Mit der Harley Benton SC-Custom II stellt die Thomann-Hausmarke ein Facelift des beliebten SC Custom Modells vor, das ganz dem Vibe eines modernen Hard Rock- und Metal Les Paul-Typus entspricht. Die besonderen Features beschränken sich dabei aber nicht auf Hardware und Elektronik, denn hinsichtlich ihrer ergonomischen Korpusform und der etwas zackigeren Cutaways kann die SC-Serie ihre Verwandtschaft zur ESP Eclipse-Reihe nicht ganz leugnen, die auch die Signature-Modelle von Neil Westfall und Richard Z. Kruspe inspiriert hat.
Grundsätzlich ist man bei der SC-Custom II Serie dem SC-Vorgängermodell treu geblieben, allerdings hat man den Neuling in einigen Bereichen gehörig optimiert. So wurde z.B. der Cutaway und der Hals-Korpusübergang geschmeidiger gestaltet, sodass der Halsfuß sich nicht mehr absetzt und auch der Korpus ist ein paar Millimeter dicker geworden als bei der ersten Ausgabe. Geblieben ist, dass die SC-Custom sowohl in einer aktiven als auch einer passiven Pickup
-Version erhältlich ist, wovon mir jeweils ein Exemplar zum Test vorliegt und nun auf Herz und Nieren überprüft werden will.
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Korpus
Die SC-Custom II kommt in der klassischen Les Paul-artigen Singlecut-Ausführung, wobei der Cutaway deutlich moderner und spitzer gestaltet ist als bei traditionellen Paulas. Die Wahl des Korpusholzes fällt hingegen ganz klassisch auf Mahagoni, allerdings wurde dem passiven Honey Burst Flame-Modell eine 15 mm starke Decke aus AAAA-Riegelahornfurnier aufgeleimt, wohingegen das aktive Modell ganz im Stile der Les Paul Custom aus reinem Mahagoni besteht. Bei der Honey Burst kommt sehr schön die Maserung der Ahorndecke unter dem honigfarbenen und rötlichen Cherry Burst zum Vorschein, wohingegen das Active White Modell gänzlich in Weiß gehalten ist. Beiden Modellen ist ein cremefarbenes Binding gemein, das relativ sauber eingearbeitet wurde und den Gitarren eine edle Optik verleiht.
Harley Benton SC-Custom II Honey Burst Flame
Harley Benton SC-Custom II Active White
Die SC Customs sind mit einem Tune-O-matic Steg und einer Stoptail-Bridge aus dem Hause WSC ausgestattet, wobei die Hardware beim Honey Burst-Modell in Chrom und beim Active White-Modell in Schwarz gehalten ist. Ab Werk sind beide mit einem 010er Saitensatz von D’Addario bestückt.
Die Rückseite, die entgegen der gewöhnlichen Les Paul eine ergonomische Abschrägung für den Spielerbauch bietet, offenbart zwei Elektrikfächer für den Dreiwegschalter und die Potis, wobei sich im Falle des aktiven Modells noch ein separates Batteriefach hinzugesellt, das sich händisch unkompliziert öffnen lässt und den 9V-Block stabil und klapperfrei beheimatet.
Die Eingangsbuchse ist an der unteren Zarge angebracht, und zwar in der Farbe der restlichen Hardware, sprich chrom beim passiven und schwarz beim aktiven Modell. Die Gurtpins finden sich ebenfalls an den dafür üblichen Stellen in den Zargen.
Harley Benton SC-Custom II Honey Burst Flame
Harley Benton SC-Custom II Active White
Hals
Die eingeleimten Hälse beider Modelle bestehen aus Mahagoni und sind mit einem Griffbrett aus geröstetem Jatoba garniert, das allerdings etwas anämisch und trocken wirkt. Hier wäre eine Behandlung mit etwas Griffbrettöl definitiv fällig. Das Binding des Korpus erstreckt sich über den gesamten Halsrand und wurde auch hier sehr gut eingearbeitet.
