Der deutsche Kopfhörer- und Mikrofonspezialist Beyerdynamic geizt definitiv nicht mit der Auswahl an Hör-Sprech-Garnituren.
Das Headset DT 297 ist nur eines von vielen Modellen und zudem in verschiedenen Impedanz-Varianten und auf Wunsch auch mit integriertem Limiter (DT 297 LTD) erhältlich.
Bei unserem Testobjekt handelt es sich um die 250-Ohm-Variante ohne Limiter. Was ist uns beim Testen des in Deutschland gefertigten Headsets aufgefallen und für welche Anwendungen eignet es sich?
Details & Praxis
Merkmale und Produkteigenschaften
Das DT 297 Headset basiert auf Beyerdynamics geschlossenem Studiokopfhörer DT 250, der mit dynamischen Schallwandlern ausgestattet ist. Die oval geformten, ohrumschließenden Ohrmuscheln besitzen bequeme, wechselbare Polster aus schwarzem Velours. Der für mein Empfinden etwas puristisch gepolsterte und vergleichsweise schmale Kopfbügel ist hingegen nur bedingt langzeittauglich, wobei die Beurteilung des Tragekomforts stets ein sehr subjektives Bewertungskriterium ist. Die gesamte, kunststoffdominierte Konstruktion des Headsets macht einen pragmatischen und grundsoliden Eindruck ohne große Effekthascherei. An der linken Ohrmuschel ist der Schwanenhals des Kondesatormikrofons mittig befestigt, dessen üppiger Schwenkbereich die seitenverkehrte Trageweise des Headsets ermöglicht, sofern dies beispielsweise aufgrund von Anschlussbuchsen auf der rechten Körperseite vorteilhaft ist.
Verwendungszweck
Laut Hersteller wurde das DT 297 Headset für den Einsatz im Broadcast-Betrieb konzipiert. In diesem Zusammenhang ist die Angabe von 16 dBA zur Isolierung von Außengeräuschen interessant, die für viele Anwendungssituationen ausreichen mag. Zur Verwendung in einem besonders lauten Umfeld gibt es allerdings geeignetere Modelle mit einer teilweise deutlich höheren passiven Geräuschunterdrückung. Offensichtlich erfreut sich das Beyerdynamic Headset – zu Recht – einer hohen Beliebtheit unter Podcastern. Für diesen Einsatzzweck reicht die Dämmung allemal und die insgesamt guten Audioeigenschaften des Kopfhörers und des Mikrofons erfüllen professionelle Anforderungen.
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Anschlussmöglichkeiten
Beyerdynamics DT 297 PV MKII wird ohne Kabel ausgeliefert. Dieses muss entsprechend der präferierten Anschlüsse separat hinzugekauft werden. Zum Test des Headsets stand mir das Kabel K 190.40 (Straßenpreis ca. 60,- Euro) zur Verfügung, das mit einem XLR- und Klinkenstecker (6,35mm) ausgestattet ist. Die Befestigung des Kabels erfolgt über eine 7-polige Steckverbindung in der linken Ohrmuschel, die mit einer zusätzlichen Verschraubung gegen das Herausfallen gesichert werden kann.
Klang des Kopfhörers
Die Wiedergabeeigenschaften entsprechen exakt dem, was ich von einem professionellen Studiokopfhörer erwarte! Alle Frequenzbereiche werden adäquat und transparent abgebildet, keine Spur von der berühmt-berüchtigten und dennoch durchaus populären Klangsignatur einiger Modelle des Herstellers aus Heilbronn, deren reduzierte Mitten aus meiner persönlichen Sicht und Erfahrung nicht optimal für professionelle Klangbeurteilungen ist. Das DT 297 Headset füllt genau die Nische für Anwender wie mich, die es gerne etwas analytischer oder lebendiger mögen. Somit ist das Testobjekt durchaus auch für Klangbeurteilungen geeignet, außerdem begünstigen die lebhaften Mitten die Wahrnehmung der eigenen Stimme bei Sprachaufnahmen. Der Vollständigkeit halber: Als einziger „Kritikpunkt“, der bei typischen Anwendungen des Headsets allerdings kaum relevant sein dürfte, ist die auffallend (über-) breite Stereobühne zu benennen, die zum Musikkonsum oder für Mixanwendungen (Lokalisation, Panning) nicht optimal ist.
