Im Jahr 1988 veröffentlichte die US-Band Living Colour ihr Debütalbum mit dem Namen “Vivid”. Vieles daran war daran neu, denn die explosive Mischung aus Heavy Metal, Rock, Pop, Funk, Hip Hop und Jazz war zur damaligen Zeit noch ein relativ unbekannter Sound. Hinzu kamen die politischen und sozialkritischen Texte, welche vor allem den alltäglichen Rassismus in den USA thematisierten. Stilistisch wird der Style Living Colours gerne als Crossover, Funk-Metal oder Alternative Rock bezeichnete – in eine einzige Schublade passt das Quartett aber sicher nicht! Der Song “Cult Of Personality” vom Debütalbum wurde als Single released, hatte beachtlichen Erfolg und wurde gar mit einem Grammy für “Best Rock Performance” ausgezeichnet. Für uns BassistInnen hält der Song ebenfalls einige spannende Highlights bereit!
“Cult Of Personality” – Originalvideo
Unternehmen wird zu Beginn einmal eine kleine Zeitreise ins Jahr 1988 mit dem originalem Video:
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Mehr Informationen“Cult Of Personality” – Rhythmik
Der damalige Living-Colour-Bassist Muzz Skillings spielt nahezu den kompletten Song unisono mit Gitarrist und Bandgründer Vernon Reid mit. Dominierend ist hierbei vor allem ein eintaktiges Riff, das aus zwei gleichen Hälften besteht. Eine davon beginnt auf der Zählzeit 1, die zweite Hälfte wird um eine Achtelnote verschoben und startet auf der 2 +. Wird das Riff im zweiten Takt wiederholt, so gesellt sich lediglich noch eine Sechzehntel am Ende hinzu.
Für rhythmische Abwechslung sorgt ein eingeschobener ¾-Takt, der abermals aus einem Unisono-Riff besteht. Vor dem Chorus wird dieser 3/4-Takt wiederholt, allerdings spielt Drummer Will Calhoun jetzt stoisch einen 4/4-Takt weiter – daher habe ich es auch so notiert.
Auf diese Weise kommt es zu kurzzeitigen Verschiebungen der Akzente von Bass, Gitarre und Drums. Dieser Effekt sorgt für Spannung und wird erst nach 12 Vierteln – also dem kleinsten gemeinsamen Vielfachen von 3 und 4 – wieder aufgelöst.
Falls man bei den Bandkollegen etwas angeben möchte, kann man hier auch von “Polymetrik” sprechen, da temporär zwei Metren gleichzeitig existieren. Auch die Form des Verses ist etwas tricky, was den progressiven Ansatz von Living Colour unterstreicht: Die Abwechslung von Riff und einem Takt mit halben Noten wirkt zunächst willkürlich – am besten folgt man zu Beginn einfach dem Gesang, bis man den Ablauf verinnerlicht hat.
Apropos Ablauf, nach dem ersten Chorus folgen ausschließlich Wiederholungen, auch das Gitarrensolo basiert “nur” auf den bereits etablierten Vers- und Chorus-Teilen. Lediglich das Outro mitsamt des Schlusses bildet noch eine kleine Ausnahme.
“Cult Of Personality” – Tonmaterial
Mangels Akkorden lässt sich von einer Tonart im eigentlichen Sinne bei Unisono-Riffs nicht wirklich sprechen. Die Töne des Riffs stammen allerdings aus G-Dorisch (G, A, Bb, C, D, E, F). Im 3/4-Takt wechselt es dann zu G-Myxolydisch (G, A, B, C, D, E, F).
Die Akkorde im Chorus gehören dann aber größtenteils wieder zu G-Dorisch. Da wir aber den kompletten Song an das Unisonoriff gebunden sind, spielt dieser Aspekt heute eine untergeordnete Rolle.
“Cult Of Personality” – Basssound
Trotz der aggressiven Attitüde in Living Colours Musik spielt Bassist Muzz Skillings hier mit den Fingern. Welcher Bass auf “Cult Of Personality” zum Einsatz kam, konnte ich bei meinen Recherchen leider nicht herausfinden. Muzz Skillings war aber zu dieser Zeit modernen Bässen mit Aktiv-Elektronik zugeneigt – einige Quellen deuten auf einen ESP mit P/J-Pickups von EMG hin. Ansonsten ist der Basssound relativ clean, ich würde also eher auf ein D.I.-Signal als auf einen abgenommenen Bassverstärker tippen.
“Cult Of Personality” – Transkription
Hier findet ihr wie immer die Noten/TAB, den von mir aufgenommenen Basstrack und ein bassloses Playback.
Viel Spaß mit “Cult Of Personality” und bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt