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Sessions für das Online-Mixing vorbereiten

Unabhängig davon ob ihr es mit einem kommerziellen Online-Mixing-Anbieter oder jemandem aus eurem professionellen oder hobbymäßigen Netzwerk zu tun habt, soll euch dieser Workshop wichtige Tipps und Workflows liefern, auf welche Weise ihr eure Tracks am besten „anliefert“.

(Bildquelle "Tastatur": Shutterstock/Tashatuvango)
(Bildquelle “Tastatur”: Shutterstock/Tashatuvango)
Inhalte
  1. Kommunikation
  2. Projekteigenschaften
  3. Abnahme


Dass man Songs, die man komponiert oder produziert hat, von anderen Personen mischen lässt, kommt gar nicht so selten vor und ist in vielen Fällen sogar ziemlich sinnvoll. Bei einem objektiven Mix Engineer, der den Song in seinem Entstehungsprozess nicht schon tausendmal gehört hat, bestehen (unabhängig vom möglicherweise besseren Equipment und Mixing-Skills) gute Chancen, dass dieser ein besseres Ergebnis abliefert. Doch wie geht man am besten vor, wenn man eine Musik- oder Audioproduktion zum Mix vorbereiten und hochladen möchte?

Kommunikation

Absprache der Projekteigenschaften

Generell basiert erfolgreiches Zusammenarbeiten auf einer präzisen Kommunikation, doch was genau gibt es zwischen Auftraggeber und Mix-Hero zu kommunizieren? Zunächst gilt es abzuklären, auf welche Weise das Mischprojekt angeliefert werden soll. Auch wenn es mittlerweile etablierte Vorgehensweisen gibt (mehr hierzu im Anschnitt „Projekteigenschaften“), existieren individuelle Unterschiede, die beispielsweise vom verwendeten Equipment (analog, digital, verwendete DAW) des Mix Engineers abhängen. Einige professionelle Anbieter liefern hierzu bereits konkrete Infos bezüglich der erforderlichen Projekteigenschaften und Upload-Optionen auf ihrer Homepage, während in anderen Fällen eine Absprache sinnvoll bzw. notwendig ist.

Zielsetzung

Elementarer ist es, den Mix Engineer vorab über die angestrebte Ästhetik und Stilistik des Endprodukts zu informieren, was beispielsweise anhand der Nennung von Referenzproduktionen erfolgen kann. Möglicherweise ist der Mix Engineer aber auch für eine bestimmte Klangsignatur oder kreative Überraschungen „berüchtigt“ und man möchte ihn erst einmal „machen lassen“.Auf jeden Fall sollten stilistische Zielsetzungen vorab erörtert werden.

Projekteigenschaften vs. Zielsetzung

Der beste Mischer kann Wasser nicht in Wein (oder Bier) verwandeln, wenn die angelieferten Spuren nicht auch das Potential für eine Weltklasse-Produktion besitzen. Ein häufiger Knackpunkt ist ein unzureichendes Editing, sprich tonal und rhythmisch „un-tighte“ Spuren, aus denen sich möglicherweise kein zufriedenstellendes Ergebnis erzeugen lässt – zumindest nicht durch alleinige Mixtätigkeiten. Leider offenbaren sich derartige Unzulänglichkeiten manchmal erst beim Mischprozess, also wenn einzelne Spuren durch tontechnische Eingriffe die notwendige Präsenz erhalten. Somit ist unter Umständen mit einem eventuell höheren Arbeitsaufwand zu rechnen, sofern der Mix Engineer diesen eigentlich separat zu betrachtenden Service (Audio Editing) ergänzend anbietet. Diese potentielle Problematik sollte beim Vorbereiten der zu mischenden Files kritisch beachtet und die Vorgehensweise bei eventuellen Defiziten mit dem Mix Engineer geklärt werden. Editing bedeutet mehr Aufwand, dadurch kann das Paket deutlich teurer werden!

Viele Mix Engineers schwören auf Avid Pro Tools.
Viele Mix Engineers schwören auf Avid Pro Tools.

Projekteigenschaften

Optional oder ergänzend zu individuellen Absprachen/Anweisungen findet ihr im Folgenden verschiedene zweckdienliche Eigenschaften, die ein Upload idealerweise besitzen sollte.

