Die Cort Core-OC ABW aus der neuen Core-Serie hat den Weg ins bonedo-Studio gefunden. Der koreanische Hersteller lässt die vollmassiven Instrumente – ABW steht übrigens für All Blackwood – aus dieser Baureihe in China fertigen.
Alle Instrumente punkten laut Hersteller mit einer exzellenten Verarbeitung, einer erdigen Optik und werden zu einem fairen Preis angeboten. Bei der Core-OC handelt es sich um ein Orchestra Modell (OM)
, das für den etwas anspruchsvolleren Gitarristen konzipiert wurde. Grund genug, der Gitarre einmal unter die Haube zu schauen.
Details
Unsere Testkandidatin macht nicht nur auf den ersten Blick einen edlen Eindruck, auch das Deluxe-Softcase, das im Lieferumfang enthalten ist, unterstreicht die Wertigkeit des Instrumentes.
Der attraktiv geformte Resonanzkörper mit Cutaway hat die Gestalt der berühmten OM (Orchestra Model) angenommen. Mit Giganten wie Dreadnought oder Jumbo sollte man dieses deutlich kleiner dimensionierte Instrument aber nicht vergleichen. Zumindest äußerlich betrachtet dürfte der Body mit seinen tief ausgeschnittenen Zargen alle Voraussetzungen erfüllen, die man an eine Vollakustikgitarre stellt. Dazu später mehr.
Der Resonanzkörper besteht komplett aus vollmassivem Blackwood, das in Australien geschlagen wurde. Das dekorative Kernholz mit markanten hellbraunen bis rotdunkelbraunen Zeichnungen hat sich einen festen Platz im Instrumentenbau erobert. Laut Hersteller soll das Klangholz die satten tiefen Mitten von Mahagoni mit den “offenen Höhen” von Ahorn und Palisander miteinander verbinden.
Doch nehmen wir erst einmal die Decke ins Visier, die mit einer offenporigen Lackierung besonders gefällt. Bestimmte Holzarten wie z.B. Mahagoni oder Palisander, aber auch Blackwood, besitzen Poren, die bei einer solchen Lackierung erst gar nicht geschlossen werden. Die Decke der Core-OC ist mit Open Pore Light Burst (= OPLB) eingefärbt, an den Rändern rundum tiefdunkelrot und im Zentrum rotgelb mit fließenden rotbraunen Tönen im Übergangsbereich. Die an ein Dreiton-Sunburst erinnernde Lackierung wurde abschließend mit matt glänzendem Open Pore Finish poliert. Dieser extra dünne Belag soll sich günstig auf das Schwingungsverhalten auswirken.
Das Spiel der Strukturen mit zerstreuten feinen und groben Poren lässt ein verspieltes, aber symmetrisches Faserbild der Deckenhälften entstehen. Ein hellgelber mittig verlaufender Streifen teilt die Oberfläche in zwei Hälften.
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Protzige Einlegearbeiten werden nicht benötigt – eine einfache schwarz-weiß gestreifte Rosette umläuft das Schallloch, das mit 9,5 cm im Durchmesser etwas kleiner ausfällt. Ein schmaler weißer eingelegter Streifen säumt rundum den Deckenrand. Der dunkelbraune aufgeleimte Saitenhalter ist aus einem Stück Ovangkol geschnitzt und beherbergt am Unterbauch sechs Pins. Die Saiten werden über eine einteilige, längenkompensierte Stegeinlage aus Knochen geführt, die wackelfrei in der Fräsung ruht. Ein echter Knochensteg ist hart, gleichmäßig konsistent und überträgt die Schwingungen einer Saite optimal auf die Decke. Mit einer Nase für die B-Saite wird die Intonation optimiert.
Die Stoßkanten am Decken- und am Bodenrand werden rundum durch eine Einfassung aus schwarzem Binding geschützt. Ein Gurt kann an den beiden Knöpfen an der Zarge und am Halsfuss befestigt werden.
Die beiden symmetrisch gemaserten Bodenhälften bestehen – wie schon erwähnt – ebenfalls aus Blackwood. Ein Backstrip wurde dem Instrument nicht geschenkt.
Elektronik
Der Onboard-Preamp, ein Fishman Sonitone, beeinträchtigt das ursprüngliche Erscheinungsbild der Akustikgitarre nicht, wie es z.B. bei einer Zargenmontage der Fall wäre. Andererseits ist der Preamp auch nur mit den allernötigsten Funktionen ausgestattet. Zwei Rändelpotis für Volume und Ton sind unsichtbar für den Zuschauer an der oberen Seite im Schallloch installiert, wo man sie während der Performance ertasten kann. Die Tonblende stellt brillante Höhen und sonore Bässe zur Verfügung. Aber leider kann man nicht alles gleichzeitig haben: Erhöht man den Bassanteil, gehen Höhen verloren, und umgekehrt. Das eigentliche Spiel findet irgendwo im Mittelfeld statt. Der Piezo versteckt sich unter der Stegeinlage. Das Batteriefach ist zusammen mit der Gurtknopf-Klinkenbuchse auf einer Grundplatte in der unteren Zarge verschraubt.
Innenansichten
Decke, Boden, Halsfuß und Zargen werden von einem massiven Halsblock zusammengehalten. Die Decke wird konventionell mit einem X-Bracing stabilisiert. Ein traditionelles Leiter-Bracing, das aus vier Querbalken besteht, hält die beiden Bodenhälften zusammen. Mit einem zusätzlichen Bodenmittelstreifen entlang der Nahtstelle können sich die Hälften nicht mehr voneinander ablösen. Auch die Reifchen an der Decke und am Boden sind sauber und gleichmäßig eingesetzt.
Hals und Griffbrett
Die drei Komponenten Hals, Kopfplatte und Halsfuß bestehen aus verwindungssteifem Mahagoni und sind miteinander verleimt, die Stöße jeweils gekonnt kaschiert. Ein justierbarer Halsstab stabilisiert die Konstruktion, die Stellschraube befindet sich im Schallloch.
Das aufgeleimte und sanft gewölbte Griffbrett besteht aus Ovangkol, das überwiegend in den westafrikanischen Küstenländern beheimatet ist. Die 20 Bundstäbchen sind sauber abgerichtet, fachgerecht poliert und treten auch an den Seiten auf ganzer Länge nicht aus. Punktmarkierer strukturieren das Griffbrett, entsprechende Dots findet man auch auf der Griffbretteinbindung. Die sechs Saiten laufen über einen akkurat eingesetzten Sattel aus Knochen, der mit 4,3 cm normal dimensioniert ist. Die Sattelbreite entspricht bei diesem Modell eigentlich nicht den Maßgaben einer typischen OM. Alleinstellungsmerkmal dieser Bauform wäre ein breiteres Griffbrett.
Kopfplatte
Die Oberseite der Kopfplatte ist mit einem hauchdünnen dunkelbraunen Furnier verblendet, an der Unterseite sind gekapselte, verchromte Mechaniken verschraubt. Gestimmt wird mit großen Stimmflügeln aus schwarzem Kunststoff, die sich leichtgängig bedienen lassen. Im Zentrum der geschlossenen Kopfplatte prangt eine ansehnliche bunte Einlage.