Das Grenzflächenmikrofon the t.bone GZ 1 USB ist nicht das einzige Mikro dieser Gattung von Thomanns Hausmarke.
Anders als das bereits von uns getesteten t.bone BD 500 Beta und das t.bone GZ 400 wartet das GZ 1 USB aber nicht mit einem Mic-Level-Output auf, sondern wird direkt per USB-Kabel an den Computer angeschlossen. Damit sind auch die Unterschiede im Einsatzbereich klar: Das the t.bone GZ 1 USB dient eher der Aufnahme oder dem Streaming von Sprache und Gesprächsrunden als dem Recording von Musikinstrumenten.
Details & Praxis
Nieren-Grenzfläche
Die Vorteile von Grenzflächenmikrofonen liegen auf der Hand. Ganz wesentlich ist die unscheinbare oder sogar unsichtbare Positionierbarkeit, im Falle des GZ 1 USB in erster Line auf einem Schreibtisch. Zwar sind die eigentlichen, mit Druckempfängerkapseln (also mit Kugelcharakteristik!) ausgestatteten Grenzflächenmikrofone besonders unabhängig von Einsprechrichtung und -entfernung, doch gibt es zahlreiche richtende Grenzflächen auf dem Markt. Das the t.bone GZ 1 USB ist ein solches, denn es nutzt eine Nierenkapsel.
Geringer Grenzschalldruckpegel
Dem grafischen Frequenzgang ist zu entnehmen, dass das the t.bone GZ 1 USB frontal besprochen einen zwar leicht welligen, aber dennoch insgesamt ausgewogenen Frequenzgang zeigt. Ausnahmen: Neben dem Abfall von 12 zu 20 kHz von gut 20 dB fällt eine Kerbe unterhalb von 10 kHz auf. Auch daran lässt sich die klare Stimmenausrichtung des Produkts ablesen, denn die höchsten Höhen sind zur Sprachverständlichkeit unwichtig, der Einbruch verhindert zu scharfe S-Laute, die nicht nur nerven können, sondern als erste Signalbestandteile für Clips und somit Verzerrungen führen können. Da passt auch ins Bild, dass der Grenzschalldruckpegel mit 110 dB SPL (für dann sogar schon 1% THD+N) recht niedrig erscheint, doch sollte das für hitzige Gesprächsrunden noch lange ausreichen. Für etwaige „Brüllrunden“, wie sie zuletzt häufiger auch im TV zu sehen sind, ist diesen Werten nach auch noch ein wenig Reserve. Der Vorteil dieser empfindlichen Ausrichtung ist, dass bei ruhiger Umgebung, leisen Signalen und größeren Abständen zum Mikrofon, das Rauschen nicht exorbitant hoch ist. Dieses ist zwar nicht in den Unterlagen angegeben, aber auch nach der 16-Bit-Quantisierung durch den 48kHz-Digiatlwandler noch durchaus problemlos für den Einsatzzweck. Eine Überraschung für ein Grenzflächenmikro (aber nicht für ein USB-Mikrofon) ist das Vorhandensein eines 3,5mm-Stereoklinkenausgangs für Kopfhörersignale.
Neun im Quadrat
Das mit 9 cm auf quadratischer Grundfläche stehende und 2,6 cm hoch bauende USB-Grenzflächenmikrofon bringt nur 190 Gramm auf die Waage. Ein 1,25 Meter langes USB-Kabel liegt bei. Ein Metallitter schützt die Kondensatorkapsel im Inneren des Mikrofons, zeigte aber nach Transport mit besagtem Kabel in einer Tasche leider schon leichte Abplatzer.
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Kinderleichte Bedienung
Angenehm einfach erfolgt die Inbetriebnahme. Am Mac wird das USB-Grenzflächenmikrofon einfach eingesteckt und lässt sich als Input-Quelle und für den Audio-Output nutzen. Mit dem Camera Connection Kit an einem iPhone SE verwendet, funktionierte es ebenfalls auf Anhieb.
Besonders dort, wo Bild mit im Spiel ist, macht sich das Mikrofon sehr positiv bemerkbar, denn es erweitert den Handlungsspielraum vor der Kamera, ohne dass man sich gleich Änderungen im Signaltimbre einfängt. Außerdem ist es schlichtweg nicht im Bild und kann somit nicht stören. Auch die Schattenwurf-Problematik fällt weg.
Klangqualität
Sprache wird vom t.bone GZ 1 USB ordentlich und verständlich aufgezeichnet. Man sollte jedoch für den Preis keine audiophilen Wunderwerke erwarten. Teurere Grenzflächen lassen Konsonanten etwas konkreter klingen, aber das GZ ist ein enormer Schritt nach vorne, wenn man ansonsten mit internen Mikrofonen arbeitet. In der Gesamtausrichtung des Mikrofons ist trotz des ebenen Frequenzschriebs eine minimal blecherne Tendenz auszumachen. Der Durchsetzungskraft von Stimmen ist das gar nicht abträglich, teilweise sogar im Gegenteil, aber an den Wohlklang etwa eines Podcast-Mikrofons für hundert Euro reicht es nicht heran. Das Signal reichert sich erst bei ziemlich hohen Sprechpegeln mit Harmonischen an und verliert dann etwas von seiner insgesamt guten Dynamik. Und auch nach unten hin ist die Systemdynamik ordentlich und richtig austariert: Das t.bone GZ 1 USB rauscht nicht sehr stark für ein Gerät dieser Art und Preislage.
Die ähnlich wie das GZ 1 USB bepreisten herkömmlichen Grenzflächenmikrofone Superlux E100, E303B und E304 meistern die genannten Aufgaben etwas besser – machen aber ein zusätzliches Audio-Interface und den entsprechenden Verkabelungsmehraufwand nötig und sorgen für einen höheren Gesamtpreis.
Die Nierencharakteristik ermöglicht es zwar einerseits, unerwünschte Signalquellen zu bedämpfen, also etwa Lüftergeräusche von Computern, Lärm, der durch Fenster dringt und dergleichen. Andererseits ist der Aufnahmebereich dadurch eingeschränkt. Größere Gesprächsrunden an einem beidseitig besetzten Tisch sind mit dem GZ 1 USB nicht so einfach einzufangen wie mit einem Kugel-Grenzflächenmikrofon. Dazu kommt noch, dass seitlicher und rückwärtiger Schall im Vergleich zum axialen klanglich naturgemäß etwas nachlässt. Bei Gruppengesprächen entsteht dadurch nicht nur ein Pegel-, sondern auch Qualitätsgefälle. Dieses fällt aber nicht sonderlich stark aus, wie das Audiofile zeigt.
Weitere Eigenschaften der richtenden Charakteristik sind die sich mit der Entfernung der Schallquelle ändernde Bassanhebung durch den Proximity Effect sowie die etwas höhere Empfindlichkeit gegenüber Körperschallübertragungen.
Fazit
Wer als Alternative zum Podcast-Mikrofon und entsprechendem Tischstativ eine unauffällige Alternative sucht, der kann sich das t.bone GZ 1 USB ansehen. Für gerade einmal 48 Euro gibt es ein Mikrofon, welches ohne Umschweife an einen Computer gestöpselt und genutzt werden kann. Klangliche Höchstleistungen sollte man nicht erwarten, den Anforderungen an hochwertige, professionelle Sprachproduktionen kann ein derartig preiswertes Mikrofon verständlicherweise nicht gerecht werden. Insgesamt und “preiskorreliert” ist das GZ 1 aber vollkommen in Ordnung und ein fairer Deal.
- einfach anzuschließen und zu positionieren
- preiswert
- klanglich preisentsprechend
- Hersteller: the t.bone
- Wandlerprinzip: Kondensator, Grenzfläche
- Richtcharakteristik: Niere
- Frequenzgang: 50 Hz–18 kHz
- Finish: matt-schwarz lackiert
- Wandlung: 16 Bit, 48 kHz
- Übertragungsfaktor: 2 mV/Pa
- Grenzschalldruckpegel: 110 dB SPL (1% THD+N)
- Ausgang: USB, 3,5mm Stereoklinke (Kopfhörer)
- Abmessungen: 9 x 2,7 cm
- Zubehör: Datasheet, 1,2m-Kabel
- Herkunftsland: China
- Preis: € 48,– (Straßenpreis am 5.10.2020)