Jeff Berlin ist einer der besten und stilprägendsten E-Bassisten unserer Zeit. Neben seiner künstlerischen Karriere liegt dem in Nashville lebenden New Yorker aber auch die musikalische Bildung der Bassszene am Herzen: Berlin gibt seit Jahren weltweit Clinics, veröffentlicht Bass Lessons im Internet und leitete viele Jahre lang die von ihm gegründete “Players School Of Music” in Clearwater, Florida. Das soeben erschienene Lehrbuch “Bass Mastery – A Complete Reading Course” ist somit ein weiterer logischer Schritt auf dem Weg des 68jährigen Bassgenies.
Eines der zahlreichen Anliegen Jeff Berlins ist, dass Bassisten, denen ihr Vorankommen als Musiker am Herzen liegt, sich von Bass-TABs lösen und stattdessen lernen, nach Noten zu spielen. Notenlesen bringe die Notwendigkeit mit sich, sich verschiedene Fingersätze der Greifhand selbständig zu erarbeiten, so Berlin: “Notenlesen bringt Geist, Körper und Instrument zusammen, was zwangsläufig in besserem Bassspiel resultiert. Und je besser man spielen kann, desto besser wird man seine Kunst nach draußen transportieren können.”
Tatsächlich wird man keine einzige TAB in “Bass Mastery” finden, auch einen begleitenden Tonträger gibt es nicht. Und abgesehen von dem knappen Vorwort gibt es auch keine erläuternden Textabschnitte. Keine Frage: “Bass Mastery”, das sich ausdrücklich an Einsteiger richtet, verlangt vom Leser Ehrgeiz, Engagement und beharrliches selbständiges Arbeiten – Tugenden, die selten geworden sind in einer Zeit, in der uns Werbeanzeigen suggerieren, wir könnten innerhalb von nur 15 Minuten Gitarrespielen lernen!
Die anfängliche Hürde – gerade für Anfänger – dürfte deswegen nicht ganz ohne sein, obwohl man auf den ersten Buchseiten nicht viel mehr als Ganze und Halbe Noten vorfindet. Ist man jedoch bereit, sich diesen Herausforderungen zu stellen, so wird sich der Lernerfolg zweifelsohne im Laufe der Zeit einstellen. “Steter Tropfen höhlt den Stein” – dieses schöne Sprichwort passt ganz hervorragend zum Erlernen musikalischer Fähigkeiten. Und natürlich passt es auch beim Thema “Notenlesen”! Insofern mag dieses Lehrbuch vielleicht nicht gerade dem Geist unserer schnellebigen Zeit entsprechen – pädagogisch höchst wertvoll ist es aber trotzdem!
Einige gelegentliche Erläuterungen hätte ich dennoch nicht falsch gefunden: Wer nicht weiß, was Notenwerte wie Ganze, Halbe etc. sind bzw. wie man diese zählt, oder wie man sich Tonhöhen errechnet, wird mit dem Buch eher nicht optimal arbeiten können. Wer hingegen elementare Grundlagen des Notenlesens beherrscht, für den dürfte “Bass Mastery” weitaus effektiver sein als der Großteil anderer Literatur, die unsinnigerweise blitzschnelle Ergebnisse verspricht, die man sowieso nicht erreicht!
Mein Fazit: Wer “Bass Mastery” mit seinen optimal aufeinander aufbauenden Units mit steigendem Schwierigkeitsgrad durchgearbeitet hat, der wird danach flüssig nach Noten spielen können! Die Aussicht ist also durchaus rosig – erfordert aber auch zwingend ein kontinuierliches und geduldiges Arbeiten des Lesers über einen langen Zeitraum. Für Totalanfänger und musikalische Laien wäre ggf. zumindest zu Beginn ein gemeinsames Durcharbeiten mit einem Basslehrer eine gute Idee.
Das Buch kann für 29,95 Dollar hier bestellt werden: www.jeffberlinmusicgroup.com