Presets in Synthesizern können zur bösen Falle werden. So toll sie klingen, so schnell klingt der eigene Track leblos. Selbst Sounddesign in den Plugins zu machen und Synthesizer komplett zu programmieren, führt dann nämlich häufig zu ernüchternden Ergebnissen. Wie einfach sich kommerziell produzierte Fertigsounds individuell gestalten lassen, zeigen wir euch in diesem Artikel.
Die Nutzung von Presets wird gerade bei Synthesizern recht kontrovers diskutiert. Egal ob man in den 80ern, 90ern oder dem Besten von heute stöbert, Fertigsounds tauchen in allen Synthesizerdekaden der Popmusik auf. Listen über Listen zeigen, dass Presets selbst in den größten Popsongs teilweise ohne große Veränderung zum Einsatz kamen.
Der YouTuber Estuera beispielsweise hat viele bekannte Presets aus großen 80er-Hits zusammengetragen.
- Mach mal leiser! – Interne Effekte deaktivieren
- Mach mal lauter! – Externe Effekte aktivieren
- Mehr Bewegung im Preset – Makros drehen und automatisieren
- Layering für dicken Sound – Presets mischen
- Resample, Rewind und Slicing – Preset als Audio exportieren
- Zu viel des Guten – Synthmodule Stück für Stück deaktivieren
- Mehr Bewegung II – Modulation
- Sing meinen Synth – MIDI-Melodie mit neuem Instrument
- Best of Presets – Lieblingssounds favorisieren
Heutzutage ist der Plugin-Ordner voll mit gekauften und immer mehr kostenlosen Software-Synthesizern Und sie bringen hunderte, teilweise tausende fertiger Sounds mit. Wann immer ein Preset inspiriert und zu einer Melodie, sogar einem fertigen Track führt, dürfte jedes Argument für stures Selbermachen müssen in sich zusammenfallen. Auf der anderen Seite gibt es jedoch Myriaden an Tracks, denen man anhört, dass sie zu sehr aus Fertigsounds bestehen – es fehlt der Charakter. Das lässt sich schnell ändern.
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Mach mal leiser! – Interne Effekte deaktivieren
Um den Sound eines Presets zu zähmen, deaktiviert man am einfachsten die internen Effekte des Synth. Die meisten Software-Synthesizer bringen eigene Effekte mit, da Hersteller meist versuchen damit den Sound aufzublasen.
So kommt jeder Plucksound mit Kirchenhall und Grand-Canyon-Echo, jedes Pad mit Flanger, Chorus und Phaser und jeder Bass-Sound mit allen Verzerrern, die in Filter, Distortion und Bitcrusher nur irgendwie zu übersteuern sind. Manchmal macht genau das den Gesamtsound aus. Oft ist die Überfrachtung aber eine der Ursachen, warum ein Sound zu wenig nach eurem eigenen klingt.
Mach mal lauter! – Externe Effekte aktivieren
Im nächsten Schritt werft ihr auf den effektbefreiten Sound, was eure Effektkiste so hergibt: der Plattenhall, das Glitch-Delay der Wahl, die Distortion-Freeware, mit der man einfach alles aufdreht.
Vielleicht hat man auch schon Effektgruppen oder Racks für extreme Effekte; oder Lofi-Effekte wie XLN RC-20 oder Goodhertz Lossy, die alles nach Oldie klingen lassen? Vielleicht lohnt es sich auch, auf einen „nackten“ Synth-Sound einen Granular-Effekt wie Output Portal zu legen? Euer Ohr wird es euch sagen.
Mehr Bewegung im Preset – Makros drehen und automatisieren
Die Hersteller eurer Lieblingsplugins sind sich durchaus bewusst, dass Bildschirme voller Knöpfe mit kryptischen Bezeichnungen nicht alle zum Musikmachen einladen. Deswegen bringen die meisten Softwaresynthesizer Makros mit. Das sind Regler, mit denen meist mehrere Parameter im Synth gleichzeitig verbunden sind.
Und oft sind die Presets eines Synths so gebaut, dass sie sich schnell und ohne in die Tiefe des Instruments gehen zu müssen verändern lassen. Je nach Instrument sind es auch gerade die Makroregler, die oft etwas verständlichere Namen wie „Reverb Size“ oder „Vibrato“ haben, sodass gleich deutlich wird, was der akustische Effekt ist. Dazu sind Makros häufig auch die Parameter, die sich am einfachsten automatisieren lassen.
Layering für dicken Sound – Presets mischen
Eine ganz einfache Möglichkeit einem Presetsound eine neue Dimension zu verleihen, ist es, ihn mit einem zweiten zu kombinieren. Und einem dritten. Und vierten. Je nach Synthesizer geht das intern, meist muss man aber in seiner DAW weitere MIDI-Spuren erzeugen und den MIDI-Clip kopieren.
Achtet bei der Kombination der Presets darauf, dass die Sounds gut zueinander passen und sich ergänzen. Zwei schrille Leads oder knallende Plucks voller Effekte sind in Kombination selten ein interessanter Sound. Aber ein Padsound, das zum Beispiel mit einem Stringpreset eine Oktave tiefer kombiniert wird, bekommt eventuell gleich einen viel volleren Sound.
Resample, Rewind und Slicing – Preset als Audio exportieren
Wenn sich das Resultat partout zu steril anhört, geht es los mit echtem Sounddesign. Erstaunlich eigene Resultate bekommt ihr, wenn ihr die Melodie oder Akkordfolge als Audiodatei auf eine neue Spur rendert. Je nach DAW ist der Weg hier unterschiedlich.
Logic und Cubase haben beispielsweise eine echte Bounce-In-Place oder Render-in-Place-Funktion, die auf Knopfdruck Sounds auf der MIDI-Spur in eine Audiospur rendert. In Ableton Live ist es (noch) so, dass man entweder eine Spur einfriert und dann als Audio fixiert oder alles über Resampling aufnimmt.
Wozu der ganze Aufwand? Allein, wie sehr sich ein Sound verändert, wenn man ihn rückwärts abspielt oder in halber Geschwindigkeit, kann schon eine vollkommen neue Soundwelt eröffnen, die mit MIDI so nicht möglich wäre!
Zu viel des Guten – Synthmodule Stück für Stück deaktivieren
Manchmal sind drei Oszillatoren einfach einer zu viel. Oder zwei Filter und ein Noise-Modul, dazu der Sub-Oszillator und ein Sample. Zwar geht dieser Tipp schon etwas mehr in die Tiefe von Synthesizern, einzelne Teile eines Synthesizers zu deaktivieren ist jedoch eine oft unterschätze und effektive Methode einen zu dominanten Sound etwas einzufangen.
Manchmal wird durch das Deaktivieren eines Filters oder Effekts auch überhaupt erst klar, welche Bewegung oder Modulation hier den Sound so gestört hat.
Mehr Bewegung II – Modulation
Vielleicht ist ein Sound auch einfach zu statisch? Klar, die Supersaw-Orgie feuert, wie es Scooter nicht besser könnten, aber vielleicht ist sie auch einfach zu eindimensional? Modulation ist das Salz in der Synthesesuppe!
Vom kleinen Cutoff-Wah-Wah über seekrankes Vibrato hin zu Modulation von Modulatoren, die vielleicht den Attackregler um ein halbes Prozent verschieben … Warum nicht! Da der Spielplatz der Modulation oft ein gewisses Zufallsprinzip mit sich bringt, sind gerade Presets ein dankbares Versuchskaninchen. LFO auf ein paar Parameter ziehen, aufdrehen und zuhören!
Sing meinen Synth – MIDI-Melodie mit neuem Instrument
Wenn alles nichts hilft, man die Melodie feiert, den Sound aber nicht, dann muss man vielleicht zu etwas radikaleren Mitteln greifen. Wie klingt denn beispielsweise die Klavier-Akkordfolge auf einem neuen Freeware-Synth, den man sowieso immer schon ausprobieren wollte?
So sehr einen das Anfangs-Preset zur Melodie inspiriert hat, so sehr muss man sich, falls der Sound sich so gar nicht in den Track einfügen will, von ihm verabschieden. Der Vorteil von MIDI ist, dass den Noten ja vollkommen egal ist, welches Instrument sie triggern.
Best of Presets – Lieblingssounds favorisieren
Bevor es an die Arbeit geht, sei grundsätzlich empfohlen, sich zwischendurch die Zeit zu nehmen und die Presets des Lieblingssoftwaresynthesizers durchzuhören. Und, falls möglich, die im Presetbrowser zu markieren, die irgendwie hängen bleiben und kein Achselzucken hervorrufen. Man wird es sich selbst beim Produzieren danken.
Das waren eine Menge Tipps und ich hoffe für euch war was dabei, und in der nächsten Session “flutscht” es nur so! Habt ihr Fragen oder Ergänzungen, dann schreibt uns gern in die Kommentare!