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10 Recording-Tipps und Tricks, die eure Aufnahme besser machen – Teil 1

Einige der Fehler, die bei der Aufnahme-Session gemacht werden, sollten unbedingt vermieden werden. Das kann helfen, die Vorgänge im Editing und Mixdown deutlich zu beschleunigen und besser klingende Musik-Produktionen abzuliefern. Und keiner von diesen Production-Tipps kostet Geld!

c: Balduk Andrey, Shutterstock
c: Balduk Andrey, Shutterstock

Fehler 1: Die Klangquelle ignorieren – Instrumente, Musiker und Raum machen den Sound!

Viele Top-Producer haben in Interviews darauf hingewiesen, trotzdem passiert der Fehler vielen Amateur-Engineers immer wieder: Allzu gern wird vergessen, dass es nicht primär auf das Equipment ankommt, sondern auf das Instrument, den Musiker und den Raum. Gerade mit Blick auf Low-Budget-Produktionen ist das eigentlich unverständlich – schließlich kostet es nichts, ein Instrument einzustellen, die Spielweise anzupassen oder ein paar Möbel zu bewegen, um die Akustik zu verbessern!

Die Akustik in Aufnahmeräumen – ob nun beim Homerecording im Wohnzimmer oder im professionellen Studio – kann mit Matratzen, Decken, Sesseln und anderen Möbeln schnell und einfach verändert werden.
Die Akustik in Aufnahmeräumen – ob nun beim Homerecording im Wohnzimmer oder im professionellen Studio – kann mit Matratzen, Decken, Sesseln und anderen Möbeln schnell und einfach verändert werden.

Tipps & Tricks:

Arbeite an der Quelle

Hör dir das Instrument oder das Ensemble, das du aufnehmen willst, akustisch genau an und stell dir die Frage, ob es schon so klingt, wie du es dir vorstellst. Falls nicht, versuche immer zuerst, das Problem an der Quelle zu beseitigen, und zwar bevor du überhaupt anfängst Mikrofone aufzustellen. Die Producerin Trina Shoemaker meint: “Es geht nicht darum, einen tollen Sound zu erschaffen. Es geht darum, einen tollen Sound einzufangen, der schon da ist.” Natürlich gibt es gerade in kleinen Studios viele Stolpersteine und Hindernisse und der perfekte Klang gelingt nicht immer. Aber wenn man dieses Ziel im Hinterkopf hat und die eigene Arbeitsweise daran ausrichtet, ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass man am Ende ein vernünftiges Signal ins Mikrofon bekommt.

Behalte den Zusammenhang im Kopf

Eine Klangquelle solo anzuhören kann dabei helfen, technische Probleme aufzuspüren. Ein für sich genommen toller Klang nützt aber wenig, wenn er sich nachher nicht in den Gesamtsound einfügt. Triff keine grundlegenden Entscheidungen über den Klang von Einzelinstrumenten, während der Solo-Knopf gedrückt ist!

Frag’ die Musiker

Wenn das Mikrofonsetup, für das du dich entschieden hast, sich nicht sofort gut anhört (bevor du zum EQ greifst!), nimm eine kurze Passage auf, hör sie gemeinsam mit dem Musiker an und besprich im Team, wie man den Sound verbessern könnte. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Ideen sprudeln: Ein Gitarrist stellt vielleicht seinen Amp anders ein oder nimmt ein anderes Plektrum, ein Keyboarder kann andere Voicings spielen oder ein paar Parameter eines Synthesizers justieren und ein Sänger würde vielleicht vorschlagen, nasaler oder hauchiger zu singen. Kein Recording-Engineer kann sich mit allen Instrumenten perfekt auskennen – also fragen wir doch einfach diejenigen, die sie spielen! Ganz davon abgesehen ist es generell keine schlechte Idee, die Musiker zu ermutigen, sich mit ihrem eigenen Sound kritisch auseinanderzusetzen, weil sie darauf oft instinktiv reagieren und ihre Spielweise dem Arrangement anpassen (und dir damit letztlich etwas Mixing-Arbeit abnehmen!).

Unterstütze den Sänger

Sorge dafür, dass es Wasser mit Zimmertemperatur zu trinken gibt. Die Tageszeit kann bei Gesangsaufnahmen einen gewaltigen Unterschied machen. Der Klang der Stimme verändert sich, während sie sich aufwärmt, ihren Höhepunkt erreicht und schließlich müde wird. Mit etwas Planung kann man alle diese Dinge zum Vorteil einer Aufnahme nutzen.

