Bei der Auswahl eines E-Basses spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle: Aussehen, Lieblingsmarke, unsere Prägung durch Vorbilder, Handling, Bespielbarkeit – und natürlich an erster Stelle der Klang! Wie wir alle wissen, spielt das “E” im Namen “E-Bass”eine entscheidende Rolle, denn aus der Klinkenbuchse kommt ein elektromagnetisches Signal, welches vom Bassverstärker über die Boxen wieder in den Ton umgewandelt wird, den wir dann hören können. Ermöglicht wird dies durch den Aufbau und die Wirkungsweise der Tonabnehmer (engl. Pickups). Auch die Position dieser kleinen technischen Wunderwerke spielt eine immens wichtige Rolle beim Thema “Sound”. In diesem Feature bekommst du alle wichtigen Infos zum Thema “Bass-Pickups”, denn wir nehmen die kleinen (zumeist schwarzen) Kästchen auf unserem Bass genau unter die Lupe.
Bass-Pickups: Aufbau und Funktion von Tonabnehmern
Erinnert ihr euch noch? Wir alle hatten in der Schule im Fach Physik das Thema “Induktion”. Damals dachte aber sehr wahrscheinlich niemand von euch daran, dass dieses Prinzip einmal zu einem entscheidenden Teil unseres Lieblings-Hobbies werden würde. Im Gegensatz zu einem akustischen Instrument entsteht bei E-Bässen nämlich erst durch Induktion ein hörbarer Ton. Tonabnehmer aller Art – und keinesfalls nur Bass-Pickups – bestehen aus einem Magneten, um welchen ein Kupferdraht gewickelt wird. Dadurch entsteht eine sogenannte “Spule”. Bei vielen Pickups umwickelt diese Spule nicht direkt den Magneten, sondern auf ihm befestigte Pol-Schrauben, deren Enden (engl. Pole Pieces oder Polepieces) herausragen – siehe Bild.
Diese Pole Pieces nehmen dann die Schwingung der metallenen Basssaite auf (engl. to pick up), was wiederum das herrschende Magnetfeld verändert und die Spule dazu animiert, eine Spannung zu erzeugen. Diese hängt von der Frequenz und Intensität der Schwingung der Saite ab. Auf diesem Weg wird unser Ton ‑ inklusive Information über Tonhöhe und Anschlagsstärke ‑ in ein elektromagnetisches Signal gewandelt, welches ein Verstärker entsprechend weiterverarbeitet kann.
Bass-Pickups: Position der Tonabnehmer
Für den Sound spielt neben der Bauart von Bass-Pickups auch die Positionierung auf dem Korpus des Instrumentes eine große Rolle. Im Prinzip hat man hier ja Platz von der Brücke bis zum Hals.
Wie sich das Klangverhalten der Saite verändert, kann jeder selbst feststellen, wenn er beispielsweise die Position seiner Anschlagshand verschiebt: In der Nähe der Brücke ist die Saite relativ steif mit geringer Schwingungsamplitude und der Ton ist schlank und drahtig. Je weiter man sich aber Richtung Hals bewegt, desto weicher, voller, runder und basslastiger wird der Sound. Es geht aber auch etwas Definition und Präzision verloren. All dies gilt natürlich nicht nur für unsere Anschlagshand, sondern ebenso für die Position der Tonabnehmer
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Bass-Pickups: Was ist ein Single Coil (Singlecoil)?
Wie der Name verrät, handelt es sich hier um eine einzelne Spule. Single Coils besitzen einen über das Frequenzspektrum recht ausgeglichenen und transparenten Ton, lösen schön nach oben auf und bieten eine große dynamische Bandbreite. Ihr großer Nachteil ist jedoch, dass sie im Solobetrieb anfällig für elektromagnetische Einstreuungen bzw. Brummen (engl. Hum) von außen sind.
Der berühmteste Vertreter ist wohl der Jazz Bass mit einem Single-Coil-Pickup in der Nähe der Brücke und einem in der Nähe des Halses. Ersterer liefert dabei einen knackigen, drahtigen, attackreichen aber auch schlanken Ton, Zweiterer klingt voll, rund und bietet eine Menge Low End. Beide zusammen ergeben einen ausgewogenen Allround-Sound, der nahezu immer und überall passt.
Diese Kombination hat dem Jazz Bass zu einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte verholfen – und das in nahezu jeder Stilistik. Daher wird der Single Coil auch gerne “J-Bass Tonabnehmer” oder “J-Style Tonabnehmer” genannt. Single-Coil-Pickups werden allerdings auch gerne in Kombination mit einem Humbucker oder einem Split Coil zusammen auf einem Bass verbaut.
In diesen Soundbeispielen kannst du dir ein Bild davon machen, wie Single-Coil-Tonabnehmer klingen:
Bass-Pickups: Was ist ein Humbucker?
Um das Brumm-Problem in den Griff zu bekommen, werden bei Humbuckern zwei (und mitunter sogar vier!) Spulen in einem Gehäuse verbaut und miteinander so verdrahtet, dass sich Nebengeräusche der einzelnen Spulen gegenseitig auslöschen. Dieser ebenso einfache wie geniale Trick verhalf dem Humbucker zu seinem Namen, der übersetzt so viel wie “Brumm-Blocker” bedeutet!
Darüber hinaus besitzen Humbucker aber auch einen anderen Klangcharakter, denn durch die Addition der Ausgangsleistung beider Spulen wird der Ton druckvoller und besitzt mehr Mitten. Dafür verliert er etwas an Auflösung in den Höhen sowie an Dynamik.
Humbucker sind überall dort gut geeignet, wenn durchsetzungsstarke Basssounds mit ordentlichem Punch angesagt sind. Das kann in härteren Gefilden sein, aber auch schon mal in Jazz bzw. Fusion, wo z. B. mittenbetonte Fingerstyle-Grooves oder flinke Solo-Lines das musikalische Geschehen dominieren.
Ein tolles Feature ist die Option, zwischen einer parallelen oder seriellen Verschaltung der Spulen per Kippschalter wählen zu können. Die serielle Variante bietet abermals mehr Lautstärke und Druck, verliert aber auch weiter in den Höhen und an Dynamik.
Und so klingt ein typischer Humbucker:
Bass-Pickups: Brummfreie Single Coils
Nun gibt es aber auch diejenigen unter uns, die den Sound von Single Coils lieben und nie im Leben gegen einen Humbucker tauschen würden, die aber dennoch von deren Einstreugeräuschen genervt sind. Zu diesem Problem haben sich die Hersteller von Pickups viele Gedanken gemacht und sind darauf gekommen, in Single Coils einfach eine zweite Spule unterzubringen, welche aber abgeschirmt wird und sich in der Anzahl der Wicklungen deutlich von der Hauptspule unterscheidet.
Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich der klangliche Einfluss der zweiten Spule auf ein Minimum reduziert. Der Vorteil der Brummfreiheit, also das Eliminieren von Nebengeräuschen, bleibt aber erhalten!
Bass-Pickups: Was ist ein Split Coil?
Auf seine ersten Precision-Bässe mit einem Single Coil bekam Leo Fender schnell die Rückmeldung, dass diese leider sehr anfällig für Einstreuungen waren. Daher kam ihm die Idee des Split-Coil-Tonabnehmers, welcher aus zwei Spulen besteht, die jeweils einem eigenen Gehäuse sitzen. Wie beim Humbucker eliminieren auch hier die beiden versetzt montierten Spulen die störenden Einstreuungen. Der Fender Precision avancierte mit seinem charakteristischen Sound schnell zu einer echten Trademark, weshalb der Split Coil auch als “P-Bass Tonabnehmer” oder “P-Style Pickup” bezeichnet wird.
Apropos Sound: Der Split Coil und seine nahezu immer gleiche Position ca. auf der Hälfte des Weges zwischen Brücke und Hals liefert einen fetten Sound mit viel growligem Low End. Natürlich fehlt es ihm im Vergleich zu einem weiter hinten am Steg montierten Pickup etwas an Definition. Dafür sitzt er aber perfekt im Band-Mix und drängelt sich nicht unangenehm in den Vordergrund.
Split-Coil-Pickups findet man in Motown, Soul, Blues, Pop, Rock oder Heavy Metal ‑ er ist also extrem vielseitig einsetzbar! Wo knackige und präzise Basssounds gefragt sind (z. B. moderner Funk, Fusion, R&B, Gospel etc.), hört man ihn dafür etwas seltener.
Hier kannst du einen Split-Coil-Pickup hören:
Bass-Pickups: Was ist ein Soapbar?
Auf deutsch bedeutet “Soapbar” so viel wie “Seifenriegel”, was letztendlich nur die typische Form des Tonabnehmers beschreibt, aber nichts über das Innenleben aussagt. Die Größe eines Soapbar-Pickups liegt irgendwo zwischen einem Single Coil und einem Humbucker – unter der Haube kann sich aber in Sachen Spulen und deren Verdrahtung alles Erdenkliche verbergen.
Hier hat jeder Hersteller seine eigene Philosophie, häufig handelt es sich um fetter gewickelte Single Coils, welche klanglich sich zwischen “normalen” Single Coils und Humbuckern rangieren. Letztlich ist aber alles möglich – eine klangliche Einordnung zu treffen, ist daher schwierig. Hier muss man sich letztlich auf die Angaben des Herstellers verlassen.
Hier kannst du einen Soapbar-Pickup in Action erleben:
Lohnt sich ein Pickup-Replacement an deinem Bass?
Die Entscheidung für ein bestimmtes Bassmodell geht mit der für eine spezielle Tonabnehmer-Bestückung Hand in Hand. Für Anfänger ist das Thema “Pickups” sicherlich zu vernachlässigen – hier geht es eindeutig um das richtige “Gesamtpaket”, das einem den Einstig ins Bassspielen so leicht und angenehm wie möglich macht!
Je professioneller man arbeitet, desto wichtiger wird jedoch das Thema “Sound” im Allgemeinen, womit auch die Frage nach der PU-Bestückung des Instrumentes zusehends in den Vordergrund rückt. So lässt sich übrigens auch der Run auf Replacement-Tonabnehmer erklären: Nicht nur ausgesprochen günstige Instrumente können definitiv mit neuen, hochwertigeren Pickups massiv aufgewertet werden. Selbst deutlich hochwertigere Bässe kann man unter Umständen mit Tonabnehmern eines anderen Herstellers klanglich in eine etwas andere Richtung lenken (wobei der grundsätzliche Charakter des PU-Typs immer erhalten bleiben wird!)
Es kann sich daher unbedingt lohnen, einmal bei den eigenen Vorbildern oder bekannten Bassisten im Fernsehen, auf YouTube etc. auf die Tonbnehmer-Bestückung ihrer Instrumente zu schielen. Dabei lernt man unweigerlich, die eigene Wahrnehmung auf das Thema “Bass-Sound” zu sensibilisieren – und irgendwann einmal den eigenen Traumsound zu finden!
Viel Spaß bei der Suche und bis zum nächsten Mal,
Thomas Meinlschmidt