Das Jahr 2023 ist zu Ende und zieht man ein Fazit aus der Sicht des Effektpedal-Nerds, dann sah und sieht es zumindest in dieser Welt recht gut aus. Die einschlägigen Hersteller haben uns wieder mit diversen Leckerbissen verwöhnt, und das in der kompletten Bandbreite. Gezerrt wird nach wie vor, wobei zurzeit Amp-Pedale sehr angesagt sind. Aber auch einige Pedale aus den Kategorien Delay und Reverb, die für ganz spezielle Sounds stehen, und sogar ein EQ haben es in unsere Top-Ten geschafft.
UAFX Lion 68 Super Lead Amp
Die UAFX Amp-Pedale mit gemodelten Vox- und Fender-Amps kamen in der Gitarrenwelt erstklassig an. Aber natürlich fragten sich auch viele, wieso die Rockamp-Ikone schlechthin nicht im Portfolio vertreten war. Und die Antwort kam postwendend: Authentische Marshall-Sounds mit intuitiver Bedienung und vor allem exzellenter Ansprache und dynamischem Reaktionsvermögen bietet der UAFX Lion 68 Super Lead Amp. Und das Pedal überzeugt tatsächlich auf ganzer Linie! Dazu gelang es den Entwicklern, mit dem Super Bass Modeling einen Amp-Typ mit amtlichen Cleansounds zu integrieren, sodass der UAFX Lion 68 Super Lead Amp nicht nur für Zerr-Einsätze zu gebrauchen ist. Obwohl die ohne Frage die Schokoladenseite der kleinen Kiste sind.
Der UAFX Lion ’68 Super Lead Amp reiht sich mit drei herausragenden Marshall-Emulationen nahtlos in die Riege der bisherigen Amp-Modeler Universal Audios ein.
Für dich ausgesucht
UAFX Galaxy 74 Tape Echo
Wenn es einen Echo-Effekt-Klassiker gibt, dann heißt der Roland Space Echo. Und wer sich wundert, dass Universal Audio dessen legendären Sound im Starlight Delay Pedal nicht berücksichtigt hat, findet die guten Gründe dafür im UAFX Galaxy 74 Tape Echo. Das nämlich widmet sich gänzlich dem klassischen Vorbild, und das äußerst überzeugend. Natürlich gehört dazu die exzellente Klangqualität, aber auch die zusätzlichen Optionen zum Abstimmen des Sounds.
Das Universal Audio Galaxy ’74 Tape Echo & Reverb Pedal ist eine durchweg gelungene Nachbildung des Roland Space Echo – mit doppelter Delay-Zeit und in Stereo.
Strymon Brig Delay
Das nächste Top-Ten-Delay kommt von Strymon, einem Hersteller, der es mit seinen Schöpfungen bei unseren Tests ebenfalls häufig aufs Treppchen schafft. Das digitale Brig Delay widmet sich dem Sound der alten analogen Eimerkettenspeicher-Echos, aber mit einer Signalführung in Stereo und drei verschiedenen Modi. Verglichen mit den etwas größeren Strymon-Delays oder Reverb-Effekten zeigt sich das Brig Delay schlichter und kompakter, sollte aber deswegen keinesfalls unterschätzt werden: In seinem übersichtlichen Äußeren steckt ein variabel einsetzbares Delay mit hervorragender Klangqualität, das sowohl analoge Slapbacks als auch typische Brot-und-Butter- und träumerische Ambient-Sounds beherrscht.
Das Strymon Brig Delay erfüllt mit drei großartigen Echovarianten nahezu alle Wünsche, die man an ein modernes Eimerketten-Delay stellen kann – sogar in Stereo.
Origin Effects Revival Drive Compact
Der Origin Effects Revival Drive Compact ist eine abgespeckte Version des beliebten Revival Drive, eines Amp-in-a-Box-Pedals, das auch in unserem Test überzeugend auftrat. Die eher funktionale Compact-Version des Revival Drive beschränkt sich auf einen Kanal, der sich an der linken Seite des großen Bruders orientiert, und verzichtet auf einige Features. Allerdings wurde an die Klanggestaltung nicht Hand angelegt, und das ist auch gut so!
Der Origin Effects Revival Drive Compact liefert erstklassige Low- bis Medium-Gain-Sounds und beeindruckt mit einer Vielzahl an Sound-Shaping-Optionen. Dazu kommt die erstklassige dynamische Ansprache mit dem entsprechend positiven Spielgefühl, und seine Einsatzbreite als Booster, Overdrive oder Preamp.
Das Origin Effects Revival Drive Compact bietet nicht alle Features seines großen Bruders, aber das gleiche Feeling, eine tolle Dynamik und erstklassige Sounds.
Drybell The Engine
Das nächste Amp-in-a-Box Pedal heißt DryBell The Engine Overdrive und widmet sich dem Sound weit aufgerissener britischer Non-Mastervolume-Röhrenamps. Bei der Entwicklung dienten alte Marshall JMP-Amps aus den Jahren 1971 und 1974 sowie die hauseigene Interpretation des Range Master Treble Booster als Vorbilder. Herausgekommen ist ein Pedal, das eine breite Soundpalette von subtiler Anzerrung bis hin zu Sounds im Stile von Stevie Ray Vaughan, AC/DC, Blackmore oder Malmsteen beherrscht. Kanal A erzeugt den offenen Marshall-Sound und Kanal B liefert den EQ/Booster – alles mit authentischer Ansprache und Tonentwicklung.
