Das Klavier ist auch heute noch eines der beliebtesten Instrumente überhaupt. Der volle Klang, der große Tonumfang und wie vielseitig das Klavier in der Musik eingesetzt werden kann – all das begeistert nach wie vor viele Menschen. So verwundert es nicht, dass sich auch immer wieder viele Kinder wünschen, Klavier spielen zu lernen.
Dafür müssen zuvor allerdings einige Entscheidungen getroffen werden. Und gerade dann, wenn die Eltern selbst keine musikalischen Erfahrungen in ihrer Kindheit sammeln konnten, kann der Wunsch schnell überfordern. Unser Ratgeber zum Thema ‘Kinder lernen Klavier spielen’ beleuchtet alle wichtigen Fragen und klärt detailliert auf, woran zu denken ist. Schließlich soll Musik ja Spaß machen! Den Kindern und ihren Eltern!
- Was bedeutet es, wenn Kinder Klavier spielen lernen?
- Ab welchem Alter starten Kinder am besten mit dem Klavier lernen?
- Wie oft und wie viel sollten Klavier lernende Kinder üben?
- Wie sollte Klavierunterricht für Kinder gestaltet sein?
- Welches Instrument als Basis für Kinder, die Klavier lernen?
- Was kostet eine Klavierstunde?
- Welche Klavierschule eignet sich für Kinder, die Klavier spielen lernen?
Was bedeutet es, wenn Kinder Klavier spielen lernen?
Wir alle kennen Videos von tollen Pianisten. Die spielen in Windeseile schwierige Stücke oder sind total in ihre Kunst versunken, eigene Kompositionen zum Besten geben. Da bekommt man eine Gänsehaut. Fast jedem Erwachsenen ist klar, dass man dafür sehr viel üben muss, Kindern dagegen oft nicht so sehr. Natürlich soll der Unterricht und das Klavier spielen lernen Spaß machen. Und wie viel am Klavier erreicht werden soll, muss jeder Schüler natürlich selbst für sich entscheiden. Allerdings sollte man besonders junge Kinder vor der Aufnahme des Klavierunterrichts darüber aufklären, dass ein Instrument zu lernen nicht damit erledigt ist, einmal die Woche zum Lehrer zu gehen. Dort erhält man das Wissen und die nötigen Anleitungen, die eigentliche Arbeit wartet allerdings zu Hause auf den Schüler.
Klavier lernen heißt motiviert sein
Lernen bedeutet immer Arbeit, und dass man da nicht immer Lust hat Klavier zu üben ist völlig klar. Aber langfristig macht der Umgang mit Musik nur dann Spaß, wenn man sich stetig weiterentwickelt, sich also regelmäßig mit Musik beschäftigt. Vergleichbar ist das mit Sport. Wenn dir Tennis spielen Spaß macht und du einfach ab und zu ein paar Bälle schlagen möchtest, ist das völlig ok. Aber macht es denn so viel Spaß, die Bälle nicht zu treffen, oder sie immer gleich ins Netz oder ins Aus zu schlagen? Wäre es nicht schöner, mit deinem Tennis-Partner einen längeren Ballwechsel spielen zu können, oder sogar den Aufschlag von oben zu beherrschen? Du musst nicht jeden Tag sechs Stunden trainieren, aber wenn du dich stetig verbesserst, immer wieder ein bisschen, macht es langfristig einfach viel mehr Spaß. Genau so ist das auch beim Klavier spielen. Nicht jedes Kind versteht das von sich aus. Und, um spätere Enttäuschungen zu verhindern, die meistens darin enden, dass die Musik komplett aufgegeben wird, sollte man gerade junge Schüler ganz ehrlich darüber aufklären, worauf sie sich einlassen.
Ab welchem Alter starten Kinder am besten mit dem Klavier lernen?
Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten und hängt ganz vom jeweiligen Kind ab. Es hält sich hartnäckig die Überzeugung, dass man sehr früh mit Musik starten muss. Das hat Vorteile, muss aber nicht sein. Musikalische Früherziehung ist in ihrer Wirkung auf die Entwicklung unbestritten und sicherlich auch schon in sehr jungen Jahren sinnvoll. Kinder, die dagegen erst mit zehn Jahren beginnen, entwickeln sich aber meist schneller, alleine, weil sie das Konzept der Hausaufgaben schon besser verstehen.
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Auch kleine Kinder können unter passender Anleitung gut Klavier spielen lernen
Ein weiteres Vorurteil, das sich ebenfalls hartnäckig hält, lautet: Klavier spielen lernen ist zu schwer für kleine Kinder. Und natürlich gibt es sehr schwierige Literatur für das Klavier und alleine das Instrument kann ein wenig einschüchternd wirken. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht mit ganz kleinen Schritten in den Unterricht einsteigen kann. Ich selbst hatte schon einen fünfjährigen Schüler, der bereits in der Probestunde seine Begleitung des Raumes verwiesen hat, um sich voll und ganz auf den folgenden Unterricht konzentrieren zu können. Richtig angeleitet gibt es das Alter betreffend wahrscheinlich keine Einschränkungen. Man sollte vor Aufnahme des Unterrichts aber unbedingt den zukünftigen Lehrer zu diesem Thema befragen, denn nicht jeder Klavierlehrer übernimmt auch sehr junge Schüler. Und dann ist da noch das Thema Üben.
