Wenn es um Countrymusik geht, scheiden sich die Geister: Die einen lieben diesen uramerikanischen Musikstil, dessen Geschichte jene des Rock’n’Roll kreuzt, andere stören sich am erdigen Redneck-Image und den teils schlicht wirkenden Texten. Abgesehen davon, dass es auch in dieser Musikrichtung eine enorme Bandbreite gibt, können wir Schlagzeuger daraus eine Menge lernen. Zum Beispiel den berühmten Trainbeat!
Der kommt natürlich nicht in allen Country-Songs vor, trotzdem ist er so etwas wie ein Markenzeichen, und es gibt kaum einen Rhythmus, den auch der musikalische Laie so schnell einem Stil zuordnen kann. Das liegt nicht nur an seinem unverkennbar stampfenden Puls, sondern auch an der schönen Dynamik der in Sechzehntelnoten gespielten Snaredrum-Figur. Wer den Trainbeat beherrscht, hat zudem meistens schnell eine beinahe unendliche Vielfalt an möglichen Akzenten parat, die das eigene Spiel genreübergreifend enorm bereichern. Zeit, die Rods aus dem Halfter zu ziehen und loszulegen!
Der Song
Ja, ihr habt richtig gelesen, unser Play-Along begleite ich mit Rods, das sind diese aus dünnen Holzstäbchen gebündelten Sticks, welche den Anschlag deutlich leiser und gleichzeitig etwas besenartig machen. Der Sound passt bestens zum Song und zur Stilistik allgemein, denn er klingt noch mehr nach Dampflok (daher auch der Name Trainbeat) und lässt die Anschläge der Snaredrum schön ineinander übergehen.
Hier spiele ich durchgehende Sechzehntelnoten auf der Snare, der Handsatz bleibt den ganzen Song über im Rechts-Links-Schema. Betont wird dabei jede zweite rechte Hand (wenn ihr Linkshänder seid, drehen sich die Angaben natürlich um). Das wären alle „und“-Zählzeiten, also vier Schläge pro Takt. Falls euch das Pattern bekannt vorkommt, könnte dies daran liegen, dass es euch als dritte Zeile der beliebten Moving Accents Dynamikübung schon das ein oder andere Mal begegnet ist. Für Abwechslung sorgt ein weiterer Akzent, welcher in jedem zweiten Takt auf der Zählzeit „Drei de“ passiert. Mit der Bassdrum spiele ich durchgehende Viertelnoten.
Der erste Refrain entspricht der ersten Strophe, es gibt nur zwei kleine Veränderungen. Da wäre einerseits die auf den „und“-Zählzeiten getretene, mit einem Jingle-Ring versehene, Hi-Hat, außerdem wiederholt sich die Akzentvariation der Strophe jetzt taktweise und lässt den Refrain etwas geschäftiger wirken.
Für dich ausgesucht
Während die zweite Strophe der ersten gleicht, habe ich die Bassdrum-Arbeit im zweiten Refrain etwas erweitert. lle zwei Takte addiere ich einen Schlag auf der Zählzeit „Vier und“. Von der Koordination her ist das nicht ganz ohne, klingt aber gut und ist der Weg zu erweiterter Unabhängigkeit zwischen Bassdrum und Snaredrum-Sechzehnteln. Bei mir klingt die Sache so:
Beginner-Tipp
Sollte dieser Workshop eure erste trommlerische Begegnung mit dem Trainbeat sein, werdet ihr zunächst vielleicht Schwierigkeiten mit dem Tempo und der Dynamik der Snaredrum haben. Die oben schon kurz erwähnte Superübung namens „Moving Accents“ ist ein wirklich guter Weg, dynamische Sechzehntel-Beats und Fill-Ins zu meistern. Spielt dafür am besten erst einmal mit normalen Sticks, denn damit erzielt ihr einen größeren Dynamikumfang. Für einen fließenden Sound ist es auch wichtig, die Spielhöhe der Schläge konstant zu halten: die leisen Schläge sollten aus etwa zwei bis maximal fünf Zentimetern Höhe aus dem Handgelenk auf das Fell fallen, für die lauten empfiehlt sich der 90 Grad-Winkel. Bitte keine zusätzliche Kraft anwenden, den Stock also nicht aktiv ins Fell schlagen.
Profi-Tipp
Beim mit Rods gespieltem Trainbeat ist die Bassdrum eher dezent, darum solltet ihr versuchen, ihre Lautstärke unabhängig von den Händen zu justieren, um ein authentisches Feeling zu bekommen. Denkt euch auch Variationen des Trainbeats aus, gut klingen zusätzliche Akzente zum Beispiel auch auf der „Drei e“. Hier sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt, sofern ihr die Dynamik schön herausarbeitet.
Verwendetes Equipment
Country-Musik lässt sich mit jedem Drumset spielen, den Sound macht hier der Trommler, zumal der Trainbeat eigentlich sowieso nur eine Bassdrum und eine Snaredrum braucht.
Und so kam eine (sehr leise) gespielte Wahan Buche Bassdrum in 20×17 Zoll zum Einsatz, welche ich noch nicht einmal separat abgenommen habe. Bei der Snare habe ich auf eine alte Ludwig Pioneer 14×5 zurückgegriffen, leicht gedämpft, mitteltief gestimmt. An Blech gab es eine Masterwork Troy Hi-Hat in 14 Zoll sowie ein Bosphorus Samba Ride in 22 Zoll.
Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Bahnfahren!
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Play-Alongs zum Mitspielen
Jetzt seid ihr dran. Hier findet ihr das Play-Along mit und ohne Drums, einmal nur mit Einzähler, einmal mit durchgehendem Clicktrack.
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