Beziehe den Raum mit ein

Vergiss nicht, das akustische Potenzial der Umgebung zu erforschen und zu nutzen. Gibt es vielleicht eine andere Ecke im Aufnahmeraum, in der der Sound besser ist, oder gar einen rundum besseren Raum? Wie wäre es, wenn du die Sessel entfernst und den Teppich aufrollst um den E-Gitarrensound zu verbessern? Oder wenn du ein paar Decken aufhängst um störende Übersprechungen in den Griff zu bekommen? Diese Maßnahmen kosten nichts und können größere Auswirkungen auf das klangliche Ergebnis haben als alles Equipment der Welt, also verschenke sie nicht!

Kontrolliere häufig die Stimmung

Überprüfe das Tuning vor jedem Take. Das dauert nur eine Minute und kann dir viele Stunden der nervenaufreibenden Nachbearbeitung ersparen.

Fehler 2: Standard-Templates beim Recording – verlockend, aber oft unpassend

Man muss nicht lange googeln, um dutzende Vorschläge für die Mikrofonierung aller erdenklichen Instrumente zu finden, aber solche Templates können gerade in kleinen Projektstudios erheblichen Schaden anrichten. Die schlimmsten Aufnahmen, denen ich bisher begegnet bin, stammten von Leuten, die ein irgendwo beschriebenes Standard-Setup zu wörtlich genommen hatten. Das große Problem mit Mikrofonie-Templates ist, dass man überhaupt nicht wissen kann, ob die vorgeschlagenen Mikrofone und Positionen überhaupt zur eigenen Musik passen. Außerdem stammen viele der beschriebenen Techniken aus großen, kommerziellen Studios (und häufig aus der Zeit von Tonbandaufnahmen) und brechen oft in sich zusammen, wenn man versucht sie auf die kleineren Räumlichkeiten und das eingeschränkte Equipment eines Projektstudios anzuwenden. Ich habe sogar oft erlebt, dass Mikrofon-Setups für die Bühne gedankenlos ins Studio übertragen wurden, obwohl sie in aller Regel die Vermeidung von Feedback in den Vordergrund stellen und nicht so sehr die Klangqualität. Unabhängig davon, wie man zu Standardmikrofonierungen steht, gilt gemeinhin: Es geht nicht so sehr darum, wo man die Mikrofone zunächst hinstellt. Was zählt ist, wie man die Positionen dann anpasst, je nachdem, was auf den Monitoren zu hören ist.

Haltet euch nicht eisern an Standards, weder bei der Aufstellung von Mikrofonen noch anderen Vorgehensweisen beim Recording, die als "üblich" gelten.
Haltet euch nicht eisern an Standards, weder bei der Aufstellung von Mikrofonen noch anderen Vorgehensweisen beim Recording, die als “üblich” gelten.

Tipps & Tricks:

Experimentiere IMMER mit den Mikrofonen

Ich schätze, dass 90 Prozent der Mikrofonauswahlen und -positionen bei typischen Projektstudio-Sessions verbessert werden könnten. Also sollte es die Regel und nicht die Ausnahme sein, dass man Mikrofone auswechselt und/oder ihre Position justiert – egal, ob man nun von einem Standardsetup ausgeht oder nicht. Dabei kann es helfen, bei der Aufnahme auf den Einsatz von EQs zu verzichten. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, in dieser Phase die Stühle vom Mischpult oder der DAW wegzurücken und im Stehen zu arbeiten, einfach weil es mir viel schwerer fällt, immer wieder hinüber zu gehen und die Mikrofone anzupassen, wenn ich mich dafür jedes Mal aus einem bequemen Sessel erheben muss.

Vergleiche

Gewöhne dir an, die Klangquelle immer wieder akustisch anzuhören. Das ist etwas, was viele bekannte Engineers predigen. “Sitz nicht einfach im Regieraum,” sagt zum Beispiel Bruce Swedien. “Geh rüber und hör dir an, wie es dort klingt.” Das beste Mittel dagegen, auf unpassende Standard-Setups hereinzufallen, ist es, das aufgenommene Signal immer wieder mit der akustischen Realität zu vergleichen. Das kann ermüdend und auch ein bisschen deprimierend sein, aber es gibt nichts, was deine Recording-Skills besser schult.

Löse Probleme vor dem Mixdown

Das größte Warnsignal, wenn jemand mit Standard-Setups arbeitet, ist der Satz: “Das wird dann ja noch abgemischt.” Klar, in der Mischung geht es darum, eine Aufnahme möglichst gut klingen zu lassen. Aber wenn der Funke bei deinem ersten Roughmix während der Aufnahmesession noch nicht überspringt, dann kommst du nicht darum herum, weiter mit den Mikrofonen zu arbeiten! Es ist eine grandiose Zeitverschwendung, den Sound im Mix reparieren zu wollen, weil es während der Aufnahme so viel mehr Möglichkeiten zur Gestaltung gibt. Trevor Horn sagte einmal: “Der Mixdown ist der schlechteste Zeitpunkt für alles.”

Benutze deine Ohren

Wenn gängige Standard-Setups also nichts taugen, wie findet man dann einen Ausgangspunkt für die Mikrofone und Positionen? Am besten ist es, einfach den Ohren zu folgen. Bei der Wahl des Mikrofons können Online-Vergleiche helfen, wie zum Beispiel Vergleichstests von Kleinmembran-Kondensatormikrofonen oder Großmembranern.

Fehler 3: Der erste Take ist nicht immer der beste – viel Aufnehmen und akribisch sein!

Weil so viele große, professionelle Studios aufgeben mussten, gibt es heute viel weniger Möglichkeiten für junge Produzenten, den erfahrenen Veteranen bei der Arbeit zuzuschauen. Zwar kann man sich vieles selbst aneignen, ohne in einem Studio die Bleistifte spitzen und die Aschenbecher leeren zu müssen, aber eines nicht: die Genauigkeit und Akribie, mit der die Profis Performances und Aufnahmen entwickeln, gestalten und umsetzen. Hochwertige Lead Vocals in Top-Qualität sind wahrscheinlich das deutlichste Merkmal einer in diesem Sinne professionellen Produktion. Ich schätze, dass dieses Qualitätsniveau bei neun von zehn Amateur-Produktionen hauptsächlich deshalb nicht erreicht wird, weil während der Aufnahme- und Editierungsphasen zu ungenau vorgegangen wird.

Zuhören ist enorm wichtig. War dieser Take der beste? Oder der davor? Kann man kombinieren oder sollte man Punch-Ins machen? Insofern ist es immer gut, beim Recording wirklich "nah" am Geschehen zu sein.
Zuhören ist enorm wichtig. War dieser Take der beste? Oder der davor? Kann man kombinieren oder sollte man Punch-Ins machen? Insofern ist es immer gut, beim Recording wirklich “nah” am Geschehen zu sein.

Tipps & Tricks:

Hören, bewerten und handeln

Hör dir jeden Take einer Aufnahme genau an und bewerte ihn kritisch. Gibt es kleine Fehler, die man flicken könnte? Ist die zweite Strophe genauso musikalisch gespielt oder gesungen wie die erste? Gibt es Stellen, wo der Groove treibt oder schleppt? Finde den Tastatur-Shortcut deiner DAW für das Erstellen von Markern heraus und markiere damit beim Hören alle fragwürdigen Stellen, damit du nichts vergisst. Mit der manuellen Punch-in-Funktion der DAW solltest du dich auch vertraut machen. Das schnelle Flicken kleiner Fehler per Punch-in geht meistens schneller, als wenn man längere Takes aufnimmt und einzeln editiert.

Takes vergleichen

Für den Leadgesang in allen Chart-kompatiblen Stilen würde ich empfehlen, mindestens vier Takes aufzunehmen und den Master-Take aus den besten Passagen zusammenzusetzen (“comping”). Bei vielen kommerziellen Mainstream-Produktionen werden die Lead Vocals in stundenlanger Arbeit aus mehr als einem Dutzend Takes zusammengebaut. Egal, wie weit du es treiben möchtest, hier ist ein Vorschlag zum Zeit sparen: Nimm nicht einfach immer weiter auf, ohne dir die einzelnen Takes zwischendurch anzuhören. Wenn klar ist, dass ein neuer Take besser ist als ein älterer, kannst du den alten löschen und ersparst dir Arbeit beim Editieren. Wenn man schon während der Aufnahmesession gemeinsam mit dem Künstler die Takes kritisch anhört, bewertet und vergleicht, kann das übrigens auch ein Ansporn für immer bessere Performances sein.

Gib dich nicht zufrieden

Wenn du dich dabei ertappst, dass du Dinge sagst wie “das passt schon” oder “das fixen wir später”, solltest du misstrauisch werden. Ein anderes Warnsignal ist es, wenn du das Bedürfnis verspürst, immer mehr Overdubs hinzuzufügen. Das deutet oft darauf hin, dass die bisherigen Spuren noch nicht überzeugend genug sind. Je besser die Performances, desto leichter fällt es, das Arrangement sparsam zu belassen. Verzichte auch darauf, den Roughmix während der Aufnahme- und Editiersessions mit zuviel Hall oder Delay zu versüßen – das erschwert das Aufspüren der weniger gelungenen Passagen.

Fehler 4: Überall Kondensatormikrofone – auch mal mit Dynamischem oder Bändchenmikro aufnehmen!

Die Flut günstiger, in großer Stückzahl hergestellter Kondensatormikrofone hat entscheidend zur Projektstudio-Revolution beigetragen. Mit ihrer klaren Abbildung der Höhen und ihrer Empfindlichkeit liefern Kondensatormikros knackige, saubere Aufnahmen von beinahe jeder Klangquelle – kein Wunder, dass sie so populär sind. Viele Leute setzen sie aber übermäßig ein (vielleicht, weil ein Kondensatormikrofon “profimäßiger” wirkt?) und erhalten die Quittung in Form eines eindimensionalen Klangs.

Es müssen nicht immer Kondensatormikrofone sein. Klassische dynamische Mikros können auch eine Menge!
Es müssen nicht immer Kondensatormikrofone sein. Klassische dynamische Mikros können auch eine Menge!

Tipps & Tricks:

Vorsicht vor höhenlastigen Mikrofonen

Mit Mikrofon-Setups, die aus der Zeit von Tonbandaufnahmen stammen, ist Vorsicht geboten, weil man damals gern die Höhen während der Aufnahme überbetont hat. Durch den Einsatz von höhenbetonten Kondensatormikrofonen wollte man den durch das Aufnahmemedium bedingen Höhenverlust ausgleichen. “Wenn man auf einem digitalen Medium aufnimmt,” sagt zum Beispiel Mick Glossop, “kann man nicht davon ausgehen, die gleichen Mikros wie bei einer analogen Aufnahme zu verwenden.” Die Renaissance von Bändchenmikrofonen in Profikreisen bestätigt das, weil sie an der Quelle einen viel geschmeidigeren Klang liefern. Viele Besitzer von Projektstudios scheinen aber immer noch davor zurückzuschrecken, obwohl auch Bändchenmikrofone stark im Preis gesunken sind. Ein Grund dafür könnte ein Misstrauen gegenüber der Achter-Richtcharakteristik der meisten Bändchenmikros sein. Woran es auch liegen mag – ich vermute, dass das ein Grund dafür ist, dass Drum-Overheads, Akustikgitarren, Streicher und Bläser bei vielen Mixes aus Heimstudios so schmerzhaft blechern klingen.

Probiere verschiedene Mikrofone, bevor du einen EQ verwendest

Versuche, bei der Aufnahme wie ein Mixing Engineer zu denken. Statt mit einem EQ formst du den Klang mit der Auswahl des Mikrofons. Das Ziel ist es verschiedene Sounds so kontrastreich zu gestalten, dass sie im Mix nicht miteinander in Konflikt kommen. Für mich kommen an diesem Punkt dynamische Mikrofone voll zur Geltung, weil man mit ihnen für ein bestimmtes Budget eine viel größere Klangpalette erhält als mit Kondensatormikros. Während die meisten von uns ein Shure SM57 oder SM58 und vielleicht ein AKG D112 herumliegen haben, gibt es in der Preisklasse von etwa 300 bis 600 Euro noch jede Menge andere hervorragende Optionen, wie etwa das Beyerdynamic M88, Electro-Voice RE20 und RE320, Heil Sound PR30 und PR40, Sennheiser MD421 und MD441 oder das Shure SM7B, um nur einige zu nennen.