Wie oft und wie viel sollten Klavier lernende Kinder üben?
Das Üben ist für manche Kinder ein nicht zu überwindendes Hindernis. Und wie bereits erwähnt, muss jedes Kind seine Ambitionen selbst festlegen. Aber ganz ohne Üben fehlt einfach die nötige Beschäftigung mit dem Thema, ohne die der Unterricht eigentlich auch keinen Sinn ergibt. Welches Kind schreibt in der Schule immer gute Noten, obwohl es nie Hausaufgaben macht? Nicht umsonst wird die Wiederholung als Mutter des Lernens bezeichnet. Es ist also in jedem Alter wesentlich effektiver, wenn kurz und oft geübt wird, anstatt lange und selten. Denn der praktische Teil des Klavierspiels ist ja reine Motorik. Und Bewegungsabläufe müssen nicht verstanden, sondern praktiziert werden. Genau wie im Sport. Außerdem kann man sich für kurze Übe-Einheiten wesentlich leichter motivieren.
Effektiv zu üben ist das Rezept, dass auch Kinder beim Klavier spielen lernen können
Noch viel wichtiger ist aber eigentlich die Frage: wie zielorientiert übt man? Denn wer effektiv übt, muss auch nicht so viel üben. Und da haben sehr junge Kinder einen entscheidenden Nachteil, denn ein Fünfjähriger ist in der Regel nicht so aufmerksam, wie ein Zwölfjähriger. Nehmen wir wieder den Sport als Beispiel. Stelle dir vor, du spielst Fußball und möchtest deinen Elfmeter-Schuss verbessern. Du stellst dich also vor das Tor und schießt 50 Mal darauf, aber kein Schuss trifft das Tor. Dann hast du zwar Zeit investiert, aber deinen Elfmeter-Schuss hast du eigentlich nicht trainiert. Denn dafür hätte der Ball ja im Tor landen müssen. Beim Klavierüben ist es genau das Gleiche. Ein Beispiel: Ein Kind setzt sich zu Hause ans Klavier, spielt ein Stück, macht Fehler und ignoriert diese. Oder es lässt sich bei Stellen, die es nicht so gut kann, einfach so viel Zeit lässt, wie es möchte. Dann hat es zwar Zeit investiert, aber verbessert hat es sich nicht. Langfristig führt das unweigerlich dazu, dass der junge Schüler aufhören möchte. Er hat zwar investiert Zeit, verbessert hat er sich aber nicht. Dieses Gefühl ist auch für Erwachsene nicht schön und führt früher oder später zur Frustration.
Zielorientiertes Klavier lernen macht auch Kindern Spaß
Natürlich tut man sich gerade bei kleineren Kindern schwer mit Begriffen wie ‚Effektivität‘ oder ‚Zielorientierung‘, denn viele Menschen glauben, dass zielgerichtetes Üben nichts für Kinder ist. Effektiv lernen macht aber immer viel mehr Spaß und geht dabei auch viel schneller. Und das stolze Grinsen im Gesicht eines jungen Schülers, der ein Stück ganz toll vor Publikum gespielt hat, spricht Bände. Deshalb ist in jedem Alter besonders auf die Qualität des Übens zu achten. Denn nur wenn diese gegeben ist, stellen sich stetig Erfolge ein und der Spaß am Klavier spielen bleibt erhalten. Dann reichen fünf Minuten Klavier üben dreimal die Woche am Anfang völlig aus. Bei sehr jungen Schülern werden die Eltern zu Hause nicht umher kommen, ein bisschen mitzuhelfen, beim Üben selbst, wie bei der Motivation. Und auch ein Lob wirkt oft Wunder.
Wie sollte Klavierunterricht für Kinder gestaltet sein?
Jeder Klavierlehrer hat natürlich eine ganz eigene Lehr-Philosophie. Und es gibt tonnenweise Literatur zur Musik-Pädagogik, besonders für sehr junge Kinder. Klavierunterricht sollte in jedem Alter vor allem aber eines sein: Entspannt! Denn nur ein entspanntes Gehirn lernt. Und so macht das Ganze allen Beteiligten einfach viel mehr Spaß.
Und auch sonst unterscheidet sich der Klavierunterricht bei unterschiedlichen Altersstufen der KInder vielleicht gar nicht so sehr voneinander. Grundsätzlich sollte in jeder Stunde ein bestimmtes Ziel erreicht, oder einfach etwas gelernt und/oder verstanden werden. Ab und zu mal kräftig mit dem Lehrer lachen, hilft außerdem immer. Gefolgt von Phasen, in denen man sich konzentrieren und anstrengen muss. Das macht den Klavierunterricht dann zum holistischen Erlebnis. Und so haben lernende Kinder und Lehrer Spaß beim Unterricht.
