Als Journalist wird man ja – egal, in welcher Szene man arbeitet – für gewöhnlich tagtäglich mit Meldungen aller Art zugeschüttet. Echte Sensationen finden sich allerdings naturgemäß eher selten unter diesen News – das meiste ist eher dem Bereich “Tagesgeschäft” zuzurechnen. Diese Meldung jedoch musste ich zweimal lesen, um die ganze Tragweite zu überblicken: Der renommierte Edelbass-Hersteller Roger Sadowsky aus New York hat sich mit dem nicht minder renommierten deutschen Hersteller Warwick um Mastermind Hans-Peter Wilfer zusammengetan. Von fortan wird Warwick in Lizenz die hochwertigen Instrumente Sadowskys bauen und auch den weltweiten Vertrieb übernehmen!
Roger Sadowsky suchte Partner – und fand Hans-Peter Wilfer von Warwick!
Bekannt für seine extrem exquisiten Instrumente, die den höchsten Ansprüchen professioneller Musiker genügen, war Roger Sadowsky der Meinung, dass es an der Zeit war, einen Partner mit ähnlich ausgezeichnetem Ruf sowie einem hervorragendem Kundenservice zu finden, welcher ihn in seinem Business unterstützen könnte.
Angesichts seines Alters von immerhin schon 70 Jahren ist diese Entwicklung sicherlich nachvollziehbar – irgendwann wünscht man sich eben einfach mal etwas mehr Ruhe in seinem Alltag! Und siehe da: Eines Morgens Anfang Januar 2019 erwachte Sadowsky nach eigenen Angaben mit der Vorahnung, dass Hans-Peter Wilfer von Warwick möglicherweise genau dieser Partner sein könnte!
Roger Sadowsky zu Besuch bei Warwick
Nach einem Treffen der beiden Bassbau-Legenden auf der NAMM Show 2019 besuchte Roger Sadowsky zunächst die Warwick-Produktionsstätte in Markneukirchen im Vogtland. Dort traf er auch auf Marcus Spangler, den Leiter der Produktion und der Forschungsabteilung bei Framus & Warwick. Beide fühlten sich schnell über ihren gemeinsamen Glauben verbunden, dass qualitativ hochwertiges Holz stets die Grundlage für den Bau eines großartigen Instruments ist.
Für dich ausgesucht
Roger Sadowsky gibt an: “Ich begann in diesem Business als Ein-Mann-Betrieb, mit dem Luxus, meine ganze Zeit damit zu verbringen, das zu tun, was ich am liebsten mache. Als die Nachfrage nach meinen Instrumenten zunahm, verlagerte sich meine Position weit über meine Werkbank hinaus. Nach 40 Jahren Arbeit an sechs Tagen in der Woche, in denen ich das Unternehmen geleitet habe, bin ich begeistert, dass diese Partnerschaft mit Warwick es mir ermöglichen wird, meinen Fokus wieder auf maßgeschneiderte Instrumente zu richten und unsere Instrumente und Zubehörteile mehr Musikern als je zuvor vorzustellen”.
Warwick fertigt Sadowsky-Instrumente in Lizenz
Mit der neuen Partnerschaft bleibt Roger Sadowsky nach wie vor der Visionär hinter Sadowsky Guitars, wobei Warwick die Produktion und den weltweiten Vertrieb übernimmt.
Roger Sadowsky wird jedoch stets nah am Prozess bleiben und sich auf den Bereich “Research & Developement” konzentrieren: “Die Lizenzvereinbarung mit Warwick wird es mir ermöglichen, endlich wieder zu meinen Wurzeln zurückzukehren und mehr Zeit an meiner Werkbank zu verbringen, während mehr Spieler als je zuvor Zugang zu meinen Instrumenten haben werden.
Nachgehakt bei Hans-Peter Wilfer
Soweit grob wiedergegeben der Inhalt der Pressemeldung. Natürlich war meine Neugier sofort entflammt! Daher trat ich augenblicklich mit Hans-Peter Wilfer direkt in Kontakt, um ihm weitere Informationen zu entlocken!
Auf diese Weise erfuhr ich, dass Roger Sadowsky ab Juni 2020 in eine kleinere Fertigungsstätte in New York umziehen wird. Dort wird es dann auch weiterhin einen Sadowsky-Showroom geben, der aber auch gleichzeitig ein Warwick- und Framus-Showroom ist.
Sadowsky bleibt Custom-Kunden mit Sonderwünschen ebenfalls als Hersteller erhalten: In der Zukunft wird Roger mit einem kleinen Team etwa 5 bis 10 Instrumente im Monat herstellen. Diese Instrumente werden unter dem Label “Sadowsky New York” hergestellt und weltweit direkt an Endkunden (wahrscheinlich vor allem wohl gut betuchte!) verkaufen.
- MetroExpress Line, hergestellt in der Warwick-Manufaktur in China. Die Preise werden zwischen 799,- und 899,- Euro rangieren.
- MetroLine mit 100%iger Fertigung in Deutschland, vergleichbar mit der Qualität der Warwick Teambuilt-Serie (hier finden beispielsweise sehr hochwertige UV-Lacke Verwendung). Die Preise werden zwischen 2.090,- und 2.890,- Euro liegen.
- Sadowsky Masterbuilt: Diese ebenfalls zu 100% in Deutschland hergestellte Serie bildet das obere Ende der Range und ist qualitativ vergleichbar mit Sadowskys bisherigen US-Bässen. Die Instrumente verfügen beispielsweise über Tone Chambers; zudem werden hier auch Sonderanfertigungen erhältlich sein. Die Preise liegen (ohne Custom Shop Options) zwischen 3.100,- und 4.500,-.
Die Lieferzeiten werden generell zwischen 4 und 5 Monate für die deutschen Serien liegen, und die MetroExpress-Serie wird bereits im Mai/Juni 2020 das Licht der Welt erblicken. Der Verkauf per Vorbestellungen läuft nach der NAMM Show 2020 weltweit an.
Quo vadis, Sadowsky?
Uff, was für eine Neuigkeit! Unweigerlich treten aber natürlich auch Fragen über Fragen bei jedem Bassfan auf: Werden sich zukünftige Sadowsky-Modelle anders anfühlen und klingen als die bisherigen? (Zeugen berichten, dass Roger Sadowsky himself restlos begeistert sei von den ersten Instrumenten aus deutscher Fertigung!) Sind die Instrumente der MetroExpress-Serie eine interessante Option für Bassisten, die nicht allzu tief in die Tasche greifen können oder wollen? Steigt der Wert originaler Sadowsky-Instrumente aus früheren Jahrzehnten jetzt massiv? Nun, wir werden es erleben!
Klar ist: Hier findet gerade etwas ganz Besonderes statt, was für beide Hersteller, die zusammen auf gute 80 Jahre Erfahrung im Bassbau zurückblicken können, einen riesigen Schritt bedeutet – und für die Kunden ebenso!
Ganz besonderen Dank an Hans-Peter Wilfer für die zusätzlichen Informationen. Wir beglückwünschen Hans-Peter Wilfer und Roger Sadowsky zu diesem Schritt und hoffen, dass die Zukunft Großes für dieses gemeinsame Projekt bereithält!