggschiffe an, wie z. B. der Korg Krome EX oder Yamahas MODX.
C) LOGISTIK MIT EINKALKULIEREN
Auch ist die Logistik nicht ganz unwichtig bei der Suche nach dem oder den passenden Keyboards. Transport, Gewicht und das Handling der Instrumente sollten je nach Einsatz unbedingt mit bedacht werden. Schließlich sollte der Transport ohne Umstände machbar sein. Wer wöchentlich eine schwere Workstation oder gleich mehrere Keyboards von der Wohnung in den Proberaum schleppen wird, der sollte dies unbedingt berücksichtigen. Für diesen Fall empfiehlt sich ggf. eine Hybridlösung mit einem Ersatz- oder einem Controller-Keyboard in Verbindung mit einem Computer. Heutzutage ist es grundsätzlich möglich, per Software großartige Klänge und Setups zu erzeugen.
5 SZENARIEN ZEIGEN WELCHE KEYBOARDS SICH EIGNEN
1) KEYBOARD SPIELEN IN DER COVERBAND
Wer in einer Coverband spielt, benötigt eine üppige Soundvielfalt gepaart mit einem flexiblen Handling des Instruments. Hier wechseln Klänge mit jedem Song und man benötigt man ein leistungsstarkes Keyboard. In vielen Cover- und Partybands umfasst das musikalische Repertoire gleich mehrere Jahrzehnte und Instrumenten-Schwerpunkte: Pianos, Orgeln, Bläser, Synthesizer – alle diese Klänge werden oft zeitgleich in einem Song benötigt. Deshalb empfiehlt sich hier eine Workstation mit großer Tastatur als Hauptinstrument, die zum einen viele Klänge liefern kann und dank der großen Tastatur Möglichkeiten für Split- und Layer-Sounds liefert. Gute Beispiele für moderne Workstations sind z. B. Korg Kronos, Roland Fantom, sowie Yamaha Montage oder Nord Stage 3.
Korg Kronos 88 auf thomann.de |
Roland Fantom 8 auf thomann.de |
Yamaha Montage 8 auf thomann.de |
Nord Stage 3 auf thomann.de |
Mit einer geschickten Programmierung reicht hier ggf. sogar ein Instrument aus. Andererseits kann man mit einer sehr straffen Programmierung auch eingeschränkt sein, wenn es um spontane Einwürfe geht. Für solche Fälle kann ein zweites Keyboard durchaus hilfreich sein. Vor allem dann, wenn man schnell unterschiedliche Schwerpunkte setzen möchte. Nicht selten gesellt sich daher zusätzlich ein Stagekeyboard oder ein analoger oder digitaler Synthesizer zur Workstation. Auf diese Weise können „organische“ Klänge wie Klaviere, E-Pianos, Streicher auf dem „Main-Keyboard“ gespielt werden, während man mit dem zweiten Keyboard nur einen Teilbereich wie z. B. Synthesizer-Melodien oder Orgel- und Vintage-Sounds spielt.
Eine gute Erweiterung bieten z. B. die Stagekeyboards Nord Electro 6 oder die Yamaha YC Combo-Orgel. Dabei verfügen diese Instrumente nicht nur über Vintage-Klänge, sondern schöpfen zusätzlich aus einem großen weiteren Sound-Fundus. Wer dagegen einen reinen Synthesizer sucht, für den kommen nicht nur große Synthesizer wie etwa der Prophet 6 in Frage. Hier bieten gerade kompaktere Instrumente wie die Korg Wavestate und der RolandJupiter Xm schon eine Menge vielseitiger Klangmöglichkeiten, für die man heute nicht zu viel bezahlen muss. Bereits im Preisbereich bis 500 € kann man bereits erfolgreich fündig werden.
Nord Electro 6D auf thomann.de |
Yamaha YC61 auf thomann.de |
Sequential Prophet 6 auf thomann.de |
Korg Wavestate auf thomann.de |
Roland Jupiter-XM auf thomann.de |
2) KOMBI-LÖSUNGEN FÜR TOUR-BAND UND KÜNSTLERBEGLEITUNG
Keyboarder mit Einsatz in einer Band, die sowohl als Tour-Band als auch als Band für Künstlerbegleitungen tätig ist, benötigen klangliche und musikalische Flexibilität. Hier reicht eine Workstation alleine nicht aus – trotzdem erfüllt sie natürlich einen guten Zweck als Hauptkeyboard. Sinnvolle Ergänzungen zeigen sich in Gestalt eines Stagekeyboards und Synthesizers, um die musikalischen Erfordernisse zu erfüllen und diese gezielt umzusetzen. Für einen guten Orgelsound oder klassische Vintage-Sounds eignen sich die Stagekeyboards oftmals eher, als die großen „Alleskönner“.
Für einen Leadsound, ein lebendiges Synth-Arpeggio oder dergleichen ist ein reiner Synthesizer mit Knöpfen und Reglern etwas leichter zu bedienen, als ein Instrument, das vorwiegend über ein Display gesteuert wird. Mehrere Keyboards bieten den Komfort, dass man weniger aufwändige Splits vornehmen muss und die Klänge auch direkt beim Spielen umschalten, oder Klangveränderungen vornehmen kann. Selbst optisch machen mehrere Keyboards was her: Je nach Aufstellung der Keyboards gelingt damit eine eindrucksvolle Performance. Schließlich gehört das Spielen mehrerer Keyboards schon fast zum kleinen Einmaleins auf der Bühne!
Im folgenden Video zeigt der US-Amerikaner Ty Bailie sein kompaktes Setup bestehend aus Nord Stage 2 und Prophet-6.
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Mehr InformationenDer Keyboarder Greg Phillinganes scheute als Keyboarder bei Toto keine Mühen, um seine Soli spektakulär umzusetzen.
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Mehr Informationen3) LIVE-PIANIST MIT ZUSÄTZLICHEN KLÄNGEN
Nicht alle Keyboarder benötigen viele Klänge: In manchen musikalischen Szenarien heißt es ganz einfach „Back To Basics“. Hier liegt das Augenmerk von Keyboarder dann eher im Feld anspruchsvoller Klaviersounds. Eine gute Workstation ist dazu in der Lage auch dieses Einsatzgebiet zu erfüllen, jedoch bietet der Markt mit modernen Stagepianos genau die Instrumente, die sich für diesen Einsatzzweck besonders eignen. Zum einen sind sie in der Regel mit einer gewichteten Hammermechanik-Tastatur ausgestattet, die das geforderte Spielgefühl ermittelt, zum anderen bieten sie genau die Sounds, auf die man in diesem Metier besonderen Wert legt.
Authentische Klavier- und Flügelsounds, vintage E-Piano-Klänge und weitere ergänzende Sounds, um flexibel arbeiten zu können. Im Bereich der Stagepianos gibt es eine Menge zu entdecken: Das Korg SV-2 überzeugt neben authentischen Piano-Klängen vor allem durch seinen Retro-Look, während günstigere Modelle wie das Yamaha P-125 und das Kawai ES110 optisch mehr an klassische Digitalpianos erinnern. In Ergänzung dazu passen kleine, handliche Keyboards wie etwa die Modelle der Yamaha Reface-Serie, die sich auf manchen Pianos sogar ablegen lassen. Es muss ja nicht immer direkt ein zweites großes Keyboard sein!
4) REISE-SETUP MIT USB/MIDI-CONTROLLER UND LAPTOP
Wer mit einer Band oder mit einem elektronischen Act auf Tour ist, für den ist ein kompaktes Setup besonders wichtig. Flexible Keyboarder verwenden dafür ein Setup bestehend aus Laptop, Audiointerface und USB/MIDI-Controller. Der große Vorteil dabei ist, dass solche Controller-Keyboards auch vor Ort gemietet werden können. So werden Sounds und Tastatur voneinander komplett „getrennt“, was logistisch sehr praktisch sein kann. Die Klänge bleiben also beim Keyboarder, die Tastaturen sind austauschbar.
Das Marktangebot sowie die Ausführungen von USB/MIDI Keyboard Controllern sind üppig, sodass man sie in allen möglichen Varianten erhält. In Form des Arturia Keylab mk2 Controllers mit 61 Tasten und Software-Klangerzeuger wie der UVI Workstation, dem IK Multimedial Sample Tank 4, oder Native Instruments Kontakt. Für die clevere Verbindung mehrerer Software-Klangerzeuger greifen viele Keyboarder gerne auf die Software Apple MainStage zurück. Damit lassen sich sehr komplexe Setups erstellen.
Arturia Keylab mk2 Black auf thomann.de |
IK Multimedial Sample Tank 4 auf thomann.de |
Apple MainStage bei Apple |
Native Instruments Kontakt bei Native Instruments |
UVI Workstation bei UVI |
5) VIELSEITIGER EINSATZ: ENTERTAINER, BANDMUSIKER, CHORBEGLEITER
Große Workstations und vielseitige Stagepianos oder Stagekeyboards müssen nicht zwangsläufig zur ersten Wahl eines Tastenmenschen gehören. Entertainer- bzw. Arrangerkeyboards bieten eine enorme Vielfalt an Klängen und Features. Wer oft zwischen verschiedenen musikalischen „Szenarien“ pendelt und so als Band- sowie als Solomusiker auftritt oder etwa einen Chor begleitet, für den kann eine Kombination aus Stagepiano und Arranger-Keyboard interessant sein. Moderne hochwertige Arranger- bzw. Entertainer-Keyboards sind – was ihre Soundvielfalt betrifft – mit Workstations vergleichbar. Jedoch befindet sich deren Schwerpunkt in einer aufwendigen Begleitautomatik, die man aber nicht nutzen muss, wenn man sie nicht benötigt. So eingesetzt, lassen sich auch Entertainer Keyboards perfekt in einer Band nutzen.
Hier gibt es dann bereits mehrere Lösungen. Zum einen bieten eine Reihe an Stagepianos wie z. B. das Yamaha DGX-670 bereits eine integrierte Begleitautomatik, zum anderen lassen sich auch beide Instrumenten-Typen prima miteinander kombinieren. Wer Wert auf eine wirklich gute Tastatur legt, der wird sich sicherlich für ein Stagepiano entscheiden und weitere Klänge über ein Entertainer-Keyboard erzeugen. Letztere bieten eine wirklich beachtliche Klangpalette, die sich hören lassen kann. Dazu gehören in der Königsklasse Instrumente wie Yamaha Genos, Korg Pa5X (Musikant) und Ketron SD-9, die sich in diesem Feld großer Beliebtheit erfreuen. Die Kombination von Stagepiano und Arranger Keyboard ist sehr vielseitig, aber man benötigt nicht für jeden Einsatzzweck beide Instrumente, was den logistischen Aufwand reduziert.
Yamaha Genos auf thomann.de |
Ketron SD-9 auf thomann.de |
Korg Pa5X International 76 auf thomann.de |
Korg Pa5X Musikant 76 auf thomann.de |
Yamaha DGX-670 auf thomann.de |
Zum Schluss
Der Markt bietet für Keyboarder eine Menge an Möglichkeiten, was die Auswahl und eine mögliche Zusammenstellung der Instrumente betrifft. Mit etwas Zeit und den zur Verfügung stehenden Ressourcen erhält man über Testberichte, YouTube-Videos und nicht zuletzt durch das eigene Anspielen beim Händler einen ersten Eindruck, welches Instrument für den eigenen Zweck besonders geeignet ist. Dabei kommen dann die eigenen Präferenzen und für die finale Entscheidung das eigene Bauchgefühl zum Tragen. Wichtig ist, dass man sich auf seinem(n) Instrument(en) wohl füllt und mit der Zeit herausfindet, ob man mit einem, oder eher einer Kombination mehrerer Keyboards auskommt.
Kai Warszus sagt:
#1 - 11.07.2022 um 13:26 Uhr
...ich finde es witzig, Ty Bailies Setup als "Kompakt" zu bezeichnen, wo die ganze Magie ja im Keller stattfindet mit den ganzen Rechnern und nem eigenen Techniker. :D