iOS Synth Apps hatten schon immer ihren Reiz, was zum einen am günstigen Preis und zum anderen an den inspirierenden Zugriffsmöglichkeiten (Performance, Editierung) per Touchscreen liegt.
Seitdem für Geräte ab iOS 11 die unkomplizierte und (zur Abwechslung mal) weitgehend Adapter- und Interface-freie MIDI- und Audio-Kabelverbindung „IDAM“ (Inter-Device Audio and MIDI) verfügbar ist, lassen sich iOS Synths problemlos in Mac-Produktionen einbinden, was die Sache für eine erweiterte Zielgruppe interessant macht – sofern es sich um einen inspirierenden Synthesizer handelt. ShockWave von Numerical Audio/Kai Aras bietet inspirierende Features und Performance-Möglichkeiten, die einen charaktervollen, lebendigen Sound versprechen. Wie schlägt sich die App in unserem Test?
Details & Praxis
Klangerzeugung
Die Klangerzeugung des monophonen ShockWave basiert auf der Phase Distortion Synthese, die in den 1980er Jahren von Casio – quasi als Gegenstück zu Yamahas FM Synthese – in den Synthesizern der legendären CZ-Serie verwendet wurde. In meinem Review der CZ App von 2015 findet ihr eine kompakte Beschreibung der grundsätzlichen Funktionsweise dieser Syntheseform. Der ShockWave verfügt über zwei Oszillatoren, zwei loop-fähige ASR-Hüllkurven sowie zwei LFOs, die sowohl Modulationsquelle als auch -ziel in der umfangreichen Modulationsmatrix des semimodularen iOS Synths sein können. Die insgesamt 11 Modulationsquellen und mehr als 40 Zuweisungen befähigen den ShockWave zu sehr lebendigen Klängen und Texturen.
Performance & Konnektivität
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dem ShockWave Klänge zu entlocken. Zusätzlich zum integrierten Step Sequencer und den vielfach konfigurierbaren Keyboard-Optionen auf dem Touchscreen kann der MPE-kompatible iOS Synth über entsprechende Controller wie das Seaboard oder das Seaboard Rise des Herstellers Roli ausdrucksstark gespielt werden. Doch bereits die internen Tastaturoptionen (siehe folgende Abbildungen) ermöglichen sehr lebendige Ausdrucksmöglichkeiten, sodass es schade ist, dass diese nicht als MIDI-Daten ausgegeben und in einer externen DAW aufgezeichnet werden können – was lediglich Noten und einigen CCs vorbehalten ist.
Ansonsten ist ShockWave mit allen gängigen Schnittstellen (Standalone, AUv3, Inter-App Audio, Audiobus, Ableton Link) zur Verbindung mit anderen Apps ausgerüstet. Im Test gelang es mir allerdings nicht, ShockWave als AUv3-Plugin in GarageBand zu öffnen – im Gegensatz zu meinen anderen AUv3-fähigen Apps. Vermutlich handelt es sich um einen vorübergehenden Bug, der hoffentlich demnächst behoben sein wird.
Bedienung
Das gut strukturierte Interface ist trotz vielfältiger Funktionen intuitiv zu bedienen. Äußerst gelungen ist auch die Zuweisung und Übersicht in der Modulationsmatrix. Die komplette Bedienung fühlt sich durchdacht und logisch an – top! Dank der fast bildschirmgroßen konfigurierbaren Keyboards lässt sich mit der ShockWave Synth App zudem sehr souverän performen.
Sound
Dann hören wir mal rein. Alle Audiobeispiele sind ausschließlich mit ShockWave und den internen Effekten entstanden. Auffallend ist die prominente Verwendung des Halleffekts in den Presets, der aber auch sehr schön klingt und inspirierend für atmosphärische Klangcollagen ist.
Fazit
Es gibt nichts Schockierendes an Numerical Audios iOS Synth ShockWave, im Gegenteil! Klanglich überzeugen seine charaktervollen Sounds, die mittels ausdrucksstarker Performance-Möglichkeiten (Touchscreen oder externer MPE-Controller) sehr lebendige und individuelle Produktionselemente liefern. Subjektiv vermisse ich die MIDI-Ausgabe dieser „Expression-Parameter“ (Slide, Glide usw.), ansonsten mangelt es dem umfangreich ausgestatteten ShockWave an nichts, sodass er zu den interessantesten Synth Apps am Markt zählt.
Hier geht es zum App-Store!
- charaktervoller Sound
- vielfältige Modulationsmöglichkeiten
- viele Konfigurationsmöglichkeiten des Keyboards
- gut klingende Effekte
- umfangreiche Konnektivität
- intuitive Bedienung trotz der reichhaltigen Features
- öffnet sich nicht als AUv3-Plugin in Garage Band (vermutlich temporärer Bug)
- MPE-Performance nicht als MIDI Out
- semimodulare iOS Synth App für iPad und iPhone
- monophon
- 2 PD Oszillatoren
- Modulationsmatrix (11 Modulationsquellen, 40+ Ziele)
- Step Sequencer
- FX (Delay, Reverb)
- X-Mod
- Konnektivität: Standalone, AUv3, Inter-App Audio, Audiobus
- CC Mapping
- MPE-kompatibel (nur Input)
- MIDI Out (MIDI Note, CC)
- 21,99 EUR
- charaktervoller Sound
- vielfältige Modulationsmöglichkeiten
- viele Konfigurationsmöglichkeiten des Keyboards
- gut klingende Effekte
- umfangreiche Konnektivität
- intuitive Bedienung trotz der reichhaltigen Features
- öffnet sich nicht als AUv3-Plugin in Garage Band (vermutlich temporärer Bug)
- MPE-Performance nicht als MIDI Out