Der Harley Benton FXL8 Pro ist ein Loop-Switcher für Effektpedale mit acht einzelnen Loops und einigen Extras wie MIDI Out, Kanalumschaltung am Amp und separaten Ausgängen, um einen Verstärker mit der Vier-Kabel-Methode ansteuern zu können.
Das Ganze in einem kompakten und schmalen Gehäuse, denn der Platz auf dem Board ist hart umkämpft. Und dazu erscheint auch der Preis für einen Loop-Switcher mit dieser Ausstattung recht moderat. Was der kleine Schaltriegel alles auf und im Kasten hat, erfahrt ihr in diesem Test.
Details
Der FXL8 Pro kommt im stabilen, schwarz lackierten Metallgehäuse mit den Maßen 536 x 76 x 52 mm (B x T x H). Damit kann man den Switcher gut ans vordere Ende des Boards packen, denn in der Tiefe nimmt er nicht viel Platz ein und für die Pedale bleibt dahinter genügend Fläche übrig. Sieben Fußschalter sind auf der Oberseite in einer Reihe angeordnet, dazu kommen diverse rote Status LEDs zur Anzeige des angewählten Speicherplatzes, der aktiven Loops sowie von Tuner, Mute und der Trigger-Funktion zur Umschaltung des Amps. Angewählte Bank und Speicherplatz werden über die kleine 2-Ziffer LED-Anzeige dargestellt.
An der Stirnseite sind sämtliche Anschlüsse geparkt, allesamt 6,3 mm Monoklinkenbuchsen, bis auf den MIDI-Out-Anschluss und die Buchse für das optionale Netzteil. Hier ist bei einer Stromaufnahme von 240 mA eine 9V-Standard-Spannung angesagt (Center Negativ). Ein separates Netzteil ist nicht im Lieferumfang enthalten, was meines Erachtens auch nicht notwendig ist. Im Board kann der FXL8 von der Mehrfachstromversorgung der Pedale mitgefüttert werden, weshalb man dort bei der Kalkulation des Strombedarfs die 240 mA mit berücksichtigen sollte. Jeder Loop hat zwei Anschlüsse, einmal den Send zum Effektgerät und dann die Return-Buchse für das Signal, das vom Effektgerät zurückkommt. Von oben betrachtet rechts befindet sich die Eingangsbuchse für die Gitarre und daneben der Anschluss für den Tuner. Beim Betätigen des Mute-Schalters wird das angeschlossene Stimmgerät in das Geschehen eingebunden, das Signal bleibt aber weiter über den angeschlossenen Amp hörbar. Bei erneutem Drücken wird das Signal stummgeschaltet und lautloses Stimmen ist möglich. Ein drittes Drücken reaktiviert die beiden Loops und nimmt den Tuner aus der Signalkette.
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Es folgen die Ausgänge und ein weiterer Eingang, die meines Erachtens mit Loop 1 Out, Loop 2 In und Loop 2 Out etwas unglücklich beschriftet sind. So könnte man denken, dass nach dem allerersten Loop ein Ausgang platziert ist und man dann wieder in den zweiten Loop zurück kann (Loop 2 In). Bei diesen Bezeichnungen handelt es sich aber um Loop-Gruppen: Die Loops L1-L4 sind die erste Gruppe, die hier als Loop 1 bezeichnet wird, die Loops L5-L8 sind die zweite Gruppe, nämlich Loop 2. So wird die Verschaltung auch logisch, denn man kann folgendes veranstalten:
Gitarre > L1-L4 (Wah, Overdrive-Pedale, Compressor, etc.) > Amp Vorstufe > L5-L8 (Modulation, Delay, Reverb) > Amp Endstufe
Das Signal wird hierbei über den Loop 1 Out an den Amp Input geschickt, aus dem Amp Send geht es zurück in den Loop 2 In und durchläuft die Loops L5-L8. Dann über den Loop 2 Out in den Return des Amps – die klassische Verschaltung mit der Vier-Kabel-Methode, bei der man Effekte wie Boost, Overdrive, Wah oder Compressor vor der Amp-Vorstufe parkt und alle Modulations- und Raumeffekte im Einschleifweg des Verstärkers verschaltet. Wenn man das nicht möchte und einfach nur die acht Loops direkt hintereinander benutzen möchte, dann wird die Gitarre mit dem Input verbunden und aus dem Loop 2 Out geht es zum Amp. Es ist nicht notwendig, den Loop 1 Out mit dem Loop 2 In zusätzlich zu verbinden, denn solange kein Stecker in den Anschlüssen steckt, sind beide Loop-Gruppen seriell geschaltet.
Ganz außen befinden sich die beiden Trigger-Buchsen, die mit dem Fußschalter-Anschluss des Amps verbunden werden können und bei der Anwahl des entsprechenden Speicherplatzes ein Schaltsignal senden können. Damit kann dann der Kanal am Amp umgeschaltet oder aber ein Effekt am Verstärker (z.B. Reverb, Tremolo) aktiviert werden. Damit hat man recht viele Schaltkomponenten in einer Zentrale vereint, dazu kommt noch die MIDI-Funktion zum Umschalten von Presets bei MIDI-fähigen Effektgeräten. Der FXL8 Pro kann MIDI Program-Change- und MIDI Control-Change-Meldungen an externe Geräte senden. Da zwei Sätze gesendet werden können, lassen sich so auch zwei Geräte auf unterschiedlichen Kanälen mit verschiedenen Schaltbefehlen erreichen.
Bedienung
Das FXL8 Pro hat 32 Speicherplätze, aufgeteilt in acht Bänke mit je vier Presets. Die Bänke werden mit den Bank+ und Bank- Schaltern gewechselt, das gewünschte Preset kann dann mit den Schaltern A-D aktiviert werden. Am Schalter leuchtet die Status-LED, die Bank und der Speicherplatz werden zusätzlich im Display dargestellt (z.B. 5d). Ist ein Trigger-Signal zur Amp-Umschaltung gespeichert, leuchtet die entsprechende Trigger- Status-LED und die aktiven Loops sind durch die dazugehörigen LEDs gekennzeichnet. Das Ganze macht einen aufgeräumten und übersichtlichen Eindruck, auch ohne großes Display mit komfortabler Anzeige. Der Editiermodus wird aktiviert, wenn man den Mute-Schalter einen Moment lang gedrückt hält. Dann lassen sich die Einstellungen für das gerade angewählte Preset folgendermaßen verändern:
Mit den Fußschaltern Bank+ und Bank- wird der zu editierende Parameter ausgewählt (z.B. Loops aktivieren, Trigger Funktion aktivieren, etc.). Das Display zeigt die Editierfunktion mit zwei Buchstabenkürzeln an und die Fußschalter A-D aktivieren die Loops bzw. die Werte. Bei den Triggersignalen kann zwischen Momentary und Latch gewählt werden und auch die Polarität lässt sich umschalten. Die Programmierung der Loops und Triggerfunktionen über die Schalter ist unproblematisch und funktioniert auch entspannt im Stehen per Fuß. Bei der Programmierung von MIDI-Schaltbefehlen wird es etwas umständlich, will man komplexere Schaltbefehle ausführen, weil man permanent hin- und herschalten muss und das Display immer nur einen Wert anzeigt. Vorteilhaft ist, dass die Werte “wandern”, wenn man einen Fußschalter gedrückt hält. Man muss also nicht hundertmal den Schalter drücken, wenn Schaltbefehl 100 eingestellt werden soll. Die Aufmerksamen und MIDI- Spezialisten unter euch werden sich jetzt fragen, wie man den Wert 100 mit einem 2-Ziffern-Display darstellen kann: Ab 100 werden die Zahlen 0.0 für 100 und 0.1 für 101 und so weiter angezeigt.
Die Abkürzungen für die entsprechenden Schaltbefehle sollte man auch verinnerlicht haben, um auch mal auf die Schnelle im Proberaum einen MIDI-Schaltbefehl unfallfrei ohne Bedienungsanleitung umzuprogrammieren. Aber MIDI-Programmierungen waren immer schon etwas spezieller und man hat sich doch recht schnell an die Systematik beim Einstellen gewöhnt, das war zumindest meine Erfahrung im Zeitraum des Tests.