Tatsächlich schrieb sich schon der klassische polyphone Sequential Prophet-5 mit Bindestrich und nun Teil der Focusrite-Group. Er ist wieder da als Desktop und Tastatur. Der Sound ist absolut allgegenwärtig. Besonders in den Achtzigern von Japan bis John Carpenter und vielen Acts aus mehreren Zeiten. Hinzu kommt der etwas rauere Pro-One, der als eine Stimme aus dem Prophet durchaus nur ein bisschen raubeiniger klingt. So gesehen dürfte Yazoo/Vince Clark bis Skinny Puppy oder auch Fad Gadget nebenbei auf dem Propheten mitspielen. Also prüfen wir doch mal, wie der aktuelle vom Originalhersteller stammende Synth klingt.
Prophet-5 oder 10?
Die Klassiker sahen so aus: Zwei Klaviaturen zum Prophet-10 und eine für den Prophet-5. Ich habe den fünfstimmigen Propheten Nummer 5 ausprobieren können (siehe Video). Die Unterschiede zum Original sind relativ schnell skizziert. Da ist zunächst der für „Fans“ sensationelle Revision–Taster, um die begehrte SSM-Version auf Knopfdruck zu ermöglichen. Das ist der Klang der frühen Modelle und sie waren allgemein als „besser klingend“ bekannt. Das ist auch tatsächlich so, denn bei jedem Sound im Rev.1 Mode klang alles doch „runder“ im Vergleich zudem etwas drahtigeren Klang des Rev.3 Modes. Die am ehesten nach dem Original klingt, ist die Curtis-Chip-Version 3. Und tatsächlich klingen diese beiden Varianten merklich anders. Die Einstellungen der Filter müssen entsprechend nachjustiert werden, um einen bestehenden Sound anzugleichen.
Der Sound wird nicht „sweet spottiger“, sondern eher weicher und runder, leicht bassiger und etwas gefälliger, im Gegensatz zu dem etwas drahtigerem Sound der Dreier-Einstellung. Dieser Taster ist zusammen mit dem Vintage Knopf sicher die auffälligste Andersartigkeit. Außerdem wird Anschlagdynamik auf Lautstärke und Filter allgemein aktivierbar und abschaltbar. Es gibt jedoch wirklich nur „an oder aus“ – keine Zwischenstufen. Es zeigt Wirkung auf die Filterhüllkurve und das ist musikalisch definitiv richtiger als das Filter zu öffnen, wie es andere Hersteller (schlechter) machen. Der zweite Taster unter dem Prophet-Schriftzug widmet sich der Aftertouch-Auswertung und beliefert die LFO-Stärke oder Filteröffnung nach dem gleichen Prinzip (an oder aus).
Die interne Tuning-Prozedur ist manuell auslösbar, es gibt einen Kurzgriff um ein „leeres“ Init-Patch zu erzeugen oder die aktuellen Poti-Stellungen zu übernehmen. 2x 200 Speicher sind in Achtergruppen organisiert. Für das Original gibt es heute sogar 960 Speicher. Der Prophet-5 hat keine Zugabe hinzu bekommen, wie Sequencer oder Arpeggiator. Er ist bis auf MIDI und USB weitgehend „naturbelassen“. CV/Gate In, Out und Pedalsteuerung für Filter und Lautstärke sind vorhanden, aber die Sicherung auf Tape ist nicht mehr integriert. Es ist seltsam, aber diese Methode würde heute vielen wieder leichter fallen und auch jenen Leuten gefallen, die keinen Rechner verwenden. Vor 10-20 Jahren hätte jedoch niemand so eine Einrichtung sinnvoll gefunden. Deshalb sollten wir das mal zugunsten von MIDI-Sicherungen als „okay“ bewerten. Schön ist auf jeden Fall die Erweiterung der Unisono-Betriebsart als Chord Memory. Fette Sounds sind mit Unison zu erreichen. Eine kleine Überraschung ist aber der Akkordspeicher, der über das Festhalten der Unison-Taste sogar mehrere Speicher für Akkorde hat. Nicht nur für House ist das super.
Vintage!
Ganz in der Mitte zu finden ist das Vintage-Poti. Es tut, was heute erwartet wird. Der Sound altert und wird verstimmt. Die 5 verschiedenen Stimmen klingen auch verschieden, je mehr der der Parameter eingedreht wird. Dabei wird nicht nur die Tonhöhe mit Zufall beschickt, sondern auch die Pulsbreite, Hüllkurven oder das Filter leicht variiert. Dieser gemeinsame Drift bringt eine gewisse Lebendigkeit in den Sound und ist eher subtil. In der Maximalstellung wirkt es eher etwas „verstimmt“. Es ist aber insgesamt eine nette Zugabe im subtilen Bereich.
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Prophet-5 Praxis und Rundlauf
Die technischen Daten sind geradezu die Blaupause für spätere Synthesizer gewesen. Bei wenig Aufwand sind für damalige Zeiten auch mit dem „neuen Alten“ alle Möglichkeiten recht optimiert bereit gestellt. FM und Sync sind schnell und effektiv einsetzbar ohne zu viel Routing-Kram. Es ist ein ziemlich gutes Konzept für die Zeit, in der Synthesizer schon noch das neue Ding waren. Heute dürfte diese Oberfläche niemanden überfordern.
Den Fad Gadget „Collapsing-New People“ Sync Sound bekommt man in kurzer Zeit genau so schnell gebaut, wie die typischen Flächen und Bässe. Der Prophet-6 wäre konzeptionell ähnlich und sogar vielseitiger durch seine zwei Filter und Effekte, aber der Klang ist ein anderer. Eigentlich sollte die Überlegung heutiger Käufer sicher in die Richtung gehen, ob der klassische Sound wichtig für „mich“ ist. Ich bin zwar so alt, dass mir das wichtig sein kann – denn der alte Sound klingt schon etwas purer und sogar rauher, als der des Prophet-6. Der ist sicher mehr HiFi und vielleicht etwas neutraler, als der ohnehin neutrale Sequential Sound.
Das was der Prophet-5 gut macht ist schon eine große Ladung Achtziger-Sound und damit wohl im wahrsten Sinne Vintage. Aktuell kann man damit heute mehr klingen als viele denken mögen – er ist eigentlich ein zeitloser Synth. Aber gegenüber dem vielseitigeren Neu-Propheten hat er einen gewissen Charme, der eigentlich den Kaufentscheid geben muss. Für mich tut er das. Er kann etwas schrullig, wunderschön, aber auch wunderbar experimentell klingen und dennoch ist er dann doch in seiner eigenen Sound-Welt. Den Klang muss man sich nicht unbedingt schön denken, allerdings ist auch der Prophet-6 ein guter Brot & Butter Analoger. Deshalb empfehle ich allen ein genaues Durchhören der Details – die Reaktion der Filter und Hüllkurven sind seine große Stärke und erlauben eine gute und sicher Einstellung.
Ich brauche zum Erstellen eines Sounds mit dem Prophet-5 kaum länger als 20 Sekunden oder vielleicht eine Minute mit allem. Das ist ein richtig gutes Instrument. Noch immer. Das spricht für ein gut durchdachtes Design. Etwas, was sonst in Höchstnote nur mit dem Jupiter-6 oder Minimoog gehen würde. Das sind Synthesizer, die auch noch in 10 Jahren in jedes Studio passen, solange es sich um analoge Technik handelt. Meine Erinnerung sagt mir, dass der Grundsound des neuen P-5 schon extrem so klingt, wie das, was vor vielen Jahren ohne MIDI zu haben war. Selbstredend waren das meist 3.X Versionen, denn kaum jemand verkaufte den Rev.2 und noch weniger die sehr seltenen Rev.1 Modelle. Und diesen Sound hört man auch nach Jahren wieder heraus. Den hat er. Interessanterweise wird eine Software der härteste Konkurrent, nämlich das VSTi U-He Repro.
Technisches
Die Desktop-Variante hat ein internes Netzteil, was heute eher selten ist. Damit wirkt er wertig. Die Potis sind stramm und geriffelt und damit auch griffig. Es gibt tatsächlich eine Anleitung, aber wirklich brauchen wird die vermutlich niemand, denn alles ist einfach und logisch und dennoch vollständig. Selbst heute liegt das nicht zuletzt an der Poly-Mod-Abteilung. Etwas, was zumindest mich damals schon faszinierte, ist der Schlüssel für einen guten Klang: Filter-FM, Oszillator-FM-Sounds, sehr schnelle Oszillator-Modulation der Pulsbreite und Kontrolle durch die Filterhüllkurve. Die Sektion leitet einfach das Signal des zweiten Oszillators für die Modulation ein. Der zweite Oszillator hat als einzigen Unterschied zum Ersten eine Dreieckwelle im Angebot und ist damit nicht so aufdringlich, wie Rechteck und Sägezahn. Die Wellenformen sind jeweils gemeinsam aktivierbar, was auch für den LFO gilt. Dadurch werden diese Mischformen etwas vielseitiger. Die Pulsbreite ist pro Oszillator einstellbar und über eine weitere Sektion durch den LFO modulierbar.
LFO
Die Wirkung des LFOs wird über das Modulationsrad eingeblendet und die Stärke ohne eben jenes Modulationsrad über den LFO selbst geregelt, sodass auch ohne das Modulationsrad der LFO arbeiten kann. Der Prophet hat mit dieser Idee und der des Verunreinigens durch Noise zwei Minimoog-Anleihen in sich. Recht ergiebig ist eben diese stufenlose Mischung zwischen dem LFO und Rauschen, was dem Ziel ein bisschen wählbares Chaos verschafft. Damit sind wobbelige Sounds sehr schnell zu schaffen. Instant-Nebel gefällig? Bitteschön!
Neben der Möglichkeit, die den schon erwähnten Hard Sync zu verwenden, kann der modulierende Oszillator 2 auch auf eine niedrige Frequenz gesetzt und von der Tastatur abgekoppelt genutzt werden. Dadurch erhält man einen zweiten LFO. Dieser ist sehr klassisch und bietet wie Oszillator B drei gleichzeitig nutzbare Wellenformen ohne Schnörkel oder Einblendung. Die Frequenzbereiche sind unterhalb der Audiogeschwindigkeit, was dem Verhalten des Originals entspricht. Da wäre durchaus ein Turbo möglich gewesen oder ein echter zweiter simpler LFO mit ein paar Zielen, wie sie auch dem Prophet-6 schon gut zu Gesicht gestanden hätten. Dem Prophet-5 verzeiht man das aber eher, da er nun auch wirklich ziemlich so aussieht, wie der Klassiker und auch so klingt.
Die etwas ungewöhnliche Stärkeeinstellung erlaubt den LFO in der Intensität für alle Ziele für den Synth insgesamt einzustellen, während die Wheel-Mod-Abteilung nur definiert, was damit zu steuern ist und wieviel Rauschanteil davon genutzt wird. Wem das zu wenig differenziert ist, muss sich für ein anderes Konzept entscheiden. Der Vorteil ist, dass es aber dennoch alle Ziele gibt und nicht nur einige wenige, so wie es aktuell Korg mit der *logue-Serie macht (identische Ziele von nur einem LFO). Fall es interessiert, so wäre und ist mein sonstiger Favorit der Jupiter-Synthesizer, solange es keine Modulationsmatrix gibt. Der Prophet-Vorteil ist aber mehr Bewegung zum Preis, dass manchmal eine Modulation eben zu viel ist und diese besser abschaltet – aber Experimente mit hinzuschalten können immerhin genutzt oder alle auf einen „okayen“ Pegel gebracht werden. Auch das ist in der Praxis gut und wirklich schnell. Der Prophet ist etwas für Jams, die Bühne und damals eigentlich für’s Studio gemacht.
Initial Amount beliefert alle Ziele gleichermaßen stark. Das ist so einfach wie effektiv und hat beide Oszillatorenfrequenzen und ihre jeweiligen Pulsbreiten ebenso als Option, wie das Filter als Ziel. Die Stärken sind aber bei allen gleich. Es ist deshalb nicht möglich das Filter mehr oder weniger anzusteuern als die Tonhöhe. Die Stärke liegt nun einmal an der Quelle, dem LFO. Aber dennoch ist mit diesem minimalen Set verdammt viel möglich. Die Alternative bot der knapp drei Jahre später erscheinende Roland Jupiter-8 mit mehr Stimmen und einem etwas besserem Routing – allerdings auf Kosten der Filter-FM und der schnellen Pulsbreitenmodulation.
Der Sound und Zuhause fühlen
Ich fühle mich auf diesem Synthesizer sofort zuhause, obwohl ich kein langjähriger Besitzer bin. Die Bedienung des Prophet-5 ist simpel und erfordert eigentlich nur Standardwissen. Ich bin vermutlich das, was man einen Nerd nennt bezüglich Sound-Möglichkeiten. Dennoch sagt er mir zu und das liegt an der Poly-Mod – ohne diese wäre er mir zu simpel. Er klingt „nach Achtziger“ und hat einen so stark erkennbaren typischen und stilprägenden Sound, wie das Original. Es ist auffällig, wie gut die Hüllkurven zupackend und nuanciert einstellbar sind und damit sehr knackige Bässe und Arpeggiator–Sounds liefern, aber auch Flächen und Pads sind kein Problem.
Der Release-Teil der Hüllkurve ist abschaltbar, was wohl auch nur mit der schon erwähnten Nähe zum Minimoog-Konzept zu erklären ist. Ich habe bei fast jedem eigenen Sound den Griff zum Rev-1/2-Taster gemacht und mir gefällt dieser Modus ausgesprochen gut. Es ist also eine echte Bereicherung der zu Recht gesuchten ersten und zweiten und raren Versionen auf SSM-Basis. Dave baute nach der SSM tatsächlich den Propheten mit Curtis-Chips neu auf. Das war zuverlässiger, aber klanglich etwas „steriler“, was ich hiermit gerne bestätige. Hier ist beides möglich. So muss das klingen. Es ist strukturell zwar möglich mit dem an sich besser ausgestatteten Prophet-6 zu arbeiten, aber wer diesen Sound will, muss sich auch den Prophet-5 oder 10 bestellen. Seine Qualität sind im wirklichen „einfach Machen“ spielerisch offensichtlich. Aber eben doch noch immer im Sound selbst. Wer das möchte bekommt es! Und hat damit ein aktuelles Instrument, was vermutlich noch Jahre ins Studio passt.
Propheten – Preise
Die Desktop-Synths des Prophet-5 sind günstiger und der Spaß geht bei 2.5k€ los. Das ist aus heutiger Sicht eher viel. Aber es ist angemessen. Es lohnt sich darüber nachzudenken, ob wirklich 10 Stimmen nötig sind, denn die verlangen 900€ mehr. Die meisten klassischen Songs sind mit der „kleinen“ Version entstanden, denn der Prophet-10 war damals sehr teuer, seltener und sperriger. Ja, es wird irgendwann den kleinen Prophet-600 mit 8 Stimmen von Behringer geben, der ist aber etwas abgespeckt und eben auch mit dem etwas günstigeren Bedienkonzept versehen – und von einem anderen Hersteller.
Der Klon wird zwar sehr viel billiger sein und daher wohl einige interessieren – wer „the real thing“ möchte, sollte sich aber gerade für das 5er-Desktop interessieren. Tastaturen gibt es ja auch Andere und Gute und ein Desktop ist auch gut für eine Tour geeignet. Die Probleme, die SCI mit dem Rückruf hatte, scheinen nicht mehr da zu sein. Ich hatte ausschließlich Spaß im Test. Ich habe offenbar nichts finden können, was musikalisch oder technisch nervt. Das Teil wird vermutlich Mehrere zwei oder drei mal nachdenken lassen, ob das nicht was für das eigene Studio ist. Das passt zu jeder Stilrichtung, auch wenn es nicht in die alte Zeit passen sollte. Der Sound selbst ist nämlich zeitlos.
Die Keyboard Varianten sind natürlich etwas teurer.
Video
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Mehr InformationenEigentlich ein Pro-One Sound – aber sehr gut mit dem Prophet nachzubauen – der Sync-Sound aus dem Fad Gadget Song
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