Die Mensur beträgt bei beiden Modellen 628 mm und das Griffbrett weist einen Radius von 350 mm auf, ist also einen Hauch flacher als der Les Paul-Standardradius. Die Form des lackierten Halses wird als Modern-C-Shape betitelt und liegt sehr komfortabel und sportlich in der Hand. Auch wenn die Halsdicke von 20 mm am ersten und 22 mm am 12. Bund kein Flitzefingermaß ist, hat man doch das Gefühl, einerseits einen „fleischigen”, aber dennoch bequemen Grip zu erhalten. Die Bünde sind durch Trapezeinlagen in Perlmuttoptik gekennzeichnet und markieren die 22 Bünde der passiven bzw. die 24 Bünde der aktiven SC-Custom-Version. Dies ist übrigens eine weitere Neuerung gegenüber dem MkI Modell, bei dem beide Pickup-Ausführungen mit 22 Bünde ausgestattet waren. Die Bünde sind recht sauber eingearbeitet, auch wenn der eine oder andere leicht erhöht ist und eine Abrichtung vertragen könnte. Poliert sind sie nicht, was zu einem etwas rauen Bending-Gefühl führen kann. Diese Nuancen lassen sich jedoch leicht von einer geübten Hand oder einem Gitarrenbauer beheben.
Harley Benton SC-Custom II Active White
Der Hals-Korpus-Übergang der SC-Custom stellt ebenfalls eine Neuerung gegenüber dem Vorgängermodell dar, bei dem ein deutlich abgesetzter Halsfuß zu erkennen war. Hier zeigt sich neuerdings ein weicher, abgerundeter Übergang, der das Spiel in den hohen Lagen kinderleicht macht und durch die ausgefräste Cutaway-Rückseite noch zusätzlich unterstützt.
Die Saiten werden über einen weißen (Honey Burst Modell), bzw. schwarzen (Active White Modell) Graphitsattel von 42 mm Breite geführt, der leider etwas unsauber eingearbeitet wurde, sodass der Griffbrettrand links und rechts ca. 1 mm übersteht.
Von dort laufen die Saiten zu den sechs symmetrisch angeordneten Stimmmechaniken, die, wie bei anderen Les Paul-artigen Modellen aus dem Hause Harley Benton, auch hier von Grover stammen und eine tadellose, stimmstabile Arbeit verrichten. Hinter dem Sattel befindet sich eine Kunststoffabdeckung, die Zugang zum Halsstab gewährt, der mit dem beigefügten Inbusschlüssel eingestellt wird.
Elektrik
Beide SC-Custom-Varianten sind mit zwei Humbuckern, zwei Volume-Reglern und einem Mastertone-Poti ausgestattet. Beim passiven Honey Burst-Modell wurde dem Tonregler noch eine Push-Pull-Funktion mitgegeben, die das Coilsplitting der Humbucker im Einzelbetrieb wie in der Zwischenstellung erlaubt, eine Option, die beim aktiven Modell entfällt.
Für die passive Serie kommen zwei LAF AlNiCo-5 Humbucker aus dem Hause Roswell zum Einsatz, die mit 8,3 kOhm eher einen mittleren Output liefern und stärker in der 50er und 60er Jahre Gibson-PAF-Tradition beheimatet sind. Das aktive Pendant hingegen ist mit einem LZ56B Keramik-Humbucker am Steg und einem LZ51N Alnico-5 Humbucker am Hals bestückt, die ebenfalls von Roswell stammen.
Harley Benton SC-Custom II Active White
Diese Tonabnehmer machen in puncto Output eine andere Ansage und stellen in Kombination mit dem 24-bündigen Hals klar, dass die Reise mit diesem Modell eher in Richtung härterer Genres geht. Beide Pickups sind in den Korpus montiert und mit cremefarbenen bzw. schwarzen Kunststoffrahmen eingefasst. Das Umschalten der Pickups wird mit einem Dreiwegschalter realisiert, der in der oberen Korpushälfte über dem Hals-Korpusübergang anzutreffen ist.
Insgesamt wirkt die Verarbeitung der Gitarre, von den oben erwähnten Punkten abgesehen, gut umgesetzt, und auch die Elektrik sowie die Hardware machen einen robusten Eindruck. Zum Lieferumfang der SCII Custom gehört lediglich ein Inbusschlüssel zum Einstellen des Halsspannstabs.
Neben den Finishes der beiden Testkandidaten ist die SC Custom II auch in Lemon Flame, Vintage Black, Paradise Flame und Ocean Flame mit passiven Pickups erhältlich, während das aktive Modell in Vintage Black und Silver Burst zur Auswahl steht. Weitere Variationen der SC Custom II Linie besitzen Floyd Rose-Tremolos oder P90-Pickups.