Wer nach einer Groovebox zur Beatproduktion sucht, wird kaum um die Begriffe MPC oder MASCHINE herumkommen. Und das nicht ohne Grund: Beide Geräte wurden speziell zur Beatproduktion entwickelt und sind über die Jahre zu kleinen Alleskönnern geworden, wenn es ums patternbasierte Beat Making geht. Doch für welches Produkt sollte man sich nun entscheiden?
Obwohl MASCHINE und MPC sich optisch ähneln und man auch grundsätzlich mit beiden Grooveboxen ans Ziel kommt, unterscheiden sie sich doch in einigen Punkten. Und die solltet ihr kennen, damit euch die Entscheidung leichter fällt. Ob sich für euch eine MASCHINE oder doch eher eine MPC eignet, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Quick Facts
Was ist eine Groovebox?
Eine Groovebox ist ein elektronisches Instrument, mit dem vorrangig Rhythmen erzeugt werden können. Je nach Modell lassen sich auch Instrumentenklänge spielen. Grooveboxen gibt es in den verschiedensten Varianten. Neben analogen Geräten, mit denen sich synthetische Klänge erzeugen und designen lassen, gibt es digitale Grooveboxen, deren Klänge auf Basis von Samples oder virtuell erzeugt werden. Bei den AKAI Professional MPCs und auch bei der MASCHINE von Native Instruments handelt es sich um sehr breit aufgestellte Modelle, mit denen sich komplexe Beats produzieren lassen. Anders als die meisten anderen Grooveboxes besitzen MPC und MASCHINE nicht nur einen Step Sequencer zu Programmierung der Rhythmen. Vielmehr stehen die 16 Pads im Vordergrund, mit denen sich die Beats live einspielen lassen.
Was ist der Unterschied zwischen einer MPC und einer MASCHINE?
Die Unterschiede werden zunehmend geringer, da der Funktionsumfang der Geräte immer ähnlicher wird. Grundsätzliche Funktionen zur Bearbeitung von Samples und der Aufzeichnung der Performance unterscheiden sich weniger, als die Bedienoberfläche, der Workflow und die grafische Bedienoberfläche der Software.
Benötigt man zur Beatproduktion mit MPC oder MASCHINE einen Computer?
Sowohl AKAI als auch Native bieten verschiedene Modelle an. MASCHINE MK3 und Mikro sowie MPC Studio sind reine Controller, die eine Computersoftware ansteuern. Dagegen sind MPC X, One und Live sowie MASCHINE+ Stand-alone-Geräte, mit denen sich auch ohne einen zusätzlichen Computer Beats bauen lassen. Sie können zudem ebenfalls genutzt werden, um die Computersoftware zu bedienen.
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Ähnliches Kernkonzept
Die beiden Grooveboxen haben im Kernkonzept mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Kurz gesagt: Sie verfügen beide über 16 Pads in 4×4-Anordnung, mit denen sich Rhythmen aber auch Melodien und Akkorde spielen und aufnehmen lassen. Diese werden in Form von Patterns in einem MIDI-Sequenzer aufgezeichnet und anschließend zu Songs arrangiert. Die einzelnen Instrumente können mit einem virtuellen Mischpult und Effekten abgemischt werden. Darüber hinaus ist man mit beiden Grooveboxen gleichermaßen in der Lage, auch eigene Samples zu importieren oder neue aufzunehmen und sie mittels Sample Choppig beispielsweise als Basis für einen neuen Beat zu verwenden.
Die allerersten Modelle der beiden Grooveboxen waren in puncto Klangerzeugung ursprünglich nur mit Samplern ausgestattet. So konnten nur vorgefertigte Sample-Instrumente oder eigene Samples erzeugt werden. Die heutigen Geräte sind hingegen zusätzlich mit virtuellen Synthesizern bewaffnet, mittels derer sich synthetische Klänge von Grund auf selbst erzeugen lassen. MASCHINE+ sowie MPC Live, One und X sind allesamt Stand-alone-Grooveboxen, was bedeutet, dass ihr auch ohne Rechner Beats bauen könnt.
Verbindet man eine aktuelle MPC oder MASCHINE mit dem Rechner, arbeiten diese jeweils als MIDI-Controller, mit dem sich die jeweilige Computersoftware bedienen lässt. Die Rechenleistung und der Speicherplatz werden in dem Fall in Gänze auf den Computer verlagert, während sich Effekte und Klangerzeuger anderer Hersteller als VST-Plugins einbinden lassen. Für essentielle Aufgaben wie Sampling, Recording, Editing usw. ist man also mit beiden Geräten gleichermaßen gut beraten, wenn man ein All-in-one-System zum Beatsbauen sucht.
Unterschiedliche Anschlussmöglichkeiten
Auch anschlussseitig verfügen beide Grooeboxes über essentielle Ein- und Ausgänge, wodurch Kopfhörer oder Lautsprecher sowie ein MIDI-Keyboard bzw. ein externer Synth angeschlossen und ein Stereo-Line-Signal aufgenommen werden kann. Zur MASCHINE+ kommt ein zusätzlicher Mikrofon-Line-Eingang hinzu. Die MPC Live besitzt dagegen acht CV/Gate-Ausgänge, um modulare Hardware anzusteuern, sowie zwei weitere Stereo-Line-Ausgänge.
Im Gegensatz zur MASCHINE kommt die MPC Live mit einem internen Lautsprecher und Akkubetrieb. So lassen sich auch unterwegs ohne Stromanschluss oder Laptop spontane Ideen einfangen. MPCs stammen ursprünglich aus dem prä-digitalen Zeitalter – und AKAI bleibt diesen Wurzeln bis heute treu. Die Live verfügt über Phono-Anschlüsse, mit denen sich Plattenspieler ins Setup einbinden lassen, um Scratches aufzunehmen oder alte Funk-Platten mittels Chopping zu verwursten. Die Hip-Hop-Wurzeln der MPCs lassen sich also nicht leugnen.
Generell verfügt die Live über weitaus mehr Anschlüsse, als die MASCHINE, was ein umfangreicheres Setup in der analogen Welt erlaubt. Natürlich gib es immer Mittel und Wege, auch eine MASCHINE mit einem MIDI/CV-Konverter zu erweitern oder statt eines Plattentellers einfach den entsprechenden DJ-Mixer an den Line-Input der MASCHINE anzuschließen. Dennoch macht es Sinn, sich für ein Gerät zu entscheiden, das bereits mit den Features ausgestattet ist, die euch wichtig sind. Übrigens: Wer mit einer MASCHINE liebäugelt und auf Stand-alone verzichten kann, sollte sich die nahezu baugleiche und deutlich günstigere MASCHINE MK3 anschauen.
Unterschiedliche Plugin-Einbindung
Wer sich eher bei Effekt-Plugins und Softwareklangerzeugern zuhause fühlt und diese auch gerne stand-alone verwenden möchte, wird mit der MASCHINE vermutlich die passendere Groovebox finden. Native Instruments setzt nämlich von Beginn an auf ein Verbundsystem, bestehend aus Computersoftware und MASCHINE-Controller. Recht früh war es dort möglich, VST-Plugins ins Setup einzubinden und spätestens seit der Einführung des Native Kontrol Standard (NKS) können Plugins und Sample Libraries von Native Instruments oder auch vielen weiteren Herstellern direkt am Controller bedient werden. Das Schöne: Die Hersteller selbst können Mappings für den MASCHINE Controller erstellen, wodurch man die wichtigsten Plugin-Parameter mit den Encodern und Buttons der MASCHINE bedienen kann. Und zwar ohne selbst Mappings erstellen zu müssen. Seit MASCHINE+ kann man diese Vorzüge auch stand-alone genießen. Zum Zeitpunkt dieses Artikels sind allerdings nur Native Instruments Plugins im Stand-alone-Mode nutzbar. Ob zukünftig auch Dritthersteller-Plugins hinzukommen werden, bleibt abzuwarten.
Unterschiedliche Auswahl an Klangnachschub
Native Instruments ist nicht zuletzt für den mächtigen KONTAKT-Sampler und dessen hochwertige Sample Libraries bekannt. Von Drums, akustischen und elektrischen Instrumenten, Synthesizer-Samples bis hin zu Weltmusikklängen hat Native eigentlich für jeden Musikstil die passenden Libraries am Start, die es auch als KOMPLETE Bundles zu kaufen gibt.
Diese lassen sich ebenfalls über NKS direkt an der MASCHINE Hardware bedienen. Darüber hinaus liefert Native in regelmäßigen Abständen MASCHINE Expansions für jegliche Musikstile nach, die sich klanglich am Puls der Zeit befinden und meist mit Drumsamples, Loops und Klangpresets für Massive und Co. ausgestattet sind. Die NKS-fähigen Keyboards der KOMPLETE KONTROL S Series oder der günstigeren A Series runden das MASCHINE-Setup zu einem aufeinander abgestimmten Beatproduktionssystem ab.
Auch AKAI bietet Soundnachschub für MPC-User in Form von Expansions. Diese sind vorrangig für Trap, Hip-Hop und R ’n’ B ausgelegt, klanglich sehr hochwertig und sie beinhalten zumeist Drum Kits, Loops, Sequenzen (MIDI Loops) sowie Instrument-Samples.
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Mehr InformationenAnders als MASCHINE haben MPCs bislang nur vier Synthesizer an Bord, und können nicht durch weitere ergänzt werden. Neben TubeSynth (virtual-analog), Electric (E-Piano-Emulation) und Bassline (Basssynth), ist seit MPC-Software Version 2.9 auch erstmalig ein Drumsynthesizer mit dabei. Im Gegenzug erhalten MPC-User ein riesiges Downloadpaket mit Softwareklangerzeugern und Effekt-Plugins von AIR Music und Sonivox sowie viele AKAI Legacy Expansions kostenlos dazu.
Unterschiedliches Bedienkonzept
Obwohl sich die Grooveboxen in ihrem Kernkonzept sehr ähneln, unterscheiden sich ihr Workflow und auch das Handling deutlich. Einer MPC merkt man einfach an, dass ihr Bedienkonzept in weiten Teilen noch aus früheren Zeiten stammt – ein klarer Vorteil für alte MPC-Hasen, da sie auch mit den neuen MPCs schnell zurechtkommen. Neulinge, die vielleicht schon mit dem Workflow moderner Musikproduktionssoftware vertraut sind, könnten von der grafischen Bedienoberfläche allerdings abgeschreckt werden. Die Menüführung ist relativ verschachtelt und wirkt etwas „oldschool“.
Viele Sektionen sind nicht besonders übersichtlich oder intuitiv gestaltet, weshalb Einsteiger eine steile Lernkurve einplanen sollten. Hat man den MPC-Workflow allerdings einmal verstanden, ist man in der Lage, ein perfektes Werkzeug zur Produktion von Hip-Hop-Beats zu bedienen. Hierzu ein kurzes Video, das euch den Workflow demonstriert. Zwar wird in diesem Video die MPC Live 1 verwendet, doch das Kernkonzept ist nahezu identisch.
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Mehr InformationenIm Gegensatz zur MASCHINE sind alle aktuellen MPCs mit einem großzügigen Touchscreen ausgestattet, was die Bedienung stellenweise erleichtert. Beim Editieren von Noten, der Menüführung oder ganz einfach bei der Texteingabe via virtueller Tastatur wirkt die Touchbedienung komfortabler als die Steuerung in MASCHINE über die Buttons und Encoder.
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Mehr InformationenMit der kostenlosen Software namens MPC Beats könnt ihr euch vorab ein Bild der MPC-Welt machen. MPC Beats ist nämlich eine abgespeckte Version der MPC Software. Wer mit MPC Beats schon nicht warm wird, wird vermutlich auch mit der Hardware nicht glücklich werden.
Bei MASCHINE setzt man seit der ersten Version auf zwei Displays, mit denen man gleichzeitig unterschiedliche Sektionen im Blick hat und sich dadurch nicht in verschachtelten Menüs verliert. So behält man beim Live-Einspielen den Überblick und bleibt im Fluss. In unserem folgenden Video-Workshop erhaltet ihr einen Einblick in den MASCHINE+ Workflow.
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Mehr InformationenFazit – Soll ich mir eine MPC oder eine MASCHINE kaufen?
Ob man sich nun für eine MPC Live 2 oder eine MASCHINE+ entscheidet, hängt letztlich davon ab, was man mit dem Gerät vorhat. Die wesentlichen Aufgaben einer Groovebox erfüllen sie beide. Ebenso eignen sich beide Geräte gleichermaßen, um von Hip-Hop bis Techno alle Musikstile umsetzen, die sich patternbasiert produzieren lassen. Wer vorrangig analoge Klamotten verbinden und die Groovebox als zentrale Steuereinheit für umfangreichere Analog-Setups einsetzen möchte, wird mit der MPC vermutlich auf Dauer glücklicher. Wer dagegen eher in der digitalen Welt unterwegs ist und auch stand-alone auf Kontakt-Libraries, Plugins und Softwaresynths zurückgreifen möchte, entscheidet sich für die Maschine+. Spätestens bei präzisen Editierungen, ernstgemeinten Mixings und Masterings wird man die Spuren des Beats auch mit einer Stand-alone-Groovebox früher oder später als Audio-Stems exportieren, um in der DAW weiterzuarbeiten. Die Frage ist also letzten Endes, mit welchem Setup ihr die Groovebox im Stand-alone-Mode nutzen möchtet.