Die Kooperation von Neo Soul/R&B-Superstar D’Angelo und dem Ausnahmebassisten Pino Palladino lässt Tieftöner weltweit spätestens seit dem legendären Album “Voodoo” in Ehrfurcht erstarren! Diese Scheibe entwickelte sich zur Blaupause für die damals noch junge Neo-Soul-Bewegung, und die Grooves mit extremen “laid back” gespieltem E-Bass und absichtlich wackeligen Drumbeats prägte so ziemlich alles, was die nächsten Jahre in diesem Genre so kommen sollte. Ganze 14 Jahre ließ sich D’Angelo dann Zeit, um mit “The Black Messiah” einen Nachfolger von “Voodoo” abzuliefern. Als Sideman für die tiefen Töne rief er erneut seinen alten Kumpel Pino Palladino – seines Zeichens einer der bestgebuchten Studiobassisten der Welt – an, der auf dem Song “The Charade” eine für ihn typische, aber für die Stilistik Soul/R&B wiederum eher unübliche Bassline abliefert. Das macht die Sache für uns umso interessanter!
“The Charade”- Originalaufnahme/Originalvideo
Wir immer schauen wir uns zunächst noch einmal das Originalvideo des Songs an:
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Mehr Informationen“The Charade”- Rhythmik
Die Drums legen mit der fortlaufenden Bassdrum oder einem gedämpftem Tom ein treibendes Achtelpattern vor. Daran orientiert sich auch Pino – bis auf wenige Variationen beschränkt er sich beim gesamten Song ebenfalls auf Achtelnoten auf dem Bass. In seinem rhythmischen Motiv nutzt Palladino vor allem die erste Hälfte des Taktes, um die Musik in der zweiten Takthälfte tendenziell eher atmen zu lassen (siehe Takt 9-13). Diese Vorgehensweise verhilft natürlich auch anderen Instrumenten zu mehr Raum.
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Ab und zu verdichtet Pino seine Bassline und sorgt auf diese Weise für Spannung und Abwechslung (= Dynamik). Er kehrt jedoch stets wieder zu einer reduzierten Version zurück. Diese dynamischen “Wellen” halten das Stück trotz der immer gleichen viertaktigen Akkordfolge interessant.
“The Charade” – Tonmaterial
Die Töne der Akkordfolge von “The Charade” lauten: E Moll7, C Maj7, B Moll7 und G Maj7. Diese Kadenz ergibt zusammen ganz klar die G-Dur-Tonleiter (G, A, B, C, D, E, F#), welche folglich auch als tonale Basis dient.
Interessant und ungewöhnlich ist, dass Pino als Basismotiv lediglich Arpeggios (Akkordtöne nacheinander gespielt) benutzt, also die Töne der jeweiligen Dreiklänge für seine Bassline benutzt. In dieser reinen Form findet man diese Herangehensweise heutzutage eher selten, sie erinnert eher an die 50er- und 60er-Jahre. Aber Pino zeigt uns allen einmal mehr, dass das Ungewöhnliche die beste Lösung sein kann!
Ein weiterer Beweis von Pinos Genialität ist seine Fähigkeit, ein und dasselbe Motiv immer wieder anders zu gestalten. Das sorgt zum einen für Stabilität, da das Motiv jederzeit erkennbar bleibt, zum andern für Abwechslung und Dynamik, da er trotz Wiederholung immer kleine Variationen einbaut. In den Takten 9 bis 13 der Transkription kann man das melodische Motiv der Bassline in Reinform sehen: Dreiklänge vom Grundton bis zur Oktave gespielt. Der Rest ist quasi eine Masterclass darin, wie man dieses Motiv immer aufs Neue variieren kann! Als tonale Basis dienen hier fast ausschließlich die Töne der G-Dur-Tonleiter.
“The Charade”- Equipment und Basssound Pino Palladino
Pino Palladino benutzt – je nach musikalischem Kontext – zahlreiche unterschiedliche E-Bässe. Bei seiner Arbeit mit D’Angelo und anderen Neo-Soul-Künstlern kam sehr häufig ein mit Flatwound-Basssaiten bestückter Fender Precision Bass zum Einsatz. Der Basssound auf “The Charade” lässt vermuten, dass dies auch hier der Fall war: wenig Höhen, wenig Attack, keine Bundgeräusche und ein schon fast synthieähnlicher Basssound beschreiben den Klang recht treffend.
Einen entscheidenden Beitrag zum Klangbild leisten aber auch die vielen Hammer-Ons, Pull-Offs und Slides, welche dem Ganzen schon fast eine Art gesanglichen Anstrich verleihen.
“The Charade” – Audios und Noten
Fast geschafft – hier findet ihr die Noten, TABs sowie die von mir eingespielten und programmierten Soundbeispiele zum Mitjammen.
Viel Spaß mit “The Charade” und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt