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Mastering als Berufung – Peer Hahnefeld im Interview

Seit mehr als 15 Jahren ist Peer Hahnefeld im Musikbereich aktiv. Als Mastering-Engineer gibt er Produktionen den nötigen Feinschliff. Zahlreiche Gold- und Platin-Awards sprechen für seine Arbeit. Einen großen Wert legte er bei der Planung seines Studios „Online Mixing“, der größten Mastering-Regie Deutschlands, vor allem auf die Raumakustik. In seinem Signalweg setzt er auf High-End-Analog- und -Digitaltechnik. In diesem Interview erfahrt ihr, wie Peer zum Mastern gekommen ist, welche Hürden in der heutigen Zeit auf Musikschaffende warten und wieso analoges Equipment immer noch seine Daseinsberechtigung hat.

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Peer Hahnefeld hat schon für einige große Künstler Masterings erstellt. (Credits: Marko Schöneberg)

Du betreibst mit „Online Mixing“ die größte Mastering-Regie Europas und zählst zahlreiche namhafte Personen zu deiner Kundschaft. Doch fangen wir von vorne an. Was hat dein Interesse an der Tontechnik geweckt?

Ich habe vor knapp 20 Jahren selbst angefangen Musik zu machen und mich daher auch mit der Technik rund um den Bereich Musikproduktion auseinandergesetzt. Im Laufe der Zeit habe ich dann auch Künstler aus dem Bekanntenkreis aufgenommen. 2005 besuchte ich das SAE Institute (ehemals: School of Audio Engineering) in Leipzig und hatte dort sehr viel Kontakt zu Mitstudenten und Musikern. Mir fiel damals auf, dass mein Gehör weniger musikalisch ist, besonders wenn es um Tonalität und Timing geht. Gleichzeitig merkte ich aber auch, dass technisches Hören zu meinen Talenten zählt. Meine Wahrnehmung von Dynamik und Frequenzen ist sehr stark ausgeprägt. Ich habe damals viele Jobs rund um den Bereich Musikproduktion ausprobiert und bin dann letztlich beim Mixing und Mastering geblieben.

Mastering ist ein sehr spezieller Bereich der Audiobearbeitung. Wie kam es dazu, dass du dich auf den Feinschliff spezialisiert hast? 

Ich habe mich schon immer mit der Nachbearbeitung von Audio beschäftigt. Mixing und Mastering sind für mich zwei Prozesse, die Hand in Hand miteinander gehen. Laut Lehrbuch sollten diese beiden Vorgänge für sich betrachtet werden. Nimmt man jedoch beispielsweise Produktionen wie das Thriller-Album von Micheal Jackson, merkt man, dass das eigentlich nicht der Fall ist. Für diese Produktion wurde ein Mastering-Engineer für drei Monate angeheuert, weil die Mischungen immer wieder verändert und an das Mastering angepasst wurden. Mixing und Mastering sind sehr eng miteinander verknüpft. Das Klangbild von amerikanischen Produktionen hat mich immer sehr beeindruckt und ich versuche nach diesem Ideal zu arbeiten.

„Die größte Mastering-Regie Europas“, das hört sich erstmal gut an. Aber gibt es einen Grund, wieso du in einer so großen Regie arbeitest? Die meisten Masteringstudios kommen doch eher klein daher.

Ich hatte früher auch schon Studios. Die normale Vorgehensweise ist, dass du einen Raum hast, seine Maße nimmst und dann überlegst, welche akustischen Probleme bestehen und wie du diese beseitigst. Wenn du das einigermaßen hinbekommst, hast du einen Punkt im Raum, an dem du gut abhören kannst. Bei vielen Räumen ist es aber so, dass der Sound sich radikal verändert, wenn du dich nur ein bisschen aus diesem „Sweet Spot“ bewegst. Bei meiner jetzigen Regie bin ich damals anders vorgegangen. Ich habe mir gedacht: „Wie müssen wir den Raum bauen, damit der Sound optimal ist?“ Meine Regie ist so dimensioniert, dass du praktisch erst bei 30 Hz die erste Raummode hast. Ich hatte mir damals mit meinen Boxen und einem Laptop den Raum unbehandelt angehört und gemerkt, dass hier nichts dröhnt und mulmt. Als die Regie dann fertig war und ich meine alten Speaker hörte, erkannte ich meine Boxen nicht wieder. Das war schon sehr beeindruckend.
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Eine gute Abhörsituation ist wohl mit das Wichtigste in jedem Studio. Wie läuft das Monitoring bei dir ab?

Ich gehe digital über AES/EBU in den Crane Song Avocet II A (Wandler und Controller) und von dort in meine HEDD Type 30 Boxen. Diese Lautsprecher haben wirklich großen Einfluss auf meine Arbeit. Sie legen schonungslos sämtliche Probleme offen, sodass ich oftmals länger an Produktionen sitze als früher. Anfangs war das etwas frustrierend. Vor allem in Bezug auf manche Vocalaufnahmen. Die Ergebnisse meiner Arbeit sind aber deutlich besser geworden. Man hat praktisch eine Lupe über den gesamten Frequenzbereich zur Verfügung. Vor allem die Auflösung im Bassbereich ist hervorragend. Man kann im Mastering bei unsauberen Bässen bei 30 Hz oder 40 Hz eingreifen und hört sofort, was für einen extremen Einfluss das auf den gesamten Rest des Frequenzgangs und die Dynamik hat – selbst bei minimalen Eingriffen von 0,5 dB oder weniger. 

Und wie sieht deine Masteringkette aus?

Digital probiere ich aus, was passt und funktioniert. Das ist der große Vorteil von Plugins. Man ist sehr flexibel. Wie viel da im Signalweg landet, hängt vor allem vom Mix ab. Analog verwende ich die folgenden Geräte in genannter Reihenfolge:
Forssell MADA-2 -> Buzz REQ 2.2 MEA -> Avalon AD 2077 -> NSEQ 4 -> Shadow Hill Mastering Kompressor -> Vertigo VSC-2 -> Forssell MADA-2

Du hast wirklich beeindruckende Gerätschaften in deinem Rack. Was ist immer in deiner Masteringkette?

Meine Mastering-Equalizer sind der Buzz Audio REQ 2.2 MEA, NSEQ-4 und der Avalon AD 2077. Letzterer ist mein Hauptarbeitstier. Er ist in jeder Produktion, die ich mache, zu hören. Er vergrößert die Stereobreite, ohne dass die Stereomitte verwaschen klingt. Mit keinem Plugin, das ich kenne, kannst du die oberen Mitten und Höhen so reindrehen. Er hat auch eine sehr schöne Klangfarbe und ist sozusagen mein Desert-Island-EQ. Der Buzz-Audio-EQ klingt nüchterner, trägt nicht so dick auf, hat aber trotzdem noch eine eigene Klangfarbe. Wenn ich ihn auf Bypass stelle, mache ihn ganz schnell wieder an. Der Shadow-Hill-Mastering-Kompressor und Vertigo VSC-2 sind eigentlich auch immer in der Kette. Der Shadow Hill vergrößert ebenfalls sehr stark die Stereobreite und der Vertigo macht eine super Kompression, ohne dass der Sound „eingeengt“ klingt.

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Der Limiter ist wohl das Hauptwerkzeug eines Mastering-Engineers. Mit wieviel dB gehst du in den Limiter?

Die Gain Reduction, die angezeigt wird, ist abhängig vom Quellmaterial und Genre. Ehrlich gesagt, achte ich aber überhaupt nicht darauf, was da für Werte stehen. Ich gehe in Sachen Klang nach meinem Hörempfinden beziehungsweise Bauchgefühl. Die gewünschte Lautheit erziele ich meist durch eine Kombination von AD-Wandler-Clipping, paralleler Signalbearbeitung und Limiting. Der Vorteil dieser Kombination ist, dass man nicht Unmengen an Limiting benötigt und so ein, meiner Meinung nach, dynamischeres Klangbild erschaffen kann, als mit reinem Limiting.

Jeder Tontechniker kennt die Floskel „Shit in, Shit out”. Um wie viele Schulnoten kann ich einen Mix durch das Mastering verbessern?

Das ist eine ziemlich gute Frage. Das hängt vor allem vom Engineer und auch vom Mix ab. Ich würde sagen, ein guter Mastering Engineer kann den Mix um zwei Schulnoten verbessern. Wenn der Mix spektrale Probleme hat, ist es kein Problem, den Frequenzgang umzumodeln. Bassprobleme sind da schon schwieriger, vor allem wenn du kein Stem-Mastering machst. Da kann man zwar auch noch viel machen, aber wenn beispielsweise die Bassdrum 10 db zu leise und der Bass 10 db zu laut ist, wird es problematisch. Solange das Panning passt, also alle Elemente im Panorama gut verteilt sind, ist das schon ein guter Ausgangspunkt. Wenn du jetzt natürlich einen Mix bekommst, bei dem fast alle Elemente mittig gepannt sind, was immer mal vorkommt und vielen Leuten manchmal gar nicht auffällt, und du dann ein super breites Master abliefern sollst, kannst du nicht mehr viel machen. Das bleibt dann halt Mono, oder der Mix muss noch einmal überarbeitet werden. 

Du hast diesen Spruch bestimmt schon oft gehört: „Mit diesen Geräten könnte ich auch gute Masterings erstellen.“ Was ist wichtiger – die Geräte oder die Erfahrung des Engineers?

Ich würde sagen, das ist ähnlich wie im Motorsport. Du brauchst einen guten Fahrer. Ab einem gewissen Niveau spielt dann aber auch die Technik eine Rolle. Wenn du einen Formel-1-Fahrer in ein normales Auto setzt, fährt er zwar langsamer, holt aber trotzdem das Optimum aus dem Fahrzeug. Im Profibereich wird man jedoch immer weiter versuchen, die Technik zu verbessern. So ist das auch bei uns. Es reicht nicht, sich Equipment zu kaufen, um als Engineer gut zu werden. Das ist ein jahrelanger Prozess. Man lernt auch nie aus und entwickelt sich stetig weiter. In der heutigen Zeit gibt es vor allem im Bereich der Plugins viele Neuentwicklungen, die einen weiteren Lernprozess unumgänglich machen. Um up to date zu bleiben und die Möglichkeiten, die sich heute bieten, ausnutzen zu können, musst du dich immer weiterbilden.

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Dein Mastering-Setup besteht aus zahlreichen Gerätschaften und Plugins. Was sind deine Einstellungen für Kompressor, EQ und Co?

Das ist songabhängig. Generell sieht meine Arbeitsweise so aus, dass ich die analogen Geräte zum Größer- und Schöner-Machen verwende und die technischen Korrekturen digital im Computer vornehme. Je nachdem, wie die Mixe beschaffen sind, passiert aber auch klangfärbendes Eingreifen bereits im Computer. Der große Vorteil der aktuellen Plugin-Generation ist, dass man einen schwachen Mix bereits sehr gut aufwerten kann, bevor er raus in die analoge Welt geht. 

Seidige Höhen, ein ausgeglichener Frequenzgang. Jeder möchte das Optimum aus seinen Recordings herausholen. Wie bekommt man seidige Höhen im Mix?

Da sollten meiner Meinung nach sowohl der Mix als auch das Mastering auf einem hohen Niveau sein. Generell gilt, dass der gesamte Frequenzbereich aufgeräumt sein muss! Wenn die Bässe dröhnen oder pumpen, werden die Höhen nicht schön klingen. Dasselbe gilt für unaufgeräumte untere Mitten. Das wird oft völlig übersehen. Wenn du an dem Punkt bist, an dem alles sauber ist, geht die eigentliche Arbeit erst richtig los. Vor allem hörst du dann erst alle restlichen Probleme im Mix heraus. Solange alles unsauber und mulmig ist, fallen viele Schwachstellen von Aufnahmen und Mischungen gar nicht so sehr auf. Wenn es dann darum geht, die Mitten und Höhen zum Glänzen zu bekommen, sollte man die hochwertigsten Geräte oder Plugins, die man zur Verfügung hat, verwenden. Hier gilt: auch bei Software lieber die extrem rechenintensiven Plugins auf Gruppen verwenden, als auf jedem Kanal CPU-freundliche Equalizer zu nutzen. Ich lese ständig, dass Leute erklären, sie würden parametrischen Plugin-EQ-XY auf jeden Kanal packen. Nicht jede Spur braucht so einen EQ – oder Sättigung, oder Konsolenemulation usw. Jeder Eingriff hat auch „Nebenwirkungen“. Viele dieser Plugins verwaschen den Klang. Es ist meiner Meinung nach auch sehr wichtig, seine Ohren darauf zu trainieren, was bei EQ-Eingriffen mit den restlichen Frequenzen, den Transienten und der gesamten Dynamik passiert. Als Beispiel: Die Bässe dröhnen. Nun nimmt man ein Plugin und dreht die Resonanzfrequenz(en) raus. Das Problem ist damit theoretisch gelöst. Wenn aber die Mitten und Höhen danach verwaschener klingen als vorher, hat man praktisch ein neues Problem geschaffen. Solche Klangabwertungen summieren sich im Laufe eines Mixes. Ich kann daher nur empfehlen, nicht alles mit Plugins vollzuklatschen. Lieber weniger verwenden und hochwertig arbeiten.

Der Bassbereich. Vor allem im Hip-Hop und bei elektronischen Produktionen der wohl wichtigste Faktor. Wie gehst du an den Bassmix ran?

Beim Mischen arbeite ich gruppenbasiert. Ich fange mit den Drums an. Erst gehe ich alle Spuren einzeln durch, dann im Zusammenspiel. Wenn der Drumsound steht, schaue ich mir die Basslines an. Wenn ich damit fertig bin, höre ich sie mir zusammen mit den Drums an. Wenn ich zufrieden bin, sind die Synthesizer und die restlichen Instrumente dran. Je nach Song laufen diese in einer oder mehreren Gruppen, die ich dann auch jeweils wieder mit den Drums und dem Bass im Gesamten überprüfe. Während dem Mischprozess habe ich die ganze Zeit im Hinterkopf, dass später noch die Vocals „reinpassen“ müssen. Das ist sicher auch eine Sache der Erfahrung. Ich nutze generell kein Sidechaining beim Mischen der Bässe. Ich habe das immer mal wieder ausprobiert und es als Kompromiss empfunden. Ich sitze lieber so lange am Equalizer bis es ohne funktioniert. Die Abhörsituation spielt auch eine große Rolle. Da kommt mir der Raum hier sehr entgegen.

Heutzutage übernehmen Musiker oft alle Bereiche der Musikproduktion selbst. Von der Aufnahme bis hin zum Mastering. Sollte ich einen Song mastern, den ich selbst gemischt habe?

Das kommt echt auf das Know-How an. Es gibt auch Musiker, die in semiprofessionellen Studios richtig gute Masterings erstellen. Jedoch gibt es natürlich auch viele Fälle, in denen es besser ist, das Mastering an einen professionellen Mastering-Engineer abzugeben, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Viele Musiker müssen auch Einbußen in Ihrer Produktivität hinnehmen, weil sie sich zu sehr mit der Technik auseinandersetzen. Diesen Aspekt sollte man auch nicht außen vorlassen. Wenn das Musikmachen leidet, ist das ja auch nicht Sinn der Sache. Ich würde sagen, in den meisten Fällen bringt es etwas, einen Mastering-Engineer hinzuzuziehen.

Der Mix ist fertig und ich möchte ein Mastering von dir. Wie sollte ein Pre-Master abgegeben werden?

Der Mix sollte in der höchstmöglichen Bitauflösung und der vorhandenen Samplerate an das Masteringstudio gesendet werden. Der Begriff Premaster sorgt oft für Verwirrung. Laut Lehrbuch ist damit das eigentliche Mastering vor dem Presswerk gemeint. Bei digitaler Veröffentlichung werden oft 24- oder 16-Bit-Wave-Dateien an den Vertrieb übertragen. Bei CD-Veröffentlichung wird meist ein digitales DDP an das Presswerk gesendet.

Computer werden immer schneller und Plugins immer leistungsstärker. Wieso arbeitest du nicht komplett in-the-Box?

Es gibt einige namhafte Engineers, die in-the-box arbeiten und sehr gute Ergebnisse erzielen. Ich bin ein Analogfreund und meiner Meinung nach bekommt man manche Dinge nur mit externen Geräten hin. Jedoch kann man durchaus professionelle Masterings im Rechner erstellen. Raumakustik und gute Boxen sind mit das Wichtigste und wenn das in einem Mastering-Studio gegeben ist, bekommt man auch gute Ergebnisse hin. Wenn das nicht der Fall ist, würde ich empfehlen, hochwertige Kopfhörer zu kaufen. Es gibt international bekannte Mastering-Engineers, die am Laptop und mit Kopfhörern arbeiten.

Es gibt viele Tontechnikbegeisterte, die gerne ihr Hobby zum Beruf machen würden. Hast du einen Tipp, den du angehenden Mastering-Engineers mit auf den Weg geben kannst?

Hier würde ich gerne auf das Thema Selbständigkeit eingehen. Das ist wirklich sehr wichtig. Wer sich selbständig macht, sollte sich im Voraus mit den Themen Betriebswirtschaft, Steuern und Buchhaltung auseinandersetzen. Da hat natürlich niemand Lust drauf. Wenn du dich damit nicht auseinandersetzt, wirst du aber auf jeden Fall irgendwann Lehrgeld bezahlen. Ich habe auch manchmal das Gefühl, dass besonders in der Musikbranche viel Nachholbedarf in diesem Bereich besteht. Viele, besonders jüngere Kollegen, melden sich bei mir, weil sie Fragen zu Steuern haben. Sucht euch auf jeden Fall einen guten Steuerberater. Besonders in Bezug auf Steuern solltet ihr ordentlich sein. Denn sobald eine Steuerprüfung ansteht, kann es ungemütlich werden.

Thema Loudness-War. Wie gehst du mit dem Wunsch nach lauten Masterings deiner Kunden um?

Es ist nicht mehr so schlimm wie früher. Ich habe teilweise sogar Kunden, die möchten, dass ich das Mastering noch 1 bis 2 dB leiser mache. Im Hip Hop Bereich ist es aber manchmal schon noch etwas anders. Als Dienstleister muss man sich aber auch auf die Klangästhetik des Kunden einstellen. 

Es gibt viele Tools, die den Frequenzgang analysieren. Setzt du Analyzer ein oder nur dein Gehör? 

Ich habe einen Frequenzgang-Analyzer laufen. Das erleichtert die Suche nach Störfrequenzen. Stereobreite und Lautheit sehe ich mir nicht auf den Meterings an. Das macht meiner Meinung nach keinen Sinn. Ich werde oft gefragt, welche Stereoverbreiterungs-Plugins ich nutze. Kurze Antwort: keines. Ich habe bei Tests immer den Eindruck gehabt, dass das allgemeine Klangbild unter solchen Tools leidet. Das kannst du mit einem Analyzer auch nicht beurteilen. Beim Lautheitspegel ist es noch schlimmer. Wie soll man denn Musik nach Zahlen beurteilen? Jetzt mal im Ernst. Zu vielen Musikrichtungen passt meiner Meinung nach eine 14-dB-Dynamik nicht zum Klangbild. Das noch größere Problem ist, dass es nicht unbedingt alltagstauglich ist. Wir Engineers haben die Aufgabe, die Musik bestmöglich in die reale Welt zu übertragen. Wie hören denn die meisten Menschen heutzutage Musik? Den Test kann jeder mit sich selbst machen. Nehmt einen Song, der trotz hoher Lautheit gut klingt und vergleicht ihn mit einem Song mit 14-db-LUFS auf dem Handy, Laptop oder, wenn er im Wohnzimmer auf der Anlage läuft. Jetzt verratet mir, welches Mastering besser in der Praxis funktioniert hat. Bitte nicht falsch verstehen. Hochdynamische Masterings, beispielsweise für Vinylproduktionen, haben natürlich ihre Daseinsberechtigung. Sie funktionieren jedoch nur unter bestimmten Abhörbedingungen gut. Der nächste Punkt an solchen Lautheitsdiskussionen ist folgender: Ich habe schon genug Masterings gehört, die einen geringeren LUFS-Pegel hatten als meine und trotzdem eindimensionaler, flacher und im Bassbereich stärker limitiert klangen. Die Kunst von guten Mastering-Engineers ist es doch, die Musik auf den gewünschten Pegel zu bringen und das mit der dabei höchstmöglichen Klangqualität. Das kannst du nur mit den Ohren beurteilen. Und wenn wir schon beim Thema sind, ich cutte auch keine Intersample-Peaks. Ich habe reichlich Tests gemacht und empfand es immer als Verschlechterung der Klangqualität. Ich habe auch immer wieder Kunden von mir Blindfiles geschickt, ohne Erklärung worum es geht. Die Ergebnisse waren jedes Mal dieselben: Die Künstler empfanden die technisch korrekten Masterings als deutlich schlechter klingend als die Masterings mit Intersample Peaks.

Wie lange braucht ein professioneller Engineer wie du für ein Mastering?

Das ist sicherlich bei jedem Engineer unterschiedlich. Ich würde bei mir als Durchschnittswert eine Stunde pro Song angeben. Gelegentlich mache ich auch mal Acht-Spur-Stem-Mixing und -Mastering. Dann sind zwei Stunden realistisch. 

Wie hat es sich für Dich angefühlt, als eines deiner Masterings zum Hit wurde, im Radio lief und die Chartspitze erklomm?

Das war ein sehr schönes Gefühl. Ich freue mich immer sehr, wenn ich an großen Projekten arbeite und die Songs dann auch erfolgreich werden.

Viele Songs überzeugen durch eine hohe Qualität, was Mixing und Mastering angeht. Nutzt du Referenszsongs? Wenn ja, welche?

Nein, ich setze mich meist ran und arbeite frei nach meinem Bauchgefühl. Manchmal wollen Kunden das Klangbild anderer Produktionen umsetzen, dann bekomme ich Referenzsongs. Manche dieser Beispiele klingen wirklich hervorragend. Wenn allerdings diese Wunschproduktionen kommerziell erfolgreich sind, aber aus tontechnischer Sicht nicht gut klingen, führt das mitunter zu Streitereien. Ich setze sehr ungerne etwas um, das unsauber klingt, mulmt und dröhnt. Ein guter Song wird sich oftmals auch ohne bestmögliches Mixing und Mastering durchsetzen. Es ist aber nicht mein Wunsch, so etwas dann nachzubauen. 

Welche Musikrichtung masterst du am liebsten und welche Musikrichtung ist am schwierigsten zu bewerkstelligen?

Ich bin stark im Hip-Hop-Bereich unterwegs, aber offen für alles. Ich denke nicht in Genres. Selbst innerhalb derselben Musikrichtungen gibt es verschiedene Herangehensweisen. Nehmen wir beispielsweise Hip-Hop. Mit Oldschool-Hip-Hop gehe ich anders um als mit modernen Produktionen.

Du hast für viele Personen mit großem Namen gearbeitet. Für wen würdest du gerne ein Mastering erstellen?

International ist das auf jeden Fall 50 Cent. Ich habe seine Musik viel in meiner Jugend gehört. In Deutschland hat mich Moses Pelham und sein Label 3P stark beeinflusst. Ich durfte schon für einige Künstler arbeiten, die ich früher selbst gehört habe, und das war immer ein tolles Gefühl.

Kann ich mir als Normalbürger ein Mastering von dir leisten und wenn ja, hast du überhaupt noch die Zeit, Aufträge von unbekannten Acts anzunehmen?

Auf jeden Fall. Ich arbeite für jeden, der sich höflich benimmt. Die Preise sind meiner Meinung nach bezahlbar und ich freue mich über jede Anfrage.

Dein Studio ist fertig ausgestattet, deine Kunden stürmen die Charts. Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich möchte den Spaß an meiner Arbeit behalten und mich stetig verbessern.

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Peer Hahnefeld hat schon für einige große Künstler Masterings erstellt. (Credits: Marko Schöneberg)

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