Allgemein

Unabhängig der verwendeten DAWs ist es gebräuchlich, die zu mischenden Einzelspuren als (nicht normalisierte) WAV- oder AIFF-Dateien bereitzustellen, meist in einer Auflösung von 24 Bit. Auch wenn Testberichte von Audiointerfaces möglicherweise ein anderes Bild vermitteln, wird nach meinen Erfahrungen selten eine höhere Abtastrate als 48 kHz verwendet, da selbst Weltklasse-Engineers (hinter vorgehaltener Hand) einen spürbaren Nutzeffekt von beispielsweise 96 kHz bei doppeltem Speicher- und Transferbedarf anzweifeln. Sofern es sich um Monosignale handelt, empfiehlt es sich, diese auch als einkanalige Audiofiles exportieren. Sollte es aus Kundensicht bereits konkrete Präferenzen bezüglich des Stereo-Pannings eines Monofiles geben, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese dem Mix Engineer mitzuteilen. Beispiel: „GUITAR_L(inks)10(Uhr)“ als Benennung des Audiofiles werden wahrscheinlich die meisten Engineers spontan verstehen. Eine weitere Möglichkeit ist der Screenshot der Mixer-Einstellungen vom eigenen Roughmix, den man idealerweise als zusätzliche Vergleichsreferenz hochlädt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, die Spuren so anzuliefern, wie ihr selber beliefert werden möchtet. Das impliziert eine eindeutige und verständliche Benennung der Files/Spuren, ggf. sinnvoll zusammengefasste Stems* sowie einen guten „Allgemeinzustand“ der einzelnen Audiofiles, die keine Störgeräusche, Artefakte, Schnitt- und Spielfehler beinhalten sollten.
*braucht man wirklich jeweils eine einzelne Spur für die Triangel in Takt 72 und eine weitere für die Windchimes in Takt 90?

Zum Mix vorbereitete (editierte und gebounct) Orchesterspuren
Zum Mix vorbereitete (editierte und gebounct) Orchesterspuren

Effekte?

Welche Effekte sinnvollerweise in der Spur gerendert werden sollten und welche nicht, ist stets eine spannende Frage. Im Zweifelsfall liefert man dem Mix Engineer beide Optionen, wobei man sich hierbei auf „schlachtentscheidende“ Mixelemente beschränken sollte und nicht jeden Shaker in „dry“ und „wet“ hochladen muss. „Schlachtentscheidend“ können besonders stilprägende Effekte sein, wie beispielsweise das Gated Reverb auf der Snare oder DER spezielle Federhall auf eurem Gitarrensolo, an dem ihr drei Nächte lang geschraubt habt und welcher mittlerweile zur Signatur des Songs gehört. Derartige Send-Effekte gegebenenfalls als separates Audiofile (wet only) zu bouncen, ist eine zweckdienliche Vorgehensweise. Doch auch Insert-Effekte wie Amp-Emulationen, kreative Verfremdungen oder Filterfahrten (EDM), die einen hohen dramaturgischen oder stilistischen Status für den Song besitzen, sollte man zumindest optional als gerenderte Variante mit Effekt bereitstellen. Trifft nichts dergleichen zu, sollte man die Einzelspuren generell trocken, das heißt ohne Hall, Delay oder sonstige Effekte hochladen.

Welche Effekte soll ich vor dem Mixvorgang rendern?
Welche Effekte soll ich vor dem Mixvorgang rendern?

Wenn der Mix Engineer die gleiche DAW nutzt:

Verfügt der Mix Engineer über das gleiche Hostprogramm, mit dem man selber arbeitet, beschränkt sich die Vorbereitung auf ein Minimum. In diesem Fall ist es aber dennoch ratsam, das Projekt so aufgeräumt und übersichtlich zu gestalten, dass sich ein Dritter unmittelbar zurechtfindet. Das heißt: Unbenutzte Spuren und Regionen (Clips) löschen, zusammengehörende Spuren (z.B.) Drums sinnvoll anordnen und mittels farblicher Markierungen und einer eindeutigen Namensgebung die Übersicht optimieren. Weiterhin sollte man „Geschnetzeltes“ (feineditierte Clips/Regionen) zu optisch wie haptisch leicht zu handhabenden Regionen rendern und sinnvolle Marker in der Zeitleiste beibehalten oder einfügen. Jede DAW bietet die Möglichkeit, ein Projekt (oder Session) inklusive der enthaltenen Audiofiles zu sichern, allerdings sollte man darauf achten, unbenutzte Audiofiles vorher aus dem Pool zu entfernen.

Wenn der Mix Engineer eine andere DAW nutzt:

Die Mischung eines eigenen Songs auf einer anderen DAW vorzubereiten, ist keine Raketenwissenschaft, erfordert aber einige zusätzliche Arbeitsschritte. Eine weit verbreitete Vorgehensweise ist das Bouncen/Rendern aller Spuren unter Beachtung der bisher genannten Punkte mit gleichem Startpunkt (z.B. Takt 1), um die Synchronität innerhalb der Einzelspuren zu gewährleisten. Verwendet man hierzu das Broadcast Wave Format (BWF), ist es aufgrund des integrierten Timecodes sogar ohne großen Aufwand möglich, Files mit willkürlichen Startpunkten synchron zu positionieren. Allerdings hatte ich in der Vergangenheit wiederholt Probleme mit dieser Vorgehensweise, ohne den konkreten Fehler (wahrscheinlich ein Bug) zu finden, sodass ich einen eigenen, simplen und speicheroptimierten Workflow entwickelt habe, den ich an späterer Stelle erläutern werde. Ein wichtiger Punkt beim „DAW-Switch“ ist das synchrone Taktraster / die synchrone Tempospur. Sofern beides während des kompletten Songs konstant bleibt, braucht der Mix Engineer die Taktart und das Tempo lediglich beim Beginn seiner Arbeit einstellen und die Audiofiles importieren. Ist das Tempo aber dynamisch und treten sogar Taktartwechsel auf, sollten diese unbedingt von der Mix-DAW übernommen werden, wozu es unterschiedliche Vorgehensweisen gibt. Der aus meiner Sicht effizienteste Weg ist der Export (und anschließende Import) einer MIDI-Spur aus der „Source-DAW“ in die „Target-DAW“, wodurch Taktart, Tempo und sogar Marker importiert werden – jedenfalls von Logic zu Pro Tools. Zu meinem persönlichen Workflow: Sind Tempo und Taktraster synchron, spricht eigentlich nichts gegen „effizientere“ Bounces oder Stems mit einem späteren Startpunkt, sofern die exakte Position, z.B. „Lead Vocal T12“ oder „Synth Bass T32“ anhand der Namensgebung des Files erkennbar ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Für Eilige: Einige DAWs bieten die Möglichkeit alle Spuren gleichzeitig zu bouncen.

Abnahme

Eine vorläufige Mixabnahme per MP3 (256/320 kBit/s) ist im professionellen Umfeld durchaus gebräuchlich und legitim ist, wobei abzuklären ist, welche klang- und dynamikverändernden Maßnahmen auf dem Summensignal seitens des Mix Engineers sinnvoll sind. Ich selber bin je nach Produktion wechselweise in beiden Rollen (Mix Engineer, Mix-Beurteilung) aktiv und in meinem Umfeld braucht man den finalen Entscheidungsträgern (Plattenfirma, etablierte Künstler) ungemastertes Material gar nicht erst vorspielen, ohne mit einem Bann belegt zu werden. Dabei muss es sich nicht zwingend um das finale Mastering handeln, dem oberflächlichen Vergleich (Lautstärke, Dynamik, Frequenzabbildung) mit gemasterten Konkurrenzprodukten sollte der Mix allerdings standhalten. Unabhängig von diesem Mastering-Dilemma gibt es in der Regel eine Vielzahl potentieller Kritikpunkte, deren Behebung im beiderseitigen Interesse ist – welcher Mix Engineer will denn schon einen unzufriedenen Kunden hinterlassen?
Allerdings sind mir Fälle von revisionswütigen Kunden zu Ohren gekommen, die eine klare Absprache, wie z.B. eine maximale Anzahl an Überarbeitungen, sinnvoll erscheinen lassen. Eine präzise Kommunikation mit konkreten Nachbesserungswünschen ist wieder einmal der Weg zum beiderseitigen Glück und der einfachste Weg zu präzisen Verbesserungsmaßnahmen sind Zettel und Stift beim Checken einer Mischung.

So könnte ein zielführender Revisionswunsch aussehen:

  • Leadvocals im Intro (0.15-0.30) zu wenig Hall
  • störende S-Laute bei 1.17 und 1.45
  • Vocals im finalen Chorus (ab 2.50) zu leise und zu wenig Hall/Delay
  • E-Gitarre von 2.20-2.45 wärmer und weniger Delay
  • muss insgesamt noch mehr Druck im Bass haben

Negativbeispiel:

  • Geht das noch mehr 80er?
  • Geht das noch mehr 90er?
  • Die Gitarren klingen scheiße.
  • Ok, das sind 85 Prozent.

Sicherlich hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch der Artikel So beurteilst du (d)einen Mix.
Habt ihr weitere Tipps und Erfahrungen zu diesem Thema? Falls ja, dann nutzt unsere Kommentarfunktion!

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