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1010music Blackbox und Bluebox Test

Praxis

Blackbox: Handhabung und Workflow

Da Blackbox und Bluebox kombiniert werden können, folgen wir einfach mal dem Signalweg und beginnen mit der Blackbox. Nach dem Anschließen an die Stromquelle der Wahl landet man in der „Pad“-Ansicht des zuletzt bearbeiteten Projekts. Wie bei jedem guten Sampler gibt es hier 16 Slots für Sounds. Das können wie gesagt One-Shots oder Loops von der SD-Karte oder aus dem Sampling-Eingang sein – die dann in Sequenzen zusammen erklingen. Ebenfalls klassisch sind dazu die Programmieroptionen: Beats bzw. Sample-Melodien lassen sich live einspielen oder programmieren. Für die Liveaufnahmen steht der Record-Button unten in Kombination mit einem etwas versteckten Metronom (unter „Tools“) bereit. Am intuitivsten ist in diesem Fall die Pad-Ansicht: Einfach rhythmisch die Samples triggern und schon entsteht ein Beat – funktioniert tadellos. Mit einem Velocity-Regler auf dem Touchscreen lässt sich sogar mit der Anschlagdynamik spielen, welche das Display allein ja nicht verarbeiten kann: Ein gut gelöster Workaround.

Blackbox_Screen Bild

Noch detaillierter geht es in den Ansichten „Keys“ und „Seqs“ zu. Erstere kann das ausgewählte Sample chromatisch abspielen, in der Zweiten finden bis zu 16 Patterns Platz. Das Besondere in Letzterer: Diese Patterns können einzeln wie auch zeitgleich spielen. Es ist also etwa bei Drums möglich, Kick und Snare in einem Pattern, Hi-Hats und Claps aber in zwei weiteren zu triggern und Teilkombinationen in der „Seqs“-Ansicht live zu koppeln oder zu stoppen. Mit einem Druck auf den „Info“-Button oben rechts geht es in den Step-Editor, bei dessen Bedienung sich die Glorie des Touchscreens zeigt: Mit der typischen Smartphone-Zoomgeste können einzelne Steps anvisiert und mit Wischgesten durch die Sequenz navigiert werden. Auch wenn die Step-Kästchen weiterhin recht klein bleiben, die Software regelt das Problem. Irgendwie weiß die Blackbox nämlich immer, welcher noch so kleine Punkt auf dem Display angetippt wird – ein Vertippen findet so gut wie kaum statt.

Blackbox_Seqs Bild

Steht der erste Beat oder das erste Melodiepattern, kann es an die detaillierte Soundbearbeitung gehen. Die ist etwas versteckt: Man muss das jeweilige Pad antippen und dann auf „Info“ drücken. Mit diesem Button wird generell durch Features der Button-Unterpunkte geschaltet, weshalb seine Funktion schon nach wenigen Minuten in Fleisch und Blut übergeht. Wie können Sounds nun weiter manipuliert werden? Es steht ein gut klingender Tief-/Hochpassfilter zur Klangbeschneidung bereit und die Tonhöhe des Samples kann ebenso wie die Lautstärke angepasst werden.
Wer ins Detail gehen will, kann den Sound mit einer ADSR-Hüllkurve formen und zwischen verschiedenen Loop-Modi wählen. All das und mehr geht – wie in allen Menüs – intuitiv über die vier Encoder vonstatten. Neben dem Sequenzer gibt es noch die „Keys“-Ansicht, ein digitales Keyboard auf dem Screen. Sie ist die vermutlich am wenigsten brauchbare Funktion der Blackbox: Undynamischer lassen sich Sounds wohl kaum spielen als auf knapp sechs Zentimetern Touchscreen, da kann der noch so gut sein. Zumindest steht hier noch ein Skalen-Modus mit kleinen Pads zur Verfügung, der für das Entwickeln melodischer Ideen brauchbar ist. Die jeweilige Tonleiter wird dabei am oberen Rand eingestellt. 

Blackbox_Keys Bild

Spaßig wird es wieder beim Arrangieren der Songs im Song-Modus, wo man verschiedene Sektionen erstellen kann. Jede von ihnen hat unterschiedliche Pattern-Kombis – endlose Kreativität also! Final zusammengeführt werden die Sounds dann in den Abteilungen „FX“ und „Mix“. In ersterer stehen die erwähnten Send-Effekte bereit. Sie klingen beide sehr hochwertig, vor allem der Hall macht auf allen Sampletypen Spaß, ob als kurzer Raumhall bei Drums oder als Endloshöhle für Ambient-Kompositionen. In den Audiobeispielen unten (mit Stock-Samples kreiert) sind sie auch zu hören.

Audiobeispiele zu 1010music Blackbox

Audio Samples
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Blackbox: Acoustic-Drums Blackbox: Beat + Synthsample Blackbox: Techno-Groove

Schlussendlich ist da noch die „Mix“-Seite, auf der die Lautstärke und das Panning der 16 Spuren angepasst werden können. Hier versteckt sich über einen Druck auf „Info“ noch der sehr nützliche Mute-Modus, der dank des responsiven Touchscreens viel Freude in Performance-Situationen macht. Unter dem Punkt „Metro“ in den Einstellungen kann der finale Mix dann in einen der Ausgänge geroutet werden – und von da beispielsweise in die Bluebox. Hier gilt ein Blick auf die MIDI-Einstellungen: Die Blackbox ist am einfachsten als Clock-Quelle zu nutzen, da sie keine Einstellungen für „Clock Receive“ hat. Will man sie für Jams mit Elektron-Geräten wie dem Digitone synchronisieren, muss außerdem auf diesen Overbridge als MIDI-Modus deaktiviert sein, aber das nur am Rande.

Blackbox: SD-Import und Sampling

Bevor wir zur Bluebox übergehen noch ein Wort zum Thema Sampling bzw. Sample-Import mit der Blackbox. Ist ein Pad in der Hauptansicht leer, wird beim Antippen automatisch der Sampling-Modus aktiviert – sehr praktisch. Die Blackbox sampelt stereo, anders als etwa ihr Konkurrent von Elektron, Digitakt. Die Blackbox kann dies im Looprhythmus, erlaubt also auch mit korrektem Clock-Sync das Live-Looping. Der Sampleimport ist schnell erledigt: Einfach die SD-Karte in den Computer stecken und einzelne Sounds oder ganze Ordner draufwerfen. Die Ordnerstruktur wird ohne Meckern übernommen – was die Blackbox zu einem perfekten Werkzeug für schnelle Ideenaufnahmen macht, egal ob sie später als Stems für Live-Performances oder für Produktionen genutzt werden.

Bluebox: Optimaler Mixer für „Dawless“-Jams

Damit wären wir endgültig im Bluebox-Thema: dem Aufnehmen. Der digitale Mixer ohne Vorverstärker oder XLR-Eingänge ist für den Einsatz in Synth-basierten Studios und vor allem für Livesessions mit solchen ideal. Bis zu zwölf Mono-Spuren bzw. sechs Stereospuren einzeln parallel aufnehmen zu können, ist schon eine Ansage. Was beim Einsatz noch mehr erfreut, ist die Flexibilität in den Details. Die „Mix“-Seite erlaubt das freie Kombinieren von Mono- und Stereospuren in zwei unterschiedlichen Ansichten, je nach Bedarf. Mit wenigen Tipps sind Lautstärken angepasst und frei wählbar Spuren für die nächste Aufnahme bereit. Für bessere Orientierung können ihnen auch Namen verpasst werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Haupt-Mixeransicht der Bluebox erlaubt Zugriff auf alle wichtigen Parameter.

Mit einem Tipp auf „Rec“ nach dem Armen geht es los. Die Aufnahmen klingen bei jeder Art von Quellgerät hervorragend, gerade auch weil die Bluebox kein Problem mit dem Ausbalancieren von Line- und Eurorack-Leveln hat. Ihr Input-Gain ist genauso intensiv wie ihr Trim effektiv. Einmal aufgenommen, macht es daher viel Freude, den Mix zu perfektionieren, indem Effekte hinzugeschaltet werden und das Panning manipuliert wird.

Bluebox_FX Bild

Delay und Hall der Bluebox klingen dabei exakt so wie die Effekte der Blackbox. Sie bieten aber deutlich mehr zu bearbeitende Parameter als ihre dortigen Pendants, was feinere finale Einstellungen beim Mixen erlaubt – ebenfalls ein Plus.

Verspielt? Kein Problem!

Bei einem Feature wurde uns beim Test besonders deutlich, wie genau die Macher auf den Jam-Recording-Workflow mit der Bluebox geachtet haben: Sie kann nämlich mehrere Takes erstellen und speichern. Das geschieht automatisch mit allen Spuren, die mehr als einmal pro Projekt aufgenommen werden. Die Takes stehen über das „Edit“-Menü bereit und können frei kombiniert werden. Alle, die man behält, sind auf der SD-Karte als Stems gesichert und können in die DAW für die Nachbearbeitung überführt werden. Dafür wäre ein Dateitransport über USB sinnvoll gewesen, den bietet die Bluebox aber leider nicht.

Besserer Sound für Live-Jams

Aber auch als Live-Mixer ohne Aufnehmen ist die Bluebox hervorragend, wofür ihre drei Stereo-Ausgänge sorgen. Sie können als Main Out, Cue, oder auch als Effektsend für externe Geräte verwendet werden, wodurch die Einsatzmöglichkeiten der blauen Kiste noch einmal wachsen. 

Bluebox_EQ Bild

Einzig die EQ- und Kompressor-Sektionen reißen einen nicht vom Hocker: Sie tun, was sie sollen, viel Charakter oder besonders viele Einstellungsmöglichkeiten haben sie nicht. Aber sie sind da, wenn man sie braucht – gerade bei „Dawless“-Jams, die nachher auf YouTube oder Instagram landen, kann das einen entscheidenden Unterschied machen. 

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