Klang des Mikrofons
Gemäß Herstellerempfehlung beträgt der optimale Abstand des Kondensatormikrofons 5 bis 10 cm. Für die von mir erstellten Sprachaufnahmen betrug der Abstand ca. 6 cm, was in einem warmen, gut verständlichen und bei Bedarf weiterhin gut formbaren Stimmsound resultiert. Ein größerer Abstand zum Mikrofon bewirkt erfahrungsgemäß eine Reduktion der ungefilterten tiefen Frequenzen. Der grundsätzlich neutrale, formbare Charakter ist aus meiner Sicht ein Vorteil gegenüber einigen mir bekannten Mitbewerbern des DT 297, die von vornherein eine sehr unflexible bassarme bis näselnde Klangsignatur besitzen, zumindest wenn man die Option zur Verwendung der Stimme für Podcasts und Moderationen behalten möchte und das Headset nicht ausschließlich zur Kommunikation benutzt. Ein weiterer Pluspunkt ist die Unempfindlichkeit gegenüber Kabelberührungen, die bei manch einem Konkurrenzmodell störende Körperschallartefakte erzeugen. Doch es gibt auch Kritik: Im Mikrofonsignal, das mit einem Apogee Duet2 aufgenommen wurde, vernimmt man (zumindest) unter Studiobedingungen ein kontinuierliches präsentes Rauschen mit einer resonanzartigen Ausprägung in den unteren Mitten. Allerdings besitzt dieser interessante Noisefloor ein „mildes“ Frequenzspektrum mit sehr geringen hohen und plakativen Frequenzanteilen und findet somit für viele Anwendungen unterhalb der problematischen Wahrnehmungsschwelle statt.
Fazit
Das DT 297 PV MKII (250 Ohm) ist ein vergleichsweise preiswertes Headset für den professionellen Einsatz beim Broadcasting und für Podcaster, das sich aufgrund insgesamt hochwertiger Audioeigenschaften des Kopfhörers wie auch des Mikrofons universell verwenden lässt. Allerdings eignet sich die eher moderate Dämmung nur eingeschränkt für den Einsatz unter lauten Umgebungsgeräuschen. Auf wen Letzteres nicht zutrifft und wer sich mit den tendenziell undramatischen Kritikpunkten arrangieren kann, sollte Beyerdynamics insgesamt empfehlenswertes Headset in seine Wahl miteinbeziehen!
- sehr gute studiotaugliche Wiedergabeeigenschaften des Kopfhörers
- insgesamt gute Signalqualität und Sprachverständlichkeit des Mikrofons
- Kabelbetrieb beidseitig möglich
- kein Körperschall vom Kabel ins Mikro / in den Kopfhörer
- Dämmeigenschaften für sehr laute Umgebungen nur bedingt geeignet
- Hintergrundrauschen des Mikrofon
- subjektiv mäßig komfortabler Kopfbügel
- Kopfhörer:
- geschlossene Bauweise
- dynamisch
- ohrumschließend
- Nennimpedanz 250 Ohm
- Kennschalldruckpegel 100 dB (@ 1 kHz)
- Klirrfaktor
- Übertragungsbereich 10 – 30.000 Hz
- wechselbare Polster
- Isolierung von Außengeräuschen ca. 16 dBA
- Mikrofon:
- Kondensatormikrofon (Back-Elektret)
- Nierencharakteristik
- Übertragungsbereich 40 – 20.000 Hz
- Nennimpedanz ca. 300 Ohm
- Feldleerlaufübertragungsfaktor 5 mV/Pa (@ 1 kHz)
- max. Grenzschalldruckpegel 132 dB
- Geräuschspannungsabstand 62 dB
- Phantomspeisung 12 – 48 V
- Gewicht 240g (ohne Kabel)
- Kabel: nicht im Lieferumfang enthalten
- Preis: € 198,– (Straßenpreis am 16.9.2020)