Welches Instrument als Basis für Kinder, die Klavier lernen?
Das ist eine der häufigsten Frage, die einem Klavierlehrer gestellt werden. Muss ein neues Klavier oder ein Digitalpiano angeschafft werden? Reicht am Anfang vielleicht sogar das alte Keyboard im Keller? Perfekt wäre es natürlich, wenn jeder Schüler von Anfang an auf einem Flügel üben könnte. Aber das geht logischerweise nur selten und deshalb sollte man gerade bei Kindern einfach jedes verfügbare Instrument nutzen.
Es muss kein Flügel sein
Selbst wenn es sich um ein Keyboard mit nur zwei Oktaven Tonumfang handelt, das nicht einmal anschlagdynamisch ist. Für die ersten Stücke und Übungen reicht das absolut. Falls nach ein paar Wochen oder Monaten noch genügend Motivation vorhanden ist, kann man dann immer noch upgraden. Gerade bei sehr jungen Kindern versiegt diese nämlich manchmal recht schnell. Und diese achten meistens auch nicht vorrangig auf den Klang des Instruments. Besonders dann nicht, wenn sie gar kein anderes Instrument kennen. Sie wollen einfach Spaß im Umgang mit der Musik und einem Instrument haben. Mit welchem man beginnt, ist also erst einmal nicht ganz so wichtig. Und die Motivation-fördernde Wirkung, die von der Anschaffung eines neuen Instrumentes ausgeht, ist nach mehreren Monaten Unterricht meist wesentlich größer.
Was kostet eine Klavierstunde?
Hier muss man unterscheiden, ob der Klavierlehrer an einer Musikschule oder privat unterrichtet. Mit Musikschulen wird meist ein Vertrag abgeschlossen und die fällige Gebühr als Monatsbeitrag bezahlt. Für 30 Minuten Klavierunterricht einmal pro Woche liegen dafür die Kosten bei ca. 60 Euro pro Monat, je nachdem in welcher Region der Republik man sich befindet. Die Preise für musikalische Früherziehung können abweichen. Nachteil hier ist, dass der Monatsbeitrag auch fällig wird, wenn Schulferien sind und somit kein Unterricht stattfindet. Bei privaten Klavierlehrern bezahlt man, wieder je nach Einzugsgebiet, um die 40 Euro pro Klavierstunde.
Welche Klavierschule eignet sich für Kinder, die Klavier spielen lernen?
Grundsätzlich ist der Markt für Klaviernoten riesig und darunter befinden sich auch viele Klavierschulen für Kinder. Die Frage nach der richtigen Schule kann natürlich mit dem zukünftigen Lehrer besprochen werden, denn viele Klavier-Pädagogen arbeiten aus didaktischen Gründen besonders gerne mit bestimmten Werken. Wer sich aber schon vor der ersten Klavierstunde mit dem Thema vertraut machen möchte, findet im Internet ein reichhaltiges Angebot. Da die einzelnen Exemplare nicht allzu teuer sind, kann man auch gerne verschiedene Werke testen. Denn was ein Kind toll findet, mag ein anderer vielleicht überhaupt nicht. Letztendlich kann man das erst bei der Verwendung herausfinden. Wir haben hier einen kleinen Ausschnitt der meist genutzten Klavierschulen zusammengestellt, die Reihenfolge ist dabei zufällig.
Fritz Emonts – Die europäische Klavierschule 1
Die europäische Klavierschule wird von vielen Klavierlehrern im Unterricht verwendet. Die insgesamt drei Bände sind pädagogisch sinnvoll aufgebaut, wobei der dritte nur noch aus Stücken berühmter Komponisten besteht. Diese Klavierschule enthält allerdings keine musiktheoretischen Erklärungen und steigert teilweise recht zügig die Anforderungen an den jungen Schüler. Für Kinder unter acht Jahren könnte das etwas zu schnell gehen.
Bettina Schwedhelm – Klavierspielen mit der Maus
Die Klavierschule Klavierspielen mit der Maus richtet sich dagegen an ganz junge Kinder. Die Maus begleitet das Kind durch alle Lektionen und hilft beim Lernen. Neue Sachverhalte werden anschaulich erklärt und in Übungen zusätzlich gefestigt. Die Anforderungen in Band 1 sind eher als musikalische Früherziehung einzuschätzen.
Anne Terzibaschitsch – Meine allerersten Tastenträume 1
Auch das Heft Allererste Tastenträume 1 ist eher für jüngere Kinder. Viele Stücke bieten eine Lehrer-Begleitung für den Lehrer. Das fördert von Anfang an das gemeinsame Musizieren. Passend zur Klavierschule gibt es noch viele weitere Hefte mit Stücken aus den verschiedensten Bereichen.
Das war nur ein kleiner Ausschnitt des Angebots an Klavierschulen und Noten für junge Klavierschüler. Weitere Schulen und Informationen gibt es hier: