Es gibt wohl kaum einen anderen Künstler, der gleichzeitig sowohl als Mitglied einer Band als auch als Soloartist weltweit derart erfolgreich war bzw. ist – die Rede ist natürlich von Phil Collins! Sein Hit “In The Air Tonight” ist der erste Song von Collins’ Solo-Debütalbum aus dem Jahr 1981. Laut Phil Collins befand er sich zu dieser Zeit mental in einer “dunklen Phase”. Das Album war ursprünglich gar nicht kommerziell ausgelegt und das Schreiben der Songs diente laut Phil eher therapeutischen Zwecken. Auch “In The Air Tonight” ist von einer mysteriös-dunklen Stimmung geprägt und ganz sicher kein fröhlicher Popsong mit den üblichen Herzschmerz-Lyrics! Ein kleines Kunstwerk für sich ist auch die tolle Basslinie von John Giblin, seines Zeichens einer der versiertesten britischen Live- und Studiobassisten.
“In The Air Tonight” – Originalvideo
Zur Einstimmung schauen wir uns wie immer noch einmal das originale Video zum Song an:
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Mehr Informationen“In The Air Tonight” – Songaufbau
Schaut man im Lexikon unter “Bauplan Spannungsaufbau in der Popmusik”, steht da sicher sinngemäß: “Hör dir ‘In The Air Tonight’ an!” Wie hier über drei Minuten mit diversen Keyboard-, Percussion- und Soundeffekten der Gitarren eine mysteriöse Stimmung erzeugt und die Spannung bis zum großen Finale hin gesteigert wird, ist einfach beispielhaft! Unterstützt wird dies von einem über alle Akkorde liegenden Pedalton “D” im Bass – allerdings kommt dieser tiefe Ton von einem Synthie und nicht von einem E-Bass.
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Der Song besitzt zwar auch eine klassische Vers-Chorus-Struktur, aber irgendwie klingt es eher, als würde Phil Collins hier eine fortlaufende Geschichte erzählen. Die erwähnte Struktur wirkt dadurch lange nicht so klar wie in anderen Popsongs. Auch dies trägt zur sehr speziellen Atmosphäre von “In The Air Tonight” bei.
Nach über drei Minuten löst sich die sorgfältig aufgebaute Spannung dann in dem wohl bekanntesten Drumbreak der Musikgeschichte auf und das große Finale beginnt, in welchem nun auch Bassist John Giblin mitmischen darf. Giblin ist übrigens nicht nur einer der bestgebuchten Studiobassisten der 1980er-Jahre, sondern auch ein enger Freund von Phil Collins.
“In The Air Tonight” – Bassline
Ihr rhythmisches Statement setzt die Bassline auf den ersten zwei Viertelnoten eines jeden Taktes. Die Pause in der zweiten Takthälfte gibt der vorangegangenen Phrase mehr Gewicht und lässt zudem ganz wunderbar Luft für die anderen Instrumente. Im vierten Takt gibt es eine Variation und die schweren Zählzeiten 1 und 3 werden ausgelassen. Das bringt einen coolen Überraschungseffekt und unterstreicht zusätzlich die viertaktige Form – alles wie aus dem Bilderbuch!
“In The Air Tonight” steht in der Tonart Tonart D-Moll, die verwendeten Töne lauten also: D, E, F, G, A, Bb und C. Die vier Akkorde, welche sich im Outro ständig wiederholen, sind: Dm, C, Bb und wieder C.
Harmonisch ist die Bassline ähnlich interessant wie ihre rhythmischen Aspekte, denn nur im ersten von vier Takten (also auf dem Akkord Dm) startet sie auf dem Grundton.
Im zweiten Takt spielt John Giblin einen C-Dur-Dreiklang von der Quinte abwärts zum Grundton. Über den dritten Akkord (Bb) verzichtet er komplett auf den Grundton und spielt von der Terz (D) die Tonleiter bis zur Quinte (F) von Bb. Im vierten und letzten Takt der Phrase wiederum hören wir zuerst die Sechste (A), bevor der Grundton (C) in Erscheinung tritt. Alle dies sorgt dafür, dass trotz ständiger Wiederholung der Akkordfolge keine Langeweile aufkommt. Keine Frage: Da hat sich jemand ordentlich Gedanken gemacht!
“In The Air Tonight” – Bass-Sound
Zum Bass-Sound von “In The Air Tonight” kann man nicht viel sagen. Insgesamt ist der Klang voll und dunkel und besitzt wenig Höhen und Attack, was natürlich perfekt die Stimmung des Songs unterstützt.
Ich würde aufgrund der weichen Höhen auf einen Bassverstärker nebst mikrofonierter Bassbox tippen, aber eigentlich sollte man mit jedem Bass und entsprechend gezügelten Höhen (Höhenblende oder Equalizer) ein zufriedenstellendes Ergebnis bekommen. Auch geschliffene Bass-Saiten (Flatwound Strings) sind sicher keine schlechte Wahl.
Unterm Strich bleibt zu sagen: Die Bassline zu “In The Air Tonight” ist technisch sicher nicht sehr anspruchsvoll, aber man kann von ihr unglaublich viel rhythmische und harmonische Inspiration für eigene Ideen mitnehmen!
Bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt