Twisted Electrons haben mit ihrer Acid8 Mk II vor drei Jahren ein erfrischendes Statement zum Thema 303-Sequenzer mit 8-Bit-Klangerzeugung abgegeben. Der jetzt vorgestellte Acid8 Mk III ist jedoch keine Weiterentwicklung, sondern die erwachsene Variante des Platinensynths µacid8 im stabilen Gehäuse und besserer Audioqualität. Welche Unterschiede gibt es sonst noch?
Details
Twisted Electrons haben anscheinend mit der Kombination aus Chiptune-Sounderzeugung und TB-303-Sequenzeroberfläche eine geglückte Kombination gefunden, die beim Publikum gut ankommt und nun in diversen Variationen immer wieder neu durchdekliniert wird. Ausgangspunkt waren Acid8 Mk I und Acid8 Mk II. Weiter ging’s mit der Pocket-Operator-mäßigen Reduzierung auf eine winzige Platine wie beim µAcid8. Und so wie dessen kleiner Platinenkollege hapiNES eine L-Variante zur Seite bekam, erhält auch der µAcid8 einen großen Bruder, den Acid8 Mk III. Genau genommen ist der aber das „Sandwich-Kind“ zwischen Acid8 Mk II und µAcid8 und so soll es in diesem Test vor allem auch darum gehen, die Unterschiede zwischen den drei Chiptune-Acid-Darreichungsformen herauszuarbeiten.
Formfaktor
Der Acid8 Mk III ist mit 167 x 91 x 25 Millimetern und 390 Gramm Gewicht noch mal etwas kompakter als der sowieso schon handliche große Bruder Acid8 Mk II. Das Metallgehäuse bestehend aus einer schwarzen Wanne und einer flachen, schwarzen, aufgeschraubten Oberflächenplatte im mittlerweile schon typischen Twisted Electrons-Design. Abgesehen von den Potiknöpfen und der Farbgestaltung ist der Acid8 Mk III äußerlich exakt genauso gestaltet und bestückt wie der hapiNES L aus gleichem Hause: 18 flache, schmale Taster mit eindeutigem Klickpunkt formen eine angedeutete einoktavige Tastatur nebst Funktionstasten. Die Oktavschalter ermöglichen einen Tastaturumfang von fünf Oktaven. Fast alle Schalter haben außerdem Doppelfunktionen, die mit gleichzeitigem Halten von „Run“ oder „Shift“ bedient werden.
Über den Tastern befinden sich 16 weiße LEDs, die je nach Betriebszustand die 16 möglichen Pattern oder die 16 maximal möglichen Schritte des Step-Sequenzers dokumentieren. Die sechs gut anzufassenden Metalldrehknöpfe, sind etwas kleiner, lassen sich aber genauso gut schrauben, wie die des Acid8 Mk II. Sie heben sich optisch auch durch eine dezente silberfarbene Umrandung auf der Oberseite von den komplett schwarzen Potis des großen Bruders ab. Die Potentiometerfunktionen von links nach rechts: Lautstärke, Cutoff, Resonanz, Envelope, Decay und Akzent. Aufmerksame Acid8 Mk II-User werden das FX-Poti vermissen, mit dem sich die Play-Effekte so schön live inszenieren lassen. Alle Taster bieten Doppelfunktionen, die zumeist via „Shift“ ausgelöst werden, manchmal auch mit „Run“ oder gar mit dem Gedrückthalten mehrerer Tasten, was dann schon ein wenig an Twister-Finger-Akrobatik erinnert.
Anschlüsse und Lieferumfang
Auf der Rückseite befinden sich vier Miniklinkenbuchsen (Audio Out, Sync Out, Sync In und MIDI-in) und eine USB-Typ-Mini-B-Buchse, über die der Acid8 Mk III seinen Strom bezieht und Anschluß an den Computer findet. Ein extra Netzteil oder einen Netzschalter gibt es nicht. Der Miniklinkenaudioeingang ist in mono. Einen Kopfhörerausgang gibt es nicht. Man kann aber den Kopfhörerstecker nur halb in die Buchse stecken und findet dann schnell eine Position, in der beide Kopfhörermuscheln beschallt werden.
Im physikalischen Lieferumfang befinden sich neben dem Gerät noch ein USB-Kabel, ein passendes MIDI-Kabel und ein DIN-A4-Beipackzettel mit den grundlegenden Bedienfunktionen. Die englischsprachige Bedienungsanleitung ist sehr kurz und knapp formuliert, aber völlig ausreichend, da hier ohne Umschweife die jeweiligen Tastenkobinationen für alle Funktionen beschrieben werden. Noch ausführlicher wird der Acid8 Mk III im Download-Manual erklärt. Die regelmäßig angebotenen Firmware-Updates werden über den Google Chrome-Browser durchgeführt, aktuell ist Update R3 gültig.
Die inneren Werte
Innerlich entspricht der Acid8 Mk III mit seiner monophonen 8-Bit-Soundengine weitgehend dem µAcid8, allerdings mit besserem Audiowandler. Auch alle vom µacid8 bekannten Funktionen sind auf den Acid8 Mk III anwendbar. Drei 8-Bit-Wellenformen mit je vier Variationen stehen zur Verfügung: Pulse, Sägezahn und Sinus. Die beiden Varianten Normal und Distorted schaffen deutliche Veränderungen, bei Fat und Harmonized treten gleich zwei Oszillatoren an, beim ersten detuned, beim zweiten mit zusätzlicher Quinte. Wie beim µAcid8 ist das resonanzfähige Tiefpassfilter digital und nicht zur Selbstoszillation in der Lage. Für den Acid8 Mk III wurde es jedoch überarbeitet, es packt jetzt kräftiger zu. Sounds, die ein wenig wie Selbstoszillation klingen, lassen sich mit der Arp-Funktion erzeugen.
Das ist kein Arepggiator im eigentlichen Sinne, hiermit werden diese typisch-perlenden Zwitscher-Intervalle erzeugt, die ähnlich wie beim hapiNES Achtziger-Jahre-Nintendo-Feeling aufkommen lassen. Er kann aber auch zur Modulation der Sequenz dienlich sein. Ebenso wie die anderen Acid8-Varianten verfügt unser Testkandidat über eine Bitcrush-Funktion und wie der µacid8 über den „Wobbler“, eine Art LFO, der die Cutoff-Frequenz mit einstellbarer Tiefe und Geschwindigkeit moduliert. Weitere sogenannte Play-Effekte sind Stutter und Spindown. Was das ist und wie das klingt, wollen wir im Praxisteil herausfinden.