Pearl Modern Utility 12″ x 7″ und 13″ x 5″ Snaredrums Test

„Moderne Nützlichkeit“, so lässt sich die Begriffskombination Modern Utility frei übersetzen. Im Gegensatz zu anderen, im Instrumentenmarketing verwendeten Begriffen, hört sich das ziemlich nüchtern an. Nix mit Custom oder Legend, bei unseren heutigen Testmodellen soll es um die Reduktion auf’s Wesentliche gehen, den Sound und die Bedienbarkeit. Also das, was Drummer haben möchten, die einfach nur spielen wollen und nicht bereit sind, hunderte von Euros für spezielle Kesselkompositionen, farbige Hardware oder edle Finishes auszugeben. Mit den Pearl Modern Utility Stahl Snaredrums mit 14 Zoll Kesseldurchmesser haben wir uns in diesem Test beschäftigt, heute stellen wir uns die 12- und 13-Zöller aus Holz auf das Snarestativ.

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Snaredrums mit kleinerem Durchmesser als 14 Zoll werden immer noch gerne auf ihre Rolle als Sidesnare oder Effektsound reduziert, nicht zuletzt Meister wie Benny Greb, Gavin Harrison oder Ash Soan zeigen jedoch, dass es sich auch mit kleinen Modellen sehr gut spielen und klingen lässt. Für einen fetten Sound wird jedoch in allen Fällen eine solide Kesselkonstruktion sowie eine sorgfältige Verarbeitung benötigt, sonst werden die klanglichen Ergebnisse eher matt ausfallen. Wie sich unsere beiden Testkandidaten schlagen, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details & Praxis

Die Bauart ist einfach

Technisch sind die 12er und 13er Modern Utility Snares genauso aufgebaut und ausgestattet wie ihre größeren 14-Zoll-Geschwister. Ein sechslagiger, 5,4 Millimeter starker Kessel aus chinesischem Ahorn bildet die klangliche Basis, zwischen zwei Finishes kann gewählt werden. Das zum Test vorliegende 12“ x 7“ Exemplar zeigt eine schwarze, halbmatte Lackierung (satin black), beim 13x5er Modell wurde die Oberfläche klar mattiert (matte natural). SST (superior shell technology) heißt Pearl’s Kesselbauverfahren, seine Besonderheit besteht in den Überlappungen der Kesselnähte. Während diese bei den hochpreisigen Pearl-Trommeln außen glatt verschliffen sind, ist bei den Modern Utilities eine deutliche Kante fühlbar. Dass man bei der Holzauswahl zumindest optisch keine Premium-Ansprüche stellt, zeigt auch der Umstand, dass die 14×6,5er, die ich parallel im Teststudio habe, eine deutlich andere Färbung und Maserung des Naturfinishes aufweist als die 13x5er. Wer sich also zwei Snares dieser Art kauft, um sie zu kombinieren, sollte sich möglicher Abweichungen bewusst sein. Bei den Snarebeds unterscheiden sich meine beiden Testmodelle. Während die 13“ x 5“ eine gerade herunter geschliffene Vertiefung besitzt, bleibt die 45-Grad-Gratung bei der 12er erhalten.  

Fotostrecke: 4 Bilder Dünne Ahornkessel bilden die Basis aller Modern Utility Holzsnares.

Die Hardware ist ebenso leicht wie die Kessel

Das leichte und schlichte Baukonzept der Kessel setzt sich bei der Hardware-Bestückung fort. Bei der 12er kommen sechs lange Bridge-Type-Böckchen zum Einsatz, die 13er besitzt acht kürzere Versionen. Kunststoffunterlagen sollen die Böckchen vom Kessel isolieren. Reduziert geht es auch bei den Spannreifen zu, die gängigeren 2,3-Millimeter-Versionen werden bei den Modern Utilities durch 1,6-Millimeter-Ringe ersetzt. Ihre Verarbeitung und Verchromung ist insgesamt ok, auch wenn es hier und da raue Stellen gibt. Etwas rätselhaft mutet der Umstand an, dass die einfache, einseitig justierbare Abhebung und das Butt End nicht über Plastikunterlagen verfügen und auch die Stimmschrauben nur auf Metallscheiben liegen. Gerade kleine Snares werden gerne sehr hoch gestimmt, ein kratziger Lauf der Schrauben bei hohen Spannungen ist hier vorprogrammiert. Bei den Fellen kommen Remo Ambassadors UT aus China-Produktion zum Einsatz. Einfache, aber gut verarbeitete, 16-spiralige Snareteppiche sollen den Testtrommeln zu sauberer Ansprache verhelfen. Insgesamt wirken die beiden Snares recht gut verarbeitet, der „Oha, was es hier für’s Geld schon gibt“-Faktor ist allerdings nicht so stark ausgeprägt wie bei einigen Konkurrenzprodukten derselben Preisklasse. 

Fotostrecke: 4 Bilder Von brauchbarer Qualität: die 16-spiraligen Snareteppiche.

Leichte Spannreifen und eine Abhebung mit Eigenleben 

Einen großen Vorteil offenbart die schlichte Konstruktion der beiden Trommeln schon vor den ersten Schlägen. Sie sind sehr leicht und damit ideal zum Reisen geeignet. Mechanisch geben solche Snaredrums natürlich keine Rätsel auf, die Bedienung ist einfach. Zwei Dinge stören mich allerdings. Beim Hochstimmen laufen die Schrauben aufgrund der fehlenden Kunststoffunterlegscheiben erwartungsgemäß kratzig, was zum trügerischen Gefühl führt, dass die Trommeln schneller am Ende des Tuning-Spektrums angelangt sind. Hier schaffen die günstigen Polyamidscheiben aus dem Baumarkt Abhilfe, Pearl sollte sie in Zukunft aber mitliefern. Ärgerlich hingegen ist, dass die Abhebungen bei tiefen Stimmungen im ausgeschalteten Zustand leicht klappern, dieses passt nicht zum Anspruch, Arbeitstiere für den working musician zu sein. Denn der findet sich durchaus mal im Studio wieder, wo empfindliche Mikrofone derartige Geräusche schonungslos einfangen. Ansonsten gefällt mir die schnelle Stimmbarkeit der Snares, und auch die schlichten Teppiche versehen ihre Arbeit ausreichend präzise. Damit ihr den Sound der Modern Utilities beurteilen könnt, habe ich euch sowohl ein paar Soundfiles als auch ein Video aufgenommen. 

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Mehr Informationen

Sehr hohe und hohe Stimmung

Kleine Snares, hohe Stimmung. Im Gegensatz zu fetten „Eimern“ werden kleine Snares gerne hoch oder sogar sehr hoch gestimmt, dann wird es kurz und funky. Zudem können diese kleinen Trommeln dann ihren Mangel an Größe mit Durchsetzungsfähigkeit in den hohen Registern kompensieren. Wie erwartet, liefern beide Trommeln hier gute Ergebnisse. Aufgrund ihrer Tiefe tritt der Teppichsound der 12er etwas stärker in den Hintergrund als bei der 13er. 
Mehr Bauch bekommen unsere Testkandidaten, wenn man den dünnen Kesseln etwas mehr Luft zum Atmen gibt und die Stimmschrauben ein bisschen weiter heraus dreht. Beide Snares klingen jetzt saftiger und offener, die 12er zeigt deutlich ihre zwei Zoll zusätzliche Kesseltiefe, während die 13er in der Ansprache konkreter wirkt.

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12×7 – sehr hohe Stimmung 13×5 – sehr hohe Stimmung 12×7 – hohe Stimmung 13×5 – hohe Stimmung

Mittlere und tiefe Stimmung

Warum viele Drummer heutzutage auf kleine Snares als Hauptsnare zurückgreifen, verdeutlichen die Testexemplare in der mittleren Stimmung. Der 13er gelingt ein schöner Mix aus fokussierten Mitten, Druck und einer guten Ansprache, die 12er moduliert im Ausklang leicht, auch der Teppichklang wird verwaschener. Dafür geht es subjektiv etwas fetter zu als bei der 13er. 
Geht es noch tiefer herunter, verliert die 12er im Raum an Lautstärke und Präsenz, auch die Teppichansprache verliert an Fokus. In einer Aufnahmesituation hingegen gibt die kleine Trommel trotzdem einen recht überzeugenden Imitator einer wesentlich größeren Snare ab. Von Angesicht zu Angesicht bleibt die 13er präsenter und druckvoller, für richtig harte Spielweisen würde ich allerdings auch sie nicht empfehlen, dann beginnen die Kessel zu komprimieren. 

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12×7 – mittlere Stimmung 13×5 – mittlere Stimmung 12×7 – tiefe Stimmung 13×5 – tiefe Stimmung
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Knecht ruprecht sagt:

#1 - 17.03.2023 um 18:43 Uhr

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Die Verarbeitung und spannreifen könnten stabiler sein.der klang ist allerdings sehr gut im Verhältnis zum Preis.ein paar die cast hoops Und ein pure sound Teppich lassen den Klang sicherlich noch besser werden.

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