Fotostrecke: 8 Bilder Shure SM57 – Tauschspulenmikrofon-Klassiker

Beachte die Transienten

Tonbandmaschinen waren vergleichsweise schlecht darin, die Transienten zu bewahren. Zum Ausgleich dafür war es nicht ungewöhnlich, zum Beispiel Percussion aus nächster Nähe mit Kleinmembran-Kondensatormikrofonen aufzunehmen. Das kann bei einem digitalen System fatal sein, weil man am Ende nur noch die Transienten hört und der Körper des Instruments verloren geht. Dynamische oder Bändchenmikrofone sind in dieser Hinsicht unauffälliger und liefern für gewöhnlich einen fetteren, “mischbareren” Sound.

Suche für jede/n Sänger/in individuell das passende Mikrofon aus

Viele Amateur-Engineers neigen dazu, für Lead Vocals automatisch zu einem Kondensatormikrofon zu greifen. Scharfe, zu helle Vocals begegnen mir in den “Rettungsprojekten” oft, und in vielen Fällen hätte das Problem durch den Einsatz eines dynamischen Mikros vermieden werden können. Viele berühmte Studio-Gesangsaufnahmen wurden mit dynamischen Mikrofonen gemacht. Das Shure SM57 und das SM58 haben eine lange Erfolgsgeschichte bei kräftigen Rockstimmen, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Phil Collins verwendete zum Beispiel jahrelang bevorzugt ein Beyerdynamic M88, und mehrere Songs auf Michael Jackson’s “Thriller” wurden mit einem Shure SM7 aufgenommen. Auch das Electro-Voice RE20 hat sich immer wieder als Gesangsmikrofon bewährt, zum Beispiel für die Frauenstimmen auf Fleetwood Mac’s “Rumours” und den Leadgesang von Stevie Wonder auf “I Wish”.

Fehler 5: Kopfhörer – Innotationsprobleme beim Kopfhörer-Monitoring & Co.

Das Monitoring über Kopfhörer ist die Keimzelle vieler Probleme, die ich auf Projektstudio-Aufnahmen höre. Intonationsprobleme sind die offensichtlichste Nebenwirkung von schlechtem Kopfhörer-Monitoring, aber es kann sich auch auf die tonale und emotionale Qualität der Darbietung auswirken. Hinzu kommt, dass das unnatürliche Abhören über Kopfhörer die Fähigkeit einer Band zum Zusammenspielen beeinträchtigen kann, was wiederum dazu führt, dass man die Balance des Ensembles im Mix mit viel Nachbearbeitung und Automation stabilisieren muss.

Wichtiger als die beste Kanaltrennung bei der Aufnahme und die Vermeidung von Headphone-Spill bei der Aufnahme ist eine gute Performance!
Wichtiger als die beste Kanaltrennung bei der Aufnahme und die Vermeidung von Headphone-Spill bei der Aufnahme ist eine gute Performance!

Tipps & Tricks:

Finde und eliminiere Probleme mit dem Kopfhörermix

Wenn ein Künstler bei Overdubs Schwierigkeiten mit der Intonation hat, kann das an der Kopfhörermischung liegen, also setz’ dir die Kopfhörer auf und überprüfe den Mix. Die häufigsten Fehler sind ein zu leiser Backing-Track, sodass der Künstler sich nicht am Tuning der anderen Instrumente orientieren kann, oder eben ein zu lauter Backing-Track, sodass der Künstler sich selbst schlecht hört und seine Intonation nicht beurteilen kann. Vor allem bei Gesang kommt es auch stark auf die Latenz an, denn selbst kleinste Verzögerungen können zu einem Kammfiltereffekt zwischen dem Monitorsignal und den Schwingungen führen, die durch die Knochen direkt ins Ohr dringen. Die einfachste Lösung ist es, den Sänger zu bitten, sich akustisch abzuhören, indem er eine Muschel des Kopfhörers abnimmt. Für gewöhnlich ist es aber besser, mit einem Zero-Latency-Monitorsystem zu arbeiten, bei dem keine Verzögerungen auftreten.

Erkenne die Warnsignale

Eine zaghafte Darbietung kann darauf hindeuten, dass der Künstler sich selbst zu laut auf dem Kopfhörer hört. Hingegen führt es oft zu einem angestrengten Ton und schneller Ermüdung, wenn jemand sich selbst nicht gut genug hören kann. Weil Künstler oft nicht von sich aus um Änderungen der Kopfhörermischung bitten, ist es wichtig, diese Warnsignale zu erkennen.

