Carter McLean ist vielen durch seinen regelmäßigen Output an geschmackvoll getrommelten und locker inszenierten Videoinhalten auf diversen Internetkanälen bekannt. Dass der frischgebackene Ludwig-Endorser aus New York allerdings alles andere als ein Neuling der Szene ist, zeigt sich daran, dass er seit vielen Jahren nahezu täglich als Principal Drummer im Orchestergraben des Musicals „The Lion King“ am Broadway sitzt. Die erste Tageshälfte verbringt Carter meistens abseits des Großstadttrubels in seinem Homestudio, das er sich erst kürzlich direkt neben sein Wohnhaus gebaut hat. Hier produziert er regelmäßig neue Videoinhalte, bietet Onlinelessons an und experimentiert stetig mit unterschiedlichsten Setups. Wie das klingt, kann man aktuell auf seinem ersten Soloalbum „Carter McLean“ hören, das er in Eigenregie vertreibt.
Dass Carter in Sachen Handtechnik definitiv seine Hausaufgaben gemacht hat, ist jedem klar, der sich eines seiner unzähligen Videos im Netz anschaut, die neben technischer Raffinesse auch immer von seinem offenen, organischen Drumsound leben. Mit seinem Buch „Drumset Concepts & Creativity“ stellt er nun sein Übekonzept vor, das im Kern auf einer Übung basiert, die er „The Kaleidoscope“ nennt. Was es damit genau auf sich hat und was ihr noch alles von diesem Buch erwarten könnt, erfahrt ihr in diesem Review.
Details & Praxis
Konzept und Inhalt
„I didn’t want [the book] to be a bunch of weird exercises mashed together, […] The whole book is actually a very simple concept. Honestly, once you look at it and get it in your head, you don’t even need the book anymore.” (Carter McLean, moderndrummer.com )
Das „sehr einfache Konzept“, von dem Carter im oben zitierten Interview mit dem Modern Drummer Magazine spricht, ist eine spezielle Akzentübung, die er „The Kaleidoscope“ nennt. Diese Übung trainiert nicht nur Handtechnik und Koordination, sondern soll gleichzeitig auch das Gehör schulen, damit man sich schließlich mit größtmöglicher Freiheit am Schlagzeug ausdrücken kann.
The Kaleidoscope
Man nehme zwei Sticks, ein Practise Pad und am besten noch ein Metronom, das man für den Anfang auf ein entspanntes Tempo (z.B. 60 bpm) einstellen sollte. Jetzt noch einmal tief durchatmen und zunächst gleichlaute Singles in Sechzehnteln spielen – so weit, so einfach. Nach zwei Takten beginnt man nun damit, die Singles durch Akzente in Zweier-, Dreier-, Vierer-, bis hin zu Achtergruppen zu unterteilen. Im Falle der Zweiergruppen spielt man also immer einen Akzent, gefolgt von einer Ghostnote. Nach zwei Takten Wiederholung verschiebt man den Akzent dann erneut, akzentuiert jetzt also jeden dritten Schlag, dann jeden vierten, jeden fünften, immer so weiter, bis man am Ende nur noch jeden achten Schlag akzentuiert, gefolgt von sieben Ghostnotes. Klar soweit?!
Was im ersten Moment nach einer relativ simplen Angelegenheit aussieht, wird sofort anspruchsvoller, sobald man das Ganze im nächsten Schritt mit verschiedenen Fußpatterns ergänzt, angefangen bei Viertelnoten in der Hi-Hat, bis hin zu einem Drei-über-Vier-Pattern zwischen der Hi-Hat und der Bassdrum. Zwar belässt es Carter an dieser Stelle bei sehr wenigen Vorschlägen, doch lassen sich hier im Prinzip verschiedenste Fußostinati anwenden. Das Einbinden der Hi-Hat, beziehungsweise der Bassdrum hat neben dem koordinatorischen Aspekt auch den Effekt, dass die eben noch recht trocken wirkenden Akzentfiguren allmählich anfangen, musikalische Phrasen zu ergeben, da sie nun zu einem klaren Puls gespielt werden.
Hat man das Kaleidoscope schließlich mit Single Strokes, in Kombination mit verschiedenen Fußpatterns, durchgespielt und fühlt sich damit soweit sicher, kann man nun das Ganze mit weiteren Stickings üben. Auch hier belässt es Carter bei lediglich zwei weiteren Ideen: RRLL und RLL, die jedoch einige konzentrierte Übeeinheiten einfordern, bis man sie sicher beherrscht, zumal alle Übungen nicht nur in Sechzehnteln, sondern auch in Achteltriolen geübt werden sollen.
Abgerundet wird das Ganze mit verschiedenen Groove-Ideen sowie „Single-Hand Exercises“, die sich aus dem Kaleidoscope-Konzept ergeben.
In diesem Video demonstriert Carter unter anderem, was es mit dem „Kaleidoscope“ auf sich hat:
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Videoinhalte zum Download
Ergänzt wird „Drumset, Concepts & Creativity“ durch das dreieinhalbstündige Videomaterial, das größtenteils aus Carters Online-Schule “Four Hands Drumming” stammt. Es handelt sich hierbei konkret um sieben Videoclips, die sich über einen beiliegenden Video Access Code streamen und downloaden lassen. Carter widmet jedes Video einem bestimmten Themenbereich: Technique, Practise, Groove Construction, Phrasing, Tuning, Diagrams, Single Hand Exercise.