Mit dem Strymon Iridium hat der amerikanische Hersteller einen sehr guten Amp-Modeler im Programm, der sich ausschließlich der digitalen Nachbildung dreier Amp-Klassiker widmet, dem Fender Deluxe Reverb, dem Vox AC30 und dem Marshall Plexi. Ähnlich sieht es beim Walrus Audio ACS1 aus, auch hier werden Deluxe Reverb und AC30 in digitaler Form angeboten, beim Marshall ist ein gemodelter Bluesbreaker Combo im Einsatz.
In unserem Test konnten beide Pedale klar überzeugen, denn sie liefern Amp-Modeling-Sounds
von hoher Qualität. Aber natürlich stellt sich bei solchen Geräten immer die Frage, wie nah sie an den Sound “richtiger” Amps und Cabs herankommen. Und genau um dieses Thema dreht sich unser Audiovergleich.
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Mehr InformationenStrymon Iridium
Das Strymon Iridium arbeitet mit einem leistungsstarken Shark-Prozessor, die Amp-Sounds sind digitaler Herkunft, und der Klang der abgenommenen Lautsprecherboxen wird mit Impulsantworten erzeugt. Bei der Bedienung hat man ganz offensichtlich das Old-School-Konzept umgesetzt, denn hier gibt es Regler zum Einstellen der Sounds und kleine Schalter zur Anwahl der Amp- und Cab-Modelle. Alles völlig überschaubar und ohne zweite Bedienebene editierbar. Wenn ihr mehr Informationen zum Strymon Iridium haben möchtet, dann schaut euch unseren Testbericht dazu an.
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Walrus Audio ACS1
Das ACS1 ist in Konzeption und Ausstattung nahezu identisch: Digitales Amp Modeling mit Impulsantworten ist angesagt, es gibt drei Amptypen, die mit verschiedenen Cabs kombiniert werden können. Auch hier wird „analog“ per Regler eingestellt, allerdings hat das ACS1 noch ein paar Features mehr unter der Haube (Dual Amping, Boost). Genaue-re Informationen erhaltet ihr ebenfalls in unserem Test zum ACS1.
Audiovergleich-Aufbau
Dieser Audiovergleich soll keine 1:1 Gegenüberstellung zwischen Original-Amp und Amp-Modell sein – dazu standen uns auch nicht die originalen Amp-Typen zur Verfügung. Es geht vielmehr darum, einen Eindruck zu bekommen, wie sich der Sound des Iridium von dem des ACS1 und von der klassischen Amp/Cab/Mikrofon-Variante unterscheidet und ob er auch für amtliche Gitarrenaufnahmen geeignet ist. Daher präsentieren wir euch das Ganze in einem kurzen Band-Arrangement mit Bass und Drums, also so, wie es zum Schluss in der fertigen Aufnahme klingen könnte, zum Teil mit zusätzlichen Effekten aus der DAW. Das Gitarrensignal wurde bei der Aufnahme in einen Lehle-Signalsplitter geschickt und von dort parallel auf das Strymon Iridium und die entsprechende Amp/Cab-Kombination. Letzterer wurde mit einem Mikrofon aufgenommen. Da das ACS1 nicht zeitgleich verfügbar war, wurden die Parts nachträglich mit derselben Gitarre und Effekten aufgenommen.
Fender Style Ampsounds
Das erste Ampmodell im Iridium und ACS1 ist die digitale Version eines Fender Deluxe Reverb Amps, der in unserem Vergleich gegen einen Hot Rod Deluxe IV antritt. Das ist zwar offensichtlich nicht derselbe Amptyp, auch wenn er die Bezeichnung Deluxe im Namen hat. Aber wie bereits erwähnt, geht es hier darum, ob sich das das Signal der Amp Modeler auch im Mix bei typischen Gitarrensounds gut durchsetzen kann. Der Lautsprecher des Combos wird mit einem Beyer Dynamic M160 Bändchenmikrofon abgenommen. Im ersten Beispiel hört ihr mit den Fingern angeschlagene Akkordkombinationen in einem modernen Pop-Arrangement, in der DAW kommt dann noch ein Pfund Delay und ein atmosphärischer Reverb (Blackhole) dazu. Beim zweite Beispiel gibt’s das Gegenteil: staubtrockener Gitarrenton und Funk-Groove mit der Telecaster.
