Die meisten Veranstaltungstechniker verharren in der Corona-Krise mit großen finanziellen Sorgen im Home Office. Online-Schulungen in Licht- Ton- und Bühnentechnik bieten da mehr als eine willkommene Abwechslung. Wissenslücken können damit gefüllt und die gewonnenen Erkenntnisse später gut genutzt werden. Am Schluss einiger Kurse steht sogar Abschlussprüfung. Wer sie besteht, erhält ein Zertifikat, das bei der nächsten Bewerbung helfen kann.
1. Lerne zu mischen: EQ, Effekte & Co.
Welcher FOH-Mensch kennt das nicht? Der Einstieg ist ganz schön schwierig. Denn ohne Musiker kannst du das Mischen nicht üben und wenn die Band erst auf der Bühne steht, soll alles plötzlich ganz schnell gehen. Wie soll da ein Neueinsteiger die Feinheiten des Equalizers in Ruhe kennen lernen? Eine Lösung bieten unbehandelte einzelne Audiospuren, wie sie von Cambridge Music Technology angeboten werden. Die WAV-Files in 16- oder 24-Bit-Auflösung mit einer Samplingrate von 44,1 kHz können kostenfrei heruntergeladen und nach Lust und Laune bearbeitet werden, entweder direkt im Computer oder man verkabelt dessen Line-Out in den Eingang eines Mischpults und arbeitet mit diesem. Pro Instrument gibt es eine Tonspur, die ganz pur, also weder komprimiert noch mit anderen Effekten versehen ist. So kann man in Ruhe ausprobieren, wie sich welche EQ-, Gate- oder Kompressor-Einstellung auswirkt und welcher Effekt am besten zu diesem Musikstil passt. Für Neulinge gibt es eine extra Website mit besonders einfachen Songs, die nur wenige Tonspuren haben. So wird die Kunst des Sounddesigns Schritt für Schritt zugänglich.
2. Die Dante Netzwerktechnik
Auf immer mehr Bühnen stehen Tontechniker vor komplexen Audionetzwerken. Die Veranstalter können so auf schwere Multicores verzichten und bei Festinstallationen schnell und unkompliziert Audiosignale von einem Saal zum nächsten leiten – vorausgesetzt man kennt sich mit dem Netzwerk aus. Für die vielfach verwendete Lösung Dante bietet Audinate ein Training an, das aus drei Leveln besteht. Jedes Level beginnt mit einem Lernvideo, dem folgt eine kleine Zwischenprüfung. Nach dem Abschlusstest erhält der Teilnehmer ein mit dem eigenen Namen versehenes Zertifikat als PDF-Datei, das hervorragend der nächsten Bewerbung beigelegt werden kann. Als ich die Schulung absolviert hatte, war ich erstaunt, wie gut die Inhalte vermittelt wurden. Überdies ist der Abschlusstest so echt, als habe man tatsächlich eine Dante-Kiste vor sich stehen.
3. Mikrofontypen und Mikrofonierungstechniken
Bei Konzerten hat man selten die Gelegenheit, für ein Instrument oder den Gesang unterschiedliche Mikrofone auszuprobieren. Deshalb verlassen sich viele Tonleute auf Ratschläge ihrer Kollegen und vertrauen auf altbewährten Lösungen. Denn hat man erst mal ein falsches Mikro ausgewählt, muss man während des gesamten Konzerts damit zurecht kommen. Und wer will das schon riskieren? Das Musikhaus Thomann bietet für viele Mikrofone Soundbeispiele an. So findet man zu vielen Gesangsmikrofonen eine männliche und eine weibliche Stimme, die dieselben Zeilen singen. Darunter sind sowohl sehr teure Modelle, zum Beispiel das Neumann KMS 105 als auch sehr preisgünstige wie das t.bone MB58 Beta. Auch zu vielen Instrumentenmikrofonen findet man Soundbeispiele. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, den Klang einer Bass-Drum, abgenommen mit einem Shure Beta 91A, mit dem Klang eines Sennheiser E901 zu vergleichen? Zugegeben, der Klang im Home Office wird von der verwendeten Soundkarte samt Lautsprechern beeinflusst. Dies jedoch bei allen Hörbeispielen, sodass man durchaus Unterschiede zwischen den verschiedenen Mikrofonen wahrnehmen kann. Des Weiteren findet man bei den Klangbeispielen verschiedene Mikrofonpositionen. Wer sich damit in Ruhe beschäftigt, kann beim nächsten Konzert aus eigener Erfahrung beurteilen, ob er die Bass-Drum dieser Band lieber von außen oder innen mikrofoniert.
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4. Experte für Tonpulte von Yamaha, Allen&Heath und Lawo werden
Yamaha bietet mit seiner Audioversity zahlreiche Möglichkeiten, in Filmen die diversen Mischpult-Reihen ausgiebig kennenzulernen. In zahlreichen Einzelvideos werden Features der Pulte wie die Eingangskanäle oder das Speichern von Szenen in englischer Sprache erklärt. Ebenfalls sehr kurze Videos hält Allen&Heath bereit. Wer es auf Zertifikate abgesehen hat und sich mit einem sehr erlesenen Pult, gekennzeichnet durch eine ganz eigene Architektur, beschäftigen möchte, besucht die Lawo Online Academy Hier heißt es, für die Lektionen einige Zeit mitzubringen. Dafür erhält man bei erfolgreicher Teilnahme ein Zeugnis, das vermutlich nicht jeder hat.
5. Bühnenpläne mit CAD-Software zeichnen
Maßstabsgetreue Zeichnungen von Bühnen und Veranstaltungsräumen werden in der Regel mit CAD-Programmen wie Vectorworks angefertigt, das auf Mac und Windows-PCs läuft. Für den Anfänger eignet sich der grundsätzliche Einstieg in Vectorworks. Danach bietet sich die Spezialisierung auf Vectorworks Spotlight an, das in Veranstaltungsräumen und Theatern angewendet wird, um unter anderem diverse Scheinwerfertypen und -positionen dazustellen.
6. GrandMA Lichtpult-Training
Alle, die endlich mal mehr über die GrandMA lernen möchten, sind in der MA University bestens aufgehoben. Die Online-Kurse werden auf Englisch angeboten. Die Teilnahme ist kostenlos.
7. Von DMX bis Rigging: ETC-Kurse derzeit kostenlos
Nicht zuletzt bietet ETC momentan alle Kurse seiner Learning Stage kostenlos an. Hier geht es um Netzwerktechnik, DMX in Theorie und Praxis sowie um Lichtpulte. Das Tutorial über die Grundlagen der Eos Familie ist sogar auf Deutsch erhältlich.