Nach rund neun Jahren veröffentlicht die Software-Schmiede Izotope ein Major-Update von Stutter Edit nach dem einfachen Prinzip „größer, schneller, weiter“. Wir möchten die Software nicht detailliert mit dem betagten Vorgänger vergleichen, sondern direkt die Einsatzmöglichkeiten und das Soundpotenzial der Version 2 beurteilen. Das Multieffekt-Plugin ist in enger Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Producer und Musiker BT alias Brian Transeau entstanden.
Das 2011 erschienende Stutter Edit ist ein Vorreiter im Segment der rhythmischen Effekt-Animationen. Inzwischen finden sich eine Menge an Plugins, die Audiospuren oder Software-Instrumente effektieren. Diese Alternativen zu Stutter Edit 2 haben wir in einer Übersicht (Link Feature „Groove-Faktor“) zusammengestellt.
Bringen wir zunächst einmal kurz zu Wort, was Stutter Edit 2 kann: Stottern, glitchen, filtern, slicen, schreddern … und somit rüttelt er langweilige Audio-Passagen massiv und rhythmisch vielschichtig auf. Nach der Devise „Erlaubt ist, was gefällt“ kann es für Beats, Vocals, Instrumente und praktisch für jedes Audiomaterial und in vielen Genres (Trap, Electronica, Hip-Hop, Dubstep bis hin zu Filmmusik) verwendet werden. Heraus kommen abgedrehte rhythmische Variationen, spannende Transitions und immer wieder Stottereffekte. Spektakuläre und auch komplexe Bewegungen im Mix soll Stutter Edit 2 mit wenigen Mausklicks innerhalb von Sekunden hervorzaubern, wofür der Studio-Freak normalerweise einige Stunden benötigt.
Details
Auf einen Blick
Das Plugin kann in zwei Modi betrieben werden. Sehr praktisch ist der „Auto Mode“. Sobald die DAW läuft, startet und effektiert Stutter Edit 2 tempo-synchron. Eigentlich kann man das Multieffekt-Plugin im Auto Mode überall in der DAW aufrufen, wo sich Audio-Plugins einsetzen lassen. Zum ersten Kennenlernen sollte man es auf die Master-Spur legen, wodurch sämtliche Klänge und Beats innerhalb des Songs mit Stutter Edit 2 bearbeitet werden. Während der Musikproduktion ist sicherlich der zweite Modus viel günstiger: Im „Midi Mode“ wird das FX-Plugin von Izotope als Midi-Audio-Effekt (das einfache DAW-Setup wird für Logic, Live, Pro Tools, Reaper, Cubase etc. erklärt) verwendet. Die Spur, die mit Stutter Edit 2 bearbeitet werden soll, wird im Sidechain-Eingang ausgewählt und mit den „Gestures“ (so heißen die Effekt-Presets) effektiert.
Effekte und Modulation
Stutter Edit 2 umfasst neben dem Kern aus Stutter und Buffer insgesamt elf verschiedene Effekte, die sich im Zusammenspiel mit dem Time Variant Modifier (dem Kurven-Editor) zu erstaunlichen Kreationen bewegen lassen. Jeder einzelne Effektparameter ist rhythmisch modulierbar. Das macht scheinbar gewöhnliche FX-Typen zu besonders dynamischen Effekten. Listen wir sie der Reihe nach auf:
Distortion, LoFi, Chorus, Comp (Filter ähnlich Flanger oder Phaser), Reverb, Flanger, Phaser, Lowpass, Tapestop, Highpass und Delay.
Eigentlich schade, dass Presets für die einzelnen Effekt-Module nicht angeboten werden und sich auch nicht abspeichern lassen. Zudem wünscht man sich den einen oder anderen Effekt als separates Plugin, was bei der Nutzung mit weiteren Effekt-Plugins im Kanalzug ein wenig Übersicht schafft.
Wie schon erwähnt, komplexe Modulationen, zeit- oder pitch-basiert, entstehen vorwiegend mit dem TVM Curve Editor von Stutter Edit 2. Damit lassen sich Sweeps und Fades ebenso erzeugen wie komplexe Modulationsverläufe. Insgesamt 14 Kurven sind schnell auswähl- und nachträglich veränderbar. Alle selbst erstellen Kurven lassen sich ablegen. So gut und sinnvoll dieser Kurveneditor auch sein mag, man braucht schon viel Zeit, bis man ihn perfekt nutzen kann. Bleiben wir realistisch: Wer sitzt während der Songproduktion über eine Stunde oder länger an einer umfangreichen Hüllkurve? Stutter Edit 2 wird in erster Linie als „Live-Performance-Effekt“ genutzt. Allein schon die Wahl des Ausgangsmaterials (Loops, Instrumente, Vocals etc.) in Kombination mit den verschiedenen Gestures ergibt ein enormes Spektrum an künstlerischen Möglichkeiten. Schauen wir uns das in der Praxis an.