Die britische Ska/Punk/Pop-Band Madness feierte Anfang bis Mitte der 1980er-Jahre vor allem in ihrer Heimat Erfolge. Heraus sticht aber definitiv der Song “Our House” aus dem Jahr 1982, der sich zum Welthit entwickelte und bis heute nach wie vor täglich im Radio zu hören ist. Die Lyrics handeln von einer Großfamilie, die in einem typisch englischen Reihenhaus in einer Arbeitersiedlung lebt. Trotz (oder wegen?) der chronisch knappen Kasse verbringen die zahlreichen Kinder dort eine unbeschwerte und glückliche Zeit. Diese Stimmung transportiert der Song ganz hervorragend – beim Hören stellt sich unweigerlich gute Laune ein! Für den treibenden Groove von “Our House” ist eine prägnante Bass-Figur verantwortlich, die wir heute näher betrachten wollen!
“Our House” – Video
Wie immer schauen und hören wir uns zunächst das originale Video zum Song an:
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Mehr InformationenRhythmik
Es gibt Basslines, die sich dank ihrer ausgeprägten Melodik zum Ohrwurm entwickeln. Andere wiederum erreichen diesen Effekt über den Rhythmus. Zur zweiten Kategorie gehört sicherlich der Bass von “Our House”. Das eintaktige rhythmische Pattern wird zur Verstärkung vom Piano und Bassdrum gedoppelt: Nach zwei Achteln auf der Zählzeit 1 folgen drei Noten, die jeweils die Dauer von drei Sechzehnteln haben und so schön den Viertelpuls (pro Schlag vier Sechzehntel lang) überlagern.
Auch im Chorus bleiben Madness dem Prinzip treu, dass Bass, Piano und Bassdrum den gleichen Rhythmus spielen, allerdings wird das Pattern nunmehr zur Steigerung des Kontrasts sogar einfacher und stringenter: Ein klassischer “Amsterdam”-Groove (Zählzeit 1, 2+ und 3) orientiert sich mehr am Puls und bildet gefühlt eine rhythmische Reduktion und Auflösung zur Spannung der Strophe.a
Tonmaterial
Hier gibt es wenig zu berichten, denn Tieftöner Mark Bedford spielt auf seinem Bass beinhart die Grundtöne eines jeden Akkordes. Lediglich in der zweiten Hälfte von “Our House” wird die Bassline etwas aufgelockert und es kommen einige Überleitungen ins Spiel, die hauptsächlich diatonische oder chromatische Annäherungen an den nächsten Grundton sind.
Interessant ist allerdings die Akkordfolge von “Our House”, die sich sowohl im Vers wie auch im Chorus nicht wirklich (bzw. nur mit viel Interpretation) einer Tonart zuordnen lässt. Die Akkorde C, Gm, Dm, und Fm gibt es in dieser Kombination nämlich eigentlich nicht.
Man könnte zwar meinen, dass C, Gm und Dm Stufenakkorde von F-Dur sind und der folgende Fm ein Leihakkord aus Moll, doch das wäre zumindest sehr ungewöhnlich. Man kann das Ganze aber auch von C aus denken: In diesem Fall wäre C die erste Stufe von C-Dur, und Gm bzw. Fm wären Leihakkorde aus C-Moll.
Im Chorus von “Our House” wird mit den Akkorden D, Am, Em und Gm alles lediglich um einen Ganzton nach oben geschoben, und wenig später folgen noch zwei weitere “Tonarten”. Hier stehen wir aber vor demselben harmonischen Rätsel, dass die Harmoniefolge keine Kadenz ist, die eindeutig einer Tonart zuzuordnen ist. Tsss, diese Briten! 😉
Bass-Sound
Im Video zu “Our House” spielt Mark Bedford einen Fender Precision Bass, was sich mit dem Sound der Aufnahme deckt. Der recht nüchterne und direkte Sound lässt darauf schließen, dass vermutlich direkt ins Pult oder über einen Preamp aufgenommen wurde. Ein Bassverstärker ist meiner Wahrnehmung nach nicht wirklich zu hören, könnte aber anteilig natürlich auch im Spiel sein.
Marks Basssaiten klingen nicht nach Flatwounds, haben dem Klang nach jedoch wohl schon ein paar Tage gesehen. Letztlich ist beim Basssound nichts “aus der Reihe” – man sollte hier eigentlich mit nahezu jedem passiven Bass gut zurechtkommen. Mit einem P-Bass liegt man ohnehin per se richtig, bei allen anderen Bässen könnte man den Hals-Pickup etwas mehr featuren. Ein Anheben der Mitten um ca. 700 Hz kann helfen, um dem Original noch etwas näherzukommen.
“Our House” – Transkription
Hier findet ihr die Noten/TABs sowie das von mir eingespielte Klangbeispiel.
Bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt