Der Hersteller Ortofon präsentiert mit dem 2M Black einen High-End-Tonabnehmer, der mit versilberten Kupferspulen und einem nackten Diamanten mit Shibata-Schliff auch den letzten Klangminimalisten von sich überzeugen will. Doch es bedarf guter Argumente und vor allem einer durchweg überzeugenden klanglichen Performance, bevor ein grundsätzlich geneigter, aber dennoch kritischer Hörer der schwarzen Versuchung erliegt, schließlich zieht das schwarze Topmodell unter den dänischen MM-Systemen einem beim käuflichen Erwerb immerhin 538 Euro aus der Tasche. Das ist nicht von schlechten Eltern!
Doch checken wir erst mal, ob Ortofons Primus auch so groß klingt, wie er beworben wird. Dann kann man sich ja immer noch Gedanken machen, wessen Eltern eigentlich das 2M Black bezahlen sollen.
Details & Praxis
Besonderheiten und Tech Specs
Ortofons 2M Black tritt in einem ungleich größeren weißen Karton wie die anderen 2M-Vertreter die Reise zum Endkunden an. Statt eines Kunststoff-Blisters kommt ein aus zwei Hälften zusammengesetzter Styropor-Quader zum Vorschein, aus dem ich eine Mini-Tonarmwaage sowie ein Tütchen mit Nadelbürste, Minischlitzschraubendreher und zwei M2,5 Montageschrauben mit 7 mm Länge herausbefördere. Das 2M Black nistet in einem transparenten Kunststoffzylinder mit schwarzem Deckel. Es ist über eine Halterung in dem Gefäß fixiert und übersteht so auch die nächste Jahrhundertwende.
Das spacige Gehäuse des 2M Black ist baugleich mit dem 2M Bronze (Test hier) und aus einem speziellen härteren Kunststoff hergestellt, der resonanzunterbindend wirken soll. Im Gegensatz zu den günstigeren 2M-Vertretern Red und Blue erhielten das 2M Black und auch das 2M Bronze versilberte Kupferspulen. Als Nadelträger wird sowohl beim 2M Black als auch beim 2M Bronze ein bloßes Aluminiumröhrchen verwendet, an dessen Ende ein nackter Diamant eingefasst ist. Der Diamant ist mit einem Shibata-Schliff versehen. Das 2M Black kommt laut Hersteller bei 1,5 g Auflage auf eine Abtastfähigkeit bei 315 Hz von 80 µm. Da der zulässige Auflagekraft-Bereich zwischen 1,4 g und 1,7 g liegt, ließe sich das auch womöglich noch steigern. Empfohlen wird seitens Ortofon 1,5 g Auflage.
Die Kanalabweichung (L/R) soll laut Homepage über den gesamten Übertragungsbereich 1 dB nicht überschreiten. Die maximale Ausgangsspannung bei 1 kHz gibt der dänische Hersteller mit 5 mV an, was ausreicht, um manch betagten Vorverstärker aus der Reserve zu locken.
Die Übersprechdämpfung bei 1 kHz beträgt laut Angaben des Traditionsherstellers 26 dB. Zum berüchtigten „Frequenzgang“ veröffentlichte Ortofon wie auch bereits beim 2M Bronze zwei Wertepaare: Bei einer maximalen Abweichung von +/-3 dB beziffern die Dänen den Übertragungsbereich mit 20 – 31.000 Hz. Beim 2M Bronze war bei 29.000 Hz Schluss. Bei einer Abweichung von maximal +2 dB / 0 dB kommt es wie das 2M Bronze auf den hörbar wahrnehmbaren Frequenzbereich von 20 – 20.000 Hz. Alles in allem erreichen die Kenndaten ein hohes professionelles Studioniveau.
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Montage und Justage
Wie alle 2M-Systeme verfügt auch das 2M Black über eine Montageplatte aus Metall, die bereits zwei 2,5 mm Gewindelöcher vorweisen kann, um das Chassis ohne die Verwendung von Miniaturmuttern unter ein SME-Headshell zu fixieren. Die Feinabstimmung gelingt ebenfalls gut, da das Gehäuse gerade Kanten anbietet, um effektiv den Spurfehlwinkel zu minimieren.
Mit 7,2 g Einwaage rangiert der 2M Black hinsichtlich seiner Gewichtsklasse im oberen Mittelfeld der MM-Systeme. Die Nadelnachgiebigkeit liegt laut Ortofon bei 22 µm/mN; 2m Black eignet sich für leichte und mittelschwere Tonarme.
Handling und Klang
Der 2M Black erweist sich wie auch schon alle anderen 2M-Vertreter als relativ unempfindlich gegen feinen Staub und auch sonst gibt es sich nicht die Spur einer Blöße hinsichtlich des Trackings und das bereits bei der empfohlenen 1,5 g Auflagekraft.