Vox Style Ampsounds
Weiter geht es mit dem klassischen Vox-Amp-Sound, und hier tritt gegen den Chime Amp aus dem Iridium und dem Dartford Modell aus dem ACS1 ein AC15 mit angeschlossenem 1×12 Cab mit Celestion Blue Alnico Speaker an, der auch hier mit einem Beyer Dynamic M160 abgenommen wird. Im ersten Beispiel hört ihr einen typischen Vox Crunchsound mit der Tele im Bluesrock-Style, beim zweiten Beispiel stand das Klanggebilde von The Edge Pate. Hier wurden in der DAW zwei Korg SDD-3000 Delays (UAD Plug-In) hinzugefügt.
Marshall Style Ampsounds
Zum Abschluss wird der Klang der klassischen britischen Rock’n’Roll-Verstärker unter die Lupe genommen. Beim Iridium ist der Punch-Amp angewählt und beim ACS1 kommt das Modell London zum Einsatz. Auf der anderen Seite wird ein Marshall Plexi mit 4×12 Cab (Celestion G12M) ins Rennen geschickt. Das Cab wird mit einem Neumann TLM-103 abgenommen. Beim ersten Track hört ihr zwei Gitarrenspuren, hart links und rechts im Panorama, die über das gleiche Amp-Setting gespielt werden, links eine Melody Maker und auf der rechten Seite eine SG. Das Ganze recht trocken im australischen Achtelrock-Style. Beim zweiten Beispiel wird der Plexi – und natürlich auch das Iridium und ACS1 – mit einem vorgeschalteten Tube Screamer angefeuert, um noch etwas mehr Gain für einen Leadsound zu erhalten.
Fazit
Die Soundunterschiede zwischen Strymon Iridium, Walrus Audio ACS1 und den mikrofonierten Amps/Cabs sind auf jeden Fall klar hörbar, was zum Teil auch an den unterschiedlichen Amp-Modellen und ihrem charakteristischen Klang liegt. Aber die Frage, ob man das Strymon Iridium oder das Walrus Audio ACS1 für amtliche Aufnahmen einsetzen kann und sie sich gegen Bass und Drums im Mix durchsetzen, würde ich mit einem klaren Ja beantworten. Für mein Empfinden kommen beide Pedale zwar nicht an die Substanz der Röhrenamp/Cab-Sounds heran, was sich vor allem dann bemerkbar macht, wenn man in der DAW den Sound noch etwas mit einem EQ verbiegen möchte. Dort bietet das mikrofonierte Signal eine bessere Grundlage. Aber dabei bewegen wir uns schon im Bereich der letzten zehn Prozent. Will man hundert Prozent mit einem mikrofonierten Amp erreichen, sind erhebliche Kosten und Aufwand nötig: Amp, Cab, Mikrofon, schallisolierter Raum, freundliche Nachbarn … So gesehen sind Iridium und ACS1 im kompakten Format für knapp über 400 Euro eine gute und preisgünstige Alternative. Was die Qualität der beiden Pedale betrifft, gibt es meiner Ansicht nach kein besser oder schlechter, sie klingen etwas unterschiedlich und letztendlich muss der User selbst nach seinen klanglichen Vorstellungen entscheiden, was besser passt. Das ACS1 hat einen schlankeren Ton, der trocken angespielt zwar etwas dünn klingen mag, sich aber beim Aufnehmen schneller in einen Mix einbetten lässt. Bei den Fender- und Vox-Amps hat mir das ACS1 vom Sound her besser gefallen, beim Marshall Amp war das Iridium mein Favorit. Das liegt aber auch daran, dass der Plexi einer meiner Lieblingsamps ist, und der ist beim Iridium wirklich gut gelungen.