Eigentlich wollten die zwei Musikerinnen der Band Seemannstochter am Ostersonntag über ein Livestream-Konzert Geld für den guten Zweck sammeln und ganz nebenbei die trübe Stimmung aufgrund der Corona-Krise zumindest kurzzeitig vergessen machen. Als besondere Location für das über Facebook übertragene Konzerte hatten sich die Violinistin Coco Düppers und die Sängerin Julia Böttcher-Andresen ihren Balkon ausgesucht – mit bestem Blick auf den sonnengefluteten Hamburger Hafen.
Womit die Beiden nicht gerechnet hatten: Schon nach wenigen Tönen blieben die ersten schaulustigen Spaziergänger auf dem Gehweg unter dem Balkon stehen um dem Konzert zu lauschen. In Zeiten des Corona-bedingten Lockdown ist das natürlich verboten. Es dauerte also nicht Lange bis eine Polizeistreife die doch recht kleine und eigentlich auch den gebotenen Sicherheitsabstand wahrende Menschenmenge ausmachte und das Konzert vorzeitig beendete.
Zunächst nahmen es die Musikerinnen noch mit Humor und kündigten eine baldige Wiederholung des Online-Konzertes bei geschlossener Balkontür an. Doch nun flatterte knapp einen Monat nach dem illegalen Balkonkonzert die Rechnung der Stadt Hamburg ins Haus: 1.053,50€ Strafe sollen die bereits von den Auswirkungen der Corona-Krise gebeutelten Musikerinnen berappen. In der Hamburger Morgenpost kündigte der Manager der Band, Ole Andresen, bereits an das Bußgeld nicht zahlen zu wollen und Einspruch gegen die seiner Meinung nach ungerechte Behandlung seiner Band einlegen zu wollen.
Ironischerweise erschien erst am vergangenen Wochenende die neue Single von Semannstochter mit dem Titel “Jetzt erst recht”. Immerhin eine (vorerst) kostenfreie Promo-Aktion brachte der Trubel rund um das Balkonkonzert der Band nun also ein.
John sagt:
#1 - 19.05.2020 um 18:01 Uhr
In nur wenigen Monaten hat sich unser Land von einer offenen und bunten Gesellschaft in einen Überwachungs- und Verbotsstaat umgewandelt. George Orwell lässt grüßen.