In dieser Workshopfolge soll es um sogenannte Artikulationen auf dem E-Bass gehen – wir haben also im Fokus, “wie” man als Bassist:in die Töne spielen kann. Artikulationen dienen dazu, einen bestimmten Effekt bzw. eine Wirkung oder Emotion usw. zu erzielen. Sie sorgen für Dynamik, stilistische Authentizität und vor allem für musikalische Individualität des Spielers. Uns allen stehen bekanntlich die gleichen zwölf Töne zur Verfügung – WIE wir sie spielen, macht den großen Unterschied! Die für den E-Bass wichtigsten Artikulationen sind der sogenannte Hammer On (auch: Hammer-On) und der Pull Off (auch: Pull-Off). Sie sorgen dafür, dass unser Spiel legato (gebunden), fließend, geschmeidig und elegant wirkt – vorausgesetzt natürlich, dass wir diesen Effekt erzielen möchten. Ähnlich einem Streicher, der mehrere Töne mit demselben Bogenstrich spielt oder einem Bläser, der mehrere Töne mit demselben Atemzug erzeugt, helfen uns Hammer On und Pull Off dabei, nicht immer jeden Ton mit der Schlaghand anschlagen zu müssen. Wie das geht, soll dieser Workshop zeigen!
Wie spielt man Hammer On und Pull Off auf dem E-Bass?
Beim Hammer On erzeugen wir den Ton, indem wir mit einem Finger der Greifhand auf den entsprechenden Ton tappen – die Anschlagshand bleibt dabei außen vor. Dadurch bekommt das Spiel deutlich weniger Attack (Anschlagsgeräusch) als beim Anschlagen aller Töne – der Sound wirkt somit wesentlich weicher und fließender.
Gleiches gilt für den Pull Off: Hier entsteht der Ton durch ein Abziehen eines Fingers der Greifhand. Dabei muss man mit einer kleinen Bewegung nach unten der Saite einen Impuls mitgeben und nicht nur den greifenden Finger hochheben – ansonsten fällt der Pull Off zu sehr in der Lautstärke ab.
Wie klingt ein Hammer On / Pull Off auf dem E-Bass?
Für dich ausgesucht
Zu Beginn dieses Workshops möchte ich euch anhand eines Beispiels die Notwendigkeit von Hammer On und Pull Off im Bassspiel demonstrieren. Das folgende Slaplick spiele ich dabei auf zwei verschiedene Arten: Einmal, indem ich alle Töne anschlage und einmal mit Hammer On und Pull Off. Variante 2 macht auf Anhieb sehr deutlich, um wie viel besser und stilistisch authentischer das Ganze wird.
Hammer-On-Übungen
Hier sind ein paar Übungen, bei denen wir den Zeigefinger liegenlassen und mit den übrigen Fingern den Hammer On trainieren. Wichtig ist, diese und alle folgenden Übungen in Time zu spielen, also als Viertel, Achtel oder Sechzehntel und in verschiedenen Tempi, damit gewährleistet ist, dass wir die Kontrolle über die Rhythmik behalten. In der Notation habe ich aus Platzgründen alles als Achtel aufgeschrieben:
Im nächsten Schritt erweitern wir die Sache und gehen nun über alle Saiten. Für die tieferen Strings braucht man natürlich etwas mehr Power:
Pull-Off-Übungen
Auch hier gewöhnen wir uns zunächst an die Bewegung. Der Zeigefinger fungiert hierbei als Anker:
Und wieder erweitern wir die Übung auf alle Saiten. Gerade für den Pull Off gilt, dass man mehr Kraft in den Fingern benötigt, um den tieferen Saiten einen Impuls zu geben:
Kombinationen von Hammer On und Pull Off
Nun folgen Übungen, bei denen wir beide Techniken kombinieren. Die dritte Übung davon ist eine Pentatonik, für die ich lediglich den Zeigefinger und den kleinen Finger benutze. Dies ist die beliebte und vom Kontrabass stammende Handhaltung, mit der man gefühlt am meisten Kraft hat, was für Hammer On und Pull Off recht praktisch ist. Wer sich etwas mehr quälen will, kann jedoch auch gerne Zeige- und Ringfinger benutzen.
Generell gibt es natürlich noch viel mehr Fingerkombinationen für Hammer On und Pull Off, das Prinzip wurde aber sicher deutlich. Daher kommen wir lieber noch zu zwei Exoten.
Spezialfälle: Cross Hammer und Open Hammer
Der sogenannte Cross Hammer ist im Prinzip nichts anderes als ein Hammer On, nur dass der Zielton sich nicht auf derselben Saite befindet.
Der Open Hammer heißt so, da eine Leersaite (Open String) der Ausgangspunkt für ein Hammer On (oder mehrere wie in der zweiten Übung) ist. Richtig populär wurde diese Technik durch Victor Wooten, der den Open Hammer in verschiedensten virtuosen Kombinationen einsetzt.
So viel erst einmal für heute – im nächsten Workshopteil folgen noch weitere Artikulationen, die unser Spiel bereichern und aufregender machen.
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt