Es kommt gar nicht so häufig vor, dass man in den aktuellen Charts mal ein interessantes Bassriff entdeckt! In modernen Produktion kommt ein echter E-Bass nur gelegentlich zum Einsatz – und wenn, sitzt er zudem frequenzmäßig nicht selten derart “tief im Keller” (häufig sogar unterhalb der Bassdrum), dass man nicht viel Hörbares von ihm mitbekommt. Oft kommt die Bassstimme schlicht aus dem Synthesizer oder dem Computer. Vorbei sind die Zeiten von Motown & Co., in denen der Bass auch eine deutliche melodische Funktion hatte und sich in der Mitte des Frequenzspektrums befand, wodurch er sehr deutlich wahrnehmbar war. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt! Letztes Jahr hat Senkrechtstarterin Billie Eilish mit ihrem Hit “Bad Guy” mal wieder – zu Recht – auf ein dominantes Bassriff gesetzt, um ihrem Song den nötigen Drive zu verleihen. Eine Frau mit Geschmack! Grund genug, einen Blick auf diesen Megahit des letzten Jahres zu werfen.
“Bad Guy” – Originalvideo
Wie gewohnt hören und schauen wir zu Beginn des Workshops noch einmal kurz in das Original hinein. Das Video ist ein wirklich gelungener Clip mit einem guten Schuss wunderbarem britischen Humor!
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Mehr Informationen“Bad Guy” – Rhythmik
Ganz frei von modernen Produktionsverfahren ist natürlich auch “Bad Guy” nicht. Der Bass klingt unterm Strich schon eher nach Programming denn nach einem echten Bassisten – zumindest wurde das Bassriff offensichtlich per “Copy And Paste”-Verfahren im Song multipliziert. Aber das passt auch zum Rest und soll uns hier nicht weiter stören, denn Spaß macht das Ganze in jedem Fall!
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Die Bassline basiert auf einem zweitaktigen rhythmischen Pattern. Der erste Takt besitzt als Schwerpunkte die Zählzeiten 1 und 3, der zweite Takt ist eine Antwort bzw. Kontrast, da er die Zählzeiten 1 und 2 auf die Offbeat Achtel (4+ und 1+) vorzieht.
Der letzte Takt der insgesamt achttaktigen Form wird auf mehrfache Weise variiert: Je nachdem, ob es sich um einen Vers, Prechorus oder Chorus handelt, wird nur die 1, die 1 und die 2, oder die 1 und die 2 sowie die 3 vorgezogen. Einfach genau hinhören, dann bekommt man den Dreh schnell raus.
“Bad Guy” – Interaktion mit den Drums
Nun ja, “Interaktion” ist vielleicht etwas übertrieben, da die Bassdrum einen permanenten Viertelpuls bei Tempo 136 ohne Variationen (mal abgesehen von den Stops) spielt. Durch dieses stabile Fundament kann dann die Bassline problemlos im zweiten Takt auf die Offbeats wechseln und sich so mit der Bassdrum zu einem Achtelraster ergänzen.
“Bad Guy” – Tonmaterial
Tonal liegt dem Song die G-Moll-Tonleiter (G, A, Bb, C, D, Eb, F) zugrunde, und auch hier gibt es einen kleinen Trick, um für Variationen zu sorgen und die Spannung hochzuhalten.
Die Phrase über den ersten Akkord (G-Moll) endet immer tiefer als der Grundton, die Phrase über den zweiten Akkord (C-Moll) geht am Ende in die Höhe, und die Phrase über den dritten Akkord (D-Moll) bleibt schlicht auf dem Grundton stehen – das ist einfach, aber de facto ungemein wirkungsvoll!
“Bad Guy” – Basssound
Wie bereits erwähnt, klingt “Bad Guy” eher nach Computer als nach einem echten Bass. In jedem Fall ist der Sound recht dunkel mit wenig Höhenanteil und besitzt kaum Attack, man hört also kein Anschlagsgeräusch. Ein Low Pass Filter, welcher nur die tiefen Frequenzen passieren lässt, ist hier eine gute Wahl. Alternativ kann man auch einfach die Höhen und – falls möglich – auch die Hochmitten an der Elektronik seines E-Basses herausdrehen.
Zudem benötigt man einen Fünfsaiter für das tiefe D im letzten Takt – Drop-D-Tuning wäre auch denkbar, dann lassen sich jedoch die ersten vier Takte nur ziemlich unkomfortabel spielen. Falls man lieber zum Viersaiter greift, ist es daher besser, das tiefe D einfach nach oben zu oktavieren.
“Bad Guy” – Noten und TABs
Wie immer findet ihr hier die Noten, TABs sowie ein von mir erstelltes Audiobeispiel zum Mitjammen. Ich wünsche viel Spaß damit!
Insgesamt ist der Aufwand für das Ganze sehr überschaubar – “Bad Guy” ist somit ein perfekter Leckerbissen für den kleinen Bassisten-Hungerzwischendurch!
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt
Raul Queijo-Theissing sagt:
#1 - 07.02.2020 um 05:54 Uhr
Hmmm., keine Basslinie in modernen Produktionen ......
Alice Merton— No Roots— Lash out
Ich finde beides deutlich wahrnehmbare Basslinien. Ich persönlich mag beide lieber als die von Bad guy
Auch Dua Lipas Don‘ t stop now— hört sich wenigstens nach einer echten Basslinie an
Gruß, Raul
Thomas Meinlschmidt sagt:
#1.1 - 07.02.2020 um 08:04 Uhr
Hallo Raul,
natürlich gibt es die noch, daher habe ich ja auch "nicht so häufig" und nicht "keine" geschrieben. Aufgrund der Grammy Nominierungen war Billie Eilish im Moment am aktuellsten, daher hat sie den Vorzug bekommen. Aber Danke für die Anregungen.
LG, Thomas
Antwort auf #1 von Raul Queijo-Theissing
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenRaul Queijo-Theissing sagt:
#1.1.1 - 07.02.2020 um 18:15 Uhr
Sehr gerne, eure Riffs der Woche machen schon sehr viel Spaß.
Antwort auf #1.1 von Thomas Meinlschmidt
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSilke Schoenecker sagt:
#2 - 10.02.2020 um 10:11 Uhr
Mal was aktuelles - cool :)
LG Silke