Gib jedem das richtige Verhältnis

Vermeide es bei der Aufnahme von Gruppen, automatisch jedem einen Kopfhörer aufzusetzen und mit allen Signalen zu versorgen. Mach dir Gedanken darüber, wer ihn wirklich braucht und was darauf zu hören sein sollte. Wenn die Band mit Klick spielt, gib zum Beispiel nur dem Drummer den Klicktrack auf den Kopfhörer und lass die anderen sich am Schlagzeug orientieren, so wie sie es auch auf der Bühne täten. Wenn der Sänger in einer Kabine isoliert wird, brauchst du dem Rest der Band eventuell nur die Vocals auf die Kopfhörer zu geben statt den kompletten Mix. Jeder sollte ein natürliches Verhältnis hören, wenn er nur eine Ohrmuschel aufsetzt, zumindest wenn die Instrumente nicht zu weit voneinander entfernt platziert sind.

Vielleicht geht es auch ohne Kopfhörer

Die Möglichkeit des Monitorings über Lautsprecher sollte nicht vorschnell verworfen werden, besonders bei Sängern mit wenig Studioerfahrung, die sich mit Kopfhörern oft nicht wohl fühlen. Normalerweise würde ich dem Monitorsignal dann keinen Gesang beimischen. Wenn sich der Sänger nicht gut hören können, kannst du versuchen einen Reflektor neben dem Mikrofon zu platzieren, der etwas Schall zurückwirft (Ein Klemmbrett auf einem Notenständer macht den Job überraschend gut!). Auch bei einer Ensemble-Aufnahme kannst du dem Sänger mit einer solchen Konstruktion helfen sich selbst besser zu hören.

Demnächst gibt es fünf weitere Recording-Tipps, die dir das Leben im Mixdown einfacher machen können – und eine besser klingende Mischung ermöglichen!

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c: Balduk Andrey, Shutterstock

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capmaster sagt:

#1 - 27.01.2020 um 15:23 Uhr

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Hier zitiere ich mehrfach aus "Tipps & Tricks" zu Fehler 5 und kommentiere diese Zitate.
Zitat 1: "Vor allem bei Gesang kommt es auch stark auf die Latenz an, denn selbst kleinste Verzögerungen können zu einem Kammfiltereffekt zwischen dem Monitorsignal und den Schwingungen führen, die durch die Knochen direkt ins Ohr dringen." Das ist leider allzu richtig, und hier zählt nicht nur jede Millisekunde, sondern schon Mikrosekunden - die Aussage "kleinste Verzögerungen" ist nicht übertrieben.
Zitat 2: "Die einfachste Lösung ist es, den Sänger zu bitten, sich akustisch abzuhören, indem er eine Muschel des Kopfhörers abnimmt." Das ist eine Notlösung bei mangelhafter Ausrüstung, die ein rein analoges Mithören nicht gestattet.
Zitat 3: "Für gewöhnlich ist es aber besser, mit einem Zero-Latency-Monitorsystem zu arbeiten, bei dem keine Verzögerungen auftreten." Das ist leider nicht genug, denn Hersteller nutzen teilweise noch immer die strenggenommen zutreffende, aber missverständliche Definition von Latenz für unlautere Werbung. Bei Wandlern spricht man nämlich von Gruppenlaufzeiten, in der digitalen Verarbeitung von Latenz. Tritt letztere nicht auf, darf das als "Zero Latency" bezeichnet werden. Die Wahrheit aber ist, dass die Gruppenlaufzeiten einer Sigma-Delta-A/D/A-Wandlerkette typischerweise 1,36 Millisekunden betragen, was etwa 60 Abtastwerten @ 44,1 kHz entspricht. Unser Gehör ist aber auf die rund 350...400 Mikrosekunden eingestellt, die zwischen Mund und Ohrmuscheln liegen. Im Klartext: Sängerinnen und Sänger bekommen Kammfilter auf die Ohren, infolge derer manche Töne völlig ausgelöscht werden, andere hingegen doppelt so laut sind. Intonation und Dynamik sind so nicht beherrschbar. Ein Mikrofon in 12...15 Zentimetern vor dem Mund oder - mit Vorteil - vor der Stirn und in Kugelcharakteristik mit einem rein analogen (!) Monitor-Signalweg und in der Mitte angeordnet schafft natürliche Mithörbedingungen für Sängerinnen und Sänger. Dafür setze ich Mikrofon-Signalsplitter und analoge Mischer ein.

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