Das DryBell The Engine ist ein zweikanaliges Preamp-Pedal, das sich am Sound früher Marshall JMP-Amps orientiert und im Test einen überzeugenden Auftritt hinlegt.
Boss SDE-3000 Dual Digital Delay
Ein Klassiker des Rack- und frühen Digitalzeitalters ist das Boss SDE-3000. Hier hat sich ausnahmsweise der japanische Hersteller selbst die Neuauflage in Pedalform ins Pflichtenheft geschrieben. Und das Ergebnis kann sich sehen und vor allem hören lassen: Ein kristallklarer Klang und trotzdem viel analoge Wärme und Natürlichkeit, wie man sie sich von Delaypedalen wünscht. Und das SDE-3000 Dual Digital Delay hat noch einiges mehr zu bieten, denn Chorus-, Vibrato- und Flangersounds sind sowohl als Stand-Alone-Effekte als auch auf der Delay-Fahne möglich. Ein ausgezeichnetes Delay-Pedal mit Wurzeln in den 80er-Jahren, das nicht nur Vintage-, sondern auch zeitgemäße Sounds zu bieten hat.
Das Boss SDE-3000D Dual Digital Delay führt die Tradition des legendären Roland SDE-3000 Rack-Delays fort, mit Vintage-Vibe und vielen zeitgemäßen Updates.
Strymon Cloudburst
Das Strymon Cloudburst Reverb-Pedal versteht sich als Spezialist für atmosphärische Klänge. Mit nur einem Fußschalter und fünf Potis erzeugt das Cloudburst erstklassige Ambient- und Shimmer-Reverb-Effekte, hat aber auch Room- und Hall-Sounds im Angebot. Besonders interessant ist der neu entwickelte Ensemble-Modus, der mit der Klangästhetik alter String-Synthesizer für cineastische Momente sorgt. Ein kompakter Universal-Reverb mit Ambient-Schwerpunkt.
Mit anspruchsvollen Ambient- und Hallsounds und einem hervorragenden Ensemble-Modus gelingt dem Strymon Cloudburst Ambient Reverb eine begeisternde Vorstellung.
Meris LVX Modular Delay System
Das Meris LVX Modular Delay System trägt zwar die Bezeichnung Delay im Namen, aber seine Möglichkeiten gehen weit über die Sounds eines „normalen“ Delays hinaus. Das Angebot an Einstellmöglichkeiten und das Kombinieren von Effekt-Algorithmen ist absolut überwältigend, dazu die überragende Klangqualität. Mit diesem Gesamtpaket empfiehlt sich das Pedal vor allem für Soundtüftler, die auf der Suche nach neuartigen Effektsounds auf Basis eines Delays sind. Und das müssen nicht immer nur Gitarristen sein.
Das Meris LVX Modular Delay System verfügt nicht nur über eine neuartige Bedienoberfläche, es überzeugt auch auf ganzer Linie als kreatives Delay-Tool.
VS Audio Platinum Overdrive Preamp
Auch der griechische Hersteller VS Audio widmet sich dem Thema Marshall-im-Pedalformat. Allerdings geht es beim VS Audio Platinum Overdrive Preamp im Gegensatz zu den anderen hier vorgestellten Pedalen um den Silver Jubilee. Und das Ergebnis ist ausgezeichnet. Die typischen höhenbetonten Medium- bis High-Gain-Sounds des Vorbilds sind im Angebot, das Pedal verhält sich im besten Sinne „amp-like“ und besticht mit vorbildlicher Dynamik und schneller Ansprache. Dazu die – wie vom Silver Jubilee bekannt – extrem wirkungsvolle EQ-Sektion. Auch der Presence-Toggle und die schaltbare zweite Gain-Ebene sind integriert und runden das Bild einer gelungenen Nachbildung des Originals ab.
Das VS Audio Platinum Overdrive Preamp Pedal widmet sich dem Sound des Marshall Silver Jubilee und setzt die Eigenschaften des legendären Vorbilds erstklassig um.
Empress Para EQ MKII
Mit dem Empress Para EQ MKII präsentiert sich der „Exot“ unserer Top-Ten-Riege, die ansonsten überwiegend mit Overdrives und Delay/Reverb-Pedalen besetzt ist. Klar, ein EQ arbeitet in der Regel erheblich unspektakulärer als beispielsweise ein Ambient-Reverb, aber er kann einiges bewirken, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Und das ist beim Empress Para EQ MKII der Fall. Bei ihm handelt es sich um einen hervorragend klingenden, äußerst rauscharmen und vielseitig einsetzbaren parametrischen Equalizer. Dank seines weiten Frequenzbereiches, seiner variablen Filtergüte (Q) und bis zu 15 dB Boost- und Cut-Reserven bearbeitet er das Signal mit geradezu chirurgischer Präzision. Dazu kommen 30 dB Signalanhebung, die auch für ausreichend Zerre sorgen können, und das mit einer bis ins Detail definierten Steuerung des Frequenzbereiches.
Doomsday sagt:
#1 - 30.01.2024 um 18:29 Uhr
Und wie schon im letzten Jahr, kein Brot- und Butter-Pedal für unter 200 Euro dabei. Was soll das?