Das Klangversprechen, das 550 Euro Budget-Einsatz nahezu automatisch hinterlegen, löst das 2M Black uneingeschränkt ein. Wie auch schon das 2M Bronze ist unser Testproband ein MM-Tonabnehmer, der die Klangregeln alle Genres beherrscht. In den Mitten und im Hochton ist es sehr feinzeichnend wie präzise und spielt mit großer Präsenz auf. Die Bässe klingen straff und tonal, weil das 2M Black auch sehr tief hinunter kommt und genügend schnell ist für eine akkurate Wiedergabe der Transienten. Vor allem hinsichtlich der Release-Zeiten behält das Black jeder Zeit die volle Kontrolle.
Transparent klingend über das gesamte Spektrum hinweg kommt es so zu seiner tollen Räumlichkeit. Das 2M Black spielt auf einer breiten Bühne mit einer messerscharfen Ortung. Das wirkt nie unangenehm, solange die Platten auch gut klingen. Tun sie das nicht, deckt das 2M Black alle Ungereimtheiten einer Tonmischung schonungslos auf. Und ob eine LP zwihundert Mal gehört wurde oder nicht, wird auch nur allzu schnell deutlich. Die Zurückhaltung im Mittelhochton des 2M Bronze, die manchen Scheiben einen Mantel voller Gütigkeit überwirft, legt das 2M Black so gar nicht an den Tag. Hier unterscheiden sie sich einfach grundsätzlich. Dem 2M Black möchte ich absolute Neutralität attestieren. Kein Hang zur Schönfärbung! Insgesamt ist der klangliche Eindruck sehr ausgewogen und homogen mit einer spürbaren Tendenz zur Brillanz. Gäbe es das Marktsegment „Tonabnehmer für professionelle Tonstudios“, wäre das 2M Black ein würdevoller Vertreter dieser Gattung!
Als Referenz dient ein frisches DJ200i von Grado, als Phono-Preamp habe ich den TPR-3 von Dynavox für alle Aufnahmen verwendet. Viel Spaß beim Reinhören!
Fazit
Mit dem 2M Black bietet Ortofon einen überragenden Tonabnehmer für High-End-Enthusiasten an. Das MM-System bietet mit seinem steifen Kunststoffchassis und der Montageplatte aus Metall samt Gewindelöchern im Halbzoll-Abstand beste Voraussetzungen für eine einfache Montage und eine ebenso leicht zu realisierende Feinabstimmung. Klanglich rangiert der 2M Black aufgrund seiner versilberten Kupferspulen und des Shibata Nadelschliffs ganz oben in der Spitzenklasse der MM-Systeme. Der lineare Übertragungsbereich und die überragende Schnelligkeit des Abtasters resultieren in einer neutralen Wiedergabe aller Genres. Ortofons Topsystem klingt unfassbar lebendig und dynamisch und spielt auf einer breiten Bühne mit präziser Ortung und toller Räumlichkeit auf. Das 2M Black setzt so aber natürlich auch hohe Maßstäbe hinsichtlich des Laufwerks und des Phono-Preamps. Die hier verwendeten Testkomponenten reichten beim besten Willen nicht aus, um das Letzte aus dem 2M Black herauszuholen. Auch sollte der geneigte Vinylliebhaber nicht aus den Augen verlieren, dass die hohen Maßstäbe vor dem Plattenmaterial nicht Halt machen. Ausgelutschte Rillen und schlecht gepresste Platten erfahren keinerlei Schönfärbung. Wem das aber bewusst ist, erhält ein absolutes Topprodukt des dänischen Traditionsherstellers, mit dem man aufgrund des nackten Diamanten auch recht lange Spaß haben wird. Eine absolute Kaufempfehlung trotz des recht hohen Anschaffungspreises!
- sehr hochwertiges Chassis
- gute Kanaltrennung
- sehr hohe Auflösung in allen Frequenzbereichen
- hohe Transparenz über das gesamte Spektrum
- sehr gute Räumlichkeit und sehr präzise Ortung
- sehr große Präsenz
- Nadelschutz etwas fummelig
- Ausgangsspannung bei 1 kHz: 5 mV
- maximale Kanalabweichung bei 1 kHz: 1 dB
- Übersprechdämpfung bei 1 kHz: 26 dB
- Übersprechdämpfung bei 15 kHz: 15 dB
- Übertragungsbereich bei max. Abweichung von +/-3 dB: 20-31.000 Hz
- Übertragungsbereich bei max. Abweichung von +2 dB / 0 dB: 20-20.000 Hz
- Abtastfähigkeit bei 315Hz: 80 µm
- Nadelnachgiebigkeit 22 µm/mN
- für leichte und mittelschwere Tonarme
- nackter Diamant mit Shibata-Nadelschliff
- Verrundung: r/R 6/50 µm
- Auflagekraft-Bereich: 1,4-1,7 g (14-17 mN)
- empfohlene Auflagekraft: 1,5 g (15 mN)
- empfohlener Abschlusswiderstand: 47 kOhm
- empfohlene Abschlusskapazität: 150 – 300 pF
- Gewicht: 7,2 g
- Farbe: schwarz