Gretsch Grand Prix nennen sich unsere beiden Testobjekte, ihres Zeichens Snaredrums mit Aluminiumkessel in den Standardmaßen von 14×5 und 14×6,5 Zoll. Natürlich fragt sich der aufmerksame Tester bei einer amerikanischen Traditionsmarke wie Gretsch sofort, was es wohl mit der französischen Zusatzbezeichnung auf sich hat. Eine Antwort darauf habe ich zwar nicht gefunden, allerdings finden sich die beiden Wörter, welche man normalerweise mit dem Rennsport oder Gesangswettbewerben in Verbindung bringt, in der reichhaltigen Gretsch-Historie schon einmal. In den 70er Jahren trug eine Mittelklasse-Konfiguration diesen Namen, auch eine Alu-Snaredrum war damals schon im Programm, sie hieß 4108.
Ob die beiden Snaredrums tatsächlich von dieser Trommel inspiriert sind, muss allerdings bezweifelt werden, zu unterschiedlich sind die technischen Daten. Es beginnt mit dem Herstellungsort, denn während die alten Gretsch Drums alle aus den USA kamen, handelt es sich bei unseren Testkandidaten um Angehörige der Full Range Serie und damit um Instrumente aus Taiwan. Aber auch die Ausstattung unterscheidet sich in vielen Punkten von jener der US-Drums. So besitzen die Grand Prix Snares beispielsweise die speziellen, Gretsch-eigenen „302“-Spannreifen. Was die Trommeln noch zu bieten haben, lest ihr auf den folgenden Zeilen.
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Kaum sichtbare Nähte
Die Inspektion von Testsnares beginnt normalerweise mit einem eingehenden Check des Herzstücks, also des Kessels. Im Falle unserer Kandidaten besitzt dieser eine Naht, Gretsch spricht von „rolled shells“. Normalerweise sieht man bei solchen Kesseln zumindest auf der Innenseite eine deutliche Schweißnaht, im Falle der Grand Prix Trommeln ist diese jedoch gekonnt kaschiert und beinahe unsichtbar. 45 Grad beträgt der Gratungswinkel der 1,2 Millimeter starken Blechzylinder, sowohl innen als auch außen verfügen sie über ein fein gebürstetes „Naturfinish“, welches mit einer dünnen Versiegelung vor schneller optischer Alterung bewahrt wird. Bei näherer Betrachtung samt der standardmäßigen Demontage der Kandidaten fallen mir jedoch einige erhebliche Mängel auf.
Während die Schlagfelle beider Snares schwimmend aufliegen und sich folglich problemlos abnehmen lassen, muss bei den Resonanzseiten leichte Gewalt angewendet werden. Unrunde Fellkragen wären hier eine zwar ärgerliche, aber leicht behebbare Ursache, diesen Gefallen tun mir die Trommeln aber nicht. Stattdessen messe ich auf den Resonanzseiten beider Kessel mehrere Millimeter Abweichung vom perfekten Rund. Auf den Schlagseiten bleibt die Toleranz hingegen gering, hier lassen sich alle meine 14er Felle locker auflegen, während sie auf den Resoseiten klemmen. Das ist es jedoch nicht das einzige Problem, denn auch die Snarebeds liegen nicht mittig, sondern leicht versetzt. Zu guter Letzt hat sich bei der 5er auch noch ein Böckchen so stark in das Kesselblech gedrückt, dass die Verformung deutlich sicht- und fühlbar ist. Hier wurde offenbar die Kraft des automatischen Schraubendrehers unterschätzt. Ein Transportschaden muss allein aufgrund der Häufung der Mängel an beiden Snares ausgeschlossen werden.
Die Böckchen sind ohne Unterlagen montiert
Kommen wir nun zur Hardware-Ausstattung der beiden Instrumente. Auf den ersten Blick sind sie – natürlich aufgrund der charakteristischen Böckchenform – als Gretsch-Trommeln identifizierbar, sie strahlen jedoch gleichzeitig etwas mehr Retroflair aus als andere Metallsnares des Herstellers. Woran liegt’s? Erst bei näherer Betrachtung fällt auf, dass die schwarzen Kunststoffunterlagen unter den Spannböckchen fehlen, was für einen klassischen Look der Snaredrums sorgt. Kurioserweise sind die Fotoexemplare auf der Gretsch-Webseite mit besagten Unterlagen ausgestattet. Weiter geht es mit einer weiteren Spezialität, nämlich den nach oben hin gerade auslaufenden Spannreifen namens „302“, welche Gretsch auch bei den Serien Renown, Brooklyn und Broadkaster einsetzt. Der Verzicht auf den oberen Flansch soll für etwas mehr Fokus sorgen als bei regulären Stahlreifen, gleichzeitig aber einen offenen Ton begünstigen. All dies wäre umso schöner, würde man bei der Endkontrolle darauf achten, dass die Resonanzreifen rund sind. Bis zu sechs Millimeter Abweichung sind einfach zu viel, das „Ei“ ist sogar optisch sichtbar – ein Makel, den ich auch schon bei der Renown Snare bemängelt habe. Mit dieser teilen sich die Grand Prix auch die einfache, aber funktionale Abhebung. Bei den Verschleißteilen setzt Gretsch auf Remo USA CS Schlagfelle mit weißem Dot und No Name Resonanzfelle (vermutlich aus chinesischer Produktion), der Teppich stammt aus dem taiwanesischen Zubehörfundus, besitzt 20 Spiralen und wirkt sauber verlötet.