Das Aclam Dr. Robert Overdrive-Pedal wird von seinen Machern als die akkurateste Nachbildung des legendären Vox UL 730 gefeiert, eines Amps aus der UL 700 Serie, wie ihn die Beatles bei den Aufnahmen ihrer Revolver und Sgt. Peppers Alben im Einsatz hatten. Dieser legendäre Amp hat den Gitarrensound der Alben maßgeblich geprägt und wurde unter anderem auch von den Rolling Stones sowie Led Zeppelin benutzt.
Dabei haben wir es mit einem Hybridverstärker zu tun, einem sehr seltenen Exemplar, das die zur damaligen Zeit völlig neuartige Transistortechnologie mit der üblichen Röhrentechnik kombinierte. Genau diesen Amp hat sich unser heutiges Testpedal aus dem Hause Aclam zum Vorbild genommen. Der spanische Boutique-Hersteller aus Barcelona hat zudem niemanden geringeren als Klaus Voormann für das Design des Dr. Robert Overdrive-Pedals gewinnen können.
Details
Während der 705 und 710 als kleinste Vertreter der 700er Serie noch Vollröhrenverstärker waren, kamen die Ausgaben mit 15, 30, 60 und 120 Watt mit Transistorvorstufen und Röhrenendstufen. Allerdings setzte sich die Linie, die im 1965er Vox-Katalog angekündigt wurde, in der Szene nicht nachhaltig durch. Und das, obwohl man dem Amp dank Transistortechnologie neue Features wie beispielsweise einen Hall, zwei Kanäle mit jeweils einem eigenen Dreiband-EQ, Distortion sowie eine Tremolo-Einheit mit auf den Weg geben konnte. Jedenfalls fand die 700er Serie schon im 1967er Katalog keine Erwähnung mehr.
Entsprechend selten sind diese Verstärker zu finden – es wird angenommen, dass vom 730er, dem Vorbild unseres Testkandidaten, weltweit noch ca. 20 bis 30 Exemplare existieren, was sie zu sehr raren und gesuchten Sammlerstücken macht. Nachdem man bei Aclam festgestellt hatte, dass sich Schaltpläne und tatsächliches Platinen-Layout und Bestückung zum Teil massiv unterscheiden, bildete man den Normal Channel eines realen Amps in Pedalform nach, nämlich des VOX UL730 mit der Seriennummer 3042.
Das Pedal wird in einem Karton geliefert und bringt bei Abmessungen von136 x 87 x 55 mm 415 Gramm auf die Waage. In der Verpackung befindet sich eine Bedienungsanleitung samt Einstelltipps, eine Gummimatte zum Bekleben der Unterseite sowie zwei Sticker.
Ein- und Ausgangsbuchsen befinden sich an der Stirnseite, auch die Netzteilbuchse, die sich mit standardisiertem 9 Volt Gleichstrom begnügt, der intern auf 18 Volt hochtransformiert wird. Ein Netzteil mit mindestens 100 mA ist jedoch nicht Teil des Lieferumfangs. Der Betrieb mit Batterie ist auch möglich, ein Blick in das sauber verarbeitete Innere zeigt den entsprechenden Anschluss.
Hier sind auch drei kleine Trimmpotis auf der Platine verbaut, mit denen sich Treble, Bass und der Zerrgrad des Mach Schau! Boosters, auf den ich gleich noch näher eingehen werde, einstellen lassen. Allerdings ist das Aufschrauben der Unterseite etwas umständlich, da die beiden Schlitzschrauben an der Oberseite sowie die vier Kreuzschlitzschrauben an der Unterseite des Pedals zunächst entfernt werden müssen. Stellt sich die Frage, welche Bewandtnis die Schrauben in den seitlichen Einbuchtungen haben. Ein Blick in das ausführliche englischsprachige Manual bringt Licht ins Dunkel, denn mit ihnen lässt sich Dr. Robert leicht auf einem Smart Track Pedalboard fixieren, das der spanische Hersteller ebenfalls anbietet.
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Bedienfeld:
Die Oberseite des Pedals beherbergt vier Potis, die ein Einstellen von Lautstärke, Gain sowie Mids und MS (Mach Schau!) VOL ermöglichen. Mit Letzterem lässt sich die Lautstärke des per Fuß zuschaltbaren Boosters regeln, der Zerrgehalt wird, wie bereits erwähnt, mithilfe eines kleinen Trimmpotis auf der Platine eingestellt.
Der Ausspruch “Mach Schau!” ist zurückzuführen auf die Anfänge der Beatles in Hamburg in den 60er-Jahren, als sie noch im Kaiserkeller auf der Reeperbahn auftraten und bei ihrer Performance eher konzentriert still standen. Das wiederum veranlasste den damaligen Besitzer des Klubs, ihnen ein “Mach Schau!” entgegenzurufen, gemeint war “Macht Show!”. Und so macht der Name des Boosters auch absolut Sinn, denn er soll für einen extra Push sorgen, um beispielsweise ein Solo anzudicken. Ermöglicht wird dieser dank einer eigens entwickelten JFET-Transistorschaltung.
Der Hauptfokus des Pedals liegt aber auf dem Mittenregler, denn der vermag nach links gedreht einen mittenarmen scooped-Sound zu erzeugen, nach rechts treten die Mitten stark in den Vordergrund. Wie sich das im Klang widerspiegelt, werde ich im Praxisteil näher beleuchten.
Ein weiterer Soft-Touch-Fußschalter aktiviert das Pedal, das mit einem True-Bypass ausgestattet ist und daher im deaktivierten Zustand das einkommende Signal direkt an den Ausgang leitet.
Je nachdem, welchen Fußschalter man betätigt, zeigt eine weiße, sehr hell leuchtende LED den aktiven Zustand an. Das Problem solcher LEDs ist die starke Leuchtkraft, die blendet und je nach Winkel ein Ablesen der Potis erschwert.
Viel mehr über die äußeren Werte gibt es von dem sehr hochwertig in Spanien gefertigten Overdrive nicht zu berichten, womit wir auch schon im Praxisteil angelangt wären.