Die Harley Benton EX-84 Modern EMG im klassischen Explorer-Design bereichert die ohnehin gut bestückte Offset-Linie der Thomann-Marke mit einem weiteren Exemplar, diesmal bestückt mit aktiven EMG-Pickups und einigen zusätzlichen Features, die wir im folgenden Test näher beleuchten werden.
Pate für die EX-84 stand das progressive Korpusdesign der Gibson Explorer, die bereits 1958 das Bühnenlicht erblickte und zusammen mit der Flying V in den Siebzigerjahren zur Ikone des Hardrock aufstieg. Bis heute steht das Erscheinungsbild
der Explorer für das Genre Hard&Heavy, und auch unser Instrument sieht sich nicht im Streichelzoo. Aber welchen Einfluss hat der äußerst attraktive Preis von gerade einmal runden 400 Euro auf die Performance? Und ist die Gitarre auch wirklich dort zu Hause, wo ihr Äußeres sie vermuten lässt?
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Korpus
Geliefert wird das Instrument sicher verpackt in einem Karton, Gigbag oder Koffer gehören nicht zum Lieferumfang. Der markante Korpus der EX-84 Modern EMG wird aus Mahagoni, genauer gesagt aus Entandrophragma Cylindricum gefertigt, einem Gewächs aus der Mahagoni-Familie, das auch als Sapelli oder Sapele bekannt ist und relativ häufig im Instrumenten- wie auch im Möbelbau verwendet wird.
Wie bereits erwähnt, lehnt sich das Design an den Gibson-Klassiker an, allerdings in einer etwas moderneren und kleineren Ausführung, wie man es auch von anderen Herstellern und von einem der bekanntesten Nutzer dieses Instrumententyps kennt. Die Rede ist natürlich von James Hetfield, bekanntermaßen Sänger und Gründungsmitglied der US Metal-Band Metallica, der lange Jahre mit einer Neuinterpretation des Originals aus der japanischen Manufaktur ESP die Bühnen der Welt rockte.
Bei unserem Testinstrument wird im Gegensatz zur Ur-Explorer auf ein Schlagbrett verzichtet und der Korpus besitzt am unteren Ende eine Einkerbung, die einen Gurtpin beheimatet und für meinen Geschmack das ohnehin schon zackige Design noch schnittiger erscheinen lässt.
Das als “Satin Modern Shell Pink” bezeichnete Finish ist tadellos aufgetragen und gibt keinerlei Anlass zur Kritik, Lacknasen oder ähnliche Unschönheiten sucht man hier vergeblich. Wem der Farbton nicht zusagt, kann das Instrument aber auch in Schwarz, Weiß oder Blau erwerben.
Die gesamte Hardware ist in Schwarz gehalten, dazu gehört eine Tune-o-Matic Bridge aus dem Hause WSC, ein Master-Volume- und ein Master-Tone-Poti mit geriffelten Metallknöpfen, die für mein Empfinden sehr gut platziert wurden und sich beim Spielen bequem bedienen lassen ohne im Weg zu sein.
Die beiden aktiven EMG-Tonabnehmer werden mithilfe eines Dreiwegschalters unterhalb des Hals-Pickups angewählt, Coilsplitting oder Ähnliches ist nicht möglich, was die schnörkellose Geradlinigkeit der Gitarre nur unterstreicht. Bei den Pickups haben wir es mit einem klassischen Set zu tun, bestehend aus einem EMG 81 am Steg und einem 60er am Hals, wie sie in unzähligen Instrumenten seit den 80er-Jahren zu finden sind. Auf den Klang gehe ich später im Praxisteil näher ein.
Ein Blick auf die Rückseite zeigt die Ausfräsungen unterhalb von Kippschalter und Potis, die mit versenkten Plastikdeckeln verschlossen sind. Die EMGs benötigen Strom, den sie von dem in einem Batteriefach eingelegten 9-Volt-Block beziehen.
Für mehr Spielkomfort sorgt eine Ausfräsung auf der Rückseite, die auch als “Bellycut” oder “Rippenspoiler” bekannt ist.
Hals
Der Hals ist rückseitig in Korpusfarbe deckend lackiert und besteht ebenfalls aus Mahagoni. Er ist mit dem Korpus verleimt und am Übergang verrundet, was dem Bespielen der oberen Lagen sehr entgegenkommt. Die 22 Extra-Jumbo-Bünde wurden tadellos in das Ebenholzgriffbrett gesenkt und an den Kanten entgratet – sehr gut! Und weiße Punkte sorgen für Orientierung auf dem Griffbrett, genau wie die kleinen Markierungen auf der Halskante.
Harley Benton bezeichnet das Halsprofil als Slim Taper, wobei “Slim” meiner Meinung nach nicht ganz zutrifft, denn die EX-84 besitzt ein eher fettes Vintage-Profil, das die Greifhand ordentlich ausfüllt. Das meine ich vollkommen wertfrei, denn die Bespielbarkeit ist sehr gut, nur handelt es sich dabei eben nicht um einen dünnen Hals.
Der Griffbrettradius fällt mit 15″ (381 mm) ziemlich flach aus, was modernen Spielweisen naturgemäß entgegenkommt.
Die HB EX-84 Modern EMG hat eine Mensur von 628 mm, am oberen Ende des Griffbretts werden die Saiten spielfrei über einen GraphTech Tusq Xl Sattel mit einer Breite von 42 mm auf die angewinkelte Kopfplatte geleitet. Letztere ist ebenfalls in Korpusfarbe lackiert und besitzt ein für meinen Geschmack schickes Design, das ganz entfernt an einen Hockeyschläger erinnert, eine Form, die gerade bei Hard- und Heavy-Gitarristen recht beliebt ist. Eine schwarze Abdeckung verdeckt den Zugang zum Halsstab, der passende Schlüssel befindet sich im Lieferkarton.
Der aufgezogene 10-46 Saitensatz wird mithilfe der verbauten Grover Locking-Mechaniken in Stimmung gebracht, die ihre Arbeit gewohnt unauffällig und zuverlässig verrichten.
Seitens der Verarbeitung gibt es an der in Indonesien gefertigten EX-84 Modern EMG nichts zu bemängeln, und last, but not least zeigt sich auch das Gewicht mit 3132 Gramm von der rückenschonenden Seite.